TCM für jeden Tag. Wu Li

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Название TCM für jeden Tag
Автор произведения Wu Li
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783863741020



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Mensch lebt inmitten von Qi, und das Qi erfüllt den Menschen… Alles bedarf des Qi, um zu leben“, heißt es in einem Text aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. Die chinesische Heilkunst gründet somit auf dem Studium des Qi. Bei dieser alles erfüllenden Lebensenergie handelt es sich um eine Art formloser und unsichtbarer Substanz, die jedoch immer spürbar oder besser intuitiv erfassbar ist. Unserem Verständnis zufolge entspricht Qi am ehesten den Begriffen Urkraft oder Lebensenergie. Das Qi strömt im ganzen Körper durch die sogenannten Meridiane, auf die wir gleich noch näher eingehen werden. Solange es ungehindert fließen kann, ist der Mensch gesund und befindet sich im körperlich-seelischen Gleichgewicht. Wird der Fluss des Qi jedoch – aus welchen Gründen auch immer – gestaut oder blockiert, entsteht eine Krankheit.

      In der chinesischen Vorstellung ist Qi für den Menschen absolut lebensnotwendig. Ist kein Qi vorhanden, ist der Mensch nicht lebensfähig. Gleichzeitig fließen in unserem Körper aber auch verschiedene Arten von Qi: das grobstoffliche Qi aus der Nahrung oder in unserem Meridiansystem, aber auch sehr feinstoffliches Qi, wie unsere Gedanken oder die Luft, die wir atmen.

      Für die Gesunderhaltung des Menschen kommen dem Qi in der TCM die folgenden Hauptfunktionen zu:

      → Qi gibt dem Körper Wärme. Für das Funktionieren unserer Verdauung und aller Prozesse im Körper ist diese Wärme absolut notwendig.

      → Das Qi sorgt dafür, dass alle Prozesse im Körper ablaufen können; es hilft bei der Umwandlung unserer Nahrung in verwertbare Bestandteile und ist durch seine dynamische Seite vor allem für Transport und Bewegung von Nahrung, Blut und Flüssigkeiten unerlässlich.

      → All unsere Aktivitäten, wie zum Beispiel die Bewegung der Muskeln und Gelenke, die Hormonproduktion oder die Ausschüttung von Botenstoffen im Körper, sind an das Vorhandensein von Qi gebunden.

      → Qi schützt den Körper. Das Qi bekämpft äußere Einflüsse und hält sie vom Eindringen in den Körper ab.

      Als „Xue“ wird in der TCM unser Blut verstanden, womit einerseits das Blut als rote Körperflüssigkeit gemeint ist, andererseits aber auch seine energetische Funktion. Man geht nämlich davon aus, dass Blut zu einem gewisen Anteil in Qi und Qi in Blut umgewandelt werden kann. Blut fließt also außer in den Blutgefäßen auch zusammen mit dem Qi in den Akupunkturleitbahnen. Die Hauptaufgabe des Blutes in der chinesischen Medizin ist die Ernährung und Befeuchtung der Gewebe und Organe. Von „Xue“ unterschieden werden alle anderen Körperflüssigkeiten wie zum Beispiel: Lymphflüssigkeit, Schweiß, Verdauungssäfte, Speichel oder die Flüssigkeiten zur Befeuchtung der Schleimhäute.

      „Alles im Menschen wird durch die Leitbahnen zur Ganzheit verknüpft. Sie entscheiden über Leben und Tod. Sie halten Yin und Yang im Gleichgewicht“, liest man in alten Quellen. Gemeinsam mit den inneren Organen und der Körperoberfläche bildet das sogenannte Meridiansystem eine Einheit.

      Chinesische Ärzte erfassten bereits vor Tausenden von Jahren unsichtbare Leitlinien, die den Körper neben Venen und Arterien, Lymph- und Nervenbahnen durchziehen. Vorstellen kann man sich diese Linien als eine Art unsichtbares und dichtes Netz, das den ganzen Körper durchwebt und alle Grundsubstanzen und Organe miteinander verbindet. Die Meridiane verbinden gewissermaßen das Körperinnere mit der Körperoberfläche und gewährleisten eine fortlaufende Zirkulation von Qi und Xue bzw. der anderen Grundsubstanzen im Körper.

      Wenn der Energiefluss innerhalb einer Meridian-Leitbahn beeinträchtigt ist, kommt es zu Gesundheitsstörungen oder Krankheit. Auslöser dafür können zum einen Verletzungen oder Operationen, aber auch seelische Belastungen sein. Bei Zorn oder Angst verkrampft man sich automatisch; dieses Verkrampfen geht in der Folge häufig mit inneren Verspannungen einher, und der Energiefluss in bestimmten Leitbahnen wird blockiert.

      Auch die Energiekanäle des Meridiansystems sind den beiden Prinzipien Yin und Yang zugeordnet. Das System besteht aus zwölf Hauptleitbahnen, die fünf Yin- und sechs Yang-Organen (siehe S. 24) sowie dem Herzbeutel zugeordnet sind. Je drei Yin- und je drei Yang-Organe sind dabei mit einem Arm und mit einem Bein verbunden. Die Anfangs- und Endpunkte befinden sich jeweils in den Händen und Füßen. Jedes Yin-Organ tritt paarig mit einem Yang-Organ auf. Daher kann es auch passieren, dass eine Disharmonie in einem bestimmten Organ über die Meridiane zu einem anderen Organ „wandert“. So kann eine Stauung in der Magenleitbahn Schmerzen in den oberen Zähnen auslösen, da die Leitbahn durch den oberen Gaumen führt.

      Im Gesamtkreislauf eines Tages fließt die Lebensergie Qi von einer Leitbahn in die andere und wechselt damit jeweils auch Yin- und Yang-Qualität. Durch die vielen Querverbindungen und Tiefenverläufe kann die Lebensenergie jede Körperstelle erreichen.

      Die nachfolgende, vereinfachte Darstellung zeigt den Verlauf der Energiebahnen, auf denen sich die Punkte zur energetischen Regulierung befinden.

       Die den Organen zugeordneten Yin-Meridiane

       Meridianursprung Hand

      → Lungenmeridian

      → Kreislauf-Sexualität-Meridian

      → Herzmeridian

       Meridianursprung Fuß

      → Milz-Pankreas-Meridian

      → Lebermeridian

      → Nierenmeridian

       Die den Organen zugeordneten Yang-Meridiane

       Meridianursprung Hand

      → Dickdarmmeridian

      → Dreifacher-Erwärmer-Meridian

      → Dünndarmmeridian

       Meridianursprung Fuß

      → Magenmeridian

      → Gallenblasenmeridian

      → Blasenmeridian

      Meridiane bzw. die auf ihnen liegenden Akupunkturpunkte können durch Druck (Akupressur, Massage), Akupunktur, Wärme oder gymnastische Übungen und Atemübungen beeinflusst werden. Im Kapitel „Die Akupressur“ (S. 60ff.) finden Sie Anregungen für Akupressur und (Selbst-)Massage; im Kapitel zu Tai Chi und Qi Gong (S. 81ff.) und in den Tagesprogrammen (S. 91ff.) finden Sie ebenfalls Übungen.

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      In der westlichen Medizintradition werden wir erst dann als krank betrachtet, wenn wir aufgrund körperlicher oder seelischer Beschwerden unseren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen können. Körperliche Einschränkungen und Missstimmungen sind dabei allerdings meist lange vorher vorhanden.

      In der TCM werden die Ursachen für Krankheit traditionell in drei Gruppen eingeteilt: äußere Krankheitsfaktoren oder bioklimatische Faktoren, innere Ursachen oder Emotionen und sonstige Ursachen wie die individuelle Lebensweise oder Ähnliches.

      Die wichtigsten äußeren Krankheitsfaktoren in der TCM sind Kälte, Hitze, Wind, Trockenheit oder Feuchtigkeit. (In der westlichen Medizin kann man diese äußeren Faktoren am ehesten mit dem Eindringen von Bakterien und Viren vergleichen.)

      „Kälte“ ist dabei allerdings nicht von den äußeren Gegebenheiten abhängig, das heißt, man kann sich auch im Sommer eine Kältekrankheit zuziehen, wenn die Abwehrkäfte geschwächt sind. Diese Kälte spürt der Betroffene dann auch ganz deutlich: Er fröstelt, hat Gliederschmerzen und bleibt auch bei warmem Sonnenschein lieber „eingemummelt“.

      Äußere Krankheitsfaktoren dringen immer von außen in uns ein, stellen also ein „Zuviel“ dar und müssen demzufolge wieder aus dem Körper ausgeleitet werden.

      Hier