Название | Последние дни наших отцов |
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Автор произведения | Жоэль Диккер |
Жанр | Книги о войне |
Серия | |
Издательство | Книги о войне |
Год выпуска | 2013 |
isbn | 978-5-17-140127-6 |
In dieser Analogie zwischen einem Behandler und einem ehrenamtlichen Helfer besteht das Erfolgsgeheimnis des Behandlers darin, seine palpatorischen Fähigkeiten so zu trainieren und zu schulen, dass es ihm gelingt, insgesamt sowie spezifisch den unwillkürlichen Mechanismen der anatomisch-physiologischen Struktur des hilfesuchenden Patienten zuzuhören. Entwickelt eure palpatorischen Fähigkeiten, bis ihr die Fragen, mit denen der Patient hereinkommt, buchstäblich spüren könnt. Der Hilfe, die der Patient sucht, kann entsprochen werden durch die lauschende Resonanz, die der Behandler mit seinen palpatorischen Fähigkeiten entwickelt. Der Patient sucht Hilfe, seine Körperphysiologie sucht Hilfe, und statt darüber zu reden, legen wir unsere Hände sehr behutsam an unseren Patienten, um etwas zu finden, damit zu arbeiten, es ein bisschen zu reizen, bis wir spüren, dass die Körperphysiologie des Patienten irgendeine Reaktion in Richtung Gesundheit zeigt. Der Behandler muss lernen, die Vorgänge in der Körperphysiologie zu lesen und deren Probleme zu erfahren und an ihnen teilzuhaben, wobei es nicht notwendig ist, dies dem Patienten verbal zu erklären. Der Patient wird diesen Kontakt, den wir mit seinem Körper aufgenommen haben, spüren. Und er wird wahrnehmen, dass ihm Gesundheit zuteil wird. Wenn wir ein ehrenamtlicher Helfer sind, der zuhört und es der Körperphysiologie des Patienten erlaubt, der Lehrer zu sein, wird diese Physiologie das Sprechen übernehmen. Veränderungen werden tief in der Physiologie des Patienten geschaffen; der Patient erfährt diese Veränderungen, und ich als Behandler lerne, indem ich an der Erfahrung teilhabe.
Es ist sehr schwierig zu beschreiben, was wir tun, aber es ist nicht so wichtig, was wir sagen, sondern was wir tun. Während der Behandlung sage ich normalerweise nichts zum Patienten. Ich erfahre meine Patienten, höre ihnen zu und arbeite mit ihnen – nicht mit Techniken, sondern aus einem Verstehen der Körperphysiologie heraus. Je tiefer der Behandler in sich selbst hineingeht, um mittels seines palpatorischen Kontaktes der Aktivität der Körperphysiologie des Patienten zuzuhören, desto vielfältiger wird die Information sein, die sich ihm in seiner Untersuchung offenbart. Nehmt es an, was die Körperphysiologie des Patienten euch lehrt. Aktives Zuhören von Seiten des Behandlers weckt die Körperphysiologie auf und sie beginnt zuarbeiten. Sie wird anfangen, dem Patienten zu helfen, und ihr müsst nicht darüber nachdenken oder darüber sprechen. Ihr müsst sie nur beachten, indem ihr ihr zuhört und sie mit Hilfe eurer palpatorischen Kunstfertigkeit buchstäblich fühlt. Arbeitet sehr ruhig mit dem Patienten, seid stille Partner, aktive Zuhörer.
1.5. DIE LEBENDIGKEIT NUTZEN
Überarbeitete Fassung eines Vortrags, gehalten 1986 während eines Grundkurses der Sutherland Cranial Teaching Foundation in Philadelphia, Pennsylvania.
Wir haben schon darüber gesprochen, dass ihr die Tatsache annehmen müsst, dass sowohl ihr als auch eure Patienten lebendig seid. Jetzt möchte ich gerne über die Art und Weise sprechen, wie ihr diese Lebendigkeit in eurer täglichen Praxis nutzen könnt. Ich möchte euch das Folgende einfach als Vorschlag unterbreiten – ich finde, es verbessert die Effektivität, mit der ich mich um meine Patienten kümmere. Als Erstes ist es meiner Meinung nach notwendig, vollkommen die Tatsache zu akzeptieren, dass in allem, was lebt, ein grundlegender primärer rhythmischer Austausch stattfindet. Es ist ein alternierender, wunderschöner, Primärer Atemmechanismus in Aktion, und ich akzeptiere die Lebendigkeit dieser rhythmischen Bewegung.
Als Nächstes akzeptiere ich, dass der Menschheit zu dienen der einzige Grund ist, weshalb wir alle Mediziner sind. In meiner eigenen Praxis habe ich gelernt, dass ich, um mich für meinen Dienst an der Menschheit vorzubereiten, zuerst still in mir selbst zur Ruhe kommen muss. Das ist ein Teil meiner Vorbereitung, bevor ich Patienten empfange. Wenn ich dann innerlich ganz ruhig und still bin, ist der nächste Schritt der, das ich ruhig die Stille innerhalb des Patienten, der jetzt zu mir kommt, wahrnehme. Das kann man innerhalb von etwa 15 Sekunden machen, sogar in einem Atemzug. All dies kann auch geschehen, während der Patient noch wartet, sogar bevor er zu mir in den Behandlungsraum kommt.
Ich habe nun in der Stille, die ich in mir selbst gesucht habe, eine Art unsichtbaren Kontakt mit diesem rhythmischen, fluktuierenden Muster hergestellt. Automatisch reagiere ich auf diese unwillkürliche Bewegung der Tide in mir. Wenn ich mich, sogar bevor ich anfange zu arbeiten, auf eine relative Stille im Patienten einstimme, dann bin ich im Einklang mit der Wesensbasis dieses Patienten, die auch eine ähnliche, gezeitenartige Bewegung ist. Es kann sein, dass sie nicht die gleiche Geschwindigkeit hat wie meine; aber das ist nicht wichtig, es ist derselbe Mechanismus. Auf diese Weise lasse ich mich zur Ruhe kommen, damit ich mich schweigend dem Patienten vorstellen kann. Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber im Stillen erkenne ich, das der Patient den gleichen Mechanismus hat wie ich. Erst dann bitte ich den Patienten in den Behandlungsraum. Dann tue ich, was auch immer getan werden muss. Ich arbeite dabei, ohne an das zu denken, was ich für diesen Patienten zu erreichen hoffe. Ich fange einfach an zu arbeiten.
Diese kleine, aus meinem Inneren herauskommende Begrüßung, mit der ich im Patienten meine eigene Stille erkenne, ist ein schweigendes Anerkennen, dass sie lebendig ist. Ein unsichtbares Anerkennen oder Realisieren ist das. Selbst wenn ihr 45 Patienten an einem Tag behandelt, könnt ihr euch Zeit nehmen für diesen sehr kurzen Moment, um Verbindung mit einen Punkt der Stille in euch selbst aufzunehmen und dann mit dem gleichen Punkt im Patienten. Denn dann – egal wie ihr mit dem einzelnen Patienten arbeitet – geschieht es 45 Mal am Tag, dass ihr in euch und im Patienten etwas erkannt habt, das schweigend das Behandlungsprogramm unterstützen wird. Was dieses Etwas ist, weiß ich nicht, und das ist auch nicht wichtig. Es geht einfach darum, sich mit einem Mechanismus zu identifizieren, der in jedem von uns existiert, und sich seiner zu bedienen.
Dieses Stillwerden wird euch leiten in Bezug auf das, was an diesem bestimmten Tag zu tun ist. Und ich bin überzeugt, dass der Patient daran nicht bewusst teilnehmen muss. Ich behandle viele Patienten, die nicht die leiseste Ahnung haben, was ich tue, und es trotzdem mögen, weil sie spüren, dass etwas in ihnen geschieht. Es fühlt sich für sie an, als ob endlich ein Behandler etwas von ihnen erkannt hat und versucht, ihnen zu helfen. Manchmal haben sie den Verdacht, dass ich überhaupt nichts tue, aber schlussendlich wissen sie, dass ich etwas mache, weil ihr Beschwerdebild sich ändert.
Diese Kontaktaufnahme dient also einer stillen Bestätigung, und sie gibt mir auch einen Moment Pause zwischen den Patienten. Wenn ihr einen Fall habt, der euch wirklich mitnimmt – und einige tun das – wollt ihr nicht all diesen Müll mit zu dem nächsten Patienten nehmen. Wenn es möglich ist, nehmt euch dann etwas mehr Zeit für diesen Prozess. Nehmt euch eine Dreiviertelminute Zeit, um euch irgendwo hinzusetzen, und lasst es einfach aus euch herausfließen, spült es heraus. Ihr habt sie dann vergessen, wenn sie den Behandlungsraum verlassen, wisst nicht einmal mehr den Namen. Dann lasst euch ganz ruhig werden und bittet den nächsten Patienten, in den Raum zu kommen. Selbst wenn es kein schwieriger Fall ist, könnt ihr euch, wenn der Patient geht, in aller Stille bewusst machen, dass etwas geschehen ist, während er im Behandlungsraum war. Ihr müsst darüber kein Wort verlieren. Dies ist einfach ein schweigender Austausch zwischen meiner Stille und der Stille des Patienten – der Name spielt keine Rolle, Techniken spielen keine Rolle, nichts spielt eine Rolle. Es ist einfach ein ruhiges Zusammenkommen deines Bereitseins für den nächsten Patienten mit dessen Bereitsein für dich.
Ich behandle niemals einen Patienten, wenn er nicht selbst darum bittet. Ich weigere mich, eine Frau die Erstkonsultation für ihren Mann ausmachen zu lassen. Der Patient muss mich selbst anrufen, um eine Verabredung zu treffen. Denn wenn er das nicht tut, kommt er oft, ohne es wirklich zu wollen. Ab und zu kommt jemand so von außen angetrieben zu mir zur Behandlung. Dann mache ich eine sehr kurze Untersuchung: „Ja, ich finde ein paar Probleme hier und da. Gehen Sie nach Hause, vergessen Sie es, und wenn Sie jemals etwas in der Richtung tun wollen, rufen Sie mich an.“ Vielleicht werde ich dann nach sechs