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und/ als Kommunikation

       7.3 Der Begriff des Autors

       7.4 Der Begriff des Lesers

       8 Der Wirklichkeitsbezug der Literatur

       8.1 Der Begriff der Mimesis bei Platon (Politeia) und in der Poetik des Aristoteles

       8.2 Mimesis und Fiktionalität

       8.3 Einige historische Bedeutungen von Mimesis

       8.4 Aboutness: Sagen und Zeigen in der Literatur

       9 Die subjektiven Zugänge zur Literatur

       9.1 Das Paradigma der literarischen Subjektivität

       9.2 Literarisches Erleben

       9.3 Der Begriff der Erfahrung

       9.4 Ästhetische und literarische Erfahrung

       10 Die intersubjektiven Zugänge zur Literatur

       10.1 Die Geschichte der vormodernen Hermeneutik

       10.2 Stationen der modernen Hermeneutik

       10.3 Literarisches Verstehen

       10.4 Literarische Interpretation

       11 Die Anthropologie der Literatur

       11.1 Anthropologie und Literatur: James Harris, A dialogue concerning art (1744)

       11.2 Literarische Anthropologie

       11.3 Nachahmen – Spielen

       11.4 Symbolisieren – Sinn machen

       12 Die Funktionen der Literatur

       12.1 Literarischer Funktionalismus: Zur Funktion der Funktion

       12.2 enthusiasmus – katharsis – prodesse et delectare: vormoderne Funktionen

       12.3 Subjektkonstitution und Wertungsgeschehen: moderne Funktionen

       12.4 Die Erkenntnisfunktion von Literatur

       13 Die Kontexte der Literatur

       13.1 Paratextualität und Intertextualität

       13.2 Kritik: Literatur und Gesellschaft

       13.3 Reflexivität: Literatur und Kultur

       13.4 Tradition und Gattung: Literatur und Geschichte

       14 Epilog: Probleme der Literaturtheorie

       14.1 Der Ursprung der Literaturwissenschaft aus dem Problembestand der Ästhetik

       14.2 Das Begriffsproblem der Literaturwissenschaft

       15 Literaturverzeichnis

       16 Personenregister

       Backcover

Zum Begriff der literarischen Ästhetik

Theorie als Übung

      „Gewisse Erkenntnisse schützen sich selbst: man versteht sie nicht.“ (Nietzsche 1999, Bd. 8, S. 374) Wohl mancher, der sich in das weite und von Begriffsdornen zugewachsene Gebiet der Literaturtheorie vorwagt, mag seufzend eine solche oder eine ähnliche Feststellung getroffen haben. Noch immer – und vielleicht sogar in wachsendem Maße – umgibt das theoretische Nachdenken über die Prinzipien des Literarischen ein Nimbus, der viele dazu veranlasst, furchtsam Umwege um diese Begriffswildnis zu nehmen. Andere wiederum sehen sich dazu berufen, mit der etwas blinden und etwas größenwahnsinnigen Lust des Eroberers Schneisen in das Dickicht zu schlagen und dabei mehr zu zerstören als kennenzulernen. Die meisten bleiben ohnehin gleich zu Hause und beobachten das Geschehen lieber am Fernsehapparat der zahlreichen Einführungen, die es ihnen aus sicherer Entfernung und in leicht verdaulichen Dosierungen präsentieren. Das vorliegende Buch geht andere Wege. Es will den Leser weder in den Urwald der Theorie hineinstoßen und ihn zwingen, sich selbst irgendeinen Pfad freizukämpfen, indem es Begrifflichkeiten und Argumentationsweisen immer schon voraussetzt oder diese nur ungenügend durchsichtig macht. Es zielt aber auch nicht darauf, ein dynamisches Nachdenken in ein statisches, auf Zusammenfassungen verkürztes Wissen umzuwandeln und als bloß lernbare Einheiten weiterzugeben. Natürlich gibt es auch auf dem Feld des grundsätzlichen Reflektierens über Literatur Wissensbestände, mit denen man sich vertraut machen sollte: Und vielleicht der wesentlichste Aspekt dieses Buches besteht darin, eine Auswahl an besonders wirkmächtigen Ideen zu treffen, deren Kenntnis Voraussetzung jeder Beschäftigung mit Literaturtheorie ist. Zugleich sind deren Begrifflichkeiten, in die mit diesem

      [9] Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.

      Buch eingeführt werden soll, zum einen als Fragehorizonte und damit in ihren variablen Grenzen, zum anderen in ihrem Traditionszusammenhang und damit als Begriffsgeschichten zu rekonstruieren. Deshalb verzichtet das vorliegende Buch darauf, dieses Wissen tabellarisch zusammenzufassen oder irgendwie anderweitig didaktisch auf Posterform zu reduzieren. Eine einsichtige Gliederung, die übersichtliche Darstellung und die möglichst große Klarheit der Inhalte müssen genügen, um die Form der Wissensinhalte angemessen präsentieren zu können. Demgemäß sind die „Kontrollfragen“ am Ende jedes Kapitels vor allem als Anhaltspunkte dafür zu verstehen, welche Zentren der Argumentation dem Leser einsichtig gemacht werden sollten.

      Wenn Friedrich Nietzsches Einsicht, mit der dieses Kapitel begonnen hat, zutrifft, dann will sich das vorliegende Buch gerade in das Schutzlose, oder mit einem Wort Hölderlins: in „das Offene“ (Hölderlin 1992, Bd. 1, S. 287) vorwagen, indem es die Begriffsbemühungen um die Literatur nicht nur durchsichtig, sondern auch zugänglich macht. Damit ist zugleich eine erste Notwendigkeit jeder sinnvollen didaktischen Aufbereitung von Theorie bezeichnet: Sie sollte nicht nur passives Wissen vermitteln, sondern den Leser mit Theorie als Tätigkeit, als etwas, das man selbst vollziehen muss, bekannt machen. Peter Sloterdijk hat dies im Konzept der „Übung“ gefasst: „Als Übung definiere ich jede Operation, durch welche die Qualifikation des Handelnden zur nächsten Ausführung der gleichen Operation erhalten oder verbessert wird, sei sie als Übung deklariert oder nicht.“ (Sloterdijk 2009, S. 14) Eine Einführung in das theoretische Arbeiten mit Literatur hat nur Sinn, wenn sie als Theorietraining konzipiert ist: Wenn sie nicht für den Leser denkt, sondern ihm die Instrumente und Perspektiven dieses Feldes verfügbar macht und damit ein selbständiges Arbeiten ermöglicht. Nicht zuletzt der emphatische Charakter von Theorie überhaupt und auch die spezifische Theoriebildung einer „literarischen Ästhetik“, über deren prinzipielle Begründung in diesem ersten Kapitel gesprochen werden soll, machen eine solche Zielstellung notwendig: „Aber es gehört zur Wahrheit, daß man selbst als tätiges Subjekt dabei ist. Es mag einer Sätze hören, die an sich wahr sind, er erfährt ihre Wahrheit nur, indem er dabei denkt und weiter denkt.“ (Adorno 1988, S. 261)

      [10]

      Damit wird der Impuls wieder ernst genommen, aus dem heraus die kulturwissenschaftliche Theoriebildung in den 60er Jahren des 20. Jh. einen großen Schub erhalten hat: die Demokratisierung des wissenschaftlichen Denkens. „Theorie war ein Weg, literarische Werke aus dem Würgegriff einer ‚literarischen Sensibilität‘ zu befreien und sie für eine Analyseart zu öffnen, an der sich zumindest prinzipiell jeder beteiligen konnte. […] Richtig verstanden ist Literaturtheorie eher von demokratischen als von elitären Anstößen geprägt worden; und in dem Grad, in dem sie wirklich in schwülstige Unlesbarkeit verfällt, wird sie ihren eigenen Wurzeln untreu.“ (Eagleton 1997, S. VII) Es sollte also kein Leser Angst davor haben müssen, in diesem Buch mit Wissen konfrontiert zu werden, das wiederum ein sehr spezielles Wissen voraussetzt. Wohl aber wird er sich darauf einstellen müssen,