Название | Situationsdidaktik konkret (E-Book) |
---|---|
Автор произведения | Hansruedi Kaiser |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783035515268 |
Um Lernenden zu helfen, solch bewährte Verfahren zu erwerben, ist das Unterrichtsrezept Handeln vorbereiten entstanden.
Leseanleitung: Möchten Sie sich einfach informieren, wie dieses Rezept aufgebaut ist, dann lesen Sie hier direkt weiter. Möchten Sie aber angeleitet werden, wie Sie sich dieses didaktische Rezept am besten zu eigen machen, dann gehen Sie zu A9 Leseanleitung zu Teil A.
A1.2 Handeln vorbereiten kurz gefasst
Das Rezept umfasst acht Schritte. Jeder davon ist für sich allein genommen nicht besonders spektakulär. In ihrer Gesamtheit haben sie sich aber als äusserst wirksam erwiesen.
Im Zentrum stehen:
• Eine bestimmte Situation – wie «ein Brot backen» oder «einen Computer als Server einrichten» – deren Bewältigung die Lernenden am Ende ihrer Ausbildung beherrschen müssen (Hintergrund: C1 Subjektive Erfahrungsbereiche).
• Ein bewährtes Vorgehen, um mit den Anforderungen dieser Situation fertigzuwerden.
Schritt 1: Warten, bis die Lernenden schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben
Der erste «Schritt» ist eigentlich kein Schritt, sondern eine Regel, die die notwendigen Voraussetzungen für das Folgende sicherstellt: mit der Behandlung einer bestimmten Situation zuwarten, bis möglichst viele der Lernenden schon Erfahrungen mit dieser Situation gesammelt haben.
Schritt 2: Erfahrungen schildern lassen
Im ersten eigentlichen Schritt des Ablaufs geht es darum, die entsprechende Situation im schulischen Unterricht lebendig werden zu lassen. Dazu beschreibt man kurz die Situation, die besprochen werden soll (z.B. «Es geht heute um das Backen eines Brotes aufgrund eines Rezepts.»), und lässt dann die Lernenden von ihren Erfahrungen erzählen.
Schritt 3: Mittelschwere Aufgabe stellen und die Lernenden in Gruppen erarbeiten lassen, wie sie diese mit ihrem bereits vorhandenen Wissen angehen würden
Als Nächstes stellt man den Lernenden ohne weitere Instruktion eine entsprechende Aufgabe und lässt diese in Gruppen lösen (z.B. «Hier ist ein Brotrezept. Besprecht, wie ihr vorgehen würdet, um 20kg dieser Brotsorte zu backen!»).
Schritt 4: Die Lösungen der Lernenden gemeinsam kritisch besprechen
Die einzelnen Gruppen stellen reihum ihre Lösungen vor. Diese werden verglichen und die jeweiligen Stärken und Schwächen diskutiert. Fragen, die sich daraus ergeben, werden notiert.
Schritt 5: Vorgehen einführen, Benutzung an realistischem Beispiel modellhaft vormachen
Beim fünften Schritt steht die Lehrperson am deutlichsten im Zentrum. Sie führt an einem Beispiel modellhaft vor, wie ein professionelles Vorgehen in der Situation aussieht (z.B. indem sie ausgehend von einem Rezept für einen Butterzopf die benötigten Zutaten für 30kg fertigen Zopf berechnet). Im Idealfall erkennen und erleben die Lernenden diese Vorführung als Antwort auf all die Fragen und Unsicherheiten, die sich in den vorangegangenen Schritten angesammelt haben.
Schritt 6: Die Lernenden eigene Beispiele erfinden lassen, bis sie sich sicher fühlen
Anschliessend spielen die Lernenden mit möglichst vielen Beispielen selbst durch, was sie am Modell beobachten konnten. Dazu lässt man sie selbst Aufgaben erfinden, die sie untereinander austauschen und dann bearbeiten (z.B. für andere Brotsorten und andere Brotmengen).
Schritt 7: Die Lernenden Spickzettel für die Arbeit im Betrieb erarbeiten lassen
Mit diesem Schritt wird der Übergang zurück in den beruflichen Alltag eingeleitet. Die Lernenden erhalten den Auftrag, persönliche Spickzettel zu schreiben, die sie während der Arbeit auf sich tragen und konsultieren könnten (z.B. «Zuerst Teigmenge ermitteln, dann … nicht vergessen: 100 % gleich Mehlmenge!»).
Schritt 8: Die Anwendung im Betrieb diskutieren
Als letzter, aber zentraler Schritt geht es darum, das, was in der Schule funktioniert, auf die Bearbeitung realer Situationen im Betrieb zu übertragen. Die Lernenden werden ermutigt, das besprochene und geübte Vorgehen im Betrieb auszuprobieren. Ein paar Wochen später wird die Situation wieder aufgenommen, und die Erfahrungen der Lernenden werden besprochen.
HANDELN VORBEREITEN IM ÜBERBLICK
1. Warten, bis die Lernenden mit der Zielsituation schon Erfahrungen gemacht haben.
2. Die Lernenden schildern ihre Erfahrungen.
3. Sie lösen eine mittelschwere Aufgabe.
4. Gemeinsam die Lösungen der Lernenden kritisch besprechen.
5. Das bewährte Vorgehen an einem realistischen Beispiel modellhaft demonstrieren.
6. Die Lernenden üben mit selbst erfundenen Beispielen.
7. Die Lernenden erarbeiten einen Spickzettel.
8. Gemeinsam wird die Anwendung im Betrieb diskutiert.
A1.3 Anregungen zu den einzelnen Schritten
So weit Handeln vorbereiten einmal im Schnelldurchgang und anhand eines einfachen Beispiels (Weitere Beispiele: B1, B2 und B3). Damit die einzelnen Schritte die gewünschte Funktion übernehmen und als Ganzes ineinandergreifen, gibt es Verschiedenes zu beachten.
Zu Schritt 1: Warten, bis die Lernenden schon Erfahrungen gemacht haben
Hintergrund: C1 Subjektive Erfahrungsbereiche; C5 Erfahrung und Instruktion
Beobachtungsaufträge: Haben die Lernenden im gewünschten Moment noch wenig Erfahrungen mit der entsprechenden Situation gemacht, kann man manchmal nachhelfen, indem man ihnen Beobachtungsaufträge gibt. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Situation im Betrieb sehr wohl vorkommt, die Lernenden aber noch nicht bewusst damit in Kontakt gekommen sind. In diesen Fällen können die Lernenden im Betrieb zumindest als Beobachter Erfahrungen sammeln – sei es selbstständig, sei es im Gespräch mit ihrem Berufsbildner beziehungsweise ihrer Berufsbildnerin (Beispiel: B8 Wareneingang).
Alle Lernenden? Da die Lernenden in unterschiedlichen Betrieben arbeiten, wird es immer wieder Situationen geben, denen gewisse Lernende nie begegnen. Diese Lernenden müssen ersatzweise auf den in Schritt 2 geschilderten Erfahrungen der anderen aufbauen. Erfahrungsgemäss funktioniert dies, wenn mindestens ein Drittel der Klasse wirklich von entsprechenden Erfahrungen erzählen kann (Beispiel: B2 Randumfang einstellen). Sind es weniger, besteht die Gefahr, dass die anderen die Situation als zu exotisch einschätzen und den Aufwand scheuen, sich echt mit ihr auseinanderzusetzen.
Der gute Zeitpunkt: Lehrpläne sehen manchmal vor, gewisse Inhalte zu behandeln, bevor die Lernenden realistischerweise dazu Erfahrungen sammeln können. Es lohnt sich, wo immer möglich den Gestaltungsspielraum, den man als Lehrperson hat, aufs Äusserste auszunutzen und solche Themen zeitlich nach hinten zu schieben. Ist man nicht sicher, zu welchen Situationen die Lernenden in einem bestimmten Moment der Ausbildung schon Erfahrungen gesammelt haben, kann man die Lernenden einfach danach fragen. Am besten stellt man eine Liste der Situationen zusammen, die man auf jeden Fall behandeln wird, und macht dann unter den Lernenden eine kleine Umfrage (Beispiel: B8 Wareneingang).
Wenn die Situation beziehungsweise die Aufgabe nur in einer Prüfung auftritt: Grundsätzlich geht das Buch hier davon aus, dass es die