Название | Vergnügt! Ein Treffen in den Wolken |
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Автор произведения | Isabella Defano |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783738066364 |
Plötzlich fiel Matthias das Versprechen wieder ein, welches er seiner Cousine gemacht hatte, und er hielt mitten in der Bewegung inne. Konsequent hatte er das Angebot in den letzten Wochen verdrängt, um sich nicht den Urlaub zu ruinieren. Doch jetzt konnte er dieses Gespräch nicht mehr länger vor sich herschieben, sondern musste endlich mit Christian sprechen. Schließlich war alles mit seinem Cousin Alexander abgesprochen. Und sogar den Filialleiter Mario Hebbeler hatte man bereits über seine Ankunft informiert.
„Christian wird ganz schön sauer sein“, sagte Matthias leise vor sich hin, während er weiterging, und stöhnte laut auf.
Dieser hatte nämlich geplant, dass Matthias nach seinem Studium die Leitung des Tierbereiches übernehmen sollte, um selbst mehr Zeit für seine Frau zu haben. Denn durch Christians Arbeit auf der Farm und Jessicas Ausbildung in Kindergartenpädagogik waren beide beruflich ziemlich eingespannt.
Für Matthias war dies am Anfang auch kein Problem gewesen. Er hatte sich gerade von seiner Freundin Valentina getrennt und war froh, Wien verlassen zu können. Aber mit der Zeit waren Zweifel in ihm aufgestiegen, ob er diesen Weg wirklich gehen wollte. Ob er tatsächlich jahrelang hart studiert hatte, nur um sich anschließend um die Aufzucht von Angorakaninchen zu kümmern. Leider konnte er jetzt nicht mehr zurück. Er hatte ein Versprechen gegeben und würde es auch halten. Doch dieser Job in Wien gab ihm wenigstens die Möglichkeit, das alles noch ein bisschen hinauszuzögern.
„Mattias!“
Als hinter Matthias eine tiefe Männerstimme ertönte, wurde dieser aus seinen Gedanken gerissen und er drehte sich verwundert um. Sofort verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. Und er sah seinem Vater dabei zu, wie er mit schnellen Schritten auf ihn zugelaufen kam. Dicht gefolgt von der Berner Sennenhündin Atuna, ohne die er fast nie aus dem Haus ging.
„Hallo Vater“, begrüßte Matthias Carlos de Luca lächelnd, als dieser vor ihm stand, und umarmte ihn kurz. „Du bist aber früh unterwegs. Wo ist den Amira?“
Die zweite Hündin seines Vaters ließ sich diese Spaziergänge normalerweise ebenfalls nicht entgehen, und er hoffte nur, dass ihr nichts fehlte. Denn nachdem Carlos de Luca die Leitung der Farm an seinen Sohn Christian abgegeben hatte, waren die Tiere zum wichtigsten Teil seines Lebens geworden.
„Amira hat vor zwei Tagen ihre Welpen bekommen“, erzählte Carlos de Luca mit einem Leuchten in den Augen und streichelte Atuna über den Kopf. „Drei Hündinnen und fünf Rüden, alle kerngesund. Daher bleibt sie drinnen. Obwohl, wirklich Ruhe hat sie dort im Moment nicht“, ergänzte er nach kurzem Zögern und sah mit ernster Miene zum Haus. „Dafür ist zu viel los.“
„Wieso? Ist irgendetwas Schlimmes passiert, während ich in Amerika war?“, wollte Matthias besorgt wissen und ging mit seinem Vater auf das Herrenhaus zu.
Sofort kamen ihm die Tierschützer in den Sinn, die im letzten Jahr versucht hatten, in die Hallen der Angorakaninchen einzubrechen. Angestachelt durch die Lügen ihres ehemaligen Mitarbeiters in der Presse war es ihr Ziel, die katastrophalen Haltungsbedingungen auf dieser Farm zu dokumentieren. Dies war am Ende so weit gegangen, dass selbst die Verkäufe ihrer Kleidungsstücke deutlich zurückgegangen waren. Bis seine Familie die Idee hatte, ein paar von ihnen in die heiligen Hallen zu lassen, um sich ihr eigenes Bild zu machen. Trotzdem war das Gerede nie ganz verschwunden. Und es gab weiter einige Leute, die diesen Anschuldigungen glaubten und die späteren Berichtigungen für eine Form der Vertuschung hielten.
„Nein“, versicherte Carlos lächelnd und Matthias sah seinen Vater prüfend an. „Jedenfalls nichts, was uns im Moment Probleme macht. Claas hat nur vor ein paar Tagen erwähnt, dass er im nächsten Jahr in den Ruhestand gehen möchte. Tja, und dein Bruder ist wegen der bevorstehenden Hochzeit ziemlich durch den Wind und macht mit seinen Launen alle Mitarbeiter verrückt. Na ja“, ergänzte Matthias´ Vater kopfschüttelnd. „Zum Glück sind es bis dahin nur noch zwei Tage.“
Matthias lachte erleichtert auf und sah seinen Vater mitfühlend an.
„Ja, Christian kann anstrengend sein, wenn er will.“
Doch dann erinnerte er sich an die anderen Worte seines Vaters und blieb mitten in der Bewegung stehen. Ihr Verwalter Claas Philipps wollte in den Ruhestand gehen? Das konnte nicht sein. Neben den beiden Vorarbeitern Finn Katzer und Konrad Riedl war er schließlich einer der Mitarbeiter mit der größten Erfahrung. Und Matthias wusste nur zu gut, welches Vertrauen sein Vater und auch sein Bruder in diesen Mann setzten.
Überrascht sah Matthias seinen Vater an.
„Aber Claas ist doch erst Anfang 60.“
„62, um genau zu sein“, antwortete Carlos de Luca mit ernster Miene. „Aber er möchte mehr Zeit für seine Familie haben. Ich glaube, es macht ihm immer noch zu schaffen, dass er die Schwangerschaft seiner Tochter damals übersehen hat. Und er gibt sich die Schuld daran, dass Liesbeth ihre Töchter verloren hat.“
„Das ist doch verrückt“, erwiderte Matthias kopfschüttelnd. „Liesbeth hat die Schwangerschaft vor allen verheimlicht. Wie hätte er davon wissen sollen. Und dass ihr Exfreund die Kinder gleich nach der Geburt in einem Krankenhaus aussetzen würde, damit hätte niemand rechnen können.“
„Das ist mir klar“, meinte Carlos traurig und sah seinen Sohn an. „Aber Gefühle haben nicht unbedingt etwas mit Logik zu tun.“
Matthias nickte, damit hatte sein Vater wohl recht. Trotzdem konnte er den Verwalter nicht verstehen. Gut, vielleicht hätte ihm und seiner Frau die Schwangerschaft ihrer 15-jährigen Tochter auffallen müssen. Aber alles, was im Anschluss passiert war, war die Schuld von Liesbeths ehemaligem Freund gewesen. Er hatte ihre Erschöpfung nach der Geburt ausgenutzt, um ihr die Kinder wegzunehmen.
Doch die Sache war am Ende gut ausgegangen. Sie hatten sich wiedergefunden, wenn auch erst nach vielen Jahren. Und nun würde eines dieser Mädchen in wenigen Tagen seinen Bruder heiraten.
„Ist Liesbeth mit ihrer Familie schon hier?“, wechselte Matthias das Thema und sah seinen Vater fragend an.
„Noch nicht“, erwiderte Carlos und sie gingen weiter. „Jessica hat erzählt, sie würden morgen Nachmittag ankommen. Auch der Rest der Familie sollte im Verlauf des Tages eintreffen“, ergänzte er mit einem schwachen Lächeln. „Und dann wird es eng im Haus.“
Matthias lächelte zurück und öffnete seinem Vater die Tür.
„Keine Sorge, ich werde einfach mein Zimmer räumen und im neuen Haus übernachten“, versprach er feierlich. „Schließlich soll niemand auf dem Boden schlafen müssen.“
„So weit kommt es noch“, antwortete Carlos de Luca lachend. „Wir werden schon für alle einen Platz zum Schlafen finden. Deine Mutter ist sogar sehr froh über den Trubel. Seit ihr Kinder nur noch zu Besuch nach Hause kommt, ist es still geworden. Außerdem ist dein Haus gar nicht fertig.“
Matthias zuckte nur mit den Schultern.
„Das macht mir nichts aus. Es ist Sommer. Die Wände stehen und das Dach ist bereits drauf. Es wird also für ein paar Nächte gehen.“
„Wenn du meinst“, erwiderte Carlos schulterzuckend und ging auf die Küche zu, in der es bereits nach Kaffee, Speck und gebratenen Eiern duftete. „Es ist deine Entscheidung. Aber jetzt lass uns frühstücken.“
Matthias nickte und folgte seinem Vater in die Küche, wo seine Mutter gerade eine dampfende Kaffeekanne auf den Tisch stellte.
„Mattias“, rief sie überrascht und lief auf ihren Sohn zu.
Und bevor Matthias wusste, wie ihm geschah, hatte Melanie de Luca ihn bereits an ihre Brust gedrückt und konnte nur mit Mühe die Tränen