Traumberuf Schulleitung? (E-Book). Daniela Schädeli

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Название Traumberuf Schulleitung? (E-Book)
Автор произведения Daniela Schädeli
Жанр Документальная литература
Серия
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783035518917



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In der Schulleitungsgemeinschaft ist das kollegiale Du die Norm. Darum spreche ich dich in diesem Buch per du an.

      Diesem Sachbuch liegt meine Masterarbeit mit dem Titel «Einfach irgendwie funktionieren. Fallstudien zum Berufseinstieg von Schulleitungen im Kanton Bern. Exkurs: Irritation von Gewohnheiten im Schulleitungsalltag durch die Coronakrise» zugrunde, welche ich am 23. Juni 2020 verteidigt habe. Ohne die Bereitschaft der drei interviewten Personen, mir mehrmals von ihrem Berufseinstieg zu erzählen, und die Erteilung des Publikationsrechts für die «Alltagseinblicke», hätte ich die Masterarbeit und auch jetzt dieses Sachbuch nicht schreiben können. Ich möchte mich herzlich bei ihnen für ihre Zeit und ihr Vertrauen bedanken. Die drei interviewten Personen Antonia Crameri, Martina Huber und Pascale Keller[1] werden durch das ganze Buch immer wieder von ihren teils widersprüchlichen Erlebnissen im Berufseinstieg erzählen.

      Auch bei meiner Betreuungsperson Frau Dr. Doris Gödl von der Universität Fribourg, Departement Erziehungswissenschaften, möchte ich mich für die Begleitung und das konstruktive Feedback während der Erstellung der Masterarbeit bedanken.

      Meine Familie musste einige schöne Wochenenden allein verbringen, weil ich in meine Gedanken vertieft war und mich nicht vom Schreiben losreissen konnte. Danken möchte ich vor allem meinem Mann Markus für die Unterstützung als Berufskollege, kritischem Freund und Korrekturleser. Du bist der Beste.

      Natürlich möchte ich mich auch beim Illustrator Sandro Fiscalini, beim hep Verlag und besonders dem Lektor Christian de Simoni und den Personen, welche mich immer wieder im Schulleitungsalltag inspirieren, bedanken.

      ENTSCHEIDE DICH

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      Bevor du dich an eine Schule bewirbst, macht es Sinn, dass du dir über deine Motivation und die Anforderungen des Berufs klarwirst. Erst dann kannst du entscheiden, ob Schulleitung wirklich deine berufliche Zukunft sein soll. Frage dich zunächst nach deiner Motivation: «Weshalb will ich Schulleitung werden?» Vielleicht geht es dir ja um die Zukunft, dann fragst du dich: «Wozu will ich Schulleitung werden?» Vielleicht stellst du dir vor, was du als Schulleitung alles bewirken könntest. Vielleicht reizt dich die Möglichkeit, gestalten zu können, ziehen dich das Prestige oder die Aussicht auf Macht an?

      Alltagseinblick 3 – Sinnvolle Arbeit

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      Martina geht es bei der neuen Anstellung nicht nur ums Arbeiten, sondern auch darum, eine vielseitige Aufgabe zu finden. Als Hauptmotivation, sich für die Schulleitung zu bewerben, zählt sie auf, dass sie sich für eine gute Schule, für ein gutes Lernen und Aufwachsen der Kinder engagieren will. Dabei geht es ihr vor allem darum, eine sinnvolle Arbeit zu finden. Sie fragt sich: «Will ich das wirklich? Macht das Sinn?» und «Kann ich in diesem Beruf etwas bewirken?»

      Wenn du bis jetzt noch nicht darüber nachgedacht hast, warum du Schulleitung werden willst, dann nimmt dir ein paar Minuten Zeit und schreibe dir deine Gründe auf, überlege, was eine Schulleitung können soll oder welche Vorstellung du davon hast, wie eine Schulleitung sein soll.

      Vielleicht steht auf deinem Papier einfach, dass du dir vorstellst, dass du dich dafür geeignet findest, ein Team zu leiten, oder du stellst dir vor, dass eine Schulleitung spannende Aufgaben erledigt. Das ist als Begründung für eine neue Berufslaufbahn noch nicht so fundiert. Wenn du jedoch bei diesen zwei Aspekten weiterbohrst und dich fragst: «Was finde ich denn genau spannend? Aufgrund welcher Erlebnisse oder Rückmeldungen von aussen denke ich, dass ich geeignet bin?», dann kommst du vielleicht zum Schluss, dass du geeignet bist, weil du gut organisieren kannst. Dies würde bedeuten, dass du dir vorstellst, dass Schulleitungen gut organisieren können müssen.

      Denkanstoss 1 – Motivation nach Deci und Ryan

      Deci und Ryan entwickelten 1985 die Selbstbestimmungstheorie. Menschen gelten dann als motiviert, wenn sie die Absicht haben, in Zukunft etwas zu erreichen. Deci und Ryan gehen davon aus, dass die Motivation einer Person von drei Bedürfnissen ausgeht:

       Kompetenz oder Wirksamkeit

       Autonomie oder Selbstbestimmung

       soziale Eingebundenheit oder Zugehörigkeit

      Je mehr die drei Bedürfnisse befriedigt werden, desto höher soll die Motivation sein. Motivation kann auf einer Skala von extrinsisch bis intrinsisch beschrieben werden. Intrinsische Motivation verspüren wir dann, wenn wir aus uns heraus, selbstbestimmt eine Aufgabe anpacken. Extrinsische Motivation hängt vom aussen ab, also von Anreizen anderer Personen durch Belohnungen oder Zwang. Meist gibt es nicht nur eine Motivation, die zu einer Entscheidung für eine Neuorientierung führt, sondern mehrere Gründe, eine Kombination aus intrinsischen und extrinsischen Motiven (Deci & Ryan, 1993).

      Wenn deine Motivation daraus entsteht, dass du der Meinung bist, geeignet zu sein für diese Aufgabe dann wäre ein möglicher nächster Schritt, deine Vorstellung mit dem Berufsleitbild Schulleitung des Verbandes Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH) abzugleichen. Du stellst zum Beispiel fest, dass organisatorische Fähigkeiten eine Voraussetzung zum Führen einer Schule sind.

      Vielleicht haben dich Leute in deinem Umfeld dazu ermutigt, Schulleiterin oder Schulleiter zu werden. Hast du schon die Rückmeldung bekommen, dass andere dich als «Alphatier» wahrnehmen? Die Metapher «Alphatier» bezeichnet eine dominante und durchsetzungsstarke Person und zeugt von einer autoritären Vorstellung von Führung. Obwohl es in diesem Buch nicht explizit um Führung geht, kann das Thema nicht ganz beiseitegeschoben werden. Führung wird in der Literatur oft als bewusste Einflussnahme einer Person auf andere Personen zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels definiert. Meiner Meinung nach geht es bei Führung nicht nur um Einflussnahme. Für mich bedeutet Führung auch, eine Rolle bei der Ermöglichung und Gestaltung von partizipativen Prozessen zu übernehmen, wobei das Ziel der gemeinsame Weg ist.

      Gerade Lehrpersonen sind sich gewohnt, Prozesse zu gestalten und in diesem Sinne Führung zu übernehmen. Dies führt zu einer speziellen Konstellation zwischen Schulleitung und Lehrpersonen, einer «kollegialen Beisshemmung» (Strittmatter). Schulleitungen sind den Lehrpersonen zwar formal vorgesetzt, haben aber von der Ausbildung her die gleichen Kompetenzen. Fachlich ist eine Schulleitung zumindest zu Beginn ihrer neuen Laufbahn meist genau gleich ausgebildet wie die Lehrpersonen. Die Anerkennung als Leitungsperson muss sich eine neue Schulleitung auf der informellen Ebene zuerst verdienen und sich die Akzeptanz im Kollegium erarbeiten.

      Eine neue Schulleitung kann Kraft ihrer formalen Position versuchen, über Weisung und Kontrolle zu führen. Dieser Ansatz ist jedoch im Bereich des Unterrichts nicht wirklich erfolgversprechend, denn Lehrpersonen haben Lehrfreiheit, was bedeutet, dass sie den Unterricht so gestalten dürfen, wie sie selbst dies möchten. Zudem kann die Qualität von Unterricht nur schwer gemessen und beurteilt werden. Für eine Top-down-Führung fehlt der Schulleitung gerade bezüglich des Unterrichtsgeschehens die Legitimation. Meiner Meinung nach ist die Schulleitung auch in anderen Bereichen auf die Kooperation der Lehrpersonen angewiesen, um ihre Vorstellung einer guten Schule umsetzen zu können. Sie kann ihre Vision teilen, die Schulkultur, also die Werte und Haltungen, prägen und immer wieder in die gewünschte Richtung steuern. Dieses Steuern und Beeinflussen durch Kommunikation (Rosenbusch 1989) ist auch eine Art, die Macht der Position einzusetzen, und zwar nicht, um zu dominieren, sondern als Dienst am Kollegium.

      Egal, ob du als «Alphatier» bezeichnet wirst oder nicht, du wirst mit deiner neuen Rolle eine gewisse Macht bekommen. Macht per se ist weder gut noch schlecht, sondern muss der Situation entsprechend ausgeübt werden. Wenn jedoch die Aussicht auf Macht deine Motivation ist, dann musst du dir bewusst sein, dass diese im Schulkontext nur sehr begrenzt top-down einsetzbar ist.

      Um deinem Wunsch nach