Fibromyalgie. Kompakt-Ratgeber. Eberhard J. Wormer

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Название Fibromyalgie. Kompakt-Ratgeber
Автор произведения Eberhard J. Wormer
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783863742133



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ist ein Dauerzustand totaler Überempfindlichkeit

       Symptome und Funktionsstörungen

       Schmerzen

       Schlafstörungen

       Reizdarm

       Reizblase

       Reizempfindlichkeit

       Restless-Legs-Syndrom (RLS)

       Ödemneigung/Schwellungsgefühl

       Schwindel

       Konzentration und Gedächtnis

       Angst

       Depressivität

       Erschöpfung

       Fragebogen Leidensdruck

       Die Spur der Schmerzen

       FMS-Diagnostik

       Anamnese

       Körperliche Untersuchung

       Beurteilung der Schmerzproblematik

       Diagnose der psychischen Befindlichkeit

       Fragebogen Psyche

       Wege aus der Schmerzkrankheit

       Therapiekonzepte

       Schmerztherapie

       Der richtige Arzt

       Medikamente

       Naturheilkunde

       Physikalische Therapie

       Psychotherapie

       Entspannungsverfahren

       Multimodale Therapie

       Chirurgische Therapie

       Selbsthilfekonzepte

       Der Patient ist gefragt

       Bewegung

       Entspannung

       Ernährung

       Wasser, Wärme, Wellness

       Erholsamer Schlaf

       Arbeitsplatz und Haushalt

       Lebenswelt und Stigma

       Partnerschaft und Familie

       Berufsunfähigkeit und soziale Absicherung

       Infoservice

       Deutschland

       Österreich

       Schweiz

       Hilfe im Netz

       Lektüre

      Register

       Die Schmerzkrankheit Fibromyalgie

      Woher kommen die Schmerzen? Welche Symptome zeigt die Krankheit, welche Diagnosemöglichkeiten gibt es? Dieses Kapitel räumt mit Irrtümern auf und beantwortet alle Fragen rund um das Fibromyalgie-Syndrom.

       Was ist Schmerz?

      Jeder glaubt zu wissen, was Schmerz ist. Versucht man, das Schmerzphänomen zu definieren, zeigt sich rasch, dass dieses Unterfangen schwieriger ist, als vermutet.

      Es handelt sich offenbar um eine sehr komplexe Empfindung.

      Akuter Schmerz ist ein lebenswichtiges Warnzeichen, das vor körperlichen und auch psychischen Risiken schützt. Schmerz tritt beispielsweise unmittelbar bei Verletzungen, als Zahn-, Bauch- oder Kopfschmerz, als Muskelkater, bei Verbrennungen, extremer Hitze, Kälte oder auch bei Lautstärke auf. Die Schmerzen sind meist zeitlich und örtlich begrenzt. Sie verschwinden, wenn man die Ursache der Schmerzen beseitigt oder Störungen behandelt.

      Chronischer Schmerz kann sich aus akutem Schmerz entwickeln, Wochen oder Monate anhalten, sich schubweise verstärken oder abschwächen, lokalisiert oder im Körper ausgebreitet auftreten. Lässt sich keine Ursache finden, die man beseitigen kann, ist der Schmerz selbst die Krankheit.

      Chronischer Schmerz führt zu komplexen Veränderungen in wichtigen Körpersystemen (Hormone, Nervensystem, Kreislauf, Motorik) und zu Anpassungsvorgängen an die vermeintliche Dauerbedrohung, die stressbedingte Funktionsstörungen und schwer beeinflussbare Symptome nach sich ziehen.

      Betrachtet man die eigene Alltagserfahrung, so wird jeder Mensch, der Schmerz erleidet, bestätigen, dass er Schmerz als »negativ«, widrig und als Bruch seiner bisherigen »Normalität« im bislang schmerzfreien Körper erlebt. Da man dem eigenen Schmerz nicht entfliehen kann, wird er nach und nach die volle Aufmerksamkeit erhalten. Schmerz totalisiert. Dieses »Getroffenwerden« vom Schmerz wird eine ohnmächtige Reaktion auf die nicht mögliche Flucht und die vergebliche Rückzugsbewegung hervorrufen. Davon zeugt der Ausdruck des Leidens. Und mit zunehmender Stärke der Schmerzen wird der Mensch sich gezwungenermaßen auf ihn konzentrieren müssen: Die Außenwelt verliert an Bedeutung, die innere Dominanz des Schmerzerlebens verstärkt sich. Eine der wenigen spezifischen Beschreibungen der Schmerzerfahrung, die Allgemeingültigkeit beanspruchen, ist die medizinische Schmerzdeutung. Aber für den Schmerzpatienten ist eine solche Festlegung problematisch: Er kann zwar auf Erklärungsangebote der Medizin mit Therapie- und Heilungsversprechen zurückgreifen, dennoch werden diese Angebote nicht der subjektiven Schmerzerfahrung des Betroffenen gerecht. Der Patient weiß mehr über den eigenen Schmerz als jeder Arzt, möge er auch noch so gut ausgebildet sein.

      Im Jahr 1965 stellten Melzack und Wall die Theorie der »Schmerzschwelle« (Gate-Control-Theorie) auf: Im Hinterhorn des Rückenmarks soll es eine Art »Schranke« geben, die Empfindungssignale passieren lässt, filtern oder blockieren kann. Dieses Modell war lange sehr populär, hat sich aber als unzureichend erwiesen. Auch ein Schmerzzentrum im Gehirn, etwa analog zum Sehzentrum, ist bislang nicht gefunden worden. Die aktuelle neurophysiologische Forschung geht davon aus, dass an der Schmerzempfindung das gesamte zentrale Nervensystem beteiligt ist und dass die Lern- und Anpassungsfähigkeit des Gehirns (Neuroplastizität) ein wesentlicher Mechanismus der Schmerzverarbeitung ist: Die Fähigkeit, jede Art von Lernprozessen zu vollziehen und »im Fleisch zu speichern«. Diesen gespeicherten Schmerz wird man nur schwer wieder los.

       Das Bild des schmerzkranken Menschen: Eine Patientin beschreibt die Fibromyalgie.

      Chronische Schmerzen wirken zerstörerisch auf den ganzen Menschen. Der eigene Bewegungsspielraum wird eingeschränkt. Die Welt schrumpft. Die Wahrnehmung der Realität verändert sich, stimmt nicht mehr mit der Wahrnehmung Außenstehender überein. Jede Wahrnehmung und Erfahrung des schmerzkranken Menschen ist vom Dunst der Schmerzen durchdrungen. Eine unüberwindliche Mauer trennt den Schmerzkranken vom Rest der Welt. Chronischer Schmerz verringert auf diffuse Weise den Bewegungsspielraum des Betroffenen. Raum und Zeit verengen sich. Soziale Beziehungen und Kommunikation schwinden.