Schwimmen. Rüdiger Schneider

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Название Schwimmen
Автор произведения Rüdiger Schneider
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783767911741



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[vgl. 153, 201, 262, 334].

      Obwohl Studien mehrfach belegen, dass Verletzungen im Schwimmsport nicht auszuschließen sind, kann dennoch angemerkt werden, dass die genannten Risiken der »Schwimmerschulter« oder der »Schwimmerknie« sich weniger beim gesundheitsorientierten Freizeitschwimmen als im Leistungsschwimmen bei Wettkampfschwimmern wiederfinden. Eine Fragebogenerhebung von 1989 bis 1993 an 50 Leistungsschwimmern im Alter von 15 bis 29 Jahren zeigte, dass die Verletzungshäufigkeit 0,12 im Jahr betrug, was als sehr geringer Wert interpretiert werden kann (Triathlon: 0,27, Zehnkampf: 0,97), [vgl. 188]. Diese Studie wies außerdem nach, dass sich die Verletzungen zu 44% im Training oder Wettkampf zutrugen und davon nur 34% im Becken selbst zugezogen wurden. 16% der Beschwerden waren auf Ausgleichssportarten oder Lauftraining zurückzuführen. Die Verletzungshäufigkeit im Schwimmen kann im Vergleich zu anderen Sportarten wie Basketball, Fußball, Triathlon, Zehnkampf, Taekwondo, Hockey, Handball, Gewichtheben oder Boxen als äußerst gering eingeschätzt werden [vgl. 146, 188, 258].

      Obwohl die Verletzungshäufigkeit im Vergleich zu anderen Sportarten gering ist, impliziert dies noch nicht, dass schwimmerische Bewegung gesundheitsförderlich auf den menschlichen Körper einwirkt.

      Eine Sportart gilt nach der WHO dann als gesund, wenn sie zugleich Ausdauerwirkung, Alltagseignung und Beliebtheit aufweist [vgl. 282].

      Es wurde vielfach von Experten belegt, dass die Leistung im Schwimmen – gleich welcher Leistungsklasse – zu großen Teilen von der schwimmerischen Ausdauer bestimmt wird [vgl. 107, 313, 349]. Daher wird Schwimmen vermehrt als Sportart eingestuft, die die Ausdauer verbessert [vgl. 52] und somit die gesundheitsfördernde Eignung des Schwimmens bestätigt [vgl. 19, 21].

      Die Ausdauersportarten sind dadurch gekennzeichnet, dass sie einerseits das Herz-Kreislaufsystem, die Atmung sowie den Stoffwechsel anregen und andererseits bei moderater Ausführung mit einer Infektionsresistenz einhergehen [vgl. 125, 282]; (siehe Tab.1). Eine gut entwickelte Ausdauerleistungsfähigkeit führt dazu, dass eine produktive Arbeitsfähigkeit länger aufrechterhalten werden kann und der Körper schneller regeneriert [vgl. 252, 282].

      Die Alltagseignung meint die Einbettung in den Alltag, der bei den meisten Menschen durch Beruf und Familie geprägt ist. Folglich sollte der gesunde Sport so beschaffen sein, dass er andere Interessen nicht behindert [vgl. 282]. Fehlt beispielsweise ein Schwimmbad in der Region, so müssten größere Strecken bewältigt werden, um dieser sportlichen Aktivität regelmäßig nachkommen zu können..

      Die Beliebtheit meint eine subjektivemotionale Komponente, die genau dann besonders hoch einzuschätzen ist, wenn der Sport mit Spaß und Freude in Verbindung tritt [vgl. 282]. Dies betrifft insbesondere auch Behinderte. Sie können Bewegungen im Wasser trotz Behinderung erlernen und somit ihre Lebensqualität erhöhen [vgl. 137].

      Tab.1: Ausgewählte Krankheitsrisiken, die sich durch Schwimmen reduzieren [nach 125, S. 15]

Gesundheitswirkungen des SchwimmensStärke des Zusammenhangs
Schwimmen vermindert das Risiko für koronare Herz-Krankheiten (KHK) und erhöht gleichzeitig die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislaufsystems+
Schwimmen kräftigt die Muskulatur bei der Rehabilitation+
Schwimmen schont die Gelenke beim Ausdauerschwimmen+
Schwimmen mobilisiert die Wirbelsäule+
Schwimmen unterstützt die Körpergewichtsreduktion bei Adipositas+
Schwimmen verbessert die Atmungsfunktionen+
Schwimmen ist geeignet bei Asthma+
Schwimmen stärkt das Immunsystem+
Schwimmen reduziert altersbedingte Leistungseinbußen+

      Die physikalischen Eigenschaften des Wassers erleichtern körperlich Behinderten, sich frei in diesem Medium zu bewegen. Für viele behinderte Menschen stellt der Bewegungsraum Wasser die einzige Möglichkeit für sportliche Bewegung dar.

      Desweiteren ist bekannt, dass eine regelmäßige aerobe Ausdauerbelastung, wie zum Beispiel Laufen oder Schwimmen, stimmungsaufhellend wirkt [vgl. 196]. Solch eine sportliche Belastung geht mit einem vermehrten Ausstoß von Endorphinen einher und führt daher zu einer Abnahme der Depressionsgefühle [vgl. 29, 35, 196]. Es konnte außerdem nachgewiesen werden, dass sich ältere Menschen durch ein aerobes Ausdauertraining psychisch gesünder fühlten als jüngere Menschen, welche das gleiche Training absolviert hatten [vgl. 242]. Es wird deutlich, dass der gesundheitliche Wert nicht nur im körperlichen, sondern auch im geistigen zu liegen scheint (siehe obige Definition der WHO). Rheker [252] schreibt, dass die geistigen und sozialen Aspekte (soziales Umfeld) maßgeblich zum allgemeinen Wohlbefinden und somit auch zur Gesundheit beitragen.

      Bei älteren Schwimmern (über ca. 55 Jahre) verbessert sich offenbar die Ausdauer und die Beweglichkeit nach regelmäßiger Schwimmbelastung erheblich [vgl. 52].

      Dies konnte auch in der Trainingsstudie von Jarotzki [143] gezeigt werden, bei der sich die Herzfrequenz senkte (um 7%), die Vitalkapazität und das Lungenvolumen stiegen (um 14% bzw. 10%). Eine Studie [66] wies eine signifikante Gewichtsabnahme und prozentuale Körperfettabnahme bei untrainierten Frauen nach einem 13-wöchigen Schwimmtraining nach.

      Neben den genannten Effekten hat Schwimmen einen positiven Einfluss auf unterschiedliche Krankheitsbilder [vgl. 79, 86, 125, 203].

      Anhand der genannten Kriterien für eine gesundheitsorientierte Sportart kann angenommen werden, dass Schwimmen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit eines Menschen haben kann, wenn es regelmäßig und dynamisch unter Beanspruchung großer Muskelgruppen mindestens zehn (besser 30 bis 40) Minuten bei einer Trainingshäufigkeit von drei- bis viermal die Woche ausgeführt wird und sich die Pulsfrequenz in etwa zwischen 130 und 160 befindet [vgl. 21, 342]. Rost [258] berichtet von einem 30- bis 40-minütigen täglichen Lauftraining. Selbstverständlich darf diese Vorgabe weder erkältet noch mit vollem Magen erfolgen. Nebenbei sei angemerkt, dass in erkältetem Zustand keine Bestleistungen erbracht werden können [vgl. 240]. Auch physiologischer Profit ist nicht zu erwarten, sondern dieses Vorgehen birgt ein erhebliches gesundheitliches Risiko.

      Ärzte raten zum Schwimmen, wenn der Patient Probleme im Halte- und Bewegungsapparat aufweist [vgl. 188]. Diese Schwächen sind nicht zwangsläufig nur bei Erwachsenen zu sehen. Sie treten bei nahezu 60% der Kinder und Jugendlichen auf und sind vor allem im Wirbelsäulenbereich lokalisiert. Als Ursache dafür gelten einseitige oder fehlende Kräftigung bestimmter Muskelgruppen im Rumpfbereich [vgl. 163]. Die Beanspruchung nahezu aller Muskelgruppen beim Schwimmen führt zu einem Haltungsaufbau, da das Wasser besondere Eigenschaften aufweist und somit Haltungsschäden vorbeugen kann [vgl. 254]. Desweiteren helfen schwimmerische Bewegungen wie Rückenschwimmen oder Kraulschwimmen bei der Mobilisierung der Wirbelsäule und fördern somit die Beweglichkeit [vgl. 125, 234].

      Die besonderen physikalischen Eigenschaften des Wassers umfassen die Auftriebskraft (statischer Auftrieb), den hydrostatischen Druck und den Wasserwiderstand (Strömungswiderstand) [vgl. 222, 247].

      Der hydrostatische Druck muss beim Ein- und Ausatmen überwunden werden, wenn der Körper im Wasser eingetaucht ist [vgl. 154]. Die Auftriebskraft sorgt dafür, dass das Gewicht eines Körpers im Wasser reduziert ist [vgl. 69, 234, 306]. Der Betrag dieser Auftriebskraft eines in Wasser getauchten Körpers ist gleich der Gewichtskraft des Körpers im Wasser [vgl. 77, 247]. Dieses Prinzip ist als archimedisches Prinzip bekannt [vgl. 306]. In Anlehnung an diese Tatsache entlastet die Auftriebskraft das Skelettsystem [vgl. 247, 294], weshalb viele Ärzte denjenigen zum Schwimmen raten, die an orthopädischen Überlastungsschäden leiden oder adipös (fettleibig) sind, da ihr Gewicht im Wasser um ein Vielfaches reduziert wird [vgl. 203, 336]. Der Wasserwiderstand wird durch einen Widerstandskoeffizienten angegeben und richtet sich nach der Körperform, die ins Wasser eingetaucht ist [vgl. 339].

      Es wird deutlich, dass Schwimmen aufgrund physikalischer Eigenschaften als wertvoll für die Gesundheit einzuordnen ist [vgl. 339]. Der gesundheitliche Wert des Schwimmens ist unter anderem darin begründet, dass nahezu alle Muskelgruppen des Körpers vielseitig beansprucht werden [vgl. 128, 203, 342] und außerdem kaum Überlastungserscheinungen