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    Blockbuster

    Stefan Lüddemann

    Sie werden als Publikumsmagneten bewundert, als vermeintliche Marketingevents verachtet – die großen Publikumsausstellungen der Kunst. Als »Blockbuster« verwandeln diese Präsentationen das Kunsterlebnis in ein Kulturspektakel, die Museen in Eventzonen. Die Publikation wirft erstmals einen genauen Blick auf den Blockbuster als Phänomen der Kunstwelt und stellt Fragen wie: Was macht diese Giganten des Ausstellungsgeschehens so erfolgreich, was machen sie mit den Museen und wie verwandeln sie unsere Wahrnehmung von Kunst? Sie stellt Blockbuster vor, die in den letzten Jahren für Furore sorgten, und lässt die Personen hinter den Mega-Events zu Wort kommen. Vor allem werden die Elemente analysiert, die Blockbuster überhaupt erst zu Erfolgsformaten machen – von Starkünstlern und ihren Werken bis hin zu Sponsoren und raffiniert gestalteten Marketingkampagnen.

    Gustave Courbet

    Ulf Küster

    Gustave Courbet (1819-1877) gilt als Vorkämpfer der sozial engagierten Malerei, er ist der wichtigste Ver­treter des Realismus. Diese der schonungslosen Dar­stellung der Wahrheit verpflichtete Kunstrichtung stellte die von der Akademie geprägte, idealisierende Malerei infrage und schockierte die Pariser Gesell­schaft des 19. Jahrhunderts. Courbet wurde zu einer Leitfigur der aufrührerischen Künstlerboheme und pflegte regen Austausch mit tonangebenden Dich­tern und Künstlern. Er war aber keineswegs nur Bür­gerschreck, sondern vor allem ein großer Revolutio­när der Landschaftsmalerei. Das Buch führt anhand von sieben Essays zu ausgewählten Aspekten in das Leben und Werk des Künstlers ein, dessen Gemälde auch diejenigen begeistern, die sich nicht täglich mit Kunst beschäftigen. Courbets ungeheuer reichhalti­ges Schaffen und sein aufregendes Leben lohnen es, immer wieder neu entdeckt zu werden. Exhibition: Fondation Beyeler, Riehen/Basel 7.9.2014-18.1.2015

    William Kentridge & Peter L. Galison

    William Kentridge

    Unsere Auffassungen von Zeit verändern sich fortwährend auf vielschichtige Art und Weise. Dies ist eine Untersuchung dieser Verschiebungen und Kämpfe in Form von Zeichnungen und Texten, Musik und Bewegung bis hin zu Filmen und Konzepten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Zeit übergreifend organisiert: Dörfer, Städte, ganze Länder wurden ihrer »eigenen« Zeit beraubt, als die Uhren mithilfe von Signalen synchronisiert wurden. Albert Einstein stieß mit seiner radikalen Idee, die die Vorstellung eines »überallhörbaren Tik-Tak« zugunsten von Zeiten, die nicht Zeit sind, außer Kraft setzte, auf erbitterten Widerstand. Auch in unserem eigenen Zeitalter wird die Zeit wieder durcheinandergewirbelt – die Zeit wird mit Informationen gekreuzt, sie wird herausgefordert am Horizont Schwarzer Löcher oder sogar von vielen Stringtheoretikern als pure Illusion dargestellt. In einer kongenialen langfristigen Partnerschaft mit Peter L. Galison, Historiker, Autor, Filmemacher sowie Professor für die Geschichte der Wissenschaften und der Physik an der Harvard University, widmet sich der südafrikanische Künstler William Kentridge der Erforschung dieser Ideen in Die Ablehnung der Zeit, ein Projekt für die dOCUMENTA (13), in dessen Entstehen das vorliegende Notizbuch Einblick gewährt. Sprache: Deutsch/Englisch

    Vandana Shiva

    Vandana Shiva

    Die indische Physikerin und Aktivistin Vandana Shiva (*1952) legt anhand nüchtern präsentierter Fakten dar, wie Konzerne die Kontrolle über unser Leben erlangen. Die Patentierung von Leben – von Bakterien über Pflanzen bis hin zu Klontieren mit bestimmten genetischen Eigenschaften – führt zu seiner Verdinglichung und Kommerzialisierung. Ein Abkommen der Welthandelsorganisation erlaubt es Konzernen auf alles nur Erdenkliche Patente anzumelden. Eine der Folgen ist Biopiraterie, die Reklamierung teils uralter traditioneller Verwendungen und Züchtungen von Pflanzen als eigene »Erfindung«, wie Shiva anhand der Beispiele des Niembaumes und des Basmatireises zeigt. Die Monopolisierung von Saatgut hat in weiten Teilen Indiens die Bauern in die Abhängigkeit der Konzerne gezwungen und ihnen die Lebensgrundlage entzogen.

    Rosemarie Trockel

    Rosemarie Trockel

    Im Zeitlupentempo zoomt der Literat Rolf Dieter Brinkmann (1940-1975) in die Seitenstraße einer langen gepflasterten Straße, vor einen Hauseingang, unter eine Fensterbank, entlang der Topfpflanzen und schließlich hinein in eines der gelb leuchtenden Fensterrechtecke. Auf einem Sessel in dem bürgerlich eingerichteten Wohnzimmer liegt eine aufgeschlagene Zeitung – das Foto zeigt eine Menschentraube, die zu einem Fenster hochsieht. Die Kurzgeschichte »Ein Vorfall« beschreibt einen Septemberabend irgendwo in Deutschland: eine ruhige Wohnsiedlung in einem Außenbezirk, ein Mehrfamilienhaus, eine Rauferei in der Wirtschaft, ein Betrunkener, ein Suizidversuch, ein Feuerwehreinsatz, Passanten. Eine Frau aus der Siedlung hat sich in ihrer Wohnung verbarrikadiert, Schränke vor die Eingangstür geschoben und, vielleicht, den Gashahn aufgedreht. Der literarische Spaziergang arbeitet mit Perspektivverschiebungen und Déja-vus. Begleitet wird er von Bildmaterial der Künstlerin Rosemarie Trockel: assoziative Schwarz-Weiß-Fotografien aus den Jahren 1995 bis 2011, darunter Filmstills, ausschnitthafte Abbildungen künstlerischer Arbeiten, enigmatisch und fragmentarisch wie die Erzählung, die Trockel für ihr Notebook wählte. Sprache: Deutsch/Englisch

    Paul Ryan

    Paul Ryan

    In einem Gespräch mit Ayreen Anastas und Rene Gabri, Agenten der dOCUMENTA (13), gibt der in New York lebende Videokünstler Paul Ryan Auskunft über die theoretischen wie biografischen Hintergründe seiner Arbeit, über seine prägende Tätigkeit für Marshall McLuhan sowie über seine Rolle innerhalb der Videogruppe Raindance und der von ihr herausgegebenen Zeitschrift Radical Software. Die verschiedenen Einflüsse weckten in ihm den Wunsch, seine künstlerische Tätigkeit mit einer revolutionären sozialen Praxis zu verbinden, innerhalb derer das Konzept des »Threeing« eine zentrale Stellung einnimmt. Dabei handelt es sich um eine »freiwillige Beziehungs-Praxis beziehungsweise -Übung, bei der drei Personen abwechselnd drei verschiedene Rollen übernehmen«, die auf den von Charles Sanders Peirce eingeführten phänomenologischen Kategorien der Erstheit, Zweitheit und Drittheit beruht. Das Gespräch wird ergänzt von einem ausführlichen Anhang mit illustrierten Texten zum »Threeing« sowie dem ebenfalls von Ryan entwickelten Beziehungskreislauf.

    Nalini Malani & Arjun Appadurai

    Arjun Appadurai

    Arjun Appadurai reflektiert in seiner Abhandlung den Stellenwert der Ideen Gandhis zur Gewaltlosigkeit als Form politischen Handelns in Indien und verfolgt die These, dass sein Denken und seine Praktiken eine doppelte Genealogie aufweisen. Während die eine Genealogie in Beziehung zu indischen Vorstellungen von Askese, Verzicht und Enthaltsamkeit steht, ist die zweite von Königsherrschaft, Opfer und kriegerischem Heldenmut beeinflusst und nimmt keinerlei Rücksicht auf eine Schädigung von Lebewesen. In den indischen Traditionen kriegerischer Enthaltsamkeit werden beide Genealogien miteinander vermischt, was eine lebendige Quelle für Politik militanter Religiosität im heutigen Indien darstellt. Nalini Malani reagiert auf diesen Essay mit Zeichnungen, die ihn teils überlagern, teils eigenständig begleiten und in denen sich die Ausführungen Appadurais sinnlich widerspiegeln. Nalini Malani (*1946) ist Künstlerin und lebt in Bombay. Arjun Appadurai (*1949) ist Anthropologe und Goddard Professor für Medien, Kultur und Kommunikation an der New York University. Sprache: Deutsch/Englisch

    Michael Taussig

    Michael Taussig

    Was macht die Faszination von Notizbüchern aus? Dieser Frage geht der Anthropologe Michael Taussig, für dessen Feldforschungen Notizbücher ein unverzichtbares Instrument darstellen, in seinem Essay auf den Grund. Im Zentrum seiner Untersuchung steht Walter Benjamin, der obsessiv seine Notizbücher füllte und nicht nur ihrem Zweck, sondern auch ihrer Materialität verfallen war. Anhand weiterer bekannter Notizenschreiber, von Roland Barthes über Le Corbusier bis zu Joan Didion, kristallisiert Taussig heraus, was ein Notizbuch wirklich ist. Weit mehr als ein bloßes »Ding«, entwickelt es ein veritables Eigenleben, das sich gerade aus dem speist, was nicht niedergeschrieben wurde, und schließlich ergreift es von seinem Besitzer Besitz: Das Notizbuch ist ein magisches Objekt, ein Fetisch. Der Anthropologe Michael Taussig (*1940) ist Professor an der Columbia University, New York.

    Matias Faldbakken

    Matias Faldbakken

    Für SUCHE verwendete der Autor und Künstler Matias Faldbakken die Protokolle seiner verschiedenen Festplatten und extrahierte einen Teil der Verläufe seiner Google-Recherchen. Die Suchanfragen sind chronologisch nach den Daten abgedruckt, an denen sie in das Suchfeld eingegeben wurden. Die Texte beruhen überwiegend auf Bildrecherchen. Sie zeigen in vielerlei Hinsicht die sprachlichen Grundlagen der Bildproduktion des Künstlers: Sie sind teils Notizen, teils Recherche. Die Suchbegriff-Texte ähneln der Écriture automatique, einer unbewussten (oder zufälligen) Textproduktion. Sie ermöglichen dem Leser, einen Teil seines Arbeitsprozesses mitzuerleben und können als ein Querschnitt seines Denkens gelten. Die Texte stehen zwischen der Bild- und der Textproduktion des Künstlers und erscheinen hier als eine Form (konkreter) Poesie. Matias Faldbakken (*1973) lebt und arbeitet als Künstler und Autor in Oslo. Sprache: Deutsch/Englisch

    Mario Garcia Torres

    Mario García Torres

    In seinem Notizbuch lädt Mario Garcia Torres die Leser dazu ein, an seinen Gedanken zum Verhältnis von Gast-Sein und Gastgeberschaft teilzuhaben. Welche Reaktionen werden ausgelöst, wenn man eine Einladung erhält? Wie agiert man in einem vorgegebenen Kontext und wie lässt sich daraus ausbrechen, lassen sich die beiden Rollen vertauschen? Garcia Torres umkreist diese Fragen anhand von Beispielen anderer Künstler, die sich explizit in eine der Rollen begeben haben: Alighieri Boetti mit seinem One Hotel in Kabul und Allen Ruppersberg mit Al’s Grand Hotel in Los Angeles in die des Gastgebers; auf der anderen Seite Daniel Buren als Gast eines 1989 durch einen Wirbelsturm zerstörten Resorts auf Saint Croix, einer der Jungferninseln, wo er In-situ-Arbeiten installierte, sowie Martin Kippenberger, der im Hotel Chelsea in Köln lebte. Wir sind dabei seine Gäste und müssen entscheiden, was wir mitbringen wollen: eine Flasche Wein oder einen Blumenstrauß. Mario Garcia Torres (*1975) ist Künstler und lebt in Mexiko-Stadt. Sprache: Deutsch/Englisch