Person werden. Dorothea Gnau

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Название Person werden
Автор произведения Dorothea Gnau
Жанр Документальная литература
Серия Studien zur systematischen und spirituellen Theologie
Издательство Документальная литература
Год выпуска 0
isbn 9783429062194



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Literaturverzeichnis

       I. Werke von Panagiotis Nellas

       II. Werke von Christos Yannaras

       III. Werke von Johannes Zizioulas

       IV.Texte der Kirchenväter

       V. Weitere Literatur

      EINLEITUNG

       I.Themenstellung und Auswahl der Theologen

      »Wir leben in einem Zeitalter der Anthropologie.« Mit diesem Satz begann Wolfhart Pannenberg bereits im Jahr 1962 seine Abhandlung »Was ist der Mensch?«.1 Heute, über fünfzig Jahre später, ließe sich diese Aussage wohl noch in gleicher Weise treffen. Fragen nach dem Menschenbild haben in der öffentlichen Diskussion nach wie vor Hochkonjunktur, nicht zuletzt durch die ethischen Fragen rund um den Beginn und das Ende menschlichen Lebens. Die Berufung auf das »christliche Menschenbild« ist dabei oft zu hören. Erstaunlich unscharf bleibt dabei jedoch häufig, wie dieser Begriff inhaltlich gefüllt wird. Warum aber Beschäftigung mit orthodoxer Anthropologie? Warum mit zeitgenössischer orthodoxer Anthropologie? Warum nur mit griechisch-orthodoxen Theologen? Warum mit den Entwürfen von Panagiotis Nellas, Christos Yannaras und Ioannis Zizioulas?

      Im Zuge der ökumenischen Bemühungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil nahmen westliche Theologen die orthodoxe theologische Tradition stärker in den Blick. Eine ähnliche Entwicklung sowohl auf offizieller Ebene als auch bei einzelnen Theologen lässt sich analog auch auf Seiten der orthodoxen Theologie beobachten.2 Schaut man auf die Themen, die im orthodox-katholischen Dialog diskutiert werden, fällt auf, dass bisher primär ekklesiologische Fragen und Themen der Sakramenten- und Amtstheologie Gegenstand des Dialogs waren. In den anderen Fragen schien man einen Konsens mehr oder weniger vorauszusetzen. In der Beschäftigung mit der jeweils anderen Konfession erkannten aber sowohl westliche als auch östliche Theologen immer deutlicher, dass die eigentlichen Unterschiede, die sich im Laufe der Geschichte zwischen der westlichen und der östlichen Tradition herausgebildet haben, weniger in unterschiedlichen Standpunkten zu theologischen Einzelfragen, als vielmehr auf der Ebene der jeweiligen theologischen Methodik und unterschiedlichen (Denk-)Voraussetzungen bestehen.3 Diesen Fragen anhand der theologischen Anthropologie nachzugehen, der es im Kern um die Verhältnisbestimmung von Theologie und Anthropologie geht, legt sich angesichts dieses Hintergrunds nahe, zumal die theologische Anthropologie im ökumenischen Dialog lange Zeit kaum expliziter Gegenstand der Auseinandersetzung war4, nun aber zunehmend in den Blick kommt.5

      Warum nun aber Beschäftigung mit gegenwärtiger orthodoxer Anthropologie? Im Blick auf ältere westliche Darstellungen orthodoxer Anthropologie fällt auf, dass sie sich zumeist auf die Darstellung der Anthropologie der griechischen Kirchenväter beschränken, neuere orthodoxe Theologie jedoch kaum rezipieren.6 Damit wird eine Einheitlichkeit der orthodoxen Theologie suggeriert, die näherem Hinsehen nur bedingt standhält.

      Durch das gewachsene Interesse an orthodoxer Theologie wurden in den letzten Jahren zunehmend Werke gegenwärtiger orthodoxer Theologen in westliche Sprachen übersetzt, oder sie publizierten selbst in westlichen Sprachen.7 Auch bei diesen Werken wird deutlich, dass es »die« orthodoxe Anthropologie ebenso wenig gibt wie »die« orthodoxe Theologie. Weder gab es sie in dieser strikten Einheitlichkeit im Verlauf der Jahrhunderte, noch gibt es sie innerhalb der orthodoxen Theologie der Gegenwart. Zwar liegt es orthodoxen Theologen fern, eine »eigene Theologie« entwickeln zu wollen; sie verstehen sich als Glied und in Kontinuität mit der einen ungebrochenen Tradition der orthodoxen Kirche. Gleichwohl ist aber dem zuzustimmen, was Hans Christian Felmy prägnant auf den Punkt bringt:

      »Die orthodoxe Theologie ist weder so monolithisch, wie sie sich selbst zuweilen sehen möchte, noch so monolithisch, wie ihr manchmal vorgeworfen wird.«8

      Der durchaus vorhandenen Vielfalt, die sich auch in kontroversen innerorthodoxen Diskussionen spiegelt, tragen einige jüngere Veröffentlichungen Rechnung, die Tendenzen gegenwärtiger orthodoxer Theologie querschnittartig einem westlichen theologischen Publikum zugänglich machen wollen. Zu nennen sind hier zum einen die Gesamtdarstellungen orthodoxer Theologie aus der Feder orthodoxer Theologen wie z.B. Timothy (Kallistos) Ware und John Meyendorff mit dem Titel »The Orthodox Church«9, zum anderen ähnliche Werke nicht-orthodoxer Theologen wie beispielsweise die deutschsprachige Einführung in die orthodoxe Theologie der Gegenwart des protestantischen Theologen Karl Christian Felmy.10 Einzelne prominente Vertreter gegenwärtiger orthodoxer Theologie stellen Rowan Williams und Aidan Nichols vor11. Einen fundierten Überblick speziell über die neuere griechische Theologie bietet Yannis Spiteris. Er stellt Strömungen und Richtungen innerhalb der neueren griechischen Theologie und ihre einzelnen Vertreter vor und ordnet sie in ihren zeit- und theologiegeschichtlichen Zusammenhang ein.12 Als Einführungen und Überblickswerke können die genannten Werke allerdings jedes einzelne Thema nur in seinen Grundzügen skizzieren. Eine intensive, detailliertere Untersuchung findet nur in sehr begrenztem Umfang statt.

      Ein Blick auf die gegenwärtige theologische Landschaft zeigt, dass die Themenstellungen, mit denen sich gegenwärtige orthodoxe Theologen auseinandersetzen, viele Berührungspunkte mit Diskussionen in der westlichen Theologie aufweisen. Trotz unterschiedlicher theologischer und geistlicher Tradition sind die Fragen und Probleme, auf die die Theologen antworten wollen, ähnlich, weil auch die Herausforderungen durch gesellschaftliche und politische Umbrüche, die Entwicklungen in der Philosophie und in den Humanwissenschaften gleich oder zumindest ähnlich sind. Im Besonderen gilt dies für das zunehmend als problematisch empfundene Erbe, das orthodoxe wie katholische Theologen an ihren theologischen Fakultäten antreffen.13

      Wie in der älteren westlichen ist auch innerhalb der orthodoxen Theologie die Anthropologie selten explizit behandelt worden.14 Bei der starken Betonung der Soteriologie und der präsentisch akzentuierten Eschatologie in der theologischen Tradition des Ostens nehmen anthropologische Fragen jedoch immer schon einen bedeutenden Platz ein. In neuerer Zeit werden sie öfter auch explizit thematisiert. Rezipiert wird diese neuere orthodoxe Anthropologie und Soteriologie jedoch im Westen bisher nur sehr punktuell.15

      Auf dem Hintergrund dieser Überlegungen wurde die Vorgehensweise dieser Arbeit gewählt: Die Untersuchung erfolgt nicht in einem Durchgang nach thematischen Gesichtspunkten (z.B. nach Grund-begriffen wie Gottebenbildlichkeit, Sünde, Erlösung), sondern es werden die Ansätze dreier gegenwärtiger Theologen als jeweils in sich geschlossene Entwürfe behandelt.16

      Ausgewählt wurden drei gegenwärtige griechische Theologen, deren anthropologische Entwürfe zu den profiliertesten innerhalb der gegenwärtigen orthodoxen Theologie gehören: Panagiotis Nellas, Christos Yannaras und Ioannis Zizioulas. Die Auswahl gerade dieser drei erfolgte aufgrund ihrer Gemeinsamkeiten und ihrer Unterschiede:

      Alle drei sind in einem ähnlichen theologischen und gesellschaftlichen Umfeld aufgewachsen und gehören derselben Generation an. Als »Generation der 60er Jahre« in Griechenland bzw. als »mittlere Generation«17 gehören sie zur Schülergeneration der russischen Theologen der Diaspora, die die Umbrüche innerhalb der neueren orthodoxen Theologie maßgeblich initiiert und gestaltet haben und die auch das Bild moderner orthodoxer Theologie im Westen geprägt haben.18 Die Theologen der »mittleren Generation« führen die von diesen auf den Weg gebrachten Grundgedanken einer neopatristischen Synthese weiter, wenden ihre Prinzipien konsequent an und »buchstabieren« sie für die verschiedenen Bereiche der Theologie durch. Die drei griechischen Theologen begannen in der Zeit um das II. Vatikanum ihre Theologie zu entwickeln. Sie stehen damit in einer Zeit