Nähen mit Strickstoffen. Linda Lee

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Название Nähen mit Strickstoffen
Автор произведения Linda Lee
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783830730293



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er ist. Viskose, Rayon und Bambus knittern leicht, manchmal sogar extrem, während Polyester und Nylon absolut knitterfrei sind. Auch ITY-Jersey-Strick und gröbere Webstrukturen verhindern Knitterfalten im Stoff.

      Einlaufen

      Einige Strickstoffe laufen dramatisch ein, andere kaum. Strickstoffe tendieren jedoch grundsätzlich stärker zum Einlaufen als Webstoffe. Tipps, wie Sie dafür sorgen, dass Ihr besonderes Strickgewebe nicht stärker einläuft als unvermeidbar, finden Sie hier.

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       Bambusfaser (vorn) und ITY-Jersey (im Hintergrund).

      Recovery-Effekt: Elastisch zurück in die Form

      Strickstoffe sind unterschiedlich dehnfähig – von minimal bis zu hundert Prozent über ihre (nicht gedehnte) Originalbreite, je nach Verarbeitung, Fasertyp, beigemischter elastischer Faser (etwa Elastan) und Behandlung der Oberflächen. Auch den sogenannten Recovery-Effekt – die Art, in der sich die Faser nach dem Dehnen wieder in ihre alte Form zurückzieht – gilt es zu bedenken. Kleidungsstücke aus Strickstoffen mit guter Elastizität behalten ihre Form und sitzen immer gut; sie werden nicht »sackig«. Es gibt auch sehr unelastische Strickstoffe, die sich fast wie Webstoffe verarbeiten lassen.

      • Stretchfasern •

      Gummi und Elastan sind Typenbezeichnungen für dehnbare Fasern, »Elasthan« und »Lycra« sind die Markennamen dieser Fasern. Strickstoffe, die mit Elasthan oder Lycra hergestellt werden, halten ihre Form besser. Sie sind entweder nur der Länge nach elastisch oder in beide Richtungen, also in Höhe und Länge. Um die Elastizität eines Stoffes zu ermitteln, steckt man im Abstand von 10 cm zwei Stecknadeln in den Rand des nicht gedehnten Stoffes. Mit der linken Nadel hält man den Stoff an den Nullpunkt eines Metermaßes, mit der rechten Hand zieht man ihn nach rechts auseinander. Aus dem in Zentimetern gemessenen Überhang ergibt sich der Prozentsatz der Dehnfähigkeit des Stoffes. Ein Beispiel: Lassen sich die 10 cm Stoff zwischen den Nadeln auf 12,5 cm ziehen, liegt die Dehnfähigkeit des Stoffes bei 25 %.

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      Achten Sie auch auf den erwähnten Recovery-Effekt: Springt das Gewebe schnell wieder in die Originallänge zurück? Viele Schnittmuster zeigen (mit einem kleinen Zentimetermaß markiert) auf der Verpackung oder im Katalog an, wie elastisch der geeignete Stoff sein muss. Man kann dann nachmessen, ob der gewählte Stoff sich für das gewünschte Kleidungsstück überhaupt eignet.

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      • TIPP •

       Wenn Sie nach Schnittmuster nähen möchten, legen Sie die einzelnen Schnittteile so auf den Stoff, dass er sich später besonders um den Körper herum am besten dehnt.

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      Strickstoffe bestehen aus verschiedensten Fasertypen, die man in drei verschiedene Kategorien einteilt. Jeder Fasertyp lässt sich zu fast allen Geweben und Stoffstärken verarbeiten.

      •Natürliche Fasern wie Baumwolle, Wolle, Seide, Leinen und Rayon werden sehr häufig verwendet. Sie bieten einen hohen Tragekomfort, denn sie sind weich, saugfähig und angenehm atmungsaktiv.

      •Organische Fasern wie Bambus, Hanf und Soja, haben ähnliche Eigenschaften wie die natürlichen Fasern, stammen aber aus ökologisch nachhaltigem Anbau, sind also umweltfreundlicher.

      •Synthetik- oder Kunstfasern sind pflegeleicht und bleiben gut in Form. Leider sind sie nicht saugfähig und halten daher die Hitze am Körper; außerdem können sie sich elektrostatisch aufladen. Zu diesen Fasern gehören Polyester, Azetat, Triazetat, Nylon und Acryl.

      •Rayon – die halbsynthetische Faser •

      Auch wenn Rayon immer bei den natürlichen Fasern aufgeführt wird, handelt es sich dabei eigentlich um eine Hybrid- oder Kunstfaser. Er wird aus regenerierter Zellulose von Bäumen, Baumwolle und holzhaltigen Pflanzen hergestellt wird.

      Die erste Generation des Rayon wurde in den 1890er-Jahren als »künstliche Seide« bezeichnet und kam ab 1910 in den Handel. Rayon entsteht im sogenannten Viskose-Verfahren. Spricht man von Viskosestoff, meint man also Rayon.

      Modal ist die Fortentwicklung des Rayons in der zweiten Generation und entstand 1964. Man wünschte sich eine Rayonqualität mit einer höheren Wasserfestigkeit; der Stoff sollte außerdem weicher sein als sein Vorgänger. Modal lässt sich einfärben wie Baumwolle, hält aber bedeutend länger.

      Lyocell, Rayon in der dritten Generation, entstand 1990 unter dem Markennamen Tencel. Diese Faser hat hervorragende Kühlungseigenschaften, ist hypoallergen und antibakteriell; sie verhindert also das Wachstum der Bakterien, die für unangenehme Körpergerüche zuständig sind.

      Rayon und Modal werden mit giftig ausdämpfenden Lösungsmitteln hergestellt. Tencel lässt sich umweltfreundlicher produzieren, mit Lösungsmitteln, die sehr viel weniger schädlich sind.

      Wenn Sie heute einen Rayon-Stoff kaufen möchten, werden ihnen einige dieser Begrifflichkeiten sicherlich begegnen.

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       Strickstoffe aus verschiedensten Materialien. Obere Reihe, von links nach rechts: Baumwolle, Baumwoll-Nylon, Rayon. Mittlere Reihe: Wolle, Bambus, Leinen. Untere Reihe: Polyester, Nylon-Baumwolle, Acryl.

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      Es ist sehr hilfreich, die Grundstruktur und die Materialeigenschaften der verschiedenen Strick- und Webstoffe zu kennen, um sich für den richtigen Stofftyp zu entscheiden.

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      Grundsätzlich unterscheidet man zwei Gruppen von Strickstoffen: Schuss- und Ketten-Stoffe. Schussgewebe werden aus einem einzigen Faden Reihe für Reihe horizontal zu einem zusammenhängenden Gewebe »verstrickt«. Kettenstoffe fertigt man aus vielen verschiedenen, parallel verarbeiteten Garnfäden, die in vertikaler Richtung gleichzeitig einzeln miteinander verschlungen oder verknotet werden. Die meisten maschinengefertigten Stoffe sind Schussstoffe. Alle diese Stoffe werden mit vier Grundstichen hergestellt: einfache (rechte) Masche, linke Masche, Rippen- und Kettenstich.

      •Die vier Grundstrickstiche •

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      Rechte (einfache) Masche (Strickstich)

      Die rechte Masche lässt sich per Hand oder mit der Maschine stricken. Sie produziert ein auf der Vorderseite glattes Gewebe aus länglichen