Название | "... damit eure Freude vollkommen wird!" |
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Автор произведения | Sebastian Kießig |
Жанр | Документальная литература |
Серия | Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783429064044 |
48 Für eine überragende Synthese der in diesem Teilkapitel vorgestellten Prozesse vgl. Arnold, Claus, Turbulent Priests: “Solidarity Groups“, “Councils“ and Theology in Post-Vatican II Germany: in: Histoire@Politique Nr. 30, September-Dezember 2016, www.histoire-politique.fr [Zugriff am 25. Juni 2017].
49 „Tatsächlich verstieß das päpstliche Dokument auf verschiedenste Weisen gegen das öffentliche Bewusstsein der 1960er Jahre. Die Enzyklika stand mit ihren in der Mehrheit als weltfremd empfundenen Inhalten gegen den Vorsatz des Zweiten Vatikanums, mit der Welt in den Dialog zu treten (‚Aggiornamento‘) sowie – damit verbunden – gegen ein demokratisches Kirchenverständnis: Paul VI. setzte Humanae vitae gegen die Mehrheit seiner Berater durch. Ebenso wurde das päpstliche Schreiben als Verstoß gegen den technisch-wissenschaftlichen Fortschritt in Form von künstlichen Empfängnisverhütungsmitteln und damit als Wegbereiter weltweiter Überbevölkerung empfunden. Damit in enger Verbindung stehen die befürchteten Hungersnöte vor allem in der Dritten Welt. Humanae vitae wurde aber auch als Positionierung der Kirche gegen die sexuelle Befreiung sowie, da aus der Diskussion ausschließlich zölibatärer Männer hervorgegangen, gegen die beginnende weibliche Emanzipation überhaupt verstanden. Vgl. Bock, Florian, „Dem Vatikan gehört die Kirche, nicht das Bett.“ Die Enzyklika Humanae vitae (1968) Papst Pauls VI. im Spiegel der deutschen und italienischen Presse, in: Hömberg, Walter / Pittrof, Thomas (Hrsg.), Katholische Publizistik im 20. Jahrhundert. Positionen, Probleme, Profile (= Catholica. Quellen und Studien zur Kultur- und Literaturgeschichte des modernen Katholizismus Bd. 3), Freiburg i. Br. 2014, 575-600, hier 598 und Ders., Geschlossene Gesellschaft? Die Verabschiedung des katholischen Milieus, in: Kösters, Christoph / Maier, Hans / Kleinehagenbrock, Frank (Hrsg.), Profil und Prägung – geschichtliche Perspektiven auf 100 deutsche Katholikentage (= Politik-und Kommunikationswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft Bd. 34), Paderborn 2017, 119-132.
50 Vgl. für das Bistum Essen Schmidt, Verena, Das Bistum Essen und das Zweite Vatikanische Konzil. Untersuchung zum Rezeptionsprozess in den Pfarreien (= Quellen und Studien. Institut für kirchengeschichtliche Forschung des Bistums Essen, Bd. 13), Münster 2011.
51 Derzeit konstituiert sich bei der Bonner Kommission für Zeitgeschichte eine Forschergruppe mit dem Arbeitsprogramm „‚Katholischsein‘ in der Bundesrepublik Deutschland 1965-1989/90“. Der Tübinger Kirchenhistoriker Andreas Holzem wird dabei unter der skizzierten Problematik mit dem Teilprojekt „‚Das könnte den Herren der Welt ja so passen…‘. Sacro-Pop als Gesellschafts- und Kirchenkritik junger Katholiken*innen (1965-1980)“ vertreten sein.
52 Vgl. Plate, Manfred, Das deutsche Konzil. Die Würzburger Synode. Bericht und Deutung, Freiburg i.Br. u. a. 1975, sowie neuerdings: Voges, Stefan, Konzil, Dialog und Demokratie. Der Weg zur Würzburger Synode 1965-1971 (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte, Reihe B: Forschungen Bd. 132), Paderborn 2015.
53 Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit, in: Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland. Beschlüsse der Vollversammlung. Offizielle Gesamtausgabe Bd. 1, Freiburg i. Br. u.a. 1976, 277-311.
54 Vgl. Hobelsberger, Hans, Zurück in die Zukunft. Die bleibende Bedeutung des Synodenbeschlusses „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“, in: Pastoraltheologische Informationen 31,2 (2011), 71-76, hier 74.
55 Vgl. Der Religionsunterricht in der Schule, in: Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland (wie Anm. 53), 113-152.
56 Vgl. Buthe, Nina, Zwischen „Kirche“ und „Welt“? Diskurse über den Wertewandel im Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) (1947-1976), Bochum 2013 (Diss.).
57 Vgl. Bock, Florian, Der Fall „Publik“. Katholische Presse in der Bundesrepublik Deutschland um 1968 (= Veröffentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte Reihe B: Forschungen Bd. 128), Paderborn u. a. 2015.
58 Dazu momentan im Druck befindlich Stollhof, Johannes, Zwischen Katastrophenkommunikation und Konsumgesellschaft. Hungerkatastrophen in der ‚Dritten Welt‘ als Bedrohung religiöser und sozialer Ordnungen im deutschen Katholizismus (1958-1979), Tübingen 2016 (Diss.).
59 Vgl. Großbölting, Thomas, Der verlorene Himmel. Glaube in Deutschland seit 1945, Göttingen 2013, 175.
60 Zitiert nach Owetschkin, Dimitrij, Zeuge – Berater – Krisenagent. Zum Wandel des Pfarrerbildes und der Pfarrerrolle nach 1945, in: Damberg, Wilhelm u. a. (Hrsg.), Soziale Strukturen und Semantiken des Religiösen im Wandel. Transformationen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989, Essen 2011, 37-53, hier 41.
61 Vgl. Hoischen, Oliver, Die Grünen und die Kirche. Durchs Klösterle in die Politik, in: FAZ vom 19.11.2007.
62 Vgl. zum Pontifikat Weigel, George, Zeuge der Hoffnung. Johannes Paul II., Eine Biographie, Paderborn u. a. 2002.
63 Vgl. http://www.initiative-pontifex.de/index.php/presse/pressemitteilungen/21-aus-generation-benedikt-wird-pontifex [Zugriff am 22. Mai 2017].
64 Vgl. Forschungskonsortium WJT: Megaparty Glaubensfest. Weltjugendtag: Erlebnis – Medien – Organisation, Wiesbaden 2007.
Die sozioreligiöse Situation der Gegenwart und die Religiosität Jugendlicher heute
Eva Willebrand
Ins „Zentrum des Interesses“1 will Papst Franziskus mit der für 2018 geplanten Synode die Jugendlichen stellen, die von ihm in direkter Ansprache aufgefordert werden, „auf Dich aufmerksam zu machen, Dich auszudrücken, zu erzählen, wer Du bist und was Du über Dich mitteilen möchtest“2. Ein Anliegen, das umso dringlicher erscheint, nimmt man die Einschätzung der 1994 geborenen Katharina Weiß ernst, die sich und ihre Altersgenossen, die Jugendlichen des beginnenden 21. Jahrhunderts, wahrnimmt als eine Generation, „über die viel diskutiert wird, die aber selten zu Wort kommt“3. Papst Franziskus hat sich vorgenommen, dies zu ändern: Als Vorbereitung auf die Synode lässt er Jugendliche zwischen 16 und 29 Jahren aus aller Welt zu Wort kommen, indem er mittels eines Fragebogens nach ihren Überzeugungen und Einstellungen fragt. Was aber kennzeichnet die Generation der Befragten? Wen spricht der Papst eigentlich an? Wer soll hier zu Wort kommen?
Um diesen Fragen näher nachzugehen, wird im Folgenden ein Blick auf die sozioreligiöse Situation der Gegenwart und die Religiosität in Deutschland lebender Jugendlicher geworfen mit der Absicht, zu erarbeiten, welchen Bedingungen der angestrebte Dialog unterworfen ist und unter welchen Voraussetzungen er gelingen kann.
1. Die Globalisierung und ihre Dynamiken
Zur Charakterisierung der soziokulturellen Situation der Gegenwart werden in der Religionspädagogik wie andernorts allgemein bekannte Schlagworte gebraucht: ‚Globalisierung‘, ‚Säkularisierung‘ und ‚Pluralisierung‘ sind nur einige solcher schillernden Begriffe, deren Bedeutung hier zunächst geklärt und die zueinander ins rechte Verhältnis gesetzt werden sollen, um mit ihrer Hilfe gegenwärtige Prozesse beschreiben zu können.
Weitgehend verabschiedet zur Beschreibung des gegenwärtigen religiösen Wandels hat man sich in der Religionspädagogik von der Säkularisierungsthese, die davon ausgeht, „dass mit zunehmender Modernisierung der westlichen Gesellschaften zwangsläufig ein Bedeutungsverfall, vielleicht sogar das Ende von Religion verbunden wäre“4. Diese These „gilt als zu wenig differenziert, weil sie einen linearen Zusammenhang zwischen Modernisierung und Religion konstruiert, der der Vielschichtigkeit der tatsächlichen Zusammenhänge nicht gerecht wird“5.
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