Название | Adler und Leopard Teil 1 |
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Автор произведения | Peter Urban |
Жанр | Языкознание |
Серия | |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783847618317 |
„Sarah hat mich eingeladen ...“
„Großer Gott.“, Castlereagh grinste, „dann bist Du der einzige Mann im ganzen Königreich, den Zerberus noch nicht gebissen oder verbellt hat. Seit Lady Sarah Lennox vom Kontinent zurück ist, hat sie wenigstens fünf oder sechs Anträge entrüstet abgelehnt … und die jungen Herren kamen aus den allerbesten Familien unseres Landes! Willst Du etwa Dein Glück bei ihr versuchen? Soviel ich weiß, bist Du selbst ja auch noch nicht unter der Haube!“
Arthur seufzte traurig. Der Freund hatte einen wunden Punkt getroffen: In Indien war er mit einer wunderbaren, jungen Frau verlobt, ja fast verheiratet gewesen. Ein unbarmherziges Schicksal hatte ihm Charlotte und ihr ungeborenes Kind genommen und er war bis zu diesem Tag nicht über den Schmerz dieses Verlustes hinweggekommen. Er war sich nicht sicher, ob er schon bereit war, das Blatt zu wenden und einen neuen Anfang zu versuchen, obwohl der Geist seiner geliebten Charlotte ihm immer und immer wieder zuflüsterte, das fünf Jahre der Trauer eine endlos lange Zeit waren. Arthur hatte während der neunmonatigen Überfahrt nach Europa genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er hatte sich eingestehen müssen, dass er nicht nur kreuzunglücklich war, sondern sich auch schrecklich einsam fühlte. “Habe ich etwas Falsches gesagt, Arthur?“, fragte der Kriegsminister mit besorgtem Blick. Er hatte Gerüchte darüber gehört, was in Seringapatam geschehen war. Er kannte auch die Geschichte eines gebrochenen Herzens, dass unter einer Zypresse in einem Garten, unweit des Palastes der Sultans von Mysore begraben lag. Arthur atmete tief durch und versuchte seine Fassung wieder zu finden.“ Vielleicht ist Deine Idee gar nicht so dumm, Robert! Sarah Lennox ist eine bemerkenswerte Frau.“ Er erhob sich und verabschiedete sich von Lord Castlereagh. Dann holte er sein Pferd aus den Stallungen des Kriegsministeriums. Er konnte einen ganzen Nachmittag vertrödeln. Das Wetter war leidlich gut. Seine Schonfrist war fast vorbei. Die nächste Woche kündigte sich anstrengend und arbeitsreich an. Der Oberkommandierende der Streitkräfte, der Herzog von York, wollte ihn sehen. Er musste sich offiziell in den Horse Guards zurückmelden. Castlereagh wollte ihn zu Pitt zu schicken. Und er musste einen Termin mit seinem Armeeagenten machen, denn er wollte endlich dafür sorgen, dass die restlichen Schulden seines Vaters getilgt wurden. Nachdem Richard sich geweigert hatte, zusammen mit dem Titel auch die finanziellen Probleme der Familie zu übernehmen, war die Restschuld Arthur zugefallen. Sozusagen als einziges Erbe. Doch dank seiner Preisgeldern aus Indien war es endlich möglich geworden, sich von diesem Übel zu befreien und die Ehre des alten Lord Mornington wiederherzustellen. Was übrig blieb, war für ihn ausreichend. Er würde vielleicht sogar seine eigene Familie gründen können und wenn auch nicht reich, so doch sorgenfrei leben. Zufrieden beschloss Arthur ein paar Stunden zu vertrödeln und die Hauptstadt zu erkunden.
London war ins Endlose gewachsen. Die Anzahl der Menschen, die hier lebten, hatte sich in den letzten zehn Jahren erheblich vergrößert. Es war an manchen Stellen kaum mehr möglich, durch das Gedränge zu reiten. Kutschen und Fuhrwerke verstopften die Straßen. Oft musste Arthur sogar absteigen und sein nervöses Pferd an einem Engpass vorbeiführen. Irgendwann merkte der Offizier, dass er den Stadtkern verlassen hatte. Die Häuser sahen zunehmend bescheidener aus und die Leute waren schlechter gekleidet. Doch es war nicht diese schreckliche Armut, die er in Indien kennengelernt hatte.
Vor einem kleinen Gasthof stieg er ab, um sich zu erkundigen, wo er denn überhaupt sei. Man erklärte ihm, dies sei Lambeth und wenn er weiter geradeaus reiten würde, käme er zum Frachthafen von London. Da Sarah ihm erzählt hatte, sie praktiziere als Arzt in einem Armenhospital dieses Stadtteils, fragte er den Wirt auf gut Glück nach dem Weg. Nach kurzem Gespräch stellte sich heraus, dass das Hospital nur wenige Straßen von der Taverne entfernt war und Arthur beschloss, der Tochter des Herzogs von Richmond einen Überraschungsbesuch abzustatten. Er war bereits auf dem Ball von Lady Holland neugierig geworden und hatte Lust, die junge Frau wiederzusehen. Es war nicht schwer das Hospital zu finden. Der solide Steinbau überragte alle anderen Häuser. Ein alter Mann mit einem Holzbein versah das Amt des Türstehers. Freundlich fragte er, ob der feine, junge Herr sich verlaufen habe. Ebenso freundlich antwortete Wellesley ihm, dass er gekommen sei, um Dr.Lennox zu besuchen. Der alte Mann zwinkerte ihm zu und klopfte auf das Holzbein: "Ein guter Mensch, unsere Lady Sarah! Hat mir die Haut gerettet, als alle anderen Ärzte schon aufgegeben hatten. Gehen Sie nur nach oben. Im zweiten Stock müssen Sie dann eine der Schwestern fragen. Die führt sie zu Dr.Lennox.“ Er bot Arthur an, sein Pferd in den Stall hinter das Hospital zu bringen.
Das Innere des Gebäudes war einfach, aber sehr sauber. Alle Wände waren weiß getüncht und es roch streng nach Kampferessig. Ordensschwestern in schwarzen Kleidern und mit absonderlichen Kopfbedeckungen, die an Kuhhörner erinnerten, liefen geschäftig durch die Gänge. Der Krankensaal war groß, aber mit Decken unterteilt und jeder Patient hatte ein eigenes Bett, ähnlich dem Feldbett, das er in Indien gehabt hatte. Aus einem Zimmer am Ende eines Ganges im zweiten Stock kam Sarah im weißen Kittel. Neben ihr ging ein anderer Arzt. Er war älter und trug einen eindrucksvollen Backenbart und eine Hornbrille. Die junge Frau bemerkte Arthur und winkte ihm munter zu. Sie schien sich über seinen Besuch zu freuen. Dann stellte sie ihn ihrem Kollegen vor: " Sir James, das ist General Sir Arthur Wellesley, ein alter Freund der Familie. Er ist erst vor kurzem aus Indien zurückgekehrt.“ Der Schotte Sir James McGrigor war der führende Professor für Chirurgie an der Londoner Universität und ein bekannter Philanthrop, der verschiedene Armenkrankenhäuser der Stadt mit seinen eigenen, nicht unerheblichen finanziellen Mitteln unterstützte und gleichzeitig auch die Patienten von seinen medizinischen Fähigkeiten profitieren ließ. "Ah, unser unbesiegbarer General! Der Held von Assaye! Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Sir Arthur. Möchten Sie unser Krankenhaus ansehen? Ihre Armeehospitäler können hier viel lernen!" Arthur schmunzelte: " Leider verstehen sich die meisten Feldscher am besten aufs Amputieren."
" Ja, ja, junger Freund“, schmunzelte McGrigor, “bei Migräne schneiden meine militärischen Kollegen den Patienten gleich den Kopf ab. Eine schnelle und sichere Methode. Ich würde mich freuen, wenn Sie sich dieser Tage von Dr.Lennox dazu verleiten ließen, mit mir und meinen Assistenten zu speisen. Am Lehrstuhl natürlich. Indien ist sicher voll mit schrecklich interessanten Krankheiten. Sie müssen uns alles genau schildern und