Название | Auf Schatzsuche in Schottland |
---|---|
Автор произведения | Sindy Sea Turtle |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847665205 |
Sein Vater schaltete den Fernseher aus und legte los, noch bevor Tim sich aufs Sofa setzen konnte.
„Also, ich mach’ es kurz und schmerzlos. Tim, es tut mir wirklich leid, aber wir können unsere Schwarzwaldtour leider nicht in den Sommerferien machen. Meine Firma hat einen Großauftrag bekommen und ich kann jetzt keinen Urlaub nehmen. Aber wir holen das nach, in den Herbstferien bekomme ich bestimmt frei“, mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung, weil er die Aussprache so schnell hinter sich gebracht hatte, endete sein Vater.
„Echt jetzt?“, Tim war ziemlich verdattert. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Du weißt ja, wie wichtig es ist, dass es in der Firma wieder läuft“, fügte sein Vater entschuldigend hinzu. Klar, dass wusste Tim. Im letzten Jahr hatte die Firma Kurzarbeit angemeldet. Auch sein Vater, der als Informatiker in der Firma arbeitete, war davon betroffen gewesen. Zuerst fand es Tim ganz toll, dass sein Vater montags immer frei hatte und etwas mit ihm unternehmen konnte. Aber dann spürte Tim, wie sehr sich seine Eltern sorgten und dass sie jetzt mehr auf ihre Ausgaben achteten als früher. Zum Glück war diese Zeit vorbei und es war eigentlich ganz gut, dass es der Firma wieder besser ging. Ja, wenn er es sich genau überlegte, war es auch gar nicht schlimm, denn sie hatten den Wanderurlaub ja nur verschoben. Eine Woche länger im Freibad, was machte das schon?
Weiter dachte Tim nicht und es war Finn, der sofort den entscheidenden Schluss zog: „Dann kannst du ja mit nach Schottland kommen, jippie!“, rief er, als er am Montagmorgen in der Schule die Neuigkeit hörte. Da sie gerade Erdkunde hatten, löste sein Aufschrei allgemeine Heiterkeit aus, nur nicht bei ihrem Lehrer, Herrn Müller-Albrecht.
„Finn, wir sind gerade in der rheinischen Tiefebene“, sagte er tadelnd. „Komm doch bitte mal nach vorne und zeige uns die wichtigsten Städte entlang des Rheins auf der Karte.“ Herr Müller-Albrecht war eigentlich ganz nett, aber er konnte es nicht leiden, wenn man seinen Unterricht störte. So musste Finn den Rest der Schulstunde vorn vor der Landkarte verbringen und alle möglichen Städte, Flüsse und Berge finden.
Alles Weitere war geradezu traumhaft einfach. Finns Mutter rief bei Tims Eltern an und kam vorbei. In ihrer charmanten Art schaffte sie es tatsächlich, Tims Eltern davon zu überzeugen, dass sie ihr einen großen Gefallen tun würden, wenn Tim sie und ihren Sohn nach Schottland begleiten könnte. Denn sie sei nun mal beruflich sehr stark eingebunden und es wäre doch eine große Entlastung für sie, wenn Finns bester Freund dabei sei und die beiden gemeinsam Spaß haben würden. Außerdem sei Tim ja so zuverlässig und schon fast erwachsen. Tim erkannte sich bei diesen Lobpreisungen zwar überhaupt nicht wieder und auch seine Eltern sahen zunächst sehr skeptisch aus, aber Finns Mutter redete und redete, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Vielleicht war es das schlechte Gewissen, weil sie den eigenen Sommerurlaub verschieben mussten, vielleicht kapitulierten sie aber auch einfach vor dem Redeschwall von Finns Mutter, jedenfalls war es am Ende beschlossene Sache: Tim würde Finn nach Schottland begleiten.
2. Das vergessene Tagebuch
Am letzten Samstag vor den großen Ferien schlenderte Tim mit seinem Vater über den Kruschtelmarkt an der Karlsburg. Während sein Vater auf diesem traditionellen Durlacher Flohmarkt nach Schallplatten und Büchern suchte, wollte Tim hier mal wieder ein neues Nintendo-Spiel finden. Aber heute hatte er kein Glück. Es gab nur Kinderkram. Schon leicht gelangweilt folgte er seinem Vater, bis dieser am Stand eines älteren Mannes stehen blieb und begeistert rief:
„Tim, schau mal, hier ist eine ganze Kiste mit Schottlandbüchern. Das wäre doch etwas für dich. Ihr fliegt doch schon nächste Woche und du hast noch keinen Reiseführer.“
Der Verkäufer witterte wohl ein gutes Geschäft, denn er hakte gleich nach:
„Ja mein Junge, wenn du nach Schottland fährst, ist diese Kiste genau richtig. Mein verstorbener Bruder war dort und hat sich eine Menge Bücher gekauft. Wenn du die ganze Kiste nimmst, mache ich dir einen guten Preis.“
Klar, dachte Tim, den alten Schrott würde ich auch loswerden wollen. Widerwillig, denn er konnte es wirklich nicht leiden, wenn er so gedrängt wurde etwas zu kaufen, bevor er es sich angesehen hatte, nahm Tim die Kiste in Augenschein. Schmuddelig war eigentlich nur der Umzugskarton, in dem alles verstaut war. Die Bücher selbst befanden sich in einem Topzustand. Sie hatten nicht mal Eselsohren. Und die Auswahl war gar nicht so schlecht, die Reiseführer sogar relativ neu. Okay, mit den englischsprachigen Büchern, wie „The History of Scotland“ (die Geschichte Schottlands), würde er nicht so viel anfangen können. Aber er dachte auch eigentlich gar nicht daran, die ganze Kiste zu kaufen. Da hatte Tim jedoch nicht mit seinem Vater gerechnet. Denn der begeisterte sich so sehr für Bücher, noch dazu, wenn sie günstig waren, dass er sie auf Flohmärkten am liebsten stapelweise kaufte. Und jetzt war die Gelegenheit günstig: Sein Sohn brauchte schließlich einen Reiseführer und am besten las er sich auch noch in das Thema ein – solche und ähnliche Sprüche bekam Tims Mutter zu hören, als Tim mit seinem Vater und der schweren Bücherkiste nach Hause kam. Denn während Tim sich noch alles anschaute, war sein Vater mit dem Verkäufer bereits handelseinig geworden und hatte die ganze Büchersammlung für vier Euro gekauft.
In seinem Zimmer verschaffte sich Tim erst mal einen Überblick. Zunächst war er überrascht, dass einige Bücher über die Wikinger dabei waren. Schließlich hatte er immer gedacht, dass die Wikinger aus Norwegen, Schweden und Dänemark stammten. Was hatten sie mit Schottland zu tun? Inzwischen war seine Mutter hereingekommen und hatte ebenso ungläubig wie staunend den Bücherberg betrachtet. Sie erklärte ihm, dass die Wikinger Raubzüge entlang der schottischen Küste unternommen hatten. Vorwiegend Klöster und Burgen waren ihre Angriffsziele. Denn dort war am meisten zu holen. Die Wikinger hatten es aber nicht nur auf Gold und Edelsteine abgesehen. Auch Lebensmittel und, nicht zu vergessen, der schottische Whisky waren hochwillkommen. Schließlich mussten sie ihre Vorräte auffrischen. Später drangen sie entlang der Flüsse ins Landesinnere ein. Das Plündern, Rauben und Morden ging weiter. Überall, wo die Krieger aus dem Norden auftauchten, verbreiteten sie Angst und Schrecken. Überlegene Waffen, bestens geschulte Kämpfer und der feste Glaube, als gefallener Krieger im Himmel der Helden, dem Walhalla, mit dem mächtigen Gott Odin ein nie endendes Festessen einzunehmen, sicherten ihnen den Erfolg. Als sich Tim und seine Mutter gerade eine Schottlandkarte ansahen, auf der die überfallenen Burgen und Klöster eingezeichnet waren, klingelte es an der Tür. Es war Finn.
Er stürzte sich sofort auf den Bücherstapel und wühlte begeistert daran herum. „Eh, das hier scheint ja richtig super alt zu sein, das ist ja in Leder eingebunden“, sagte Finn, der ein kleines Buch, das ganz unten lag, aus dem Stapel herausgezogen hatte. Das machte auch Tim neugierig. Der Band war sogar mit einer dünnen Lederschnur zusammengebunden. Doch nachdem sie den Knoten gelöst und das Buch aufgeschlagen hatten, stellten sie verblüfft fest, dass es sich um ein Tagebuch handelte. Der Schreiber, ein Frederik Mühlgneisel, hatte seine Schottlanderlebnisse darin festgehalten. Vor anderthalb Jahren war er in den Highlands unterwegs gewesen. Die Schrift war schwer zu entziffern, aber gemeinsam schafften sie es. Bald wurde klar, dass der Ledereinband wohl nur deshalb so abgegriffen und alt aussah, weil Frederik Mühlgneisel in Schottland zu Fuß unterwegs gewesen war und das Tagebuch in seinem Rucksack mitschleppte. Diverse Fettflecken schmückten die Innenseiten und einige dunkle Stellen rochen sogar noch nach Whisky. Anfangs beschrieb er einfach seine Wanderroute, Sehenswürdigkeiten und seine zahlreichen Pubbesuche (Pubs nennt man in Schottland die Kneipen). Doch als er in der Stadt Inverness ankam, änderten sich die Einträge. Es gab keine langen, ausschweifenden Beschreibungen mehr. Die Sätze waren kurz und gaben nur noch den Inhalt von Gesprächen wieder. Frederik Mühlgeneisel hatte den irischen Mönch Pater O’Brian kennengelernt, der ihm bei einem gemeinsamen Pubbesuch von einem sehr alten Brief erzählte. Es war kein gewöhnlicher Brief, denn es handelte sich um die letzte Seite einer Bibel. Der Rand dieses Bibel-Blattes war mit einem zusätzlichen Text versehen. Geschrieben hatte die Nachricht ein Mönch mit dem Namen Mael Coluim. Dieser Mönch war vor einem Wikingerangriff auf sein Kloster an der Küste ins Landesinnere geflohen. Er hatte den Schatz seines Ordens