Der große Umzug von Termópilo und Óctopus. Perfecto Yebra

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Название Der große Umzug von Termópilo und Óctopus
Автор произведения Perfecto Yebra
Жанр Книги для детей: прочее
Серия
Издательство Книги для детей: прочее
Год выпуска 0
isbn 9783830195214



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aus und dann versuchte der Wirbellose, die Dahlie zu umarmen.

      »Sei vorsichtig, mein Stiel ist hohl und normalerweise voller Wasser«, sagte Acocó zu ihm, während sie ihn gleichzeitig nach seinem Namen fragte.

      »Ich bin Óctupus, weil ich acht Arme habe.«

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      Óctupus

      »Die sehe ich wohl, und außerdem hast du sehr große Augen. Ich würde sagen, sie zeigen Intelligenz«, antwortete sie, bestrebt, dem Kopffüßer zu gefallen.

      Sie waren gerade in der Anfangsphase der Vorstellung, als etwas ihre Ruhe störte. Eine leichte Bewegung im Wasser am Ufer sorgte zunächst einmal dafür, dass der schüchterne Óctupus die Farbe änderte, während sich Acocó nach vorn beugte und versuchte, sich dem Meer zu nähern, um zu sehen, was da war.

      Plötzlich erschien eine Samtkrabbe, die auf ihren acht Beinen über den Sand lief. Ihre großen, bedrohlich aussehenden Scheren waren nach vorn gerichtet.

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      Termópilo

      »Komm nicht näher!«, schrien die Dahlie und der Tintenfisch gleichzeitig, während letzterer wieder die Farbe änderte und sich im Wasser tarnte.

      »Ich werde euch nichts Böses tun«, antwortete die Samtkrabbe. »Ich will euch nur grüßen und mit euch reden«.

      Der Tintenfisch Óctupus, der natürlich Dinge über das Meer wusste, schlussfolgerte, dass diese Samtkrabbe mit ihren großen Scheren und ihrer schmalen Bauchklappe ein Männchen war. Es war ein hübsches Tier, dunkelbraun und mit einer Behaarung, die an Samt erinnerte. Und so fragte er ihn.

      »Es stimmt, ich bin ein Männchen und mein Name ist Liocarcinus, obwohl man mich auch als Termópilo kennt. Fragt mich nicht warum, denn ich weiß es nicht. Meine Mutter nannte mich so, als ich klein war.« Von diesem Tag an wussten sie, dass er eine männliche Samtkrabbe war.

      »Und worüber möchtest du mit uns sprechen?«, unterbrach ihn die Dahlie.

      »Darüber, worüber auch die Menschen in solchen Fällen sprechen, um das Eis zu brechen: über das Wetter.«

      »Also gut«, ergriff wieder die Dahlie das Wort: »Wie läuft’s in den Tiefen des Meeres? Kann man da baden oder ist das Wasser zu kühl für mich?«

      Beide antworteten gleichzeitig: »Wir leben nicht in den Tiefen des Meeres, wir leben höchstens 50 oder 100 Meter unter der Meeresoberfläche. Das ist, was wir kennen, und das Wasser ist ein bisschen wärmer als sonst.«

      »Was für ein Glück, sogar ich könnte mich baden, wenn es nicht Salzwasser wäre. Und wie komisch«, antwortete Acocó, »auch auf der Erdoberfläche ist es wärmer als sonst und ich musste häufiger gegossen werden …«

      Da stürzten sich Óctupus und Termópilo ins Meer und ließen Acocó allein und sie dachte, dass sie etwas gesagt hätte, das die Wirbellosen gestört hatte. Das machte sie traurig, denn sie wollte mit diesen Meerestieren Freundschaft schließen, die so anders waren als sie, eine Pflanze.

      Kurze Zeit später bewegte sich das Wasser wieder und mehrere Tintenfische und mehrere Samtkrabben tauchten daraus auf. Es waren Óctupus und Termópilo, die in Begleitung kamen. Óctupus kam mit einem weiblichen Tintenfisch und mehreren kleinen Tintenfischen. Termópilo, seinerseits, wurde von einer erwachsenen Samtkrabbe und einigen kleinen Samtkrabben begleitet.

      »Das sind unsere Familien. Wir wollten, dass sie dich kennenlernen«, sagten sie an die Dahlie gerichtet. Diese war ihrerseits äußerst glücklich, dass sie ihre Freunde wiederhatte.

      »Und wo ist deine Familie?«, fragten sie die Blume.

      Acocó antwortete ihnen: »Bei uns Pflanzen gibt es normalerweise keine Geschlechter, das heißt, keine Männchen und Weibchen, wie es bei den Tieren üblich ist. Ich zum Beispiel, obwohl ihr mich hier ganz alleine seht, also als einzige Blume, werde bald nicht mehr allein sein. Bald werden andere Dahlien aus derselben Knolle wachsen und meinen Stiel mit mir teilen. Das sind dann sozusagen meine Schwestern.«

      Und sie fuhr fort: »Man könnte sagen, dass – im weiteren Sinne – die anderen Pflanzen aus denen Blumen wachsen oder einfach nur die Blumen, meine Familie sind. Wenn ihr weiter in den Garten hineingehen könntet, würdet ihr Gladiolen, Lilien, Nelken, Lavendel, Hortensien, Hyazinthen, Pfingstrosen, Rosen und viele andere mehr sehen. Es gibt so viele! Ich könnte die Liste den ganzen Tag lang aufzählen. Im Allgemeinen sind sie klein und wachsen aus einer Blumenzwiebel oder Wurzel. Einige haben nur eine Blüte, aber andere Blumen haben dafür ganz viele. Ich würde sagen, dass wir wunderschön sind und ich bitte euch, mir diesen Mangel an Bescheidenheit zu verzeihen, aber ich kann nicht anders.«

      Nachdem alle vorgestellt und alles geklärt war, setzten unsere tierischen und pflanzlichen Freunde ihr unterbrochenes Gespräch fort.

      Aber vorher muss gesagt werden, dass sie in dem Lebensraum, in dem sie lebten, in jenem Garten am Meer, nicht allein waren. Es gab noch viele andere Tiere und Pflanzen und Bäume auf dem restlichen Grundstück. Das bewegte Termópilo zu folgender Bemerkung: »Mein Großvater hatte die Gewohnheit immer wieder einen Satz zu wiederholen: ›Die Erde ist groß.‹ Ich fand das immer sehr auffallend, weil es mir geheimnisvoll erschien, und ich fragte ihn immer: ›Was willst du damit sagen, Opa?‹ Die Erklärung, die er mir gab, war, dass sowohl in der Meeresumwelt, in der wir leben, als auch auf dem uns unbekannten Land die Abstände, die Räume, die wir ausmachen konnten, immer sehr groß – man könnte fast sagen unendlich – waren, jedenfalls in Bezug auf die Lebewesen. Mit der Zeit habe ich meine eigene Schlussfolgerung gezogen: Es gibt keinen Grund, warum wir auf der Erde nicht alle in Harmonie und im Gleichgewicht zusammenleben können. Das gilt sogar für die Menschen …«

      Und so setzten sie das Gespräch fort.

       2 – Die neuen Freunde

      Die Unterhaltung, die unsere drei Freunde begannen, kam so sehr in Schwung, dass man sie im Rest des großen Gartens hörte, was die Neugier der anderen Lebewesen, die sich dort befanden, erweckte. Einige von ihnen kamen näher.

      Der erste war ein Papagei, der in der Krone einer Palme lebte. Es war ein Wunder, dass der Vogel überhaupt etwas gehört hatte, da das Geschrei, das Dutzende von Papageien, Sittichen, Wellensittichen und ähnliche Vögel von sich gaben, die in diesen Bäume lebten, unbeschreiblich war. Diese Tiere hatten ihre Nester an den Blattansätzen der Palmen gebaut, direkt am Stamm. So waren sie nicht nur vor Kälte und Hitze geschützt, die Baumkrone funktionierte auch wie ein Resonanzkörper ihres lebhaften Daseins. Es muss aber gesagt werden, dass dies nur tagsüber geschah, in der Nacht aber war das ganz anders. Dann war nicht das geringste Geräusch zu hören, was andererseits eine typische Eigenschaft der Tiere war, die nachts verstummten, im Unterschied zu den Menschen, denen das egal war.

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      Gayo

      Gayo, so hieß der Papagei, war grau und stammte aus Afrika. Von dort hatte man ihn zu einer Familie gebracht und tatsächlich hatte er lange Zeit bei seinen Besitzern gelebt, bis eines Tages sein Käfig offen stand und er entflog, was er sich schon sehr lange gewünscht hatte. In diesem Haus hatte er die Sprache der Menschen gelernt, die er ziemlich gut imitierte, obwohl er natürlich immer noch den typischen Akzent seines Krächzens hatte, graaa …! Von dort war er zur Krone der Palme gelangt, wo er sich sein Nest gebaut hatte und zu einer Art »Chef« seiner anderen Artgenossen, die dort lebten, wurde. Das lag bestimmt daran, dass Gayo klüger als die anderen war: Er war im Gegensatz zu seinen lauten Gefährten ein ruhiger Papagei.

      »Hallo, was macht ihr? Ich heiße Gayo und ich kann die Sprache der Menschen sprechen«, rief er ihnen entgegen.

      Das nächste Tier, das sich näherte, war eine Eichhörnchendame. Sie besaß, wie alle ihre