Название | Was fehlt? |
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Автор произведения | Группа авторов |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783429062477 |
Also: Nicht die Realität des Mangels, sondern die Hoffung auf Fülle sollte Theologie als den Ursprung ihrer Frage nach dem, was fehlt, erfahren und vermitteln können.
Die theologische Frage „was fehlt?“ kann wahrscheinlich daher nur derjenige stellen, der, wie zum Beispiel Teresa von Ávila13, auch ahnt, was allein genügt. Und darin liegt wohl die singuläre Qualität dieser Frage. Ihre Pointe liegt eigentlich darin, dass sie nicht wissen will, was noch fehlt, sondern was im Grunde immer schon zu viel oder überflüssig war.
4.Schlussbemerkung
Die vorgelegten Betrachtungen, wie ich sagte, verstehen sich als Anregung zum Nachdenken über die Frage „was fehlt?“, weil von der Vermutung ausgegangen wird, dass unter den gegebenen sozialpolitischen und kulturellen Bedingungen einer mitteleuropäischen kapitalistischen „spätmodernen“ Gesellschaft wissenschaftliche Theologie sich erst vergewissern sollte, ob sie noch für die besondere, genauer: prophetische Qualität der Frage „was fehlt?“ sensibel genug ist. Das wäre meines Erachtens die Bedingung dafür, dass sie die Identifizierung von „Leerstellen“ im eigenen Tun nicht bloß mit der Aufgabe der Erweiterung des bestehenden „Lehr- und Forschungsplans“ mit neuen Themen und Problemen verwechsele, sondern darin die Herausforderung erkenne, die Grundlagen, auf denen sie steht, zu überprüfen und im interreligiösen wie im interkulturellen Gespräch möglicherweise eine sapientiale Neubegründung zu wagen.
Und in diesem Sinne darf ich doch meinen, dass die Besinnung auf den Sinn der Frage „was fehlt?“ doch der Anfang der im Symposium gestellten Aufgabe sein kann, wie ich schon sagte.
Literatur
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Weber, M., Die »Objektivität« sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1988.
Weizsäcker, C.F. von, Die Einheit der Natur, München 1972.
1Siehe Programm des Symposiums.
2Vgl. Estermann, Zivilisationskrise.
3Für einen Überlick über die neuere Diskussion um den Begriff „Tradition“ vgl. Espín, Idol & Grace; für eine ausführlichere Darstellung des oben angesprochenen Aspektes vgl. das Kapitel „Sobre el concepto de tradición desde la perspectiva de la filosofía intercultural“ in Fornet-Betancourt, Justicia, 25-45.
4Vgl. Heidegger, Die Zeit des Weltbildes, insbesondere 77ff.; vgl. auch Heidegger, Wissenschaft und Besinnung, 37-65; und Heidegger, Leitgedanken.
5Vgl. Weber, »Objektivität«, insbesondere 170ff.; vgl. ferner Bammé, Homo occidentalis.
6Hier wird nicht nur an „außereuropäische“ Wissenstraditionen gedacht, da auch in Europa Alternativen zu der vorherrschend werdenden Linie entwickelt wurden. Vgl. u.v.a. Andreu, Sobre revelaciones; Böhme, Alternativen; Hübner, Kritik; Meyer-Abich (Hg.), Baum; von Weizsäcker, Einheit; vgl. zudem aber auch Fornet-Betancourt (Hg.), Begegnung.
7Vgl. Olmedo, El aro y la trama.
8Vgl. Fornet-Betancourt u.a. (Hg.), Auf dem Weg.
9Vgl. Plato, Gastmahl, insbesondere 202e; vgl. auch Ortega y Gasset, Meditaciones, insbesondere 311ff.
10Vgl. Gutiérrez, Teología.
11Vgl. dazu u.a.: Marx, Kapital; vgl. auch Lukács, Geschichte; vgl. zudem Kosík, Dialektik.
12Vgl. Reder/Schmidt (Hg.), Bewusstsein, insbesondere 30ff.
13Vgl. Teresa von Ávila, Gott.
Was fehlt?
Leer- und Lehrstellen der Theologie in und für spätmoderne Zeiten
Philosophisch-theologische Anmerkungen aus der Beratungsperspektive
Ferdinand Rohrhirsch, Eichstätt/Esslingen am Neckar
1.Zurichtung der Frage durch Rahmensetzung
‚Die Statements können auch essayistisch, experimentell, gewagt angelegt sein‘ – so die Formulierung von Rainer Bucher in einer E-Mail