Die astrologischen Häuser. Deborah Houlding

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Название Die astrologischen Häuser
Автор произведения Deborah Houlding
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783899976007



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Urteilsvermögen in Lumpen gekleidet. Ein Autor hat es so gesagt. Ergo ist dies wahr, ob richtig oder falsch.5

      Ohne Rücksicht darauf, ob einige Astrologen es für nützlich halten, die Bedeutung von Zeichen und Häusern in dieser Weise anzuwenden, bleibt es eine historische Tatsache, dass sich die Bedeutung der Häuser nicht aus den Tierkreiszeichen heraus entwickelt hat, sondern dass die Zeichen angepasst und ausgeweitet wurden, um ihnen die Bedeutung der derjenigen Häuser einzuverleiben, die ihnen in der natürlichen Abfolge der Zeichen entsprechen. Wie wir anhand der Untersuchung der traditionellen Herrschaftsbezüge und der diesen zugrunde liegenden Prinzipien sehen werden, erlangten die Häuser ihre wesentlichen Deutungsinhalte durch die Eingliederung ganz anderer und sehr viel wichtigerer symbolischer Einflüsse. Ihnen ist eine wirkungsvolle Philosophie zu eigen, die wir sehr wohl erkennen dürften, wenn wir uns von vagen und unpräzisen Deutungsmöglichkeiten lösen und den Blick für zuverlässige und spezielle Details schärfen, die einen direkteren und praktischeren Wert haben.

      Die zweite allgemein akzeptierte Theorie über die Entstehung der Häuserbedeutungen behauptet, dass sie das Ergebnis eines ursprünglichen „Lebenszyklus“ sind, der am Aszendenten beginnt und mit dem 12. Haus endet, wo wir uns zersetzen und in das Gefäß des Unbewussten auflösen, aus dem wir einst gekommen sind. Dieser Ansatz hat eine besonders populäre Anziehungskraft, da er eine psychologische oder spirituelle Wahrheit präsentiert und genügend unklar ist, um für jede aktive Imagination einen fruchtbaren Boden zu liefern. Diese Theorie wurde besonders von denjenigen Astrologen verfochten, die eine lockere Herangehensweise an Symbole bevorzugen, was eigentlich nur dann funktioniert, wenn man in der Lage ist, die traditionellen Herrscher in eine vollkommen neue Perspektive zu überführen. Howard Sasportas war ein berühmter Vertreter dieses Standpunktes. Er schreibt zum Beispiel in seinem Buch Häuser und Aszendenten, dass die Häuser ein Rad des Lebens darstellen, welches mit der Zählung der Häuser im Gegenuhrzeigersinn korrespondiert. Dies scheint mit den ersten Häusern auch gut zu funktionieren und wir erfahren: „Das Aszendentenzeichen symbolisiert eine Facette der Gesamtheit des Lebens, die im eigentlichen Sinne des Wortes Verkörperung durch das sucht, was in diesem Augenblick geboren wird.“6 Das zweite Haus weist auf unsere „Beziehung zu allem, was mit Geld und Besitz zu tun hat, also auf unsere Einstellung gegenüber der materiellen Welt und den Bedingungen, die wir in diesem Bereich antreffen“7 , im dritten Haus entwickeln wir unser „Ego-Bewusstsein“ usw.

      Danach beginnt die Logik der Theorie abzudriften und bietet uns keine rationale Erklärung dafür, warum ausgerechnet das 8. Haus des Todes dem 10. Haus vorausgehen soll, welches mit Karriere und Berufung zu tun hat, oder warum das 5.Haus, dem Schwangerschaft und Kinder zugeordnet werden, dem 7. Haus von Partnerschaft und Ehe vorausgeht. Die Versuche, Tradition und die gegenwärtige Anwendung auszusöhnen, sind ausgeklügelt und Punkte, die dafür sprechen, werden mehr durch kreative Vermutungen als durch historische Forschung gerechtfertigt. Ich wiederhole, diese Theorie verlässt sich stark auf die modernen Herrscherzuordnungen, für die es im traditionellen System keinen Beleg gibt. Das führt zu immer weiterer Aushöhlung der traditionellen Häuserdeutung, anstatt die Hypothese tauglich zu machen.

      Das erkennbare Versagen der derzeit vorherrschenden Theorien ist daran zu sehen, dass sie es vorziehen, die Deutungen, die während der gesamten Geschichte der Astrologie üblich und gängig waren, zu ignorieren. Um es passend zu machen, müssen wir unser Verständnis von den Deutungen zu etwas „entwickeln“, das so ziemlich genau das Gegenteil von dem ist, was die Astrologen früherer Generationen zugelassen hätten.

Abb. 1: Moderne, psychologische Bedeutung der Häuser

      Abb. 1: Moderne, psychologische Bedeutung der Häuser

      „Schaden, Tod und Kummer“, früher dem 8. Haus zugeordnet, nahm einen schnellen und dramatischen Entwicklungsweg und wurde zur „Transformation“ und dadurch zur „Sexualkraft“. Dadurch ging das traditionelle Empfinden für einen Niedergang verloren und eine starke Ausdruckskraft für neues Leben tritt an dessen Stelle. Anstatt zu versuchen, die Grundlagen der Haussymbolik zu entwirren, indem man deren Ursprünge, Entwicklung und überlieferte Anwendung in Erwägung zieht, scheint es einfacher zu sein, die Einzelheiten zu verändern, damit diese zu den Erklärungen passen. Aber es ist einfach unmöglich, die Prinzipien zu verstehen, die in den Hausdeutungen verankert sind, ohne einen ernsthaften Versuch zu unternehmen, die symbolische Perspektive zu erforschen, aus der heraus sie sich entwickelten. In diesem Sinne ist es wesentlich, dass wir uns der Problematik nicht mit der Haltung des Astropsychologen des 20. Jahrhunderts nähern, sondern mit der Kenntnis der philosophischen und kulturellen Weltanschauung jener Zivilisationen, die diese entwickelt haben. Ich meine die alten Zivilisationen, in denen ein wirkungsvolles Verständnis der universellen und kosmischen Gesetze mythologisch ausgedrückt wurde, was wir erst heute zu schätzen beginnen. Dadurch vertiefen wir nicht nur unser praktisches Wissen von ihrer Bedeutung, sondern ergründen auch die tiefen Einsichten, durch welche die Alten erkannten, dass die Lebensreise durch kosmische Muster und Zyklen gespiegelt wurde.

      Der Zweck dieses Buches liegt darin, zu zeigen, dass keine der derzeit gängigen Theorien über Tierkreiszeichen und psychologische Lebenskreise als historisch stimmig angesehen werden kann, und dass keine der Theorien einen vollen und zuverlässigen Einblick in die „Grundzüge“ der Häuserdeutung gewährt. Ein Ziel des Buches ist es, wieder zur Kraft der traditionellen Perspektive zurückzufinden. In dieser Perspektive ist die astronomische und symbolische Würdigung der räumlichen Qualitäten in die Mitte unserer Kunst eingeschlossen, wie wir sie täglich in unserer Deutung der Häuser nutzen und die so selten unsere nachdenkliche Aufmerksamkeit und tiefe Achtung erfährt.

      Leser, denen die traditionellen Techniken neu sind, werden die folgende Darstellung nützlich finden. Im Laufe des Buches werden wir darauf noch ausführlicher zu sprechen kommen. Verwendete Begriffe aus der traditionellen Astrologie werden bei ihrem erst-maligen Gebrauch erläutert und finden sich auch im Glossar (Anhang A).

      Die Himmelssphäre wird durch den Horizont in zwei Hälften geteilt.

      Über der Erde: 7., 8., 9., 10., 11. und 12. Haus. Planeten in einem dieser Häuser kann man über dem Horizont sehen. Allgemein gilt ihr Einfluss als aktiver, kräftiger und mehr nach außen gekehrt (oder sozial). Das 10. Haus, das in Verbindung mit der Himmelsmitte gesehen wird, wird ganz besonders als „über der Erde“ gesehen.

Abb. 2: Der Horizont

      Abb. 2: Der Horizont

      Diese Hemisphäre ist auch als „diurnale Hälfte oder Taghälfte“ bekannt. (Diurnal bedeutet „entsprechend der Qualität des Tages und ist dem männlichen Prinzip ähnlich, indem ein direkter Ausstoß an Energie und ein expressiver Einfluss suggeriert wird).

      Unter der Erde: 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Haus. Planeten in diesen Häusern kann man nicht sehen und sie liegen unter dem Horizont. Allgemein gilt ihr Einfluss als passiv, subtil, verborgen und mehr im privaten Erfahrungsbereich. Das 4. Haus wird mit dem Imum Coeli gleichgesetzt und manchmal auch als „unter der Erde“ bezeichnet.

      Diese Hemisphäre ist auch als „nocturnale Hälfte“" bekannt. (Nocturnal bedeutet „die Qualität der Nacht“ und ist dem weiblichen Prinzip ähnlich, indem eine sich zurückziehende Energie suggeriert wird.)

      Die Himmelssphäre wird weiterhin auch durch den Meridian in zwei Hälften geteilt.

      Aufsteigende Hälfte. 1., 2., 3., 10., 11. und 12. Haus. Die Himmelssphäre scheint sich während ihrer Tagesbewegung um den scheinbar stillstehenden Standpunkt des Beobachters zu drehen. Planeten in diesen Häusern steigen auf in Richtung Himmelsmitte, welche den höchsten Punkt bei ihrer täglichen Durchquerung des Himmels repräsentiert. Generell ist ihr Einfluss eher vital und auf die persönlichen Aktivitäten und Eigeninitiative ausgerichtet. Das 1. Haus, das auch mit dem Aszendenten