Rebellen gegen Arkon. Hans Kneifel

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Название Rebellen gegen Arkon
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Atlan: Traversan-Zyklus
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783948675264



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      Der alte Nert gab sich einen Ruck, dann erklärte er: »Es bleibt dabei. Wir werden unsere Abgaben nicht um diesen Satz erhöhen.«

      »Euch sind doch die Konsequenzen klar?«

      Pyrius Bit drehte sich wie zufällig um und blickte auf die Trichtertürme und Parklandschaften der Hauptstadt Erican hinaus. Hinter den modern anmutenden Zentrumsvierteln ragten drei Kugelgebirge auf: die 500-Meter-Schlachtkreuzer der Fusufklasse, mit denen Bit gekommen war. Als Demonstration der Macht benutzten sie nicht den siebzig Kilometer entfernten Raumhafen, sondern standen direkt am Stadtrand.

      »Natürlich kenne ich die Konsequenzen. Ihr dürft Euch dessen gewiss sein. Und nun geht. Ich werde Euch nicht aufhalten.«

      Nert Kuriol hatte einen Moment lang daran gedacht, den Sonnenkur festzusetzen. Mit ihm als Geisel hätte er vielleicht noch einmal verhandeln können.

      Doch er war ein Mann von Ehre, ein Traversaner, und er wusste, dass er im Namen seines Volkes handelte.

      Pyrius Bit wurde plötzlich wütend.

      »Kuriol! Ich befehle Euch …«

      Der alte Nert holte aus. Er versetzte dem fetten, unfähigen Kerl, der vor ihm stand, eine schallende Ohrfeige.

      Bit verstummte. Sein Gesicht wurde so weiß wie sein Haar. Seine Augen fingen vor Erregung an zu tränen.

      »Nert Kuriol«, stammelte er fassungslos. »Das hat Folgen.«

      2.

      DIE MEISTER DER INSEL

       Gegenwart 2. August 1290 NGZ

      Endlich!«, empfing mich Fürst Ligatem da Traversan mit unwilliger Stimme. Er war ein Mann mittleren Alters, gewiss von hoher Bildung und gutem Charakter, im Augenblick jedoch sichtbar angespannt. Die Hände hielt er tief in den Taschen seines grünen Mantels vergraben. Es schien mir, als habe er sie zu Fäusten geballt.

      Sein Blick fixierte mich.

      »Du bist tatsächlich Atlan. Man trifft nicht jeden Tag Berühmtheiten dieser Klasse. Bist du wirklich mehr als dreizehntausend Jahre alt?«

      »Natürlich.«

      »Dann hast du die Imperatoren des alten Reiches alle noch persönlich kennengelernt?«

      »Zumindest einige«, schränkte ich ein.

      Das Thema war mir nicht angenehm, und der Fürst schien das zu spüren. Ligatem führte mich durch den Palast bis auf eine Aussichtsplattform. Von hier überblickte ich halb Erican; unter anderem den Himmelskrater im Westen der Stadt, der sich als dicht besiedeltes Gebiet erwies.

      »Unser Ziel ist die Yssods-Wüste«, erklärte Ligatem. »Dort wurde die Station entdeckt.«

      »Um was für eine Station handelt es sich genau?«

      »Du siehst es bald«, blockte Ligatem meine Frage ab. »Allerdings ist eine gewisse Vorsicht nötig. Wir haben bereits siebzehn Tote zu beklagen. Mehr müssen es nicht werden.«

      Ein undefinierbarer Seitenblick des Fürsten traf mich.

      »Leider haben auch deine Camelot-Wissenschaftler nichts bewirkt. Deswegen haben wir einen Unsterblichen zu Hilfe gerufen. Wir hoffen, dass du uns entscheidende Hinweise liefern kannst. Du hast die Meister der Insel selbst getroffen, Atlan. Wir kennen sie nur aus den Geschichtsbüchern.«

      Ligatem winkte einen Gleiter heran, ein komfortables, offenbar gepanzertes Fahrzeug für längere Strecken. Bald rasten wir mit hoher Geschwindigkeit über die Trichtertürme der Stadt, südlich in Richtung Yssods-Wüste.

      Er hält dich anscheinend für eine Art Wunderheiler, kommentierte mein Extrasinn.

      Soll er, antwortete ich trocken. Ligatem wird das Gegenteil früh genug merken.

      Wir überquerten einen unbewohnten Landstrich. Kaum eine Pflanze gedieh, offenes Wasser entdeckte ich nirgendwo. Kein Wunder, dass bis dato niemand die Station entdeckt hatte.

      Es dauerte eine knappe Stunde, dann sah ich zwischen den Felsen ein ausgedehntes Lager liegen. Ligatem landete das Fahrzeug am Rand der kleinen Zeltstadt.

      »Ich habe ein schlechtes Gefühl«, hörte ich den Fürsten sagen, bevor er ausstieg. »Ich weiß, dass es naiv klingt, aber – wir dürften dies hier nicht tun. Es steht uns nicht zu.«

      Ich begrüßte die Archäologen, Historiker und Hochenergie-Techniker, deren Gesichter ich von Camelot kannte. Die Leitung hatte Cinthia Taubenflug übernommen, eine dunkelhaarige Terranerin, die seit etwas mehr als zehn Jahren in den Diensten von Camelot stand.

      Gemeinsam mit Ligatem führte mich Cinthia durch die Fundstätte. Die Station bestand aus fünf eiförmigen, vierzig Meter hohen Kuppeln. Die seltsamen Gebilde durchmaßen an der Basis zwanzig Meter. Sie waren gleichschenklig fünfeckig angeordnet und schimmerten rötlich. Sie hatten eine ausgesprochen seltsame, rau scheinende Oberfläche.

      Angenommen, die Station war wirklich ein Produkt der Meister der Insel, dann mussten die Gebäude mindestens fünfzigtausend Jahre alt sein.

      »Diese Wände«, murmelte ich unbehaglich, »sie sehen aus wie Sandstein.«

      »Sandstein?«, fragte Cinthia zurück. Sie schien einen Moment lang ernsthaft nachzudenken. »Ich denke, wir können das guten Gewissens verneinen. Es dürfte sich um ein exotisches Metall handeln. Aber das ist nur eines von mehreren Rätseln. Sämtliche Einrichtungen hier erscheinen beispielsweise energetisch vollkommen inaktiv. Andererseits weisen gewisse Details darauf hin, dass einige Geräte dennoch aktiv sein müssen.«

      »Erklärung?«

      »Keine. Ich gebe zu, dass wir das noch nicht verstehen. Unser technologisches Niveau steht theoretisch sehr hoch über allem, was hier in der Yssods-Wüste existiert. Auf der anderen Seite kommen wir an den größten Teil der Geräte nicht heran, mit allen Tricks nicht. Die Erbauer der Station haben sie so perfekt isoliert, dass man die Leistung nur bewundern kann.«

      »Die Erbauer – das führt uns gleich zum Kern. Was bringt euch auf den Gedanken, es könnten die Meister der Insel gewesen sein?«

      Cinthia lächelte.

      »Du glaubst doch nicht, wir rufen dich umsonst, Atlan?«

      Sie führte mich einmal halb um die Anlage. Der Abstand von Kuppel zu Kuppel betrug fünfzig Meter. Es war ein Fußmarsch von einigen Minuten.

      »Wir könnten natürlich auch direkt zwischen den Kuppeln hindurchgehen«, erklärte die Archäologin. »Aber Ligatem hat es vielleicht schon erwähnt, wir hatten hier bereits Todesopfer. Die Anlage war von versteckten Thermokanonen beschützt, als sie gefunden wurde. Wir wissen nicht, ob wir alle entdeckt und ausgeschaltet haben. Deshalb meiden wir überflüssige Wege am Altar entlang und natürlich unnötige energetische Vorgänge.«

      Cinthia geleitete mich vor eine Platte, die aussah wie eine altägyptische Schrifttafel. Die Schriftzeichen besaßen einen eigentümlichen, seltsam vertrauten Charakter. Ich musterte die Zeichen sorgfältig.

      Andromeda, konstatierte mein Extrasinn unhörbar. Erinnere dich an die Lemurer und die Meister der Insel. Das hier ist alt. Sehr, sehr alt. Cinthia hatte recht.

      Mein photographisches Gedächtnis ließ mich den Sinn jener uralten Schriftzeichen erfassen:

       Die Hoffnung geht nicht verloren.

       Das Glück kann man zwingen.

       Die Zeit muss nicht ein Gegner sein,

       wenn du sie zu deinem Freund machen kannst.

      »Was bedeutet das?«, wollte ich wissen.

      »Eigentlich war das unsere Frage an dich, Atlan!«, meinte Cinthia Taubenflug.

      »Zumindest handelt es sich um einen uralten Dialekt. Damals