Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels. J.J. PREYER

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Название Rosmarie Weichsler und das Lächeln des Teufels
Автор произведения J.J. PREYER
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783709500408



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      »Mir gefällt der Teufel ganz und gar nicht.«

      Marie Weichsler sagte nichts dazu. Sie wusste nicht, was Frühauf damit meinte. Sie musste erst ihre Schwester dazu befragen.

      Frühauf jedoch interpretierte ihr Schweigen als Kritik und begann sich zu verteidigen: »Der Regisseur hat mir erzählt, dass die Frau, die den Teufel spielt, schon einmal bei einer der Proben etwas in die Getränke der Schauspieler geschüttet hat, ein Abführmittel. Die Schauspieler haben seitdem das Trinken nur angedeutet.«

      »Mit Ausnahme des Intendanten, wie sich gezeigt hat. Nein, ich bin noch nicht so weit.«

      »Aber du hast doch Ideen«, ließ Frühauf nicht locker.

      »Die habe ich, natürlich. Nicht die ganze Stadt kommt für den Mord in Frage, sondern nur Leute, die Zugang zur Bühne hatten.«

      »Natürlich. Das ist selbstverständlich.«

      »Und wer hatte Zugang zur Bühne?«, fragte Marie Weichsler.

      »Die Schauspieler.«

      »Die Techniker. Alle, die irgendwie an der Aufführung mitwirkten.«

      »Die Frau des Ermordeten, die Kinder.«

      »Die Schlaraffen«, ergänzte Marie Weichsler.

      Sie erinnerte sich daran, dass ihre Schwester von einer Führung für die Schlaraffen und ihre Angehörigen vor der Vorstellung erzählt hatte, die sie absichtlich versäumt hatte, indem sie den Aufbruch von ihrem Haus so lange hinausgezögert hatte, bis es zu spät dafür gewesen war.

      Ein Fehler, wie sich jetzt herausstellte. Rosa hätte möglicherweise eine interessante Beobachtung machen können.

      Das Gespräch zwischen Trafikantin und Inspektor wurde immer wieder durch Kunden unterbrochen, die sich mit Zeitungen und Zigaretten versorgten.

      »So, jetzt störe ich dich nicht mehr. Halte Augen und Ohren offen! Vielleicht erfährst du etwas über die Beteiligten«, verabschiedete sich Frühauf.

      Die meisten Kunden wussten nicht vom Tod des Intendanten. Zeitungen und Fernsehen berichteten noch nicht darüber, nur im Radio hatte es eine Nachricht dazu gegeben.

      Kurz vor neun besorgte sich wie jeden Tag Bert Schober seine Memphis-Zigaretten. Drei Packungen. Der Redakteur des Tagesboten war starker Raucher.

      »Keine hundert Meter von hier entfernt wurde Siegi ermordet«, stellte er fest.

      Die Trafik, die die Schwestern Weichsler von ihrem Vater übernommen hatten, war an die äußere Schlossmauer angebaut.

      »Und keine hundert Meter weiter befindet sich die Bundespolizeidirektion mit ihrem Ermittler Herbert Frühauf«, stellte Marie Weichsler fest. »Ein Kraftfeld der Ereignisse in diesem Fall.«

      »Diese Formulierung muss ich mir merken. An Ihnen ist ein Journalist verlorengegangen«, sagte Schober und steckte sich eine Zigarette an.

      Lächelnd las er die Warnung auf der soeben geöffneten Packung: Rauchen kann Ihre Gesundheit gefährden.

      »Siegi hat nicht geraucht und ist jetzt tot. Ich lebe noch. Soviel zu diesem Thema«, meinte er.

      »Sie kannten Herrn Hagen?«

      »Wer kannte ihn nicht? Er hatte in dieser Stadt überall seinen Nassen drin.« Verschämt ob dieser Aussage senkte er seinen Blick und entschuldigte sich.

      »Keine Ursache«, beruhigte ihn Marie Weichsler.

      »Ja, und ich kannte ihn von den Schlaraffen her.«

      Schon wieder die Schlaraffen, dachte Marie Weichsler. Ein weiteres Kraftfeld in diesem Fall.

      »Irgendjemand muss doch Fotos gemacht haben von der Aufführung«, überlegte der Journalist.

      »Wenn es nicht verboten war, Fotos zu machen.«

      »Das ist heutzutage kein Problem. Man kann mit jedem Handy Aufnahmen machen, ohne dass es jemand bemerkt.«

      »Sie meinen …«

      »Es wäre«, sagte der Redakteur, »zumindest eine Möglichkeit, zu sehen, wer bei den Getränken war.«

      »Sie könnten einen Aufruf in die Zeitung geben, mögliches Material anonym an Sie zu senden.«

      »Per E-Mail. Eine gute Idee. Ich weiß, was ich an Ihnen habe, Rosmarie.«

      »Ich auch«, erwiderte diese. Und Schober war sich nicht im Klaren, ob er soeben ein Kompliment oder Eigenlob vernommen hatte.

      Dann rief Rosa Weichsler bei ihrer Schwester an und teilte ihr mit, dass sie Monika Hauser gebeten habe, sie am Nachmittag in der Trafik zu vertreten. So konnte zumindest eine von ihnen ermitteln, ohne dass das Geheimnis der Zwillingsschwestern verraten wurde.

      »Ich werde sie bitten, sich auch an den kommenden Tagen bereitzuhalten«, sagte Marie Weichsler und erkundigte sich nach der Darstellerin des Teufels.

      »Warum fragst du, Rosa?«

      »Frühauf verdächtigt sie.«

      »Ein sicheres Zeichen, dass die Frau unschuldig ist.«

      »Er hat erzählt, dass – ich weiß nicht einmal, wie sie heißt …«

      »Viola Gattinger.«

      »… dass diese Gattinger schon einmal die Getränke auf der Bühne manipuliert hat. Allerdings nur mit einem Abführmittel.«

      »Sie wirkte ziemlich authentisch als Teufel.«

      »Du verdächtigst sie auch?«

      »Wie gesagt, wenn Frühauf sie nicht in Verdacht hätte, wäre sie ein möglicher Täter.«

      »Eine erste Spur, also.«

      »Und sonst?«

      »Noch nichts Dramatisches. Schober sucht nach heimlich gemachten Fotos.«

      »Gut. Du kommst zum Mittagessen.«

      »Alles klar. Was gibt es?«

      »Marillenknödel.«

      »Erdäpfel- oder Topfenteig?«

      »Was du willst.«

      »Topfen.«

      »Ist mir auch lieber.«

      »Wirklich?«

      »Schließlich sind wir Zwillinge und lieben denselben Mann.«

      »Von lieben kann keine Rede sein.«

      »Auch darin sind wir uns einig.«

      Um Viertel vor elf betraten eine große, stattliche Frau und eine etwas verwachsen wirkende Kleine das Geschäft. Die Große gab drei Lottotipps auf, die Zierliche erwarb Frauenzeitschriften.

      Von den beiden erfuhr Marie Weichsler, dass für elf eine Krisensitzung im Schlossrestaurant anberaumt war. Die Frage, ob trotz des Todes des Intendanten weitergespielt werden solle, erübrigte sich zumindest für die Souffleuse.

      »Selbstverständlich. Alle zehn Vorstellungen sind ausverkauft. Und es wäre sicherlich auch im Sinne des Verstorbenen, weiterzumachen«, fand Herta Sonnleitner.

      »Ich weiß nicht recht«, entgegnete Nella Steiner-Optresal. »Mir macht die Arbeit heuer wenig Freude. Sie steht unter keinem guten Stern.«

      »In den Karten finde ich Klarheit und Reinigung«, widersprach ihr die Souffleuse.

      »Sie sind Kartenlegerin, Frau Sonnleitner?«, fragte Marie Weichsler.

      »Ein Hobby.«

      »Welches System?«

      »Wie meinen Sie das?«

      »Skat, Lenormand, Zigeunerkarten?«

      »Tarot«, antwortete die Souffleuse.

      »Hast du