RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4). Indira Jackson

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Название RAYAN - Die Serie (Teil 1 - 4)
Автор произведения Indira Jackson
Жанр Языкознание
Серия
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783738093896



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befreien konnte. Der zunehmende Schmerz in seinem Rücken und Handgelenken half ihm nicht grade dabei, klare Gedanken zu fassen.

      Da hörte er zwei von Scarface Männern tuscheln und einer kam zu Rayan und packte sein Gewand oder was davon übrig war und sah ihm auf die Brust. Dann stieß der Mann einen leisen Pfiff aus. „Na schau mal wen wir hier haben, das ist ja ein ganz besonderes Goldstück.“

      „Verdammt, das Glück ist heute wirklich nicht auf meiner Seite“, dachte Rayan verzweifelt – der Mann hatte seine Tätowierung gefunden. Als Sohn des Scheichs hatte er kurz nach seiner Geburt eine Tätowierung auf die Brust bekommen, in Form eines blauen Wasserfalls über dem eine rötliche Sonne, ein silberner Vollmond und drei Sterne waren – das Wappen von Zarifa.

      Die Männer eilten zu Scarface und ritten anschließend davon. Wohin konnte er sich denken. Sie wollten sich von seinem Vater sicher ihre Prämie abholen, die dieser auf seinen Kopf ausgesetzt hatte. Und eventuell auch noch rückversichern, ob sie ihn wirklich hinrichten dürften.

      Vielleicht verschaffte ihm das ja einen Aufschub. Sicher würden sie ihn nun in Ruhe lassen, bis die Reiter zurückkehrten?

      Doch ein Blick auf das sadistische Grinsen von Scarface, der in diesem Moment vor ihn trat, machte alle Hoffnungen zunichte.

      1989 - Zarifa - Ein kurzes Wiedersehen

      Die Sonne war über den Himmel gekrochen und unendlich langsam näherte sich der Abend.

      Rayan war inzwischen jenseits von Gut und Böse. Insgesamt sechsmal hatten sie ihr gnadenloses Ritual an ihm durchgeführt. Vielleicht auch öfter, er hatte schon lange aufgehört zu zählen. Sein anfänglicher Stolz war einer stummen Verzweiflung gewichen und mittlerweile bekam er ohnehin nichts mehr von seiner Umgebung mit.

      Er hing bloß noch in seinen Fesseln, und selbst, wenn er jetzt den Standort der Rebellen verraten hätte wollen, er konnte keinen Gedanken mehr fassen und hätte keinen vernünftigen Satz mehr sagen können. Er trieb in einem tiefen Meer aus Schmerzen.

      Seine Freunde, die nur hilflos zusehen konnten, waren sich sicher, dass der Zweck der Strafaktion vom anfänglichen „Zum-Reden-bringen“ in „Ein-Exempel-statuieren“ geändert worden war.

      Sie hatten schon untereinander diskutiert, ob sie an Rayans Stelle den Standort verraten sollten, oder ob sie eine Finte starten und einfach einen anderen Ort beschreiben sollten. Doch die Freunde waren sich schnell einig geworden, dass dies sinnlos war.

      Plötzlich kam Bewegung in die Leute von Scarface. Die beiden Boten kamen zurück, und hatten hohen Besuch mitgebracht.

      Scheich Sedat Suekran al Medina y Nayran war höchstpersönlich angekommen.

      Scarface informierte ihn stolz über seine Foltermaßnahmen und wies seinem Herrn dann den Weg zum bewusstlos an seinem Marterpfahl hängenden Rayan. Er packte das Kinn des Wehrlosen und zog ihn hoch, sodass der Anführer in dessen Gesicht blicken konnte.

      Es war Sedat nicht anzusehen, was er dachte oder empfand. Er bestätigte Scarface lediglich durch ein Nicken, dass es sich tatsächlich um den gesuchten Aufrührer handelte. Dann forderte er ihn auf, ihm die Details der Gefangennahme darzulegen.

      Ob bewusst oder unbewusst, aber als Rayan die Stimme seines Vaters hörte, regten sich die letzten Lebensgeister bei ihm. Er öffnete mühsam die Augen und versuchte seinem Vater in die Augen zu sehn.

      Kaum hörbar und mehr stöhnend als wirklich artikulierend stammelte er „Vater? Vater hilf mir – ich sterbe.“

      Scarface hieb ihm mit der anderen Hand, die nicht das Kinn festhielt ins Gesicht. Was für eine Dreistigkeit den Scheich so informell anzureden! Rayan sank in sich zusammen und tauchte in eine gnädige Bewusstlosigkeit ab.

      In Sedats Augen blitzte es unmerklich auf.

      Dann sagte er: „Ich werde Euch sagen, wie wir mit diesem Abschaum verfahren: Wir werden sie morgen bei Tagesanbruch alle aufhängen, schön der Reihe nach, einen nach dem anderen. Und mit ihm fangen wir an. Dann werden wir ja sehen, ob die anderen auf Dauer auch weiter schweigen wollen. Bindet ihn los und bringt ihn zu seinen Freunden. Und gebt ihm Wasser, wir wollen ja nicht, dass er stirbt, bevor wir ihn morgen hinrichten, nicht wahr?“

      Scarface lachte meckernd auf. Die Idee gefiel ihm ausgesprochen gut.

      2014 - Gefängnis von Dubai - Fluchtgedanken

      Ashraf stand Todesängste aus.

      Er wusste von Anfang an, dass der Job riskant war, jedoch hatte er der großen Summe, die man ihm angeboten hatte, einfach nicht widerstehen können.

      Er hatte kalkuliert, dass der Tod des Scheichs ein derart großes Chaos auslösen würde, in dem er problemlos verschwinden hätte können.

      Doch hatte er wohl den Colonel unterschätzt. Seine Leute hatten nicht mit der üblichen Lethargie reagiert, sondern sich sofort an seine Fersen geheftet. Obendrein hatte er seinem ‚Opfer‘ noch nicht einmal einen Kratzer zugefügt. Das würde seinen Auftraggeber nicht erfreuen, sodass auch hier keine Hilfe zu erwarten war. Er war auf sich gestellt.

      Er wusste genau, dass der Scheich mit seiner Drohung recht hatte: "Keine Mauer ist dick genug und du wirst sehr langsam sterben. Das ist ein Versprechen." Wenn er daran dachte und an den eisigen Blick aus diesen Augen ohne Mitleid, rannte es ihm noch immer kalt den Rücken hinunter. Der Scheich war dafür bekannt, sein Wort hundertprozentig zu halten. Er saß wirklich tief im Schlamassel.

      Die Leute des Colonels verhörten ihn schon seit Stunden, aber das machte ihm keine Angst. Ab und zu rutschte einem der Beamten die Hand aus, sie konnten Ashraf jedoch nicht einschüchtern, er war kein Weichling, sonst hätte er den Job nicht bekommen.

      Er hatte schon einen Plan, dafür mussten ihn die Leute des Colonels aber erstmal in seine Zelle bringen. Er hatte ja, Allah sei Dank, vorgesorgt. Immer mit allem rechnen war das Motto, das ihn bisher durchs Leben begleitet und so manche haarige Situation hatte überstehen lassen.

      Sein Vetter Ali würde hoffentlich bereitstehen, um ihm rauszuhelfen. Er war ein trotteliger Kerl, aber für seinen Ausbruch würde er, wie vorab für den Fall der Fälle ausgemacht, allemal sorgen können.

      Nur ein bisschen Geduld noch.

      2014 - Hotelzimmer in Dubai - Wüstenwind

      Carina saß auf dem Bett ihres Hotelzimmers. Ihr mageres Budget hatte es ihr lediglich erlaubt, ein 3-Sterne-Hotel zu buchen, doch trotz der Schlichtheit der Zimmer war es sauber und freundlich eingerichtet, mit farbigen Teppichen auf dem Boden und an den Wänden. Das Bett war ebenfalls frisch bezogen, sie hatte in anderen arabischen Ländern schon schlechte Erfahrungen machen müssen. Vor allem aber war das angrenzende Badezimmer sauber und bot alle notwendigen Annehmlichkeiten.

      Eine Dusche und ein anständiges Abendessen hatten ihr geholfen, ihre Benommenheit abzuschütteln. Was machte sie eigentlich hier? Shit - sie hasste es, in einem Hotel alleine zu Abend zu essen. Daher hatte sie beschlossen, ihren Wein mit aufs Zimmer zu nehmen. Das war ohnehin besser, denn Alkohol war hier nicht gerne gesehen und wurde überwiegend für Touristen angeboten.

      Ihr war der Brief, den sie von der Stewardess bekommen hatte, wieder eingefallen. Im Wirbel der Ereignisse hatte sie den total vergessen.

      In der einen Hand drehte sie gedankenverloren das Amulett an ihrem Hals, in der anderen Hand hielt sie den Brief.

      Mit einer überraschend schönen, jedoch energischen Handschrift stand dort „Für Frau Carina“ – worauf wartete sie noch? Eine Einladung, ihn in Zarifa zu besuchen, würde es bestimmt nicht sein. Sie nahm noch einen kräftigen Schluck Wein und riss den Brief dann auf.

      Er enthielt ein sehr teures Briefpapier, auf dem oben im Kopf das Emblem des Scheichs in schwarzweiß abgedruckt war; das gleiche, welches sich auch auf der Kette befand.

      „Liebe