Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Название Rebellen gegen Arkon
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan: Traversan-Zyklus
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948675264



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meldete er sich ungehalten. »Was gibt es?«

      Irakhem konnte über Kuriols Schulter das verwirrte Gesicht eines Adjutanten erkennen. »Erhabener, ich habe eine seltsame Ortung zu melden! Wir fangen aus der Yssods-Wüste Signale auf, die für unsere Spezialisten nicht zu deuten sind!«

      Kuriols Kopf ruckte herum.

      Irakhem fühlte sich von den tiefroten Augen des alten Nert fixiert.

      »Kann es sein, dass einem Schiff des Gegners die Landung gelungen ist?«

      »O nein!«, entgegnete Irakhem im Brustton der Überzeugung. »Ausgeschlossen. Was immer da los ist, es hat mit unserem Gefecht nichts zu tun!«

      Der alte Nert dachte eine Weile konzentriert nach. Irakhem vermutete, dass er mit seinem Extrasinn stumme Zwiesprache hielt. Dann kündigte Kuriol an:

      »Ich werde Prinzessin Tamarena schicken. Das Phänomen muss untersucht werden.«

      »Ist das nicht zu …«

      Irakhem unterbrach sich mitten im Satz.

      »Zu gefährlich?«, wollte Kuriol wissen. »Sie enttäuschen mich, Irakhem. Tamarena kann besser auf sich aufpassen als wir alle.«

      4.

      MAGHAN!

       Gegenwart 2. August 1290 NGZ

      Mein Blick ruhte auf der Frau, die vor dem Altar zusammengebrochen war. Cinthia schien zu sterben.

       Unternimm etwas, Narr!

      Ich versuchte, meine Hände zu bewegen. Doch die Lähmung reichte bis in die Fingerspitzen. Dasselbe mit den Füßen, den Nackenmuskeln, nicht einmal die Lippen konnte ich öffnen.

      Es war keine typische Paralyse; ansonsten wäre ich zusammengebrochen und hätte möglicherweise das Bewusstsein verloren. Ich vermutete einen unbekannten Einfluss, der auf normale Menschen so wirkte wie auf Cinthia. Für mich sah die Sache anders aus, ich war ein Unsterblicher.

      Mein Zellaktivator pochte so stark, dass ich glaubte, die Ströme von Vitalenergie wie dicke Taue fassen zu können. Ohne den Chip in meiner Schulter, so machte ich mir klar, wäre ich innerhalb weniger Sekunden gestorben.

      Aus den Augenwinkeln erblickte ich plötzlich eine Gestalt. Ein Arkonide in einem grünen Mantel näherte sich im Zeitlupentempo. Es war Fürst Ligatem! Im ersten Augenblick dachte ich noch, Ligatem wolle mich vom Altar ziehen.

      Verschwinde! Du schaffst es nicht!, versuchte ich zu rufen. Aber kein Wort kam über meine Lippen.

      Dann bemerkte ich, dass der Blick des Fürsten in eine andere Richtung ging. Ligatem schaffte ein paar Meter. Dann sanken seine Arme hinab. Seine Hände öffneten sich, und er ging in die Hocke.

      Als er wieder hochkam, hatte er die Archäologin im Griff. Der Fürst versuchte, die Frau wegzuschleppen. Meter für Meter kämpfte er sich vorwärts – während ich nur untätig zusehen konnte.

      Ich bewunderte seine Willenskraft. Ligatem gab nicht auf, auch nicht, als er für Sekunden scheinbar entkräftet zu Boden ging. Die Zeitlupen-Flucht lief zunehmend zügiger ab. Mit jedem Meter Entfernung zum Altar gewann Ligatem an Tempo.

      Zum Schluss hob er Cinthia auf seine Schultern. Er trug sie wankend, aber rasch davon.

      In meiner Sichtweite befanden sich lediglich noch Maschinen, keine Lebewesen mehr.

      Ich war allein. Solange mein Aktivator arbeitete, konnte der lähmende Einfluss mich nicht töten.

      Ich erkenne eine Querverbindung, wisperte mein Zellaktivator. Die Stimme gerade eben wandte sich an einen Maghan. Die einzig anwesende Person auf dem Altar bist du, Arkonide. Ich nehme daher an, dass der Urheber der Stimme dich als einen Maghan identifiziert hat – als einen Meister der Insel.

      Was für ein Unsinn!, entfuhr es mir lautlos. Die Meister sind seit einigen tausend Jahren tot. Das letzte Mal, dass einer von ihnen diese Anlage betreten hat – wenn überhaupt! –, muss vor 50.000 Jahren gewesen sein!

      Der Extrasinn erklärte: Eine wichtige Eigenschaft der Meister war ihre relative Unsterblichkeit. Die Maghane trugen Zellaktivatoren, so wie du! Und heute betrittst du diesen Altar, eine Stimme nennt dich Maghan, und alle anderen Personen außer dir werden in die Flucht geschlagen.

       Was willst du andeuten?

       Du befindest dich nicht in Lebensgefahr, Arkonide. Diese Station hat dich automatisch als Meister der Insel identifiziert. Etwas Wichtiges wird geschehen. Etwas, das sich Schaltung Sternentau nennt. Aber zuvor wird man mit dir Kontakt aufnehmen. Du darfst dich keinesfalls als Unbefugter zu erkennen geben. Sei ein Meister der Insel, wenn du leben willst.

      Die Kuppeln in meinem Sichtfeld glommen plötzlich in einem dunklen, roten Licht. Im selben Moment verblasste die gesamte Umgebung, die ich dahinter erkennen konnte. Die Felsen der Yssods-Wüste, der blaue Himmel von Traversan, das alles verschwand wie hinter einem Deflektorschirm. Die Anlage hatte sich anscheinend in ein Feld unbekannter Natur gehüllt.

      Ich ballte die Hände – und es dauerte einige Momente, bis mir klar wurde, dass es eine willentlich gesteuerte Bewegung war. Ließ die Lähmung nach?

      Im selben Augenblick spürte ich drei heftige Schläge an meiner Hüfte. Es wurde brennend heiß, wenn auch nur für Sekunden.

      Ich versuchte, den Kopf zu neigen. Meine Bewegungsfähigkeit war nicht weit genug wiederhergestellt, um einen Blick auf die Hüftregion zu erhaschen.

      Das ist auch unnötig, sprach die Stimme in meinem Inneren sarkastisch. Offensichtlich sind soeben dein Antigrav, das Funkgerät und der Schutzschirmprojektor explodiert. Deine gesamte technische Ausrüstung …

      Was immer die Schaltung Sternentau bedeutete, es wirkte sich weder auf Geräte noch auf menschliches Leben ohne Aktivator besonders günstig aus.

      Das rote Leuchten der Kuppeln intensivierte sich.

      »Maghan?«

      Ich neigte den Kopf. Die Bewegung kostete mich alle Kraft.

      »Maghan, hörst du mich?«

      Es war dieselbe Stimme, die bereits den Satz Na Maghan, na Tha‘genem par atha ke gesprochen hatte.

      »Maghan, ich messe unzweifelhaft die Existenz eines Lebensspenders an. Um deine Identität weiß ich also.«

      Es war anzunehmen, dass mit dem Ausdruck Lebensspender mein Zellaktivator gemeint war.

      Ich fasste den Entschluss, der Stimme zu antworten:

      »Ich höre dich gut«, formulierte ich auf Alt-Tefroda.

      Die wenigen Worte kosteten mich sehr viel Kraft.

      »Du wurdest aufgrund der Emissionen deines Lebensspenders als befugte Person identifiziert. Der Sternentau-Vorgang wurde automatisch eingeleitet.«

      »Ich bin selbstverständlich befugt«, bestätigte ich matt, »allerdings bin ich nicht mit den Details der Schaltung Sternentau vertraut. Dieser Besuch diente lediglich der Inspektion. Ich benötige sämtliche Informationen, die du mir geben kannst.«

      Einen Moment lang hörte es sich so an, als ertöne eine Art Gelächter.

      Du hast es höchstwahrscheinlich mit einem 50.000 Jahre alten Steuergehirn zu tun, behauptete die Stimme in mir. Anzunehmen, dass es nicht mehr vollständig intakt ist.

       Eine irre Positronik?

       Der Begriff scheint mir nicht sehr präzise, im Kern könnte er jedoch treffend sein.

      Unruhig blickte ich mich um. Von der Wüstenumgebung war noch immer nichts zu sehen, und ein Gefühl sagte mir, dass sich dieser Zustand so einfach auch nicht ändern würde. Als die Stimme mir nicht antwortete, schlug ich vor:

      »Du