Das Geheimnis der Lukaskinder. Eva Markert

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Название Das Geheimnis der Lukaskinder
Автор произведения Eva Markert
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783847672548



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hab dir doch gesagt, dass er Verspätung hat.“

      „Das hätte ich auch voraussagen können“, fuhr Mona ihren Bruder an. „Der Bus hat schließlich fast jeden Morgen Verspätung.“

      Als er endlich kam, hatten die beiden unglaubliches Glück. Sie konnten Sitzplätze ergattern, sogar zwei nebeneinander.

      „Guck doch nicht dauernd auf die Uhr!“, sagte Julian. „Davon fährt der Bus auch nicht schneller.“

      „Bestimmt kommen wir zu spät“, jammerte Mona. „Ausgerechnet, wo ich in der ersten Stunde die Wachtel habe.“

      Julian richtete seinen Blick kurz in die Ferne. „Reg dich nicht auf. Du schaffst es gerade noch.“

      „Bist du sicher? Da vorn steht schon wieder eine lange Schlange vor der roten Ampel.“

      Julian kicherte. „Lass die Autos doch einfach durch die Luft fliegen. In einer langen Reihe. Dann kommt der Bus besser durch.“

      „Warum so umständlich? Dann lass ich doch lieber gleich den Bus fliegen.“

      Die beiden grinsten sich an.

      „Ich weiß gar nicht, ob ich so schwere Sachen mit meinen Gedanken bewegen könnte“, überlegte Mona. „Das habe ich noch nie probiert.“

      „Ich würde es auch lieber bleiben lassen“, meinte Julian. „Stell dir die Leute im Bus vor. Wie die zappeln würden und schreien. Da wär’ was los, sage ich dir!“

      Mona lachte. Für einen Augenblick vergaß sie ihre schlechte Laune. Dann fiel ihr die Wachtendonk, ihre Klassenlehrerin, wieder ein, und sie bekam einen grimmigen Gesichtsausdruck.

      „Die Wachtel meint, dass ich immer einen Bus früher nehmen müsste“, erzählte sie. „Weil ich so oft zu spät komme.“

      „Blöde Kuh“, brummte Julian.

      „Stell dir das vor: Dann müsste ich ja noch früher aufstehen!“

      „Noch früher ...“ Julian schauderte.

      Als die Geschwister im Schulzentrum ankamen, war es zwei Minuten vor acht.

      „Tschüss, bis heute Mittag!“ Julian trabte auf den Schulhof der Grundschule zu.

      „Tschüss!“ Mona rannte weiter zur Realschule. Als es gongte, hechelte sie gerade die Treppe zu ihrer Klasse hoch.

       Die Wachtel macht sich unbeliebt

      „Hi, Sarah“, begrüßte Mona ihre Banknachbarin.

      Leider hatte Mona keine richtige Freundin. Zwar hätte sie gern eine gehabt, aber sie fand die Mädchen in ihrer Klasse doof. Und die fanden sie wohl auch doof. Nur bei Sarah war es anders. Wenn ich irgendwann mal eine Freundin hätte, dachte Mona manchmal, wünschte ich, es wäre Sarah.

      Sarah grinste. „Hast Schwein gehabt. Die Wachtel ist noch nicht da.“

      Mona lächelte schief, öffnete ihren Rucksack, holte die Englischsachen heraus, machte ihn wieder zu und lehnte ihn an ein Tischbein. „Wie lästig“, dachte sie dabei, „wenn man seine Hände benutzen muss. Anders geht es viel einfacher.“

      Mittlerweile war es schon fünf nach acht.

      „Ob die Wachtel krank ist?“, sagte sie zu Sarah. „Mensch, das wär spitze, wenn die Alte ...“

      In diesem Augenblick rauschte die Lehrerin herein.

      Die beiden warfen sich einen enttäuschten Blick zu.

      „Sarah!“, schnarrte die Wachtendonk.

      Die wurde schlagartig puterrot im Gesicht.

      „Komm nach vorn und lies deine Hausaufgaben vor.“

      Die Ärmste! Mona wusste genau, wie schrecklich sie das fand. Und die Wachtel wusste es bestimmt auch.

      Sarah schob sich mit gesenktem Kopf nach vorn und begann mit leiser Stimme zu lesen.

      „Lauter! Man versteht nichts!“

      Sarah sprach etwas lauter, aber schon nach ein paar Worten flüsterte sie wieder genauso wie vorher.

      „Gib mal her!“ Die Wachtel riss ihr das Heft aus der Hand und runzelte die Stirn. „Das kann man ja überhaupt nicht lesen!“

      Wenn man ehrlich war, hatte sie damit Recht. In dem Text war mehr durchgestrichen und drübergeschrieben als sonst was. Aber trotzdem. Die Frau war ja so gemein! Am liebsten würde Mona ...

      „Nein, so geht das wirklich nicht!“, fauchte die Lehrerin. Sie holte ihr rotes Notenbuch heraus und machte sich eine Notiz. „Setz dich!“

      Sarah schlich zurück an ihren Platz.

      „Marc! Komm du mal her.“

      Marcs Schrift war sauberer als Sarahs, aber er sprach genauso leise. Trotzdem ließ Frau Wachtendonk ihn zu Ende vorlesen. „Sehr gut, Marc“, lobte sie, „wie von dir nicht anders zu erwarten.“

      Mona kniff die Lippen zusammen. Das war so ungerecht! Die Wachtel hatte ihre Lieblinge, und andere konnten sich noch so sehr anstrengen, es nützte überhaupt nichts.

      Leider gehörte Mona nicht zu Frau Wachtendonks Lieblingen. Allerdings strengte sie sich auch nicht besonders an.

      „Buch, Seite 15, Nummer 2.“

      Auch das noch! Schon wieder Grammatik! Mona war nicht gut darin.

      Natürlich kam sie gleich beim ersten Beispiel dran.

      „Ich habe mich doch gar nicht gemeldet“, protestierte sie.

      „Na und? Deshalb kannst du trotzdem einen Satz vervollständigen.“

      Mona dachte nach. Was um alles in der Welt musste in die Lücke eingesetzt werden?

      „Bekommen wir heute wohl noch eine Antwort von dir?“

      Die ersten Pferde gingen mit Mona durch. „Ich werde ja wohl noch überlegen dürfen!“, giftete sie.

      „Was fällt dir ein? Sei nicht so frech!“

      Nun folgten auch noch die restlichen Pferde. „Das sind Sie selbst schuld, dass Sie jetzt warten müssen! Wenn Sie mich einfach so drannehmen!“

      „Jetzt reicht’s mir aber!“ Die Wachtel stampfte mit dem Fuß auf. Sie trug Schuhe mit ziemlich hohen Absätzen.

      „Keine Ahnung, was in den Satz reinkommt“, brüllte Mona.

      „Das ist allerdings sehr traurig, dass du keine Ahnung hast. Aber bei dir wundert es mich nicht.“

      Das war zu viel! Mona schaute auf die Schuhe mit den hohen Absätzen, kniff die Augen zusammen, nur ein ganz kleines bisschen, und genau in diesem Augenblick brach ein Absatz ab. Die Lehrerin verlor das Gleichgewicht und konnte sich gerade noch mit einer Hand am Pult festhalten.

      Schade, dachte Mona, dass sie nicht der Länge nach hingeflogen ist. Das würde ihr recht geschehen.

      Der kaputte Schuh machte die Wachtel noch biestiger. Alle konnten es kaum noch erwarten, bis die Stunde vorbei war.

      Endlich! Es schellte. Die Englischlehrerin packte ihre Sachen zusammen und hinkte zur Tür. Hinter ihrem Rücken stießen sich die Schüler an und feixten.

      Im Türrahmen wandte die Wachtendonk sich noch einmal um und schoss einen wütenden Blick auf Mona ab.

      „Warum hat die dich so angeguckt?“, wunderte sich Sarah.

      „Wahrscheinlich, weil ich schuld an ihrem abgebrochenen Absatz bin.“

      „Hä? Wieso du?“

      „Äh … Weil ich die Antwort nicht wusste und sie deshalb mit dem Fuß aufgestampft hat“, setzte Mona schnell hinzu.

      Sarah