Название | Eine feine Gesellschaft – Marder Misties zweiter Fall |
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Автор произведения | Kirsten Klein |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738051636 |
„Geschätzte sieben, kommt aus dem Tierschutz. Seine Mutter war ein Briard. Aber sagen Sie...“ Charlotte hält im Sprechen inne und schaut zu Mistie herüber. „Ist das etwa der berühmte Marder, über den ich in der Zeitung las?“
Aha, überlegt Mistie. Ist sie womöglich gar nicht wegen Bruno hier, sondern nur neugierig auf mich? Bruno hat jedenfalls eine ganz normale Temperatur, wie Sammy feststellt, und wirkt auch sonst kein bisschen krank, knurrt verhalten, als Sammy seine Maulschleimhäute überprüft und leicht darauf drückt.
Mistie, der die hellen Augen im schwarzen Hundegesicht auf sich gerichtet fühlt, ist unsicher. Gilt Brunos Unmut ihm?
„Blutiger Durchfall...“, überlegt Sammy, schaut dann in Charlottes Gesicht. „Das ist seltsam, aber ich kann Sie beruhigen. Meines Erachtens besteht keine akute Gefahr. Vorsichtshalber sollte er heute trotzdem nichts mehr fressen.“ Bruno winselt, als Charlotte ihm über den Kopf streicht. „Sei schön brav zu dem Marderchen“, ermahnt sie ihn. „Das ist nämlich ein richtiger Held!“
Sammy lacht. „Ja, sogar deutsche Zeitungen berichteten darüber.“
Charlotte lächelt verführerisch und berührt seine Brust. „Aber mal Hand auf’s Herz – haben die nicht ein ‘bisschen’ übertrieben?“
„Das hatten sie diesmal ausnahmsweise nicht nötig“, versichert Sammy verschmitzt. „Doch ich kann Ihre Zweifel nachvollziehen. Was für eine verrückte Geschichte! Wenn ich sie nicht selbst erlebt hätte...“
Mistie fasst es nicht. Jetzt beginnt der doch tatsächlich zu erzählen, hat offenbar nicht gemerkt, wie Charlotte das Thema direkt darauf gelenkt hat. Steckt dahinter wirklich nur Neugier? Mistie versteht zwar noch nicht, was sie damit bezweckt, aber die ist ihm auf jeden Fall noch suspekter als Bruno. Apropos Bruno – an den wagt er sich jetzt doch nicht heran. Dazu ist jemand anderes weitaus geeigneter.
So schnell seine kurzen Beinchen es ermöglichen, hoppelt der Marder die Treppe hinauf, rast einen breiten, hellen Flur entlang, der in die riesige Bibliothek mündet, und bremst dermaßen abrupt, dass das Leder unter den Ballen aller Pfoten schier quietscht auf dem Parkett.
Vor einem Fenster, das sich fast über die gesamte Höhe und Breite der zum parkartigen Garten gelegenen Außenwand erstreckt, hockt Sophia in einem orangenen Stressless-Sessel, Lady halb auf Lehne und Schulter liegend und beide Unterschenkel schräg an den Oberkörper gezogen. Den letzten Riegel einer Schokoladentafel in sich hineinstopfend, sieht sie den Marder verdutzt aus geröteten Augen an. „Na Mistie, willst du mich auch trösten? Das ist aber lieb von dir.“
Verlegen wendet sich Mistie an Lady. „Komm schnell und sprich mit diesem Hund. Mit seinem Menschen stimmt was nicht!“
„Meinst du wirklich?“ Lady springt von der Lehne. „Eigentlich kann ich Sophia jetzt nicht allein lassen.“ Die gibt auch schon einen enttäuschten Seufzer von sich und veranlasst die Hündin damit zu einem besorgten Blick.
Aber Mistie lässt nicht locker. „Du musst, wenn dir unser aller Leben lieb ist!“
Also winselt Lady Sophia entschuldigend zu und folgt ihm, der bereits auf der Treppe ist. „Jetzt tu doch nicht so theatralisch!“ Wieder so ein Wort, mit dem der Marder nichts anfangen kann, aber das ist ihm momentan egal. „Los beeil dich!“, drängt er, erreicht den Hausflur und muss feststellen, dass die Tür zur Praxis verschlossen ist. Zwar vernimmt er Sammys und Charlottes Stimmen, jedoch von draußen.
Lady kriegt das auch mit und schlüpft durch die Marderklappe, gefolgt von Mistie. Betreten sehen sie Charlottes blutrotem Sportcoupé hinterher, das durch die von Magnolien gesäumte Einfahrt davonbraust.
„Na ihr beiden“, sagt Sammy und folgt ihrem Blick. „Ein bisschen schnell für’s Wohngebiet.“
Hund und Marder lassen sich die Tür öffnen und hereinbitten. „Von der geht nichts Gutes aus, das spüre ich“, argwöhnt Mistie. „Witternd prüft Lady die Luft im Foyer. Sie beinhaltet noch deutliche Duftspuren der Besucherin. „Und ich rieche es, kommt mir irgendwie bekannt vor, dir nicht?“
„Hm“, überlegt Mistie. „Bin mir nicht sicher, kann’s nicht zuordnen.“ Lady zittert vor Nervosität. „Wenigstens ist sie jetzt weg.“ Doch auch Mistie lässt sich davon nur bedingt beruhigen. „Vorerst.“
4
„Dass ich einen Tierarzt mit seinen Patienten teilen muss, ist mir ja vollkommen klar“, übertönt Sophia den Sprecher der Tagesschau, mehr beschäftigt mit eigenen Belangen als mit dem Weltgeschehen.
„Ja, aber nicht mit den Menschen der Patienten!“, sagt Misties Blick.
Nach einem gemeinsamen Bad im luxuriös ausgestatteten Whirlpool, lümmeln sich er und Lady beidseits ihrer Menschen, die in flauschige, pastellfarbene Bademäntel gehüllt sind, im Salon auf der weißen Nappaledercouch.
„Und wenn es sich um einen echten Notfall handelt, natürlich zu jeder Zeit, keine Frage“, fügt Sophia hinzu.
Sammy schmiegt sich enger an sie. „Schatz, ich konnte doch nicht wissen, dass es kein Notfall war.“
„Du brauchtest aber ziemlich lange, um das festzustellen.“
„Okay“, räumt Sammy ein, mit belustigtem Seitenblick auf Mistie. „Sie fragte dann noch nach unserem Lebensretter.“ „Moment!“ Jetzt erhebt Lady kläffend Einspruch. Dass Sophia nicht im Meer ertrank, ist schließlich nicht allein Misties Verdienst!
Sophia krault sie liebevoll hinter den Ohren und erntet damit eine Rüge von Sammy. „Jetzt belohnst du sie wieder für’s Bellen.“ Sophia greift nach einem Sofakissen und haut es auf Sammys Kopf. „Und du nervst mich schon wieder mit deiner ewigen Erzieherei!“
„Musste das sein?“, schimpft nun Mistie mit Lady. „Jetzt streiten sie sich wieder.“ Über die beiden Menschen hinweg, hoppst sie zu ihm und leckt ihn an der Schnauze. „Tut mir leid, habe nicht bedacht, dass ich damit einen Streit auslösen könnte." „Schon okay“, meint Mistie. „Menschen sind halt einfach unberechenbar.“
Lächelnd weist Sophia zu den Tieren. „Da schau nur, unsere beiden! Sind sie nicht süß?“ Sammy erwidert ihr Lächeln. „Du hast Recht, nehmen wir uns ein Beispiel an ihnen.“ Überfließend vor Liebe, schaut er ihr tief in die Augen. „Oh, was für ein heißhungriger Blick“, säuselt sie. „Offensichtlich hat dich mein afrikanischer Erdnusstopf nicht gesättigt.“
„Er war wundervoll und sehr appetitanregend.“ Wort für Wort nähern sich Sammys Lippen Sophias und vereinen sich mit ihnen zu einem leidenschaftlichen Kuss.
„Sauberkraut!“, keckert Mistie plötzlich aufgeregt. Sophia und Sammy fahren hoch.
Lady will gerade mit ihrem Freund schelten, da vernimmt auch sie den Namen, aus dem Mund des Nachrichtensprechers. Gleichsam fällt ihr wieder ein, bei welcher Gelegenheit sie ihn früher schon mal gehört hat. Klar, beim Fernsehen! Und schon erscheint er auf dem Bildschirm, begrüßt als Justizminister Julius Sauberkraut. Zumindest seine Stimme erkennt Lady sofort. Mit dem Sehen ist es schwieriger, zumal die Menschen im Fernseher ja nicht riechen, jedenfalls nicht nach Mensch. „Verstehst du was von dem, was der sagt?“, fragt Mistie seine Freundin, nachdem sie eine Weile aufmerksam zugehört haben. So peinlich es Lady auch ist, sie muss verneinen. Ein Trost nur, dass es den Menschen offenbar genauso ergeht. „Gelaberrhabarber“, spottet Sophia, schüttelt den Kopf und wendet sich an Sammy. „Wie kann ein Mann bloß so viele Worte machen und doch nichts sagen?“
Sammy fühlt sich wohl in seiner Mannesehre getroffen. „Ich finde, unsere ‘Volksvertreterinnen’ stehen ihm da in nichts nach“, behauptet