Gefangene aus Liebe. Lara Greystone

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Название Gefangene aus Liebe
Автор произведения Lara Greystone
Жанр Языкознание
Серия Unsterblich geliebt
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783847683582



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könnte er ihre Gedanken lesen.

      „Wir müssen aufbrechen, Lara.“

      Sie drehte sich um und hätte ihn womöglich festgehalten, um mehr von seinen Lippen zu spüren, doch er riss sich förmlich los, nahm all ihr Gepäck auf einmal und marschierte nach unten.

      Ihr blieb nur noch, die große Packung Trockenfutter für Tarzan aus der Küche zu holen und die Lichter zu löschen.

      Sie schloss die Haustür ab und entdeckte Quint, der sich ganz oben aus der Mühle lehnte, um die letzte Befestigung der Mühlensegel festzuzurren. John lud das Gepäck in den Kofferraum und sie wollte gerade über den Hof zum Mühlenturm gehen, um das Futter zu deponieren, als Quint leise pfiff.

      Genau wie John blickte sie zu ihm hoch.

      Der Wind blies durch seine feuerroten Locken und vage nahm sie in der Dunkelheit wahr, dass er in Richtung Feldweg zeigte und dann vier Finger hochhielt. Zu ihrem Entsetzen sprang er aus dem obersten Mühlenfenster. Doch als er, geschmeidig wie eine Katze, geradezu elegant vor ihr auf dem Boden landete, lächelte sie bewundernd.

      Von einer Sekunde auf die andere stand auch John direkt vor ihr. „Du bekommst Besuch, Lara.“

      „Ich hab keinen eingeladen.“

      Quint entsicherte seine Pistole und meinte lapidar:

      „Die kommen immer uneingeladen.“

      Kapitel 14

      Lara erstarrte. Die Futterschachtel fiel ihr aus der Hand, als hätte sie jegliche Kraft verlassen.

      Das Böse, das sie hatte verdrängen wollen, war zurückgekehrt und dabei, in ihre heile Welt einzudringen.

      Unfähig, sich zu rühren, wäre sie wohl so stehen geblieben, doch John, der plötzlich ebenfalls eine Pistole in der Hand hielt, legte einen Arm um ihre Taille und zog sie einfach mit sich. Quint kam ihnen im Mercedes bereits entgegen. Ehe sie zu einer Reaktion fähig war, hatte John sie schon auf die Rückbank gesetzt, die Tür geschlossen und war vorn zu Quint eingestiegen.

      Ohne das Licht anzumachen, fuhr Quint vom Hof. Doch er legte abrupt den Rückwärtsgang ein und fuhr wieder hinter den Mühlenturm. „Zu spät. Sie kommen uns bereits auf dem schmalen Feldweg entgegen.“

      „Haben sie uns gesehen?“

      „Keine Ahnung.“

      „Lara, gibt es noch einen anderen Weg zur Straße?“

      „Nein.“ Sie hörte, wie ihre Stimme zitterte. „Vielleicht ist es nur die Sicherheitsfirma oder meine Nervensäge.“

      John antwortete ihr mit tödlich ruhiger Sachlichkeit: „Lara, das ist nicht der Wagen einer Sicherheitsfirma, die würden höchstens zwei Leute schicken und kein Mensch würde hier gut genug sehen, um ohne Licht zu fahren.“

      Und Quint ergänzte ironisch: „Außerdem glaube ich nicht, dass dein Stalker drei andere Kumpels mitbringt, um sich diesmal nicht allein in deinem Bett vergnügen zu müssen.“

       „Das war also ein Stalker? Und er lag in deinem Bett?!“

      Endlich gelang es ihr, die Starre abzuschütteln und konstruktiv mitzudenken. „Nicht jetzt, John! Wir könnten hintenherum übers Feld fahren. Ach Mist, durch den übergelaufenen Bach und die heftigen Regenfälle ist alles überschwemmt.“

      John und Quint tauschten einen Blick aus.

      „Sie hat recht, John. Ich hab’s vom Turm aus gesehen. Die umliegenden Felder sind der reinste Sumpf. Und der Wagen wiegt vier Tonnen.“

      „Jep, durch das Gewicht könnte er zu tief einsinken. Dann stecken wir fest und geben ein leichtes Ziel ab.“

      „Verbarrikadieren und auf Verstärkung warten?“

      „Dauert zu lange. Bis die hier sind, ist uns die Munition ausgegangen“, gab John zu bedenken.

      Laras Kopf lief auf Hochtouren, um eine Lösung zu finden, während die beiden weiter laut überlegten.

      „Ich hab doch einen Panikraum im Badezimmer.“

      Quint grinste freudlos. „Das hier sind Vampire, keine Menschen, Lara. Da bräuchtest du schon einen Schweizer Banktresor als Panikraum.“ Dann fragte er John nonchalant: „Schwerter oder Pistolen?“

      „Beides. – Lara, bitte gib mir doch mal den langen Sack, der bei dir hinten im Fußraum liegt.“

      Sie musste ihre ganze Kraft aufwenden, um ihm den schweren Lederbeutel zu reichen, der die doppelte Länge und Größe eines Golfsacks hatte. Fassungslos beobachtete sie, wie er neben einem Messer und Ersatzmunition drei lange Schwerter aus dem Beutel holte.

      „Kriegsgebiet“, murmelte sie, „meine Mühle wird zum Kriegsgebiet und ich sitze mit zwei Rambos im Auto.“

      Aber was sie am meisten schockierte, war die routinierte, ruhige Art, in der die beiden ihre Vorgehensweise besprachen, so als würden andere Leute sagen: „Okay, du bringst das Bier mit zum Grillen und ich das Fleisch.“

      „Wir teilen uns auf. Quint, du von Westen, ich von Osten. Schalldämpfer für den Überraschungseffekt.“

      „Geht klar.“

      „Okay, wenn wir Glück haben, bemerken sie uns erst, wenn ihr Wagen so weit in den Hof hineingefahren ist, dass für dich der Weg nach draußen frei ist. Dann fahr mit Vollgas zurück zum Hauptquartier, verstanden?“

      Ihre Kehle wurde staubtrocken, John drehte sich zu ihr nach hinten. „Du schaffst das, Lara. Jetzt setz dich hinters Steuer und verriegel den Wagen, sobald wir draußen sind. Weißt du noch, wo der Schalter für die Luftversorgung ist?“

      Sie fand keine Worte, nickte nur stumm und wünschte sich, das wäre nur ein 3D-Actionfilm und sie könnte auf Stopp drücken. Doch all das passierte hier und jetzt, und John war bereits in atemberaubender Geschwindigkeit ausgestiegen und in der Dunkelheit verschwunden.

      Bevor Quint ihm folgte, drehte er sich nach hinten um und warnte sie eindringlich: „Bleib ja im Auto! Egal, was passiert. Steigst du aus, kriegt John Angst um dich, wird unaufmerksam und sie töten ihn. Hast du das verstanden?“

      Wieder nickte sie nur, mittlerweile war ihre Kehle so trocken wie die Wüste Gobi.

      „Scheiße, du bist ja kreidebleich“, bemerkte er.

      Und beim Aussteigen zwinkerte er ihr doch tatsächlich zu.

      „Hey, keine Sorge. Wir sind die Wächter. So was machen wir öfters.“

      So was machten die öfters?

      Er hatte die Fahrertür geschlossen und deutete auf den Verriegelungsknopf, entfernte sich erst, nachdem sie ihn gedrückt hatte.

      Steif kletterte sie nach vorne auf den Fahrersitz.

      ***

      Das Telefon auf Agnus’ Schreibtisch klingelte.

      Elia, er ihm sonst alle Anrufe vom Hals hielt, hatte sich entschuldigt, um im Quartier mit seiner Sarah zu telefonieren. Das konnte ewig dauern, denn er vermisste sie. Also nahm Agnus ab, ohne auf die Nummer zu sehen.

      „Agnus hier.“

      Am anderen Ende meldete sich niemand, doch er hörte hektische Atemgeräusche. Er blickte auf die Nummer im Display – keiner seiner Wächter.

      „Vier“, hörte er am anderen Ende, „es sind vier, sagte Quint.“

      Das war Lara und ihre Stimme zitterte.

       Er wusste, dass er manchmal hart im Umgang mit seinen Wächtern war, und er entschuldigte sich auch nicht für seine Ausdrucksweise oder die Faust, die ihm ab und zu ausrutschte. Doch ihm war bewusst, mit wem er hier sprach.

      Und an der Tatsache, dass nicht seine Wächter anriefen, sondern sie, ebenso wie an ihrer Atmung erriet er zwei Dinge: