Название | Gestalt-Traumatherapie |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783897975347 |
Als 45-Jährige erlebte sie Arbeitsplatzkonflikte mit einer unsicheren neuen Chefin, die keine Erfahrung mit Gehörlosen hatte und die sie anschrie, sie solle schneller arbeiten. Zeitgleich verstarb auch ihre hochbetagte Großmutter. Dies löste eine Reaktivierung des Traumas mit massiven Intrusionen, Hyperarousal, Vermeidungen, Arbeitsunfähigkeit für vier Jahre aus. Die Klientin hatte die strengen Schwestern als Überlebensstrategie introjiziert. Selbsthass, massive Selbstabwertung, permanente Selbstkritik. Diese Introjekte verbündeten sich nun mit der Chefin, woraufhin es zum völligen psychischen Zusammenbruch der Klientin kam, mit massiven Ängsten, Selbstvernichtungsphantasien und der völligen Arbeitsunfähigkeit.
Die Entwicklung von Gegenstrategien, über die erstmalige Wahrnehmung und Differenzierung ihres Körpergefühls, einer Körper-Awareness und einer achtsamen Haltung für sich und die eigenen Bedürfnisse waren der primäre Fokus im Rahmen einer vierjährigen Langzeittherapie.
Nach einer EMDR-Intervention zur Auflösung der Intrusionen der Schulschwestern nach dem ersten Jahr glitt die Klientin aufgrund eines unbemerkten dissoziativen Prozesses in eine deutliche Verschlimmerung. Durch den visuellen Doppelmodus von Gebärdensprache und visueller Verarbeitung/Mimik bei der Intervention war der dissoziative Prozess nicht deutlich zu erkennen. Es folgte ein dreiwöchiger Psychiatrieaufenthalt mit Einverständnis der Klientin. Danach ging es ein Jahr nur über supportive Gestalttherapie weiter, danach zwei Jahre mit innerer Dialogarbeit und der Einnahme der Perspektive der Überlebenden. Das Aufspüren und die Identifizierung der Täterintrojekte, die als Top-dog-Attacken verstanden werden können, über die Wahrnehmung eigener Körpergefühle, stereotyper Denkinhalte und Stuhlarbeit brachte die Wende. Es schien, als sei in dem Moment, in dem sie ihr wahres, auf angenehmen Körpergefühlen beruhendes Selbst wieder gefunden hatte, die Macht des Bösen schneller gewichen, als alter Schnee in der Frühlingssonne schmilzt. Es erfolgte eine Arbeitserprobung am alten Arbeitsplatz auf lange entwickelten Wunsch der Klientin. Seit einem Jahr arbeitet die Klientin wieder erfolgreich und weitgehend angstfrei in ihrem alten Beruf.
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