Die Macht des jungen Magiers. Yvonne Tschipke

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Название Die Macht des jungen Magiers
Автор произведения Yvonne Tschipke
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783738007381



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wurde er zur Seite gezogen und dieser Oskas stand hinter der Verkaufstheke.

      „Benedict – schön dich zu sehen“, sagte er lächelnd. Dann fiel sein Blick auf mich und sein Gesicht schien plötzlich noch ein wenig mehr zu strahlen. „Nathanael. So schnell sieht man sich wieder. Ich freue mich, dass es dir gut geht. Der fette Comissario hat sich wohl ganz schön gewundert, als du plötzlich wieder weg warst, was?“, redete Oskas auf mich ein.

      Mir klappte die Kinnlade nach unten. Woher wusste dieser Trödelladenbesitzer meinen Namen? Und wie um alles in der Welt konnte er von meinem Traum erfahren haben? Die Begegnung mit dem fetten Comissario war doch nur in meinem Traum passiert! Was zum Geier war hier los?

      Ich bemerkte, wie Ben Oskas komische Zeichen machte. „Langsam, Oskas, alter Freund. Du überforderst Nathanaels Vorstellungskraft. Ich habe ihm noch nichts verraten“, raunte er Oskas zu.

      Ich sah von Ben zu Oskas und wieder zu Ben zurück.

      Okay, Ben und dieser Oskas kannten sich also besser als ich vermutete. Und Oskas wusste auch, wer ich war – von Ben, schlussfolgerte ich. Aber wie konnte er von meinem Ohnmachtstraum wissen?

      Die schrille Glocke über der Tür ertönte noch einmal. Gleich darauf trat ein älteres Paar in den Laden.

      „Geht nach hinten, ich komme sofort zu euch“, flüsterte uns Oskas zu und zog uns hinter die Theke.

      Das Hinterzimmer stand voller Kisten und Kartons. Ganz sicher waren sie allesamt bis unter den Deckel mit altem Trödelkram vollgepackt. Ich sah mich um. Auf einem kleinen Ofen, in dem ein Feuerchen flackerte, stand eine Kanne aus Metall. Dampf stieg aus ihr auf und es roch nach frisch gebrühtem Kräutertee. Es gab einen kleinen Tisch mit vier Stühlen. Alles sah genauso altertümlich aus, wie die Dinge, die er vorn in seinem Laden verkaufte. Anscheinend besaß Oskas nichts Modernes.

      An einer Wand befand sich eine bogenförmige Holztür. Ich überlegte, wo sie hinführen könnte und stutzte, als mir bewusst wurde, dass sie sich an der gleichen Wand befand, wie die Tür zum Verkaufsraum. Es gab im Laden, soviel ich gesehen hatte, keinen zweiten Eingang nach hinten. Verwundert trat ich durch die eine Tür nach vorn und sah noch einmal nach, doch es gab wirklich keine zweite. Kopfschüttelnd ging ich wieder nach hinten.

      „Wohin führt diese Tür?“, fragte ich Ben. Ich hoffte, er kannte die Antwort auf meine Frage. Ben zuckte mit den Schultern. „Ich darf es dir nicht sagen.“

      „Warum?“, fragte ich.

      „Weil Oskas es dir selbst sagen wird“, war Bens Antwort.

      Eine viertel Stunde später trat Oskas durch die schmale Tür. Er nahm sich eine Tasse aus dem Regal an der Wand und goss sich Tee ein. „Wollt ihr auch einen?“, fragte er und wies auf die anderen Tassen. Ben bediente sich – er fühlte sich anscheinend auch hier wie zu Hause. Ich lehnte ab.

      „Alles, was ich will, ist die Erklärung dafür, weshalb sich Ben plötzlich wie ein Verrückter aufführt und ein paar Antworten auf meine Fragen“, erklärte ich. Mein Tonfall klang fast trotzig.

      Oskas machte es sich auf einem der Stühle bequem. „Gut, Nathanael. Ich werde versuchen, dir die nötigen Antworten auf deine Fragen zu geben.“

      „Was hat es mit dem Buch auf sich? Und warum haben Sie es gerade mir gegeben?“, begann ich und hielt Oskas das alte Buch entgegen.

      „Es ist ein altes magisches Buch. Weshalb das so ist, weiß ich leider nicht. Aber ich habe es von meinem Ziehvater Darios bekommen mit dem Auftrag, es dir zu bringen“, erklärte Oskas.

      „Wer ist dieser Darios?“, wollte ich wissen.

      „Ein alter Gelehrter aus Emotan. Er hat mich vor einigen Jahren zu sich genommen, als die Häscher Nermonas meine Eltern verschleppt und unseren Hof zerstört hatten.“

      Ich verstand Bahnhof. Was war das für ein Spinner, der hier vor mir saß und heißen Tee aus einer alten Tasse schlürfte.

      „Emotan, Nermona – hallo? Habt ihr sie noch alle?“ Ich sprang auf und lief in dem kleinen vollgestopften Zimmer umher. „Ich glaube, ihr seid bescheuert!“

      Oskas schüttelte den Kopf. Dann stellte er seine Tasse ab, erhob sich ebenfalls und sagte: „Gut, wahrscheinlich glaubst du uns erst, wenn du es selbst gesehen hast. Also, dann – lasst uns gehen.“

      „Wohin?“ Ich sah ihn verwundert an.

      „Nach Emotan“, lautete Oskas` kurze und knappe Antwort. „Du warst vorgestern schon einmal da, erinnerst du dich nicht?“, fügte er hinzu.

      Ben schlug sich grinsend mit den Händen auf die Oberschenkel und schob sich vom Stuhl. Die Beiden gingen auf die Bogentür aus Holz zu, von der ich nicht wusste, wohin sie führte. Mittlerweile war ich zu der Erkenntnis gekommen, dass es die Tür zu einem Schrank sein musste, doch in diesem Punkt hatte mich reichlich getäuscht.

      Ben forderte mich auf, ihnen zu folgen. Ich zögerte etwas, stellte mich dann allerdings doch neben ihn. Als Oskas die Tür mit einem alten Schlüssel, den er an einem Lederband unter seinem Hemd trug, geöffnet hatte, blieb mir vor Staunen fast die Luft weg. Hinter der Bogentür lag ein dunkler Gang.

      Kapitel 6

      Plötzlich wurde mir schlecht und ich fühlte mich wieder einmal so, als würde ich Kettenkarussell fahren. Es war allerdings nicht ganz so schlimm wie die anderen Male.

      „Wir haben es gleich geschafft“, hörte ich Oskas neben mir sagen.

      „Mir ist kotzübel“, antwortete ich ihm.

      „Mit der Zeit gewöhnst du dich daran“, meinte Ben und ich konnte förmlich sein Grinsen spüren, obwohl ich sein Gesicht nicht sah.

      Um uns herum war es dunkel. Nur ab und zu blitzen kleine bunte Lichter auf. Es war, als würden wir uns schnell vorwärts bewegen, doch ich merkte, dass ich meine Füße nicht einen Meter weiter setzte.

      Es kam mir eher so vor, als würde uns irgendeine Kraft herum wirbeln. Ein starker Wind, fast ein Sturm – lautlos allerdings.

      Nach ein paar Augenblicken war es vorbei, wir standen in einem spärlich beleuchteten Raum. Als das Drehen in meinem Kopf aufgehört hatte, sah ich mich verstohlen um. Wir befanden uns nicht mehr in Oskas` Laden, soviel stand schon mal fest. Aber wo waren wir dann?

      „Wo sind wir?“, flüsterte ich und versuchte intensiv zu atmen, damit ich nicht kotzen musste. Doch das Einatmen der modrigen Luft hier in diesem Raum machte es auch nicht besser.

      „Wir sind in Emotan. Genauer im Haus meines Ziehvaters Darios. Kommt, wir wollen ihn begrüßen“, meinte Oskas, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, durch eine Tür in der Wand in einen Gang zu gelangen, der einen irgend woanders hin führte. Ich schleppte mich erst einmal zu einem Stuhl, der in meiner Nähe stand und ließ mich darauf fallen.

      „Leute, nehmt es mir nicht übel – aber bin ich jetzt auch irgendwie bescheuert geworden? Ich träume, oder? Ihr verarscht mich doch! Wo kommt jetzt der Mann mit der versteckten Kamera?“, keuchte ich, als hätte ich einen 10-Kilometer-Lauf hinter mich gebracht.

      „Nein, ganz und gar nicht. Emotan ist eine wahre Welt. Unsere Welt. Los, lass uns gehen“, erwiderte Oskas, während er die Tür öffnete, die aus dem Raum heraus führte. Ben zog mich vom Stuhl hoch und schob mich in Oskas` Richtung. „Los, komm schon!“

      Wir schritten einen langen mit großen Fackeln beleuchteten Gang entlang. Aller paar Meter gab es Türen, an denen wir allerdings vorbei liefen. Erst vor einer Tür ganz am Ende des Ganges blieben wir stehen. Oskas hob die Hand und klopfte.

      „Herein“, erklang eine Stimme aus dem Raum hinter der Tür.

      Oskas öffnete die Tür und ließ Ben und mich eintreten, ehe er uns in den Raum folgte und sie wieder schloss.

      „Guten Abend, Darios. Verzeih mir, aber ich musste Nathanael sofort mitbringen. Er hat uns nicht geglaubt und