Название | Gesammelte Werke von Xenophon |
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Автор произведения | Xenophon |
Жанр | Документальная литература |
Серия | |
Издательство | Документальная литература |
Год выпуска | 0 |
isbn | 4064066498634 |
Hier blieben sie drei Tage, theils aus Sorgfalt für die Verwundeten, theils deshalb, weil sie hier eine Menge von Lebensmitteln, die der Satrap dieser Landschaft zusammengebracht hatte, wie Mehl, Wein und Gerste, die für die Cavalleriepferde aufgeschüttet war, vorfanden. Am vierten Tage zogen sie in die Ebene hinab. Als Tissaphernes sie mit seiner Macht wieder eingeholt hatte, lernten sie, von ihm selbst dazu veranlaßt, die Vorsichtsmaßregel, während eines Gefechts nicht weiter zu marschiren, sondern bei dem ersten Dorfe, das sie erreichten, sich zu lagern, denn eine große Anzahl Soldaten, die Verwundeten, ihre Träger und diejenigen, denen letztere ihre Waffen ausgepackt hatten, konnten bei dem Gefechte nicht gebraucht werden. Sie lagerten sich also, der Feind rückte gegen das Dorf und unternahm einen Angriff, wurde aber ohne Mühe zurückgeschlagen, denn es war ungleich leichter, durch einen Ausfall aus dem Lager den Feind zurückzutreiben, als auf dem Marsche sich gegen ihn zu vertheidigen. Es fing nun schon an Abend zu werden, und das war für die Feinde der Zeitpunkt zum Rückzuge; denn nie lagerten sie sich näher als sechzig Stadien von dem griechischen Heere, aus Furcht vor einem nächtlichen Ueberfalle. Für die Nachtzeit nämlich hat das persische Lager eine üble Einrichtung: die Pferde werden angebunden und größtentheils noch mit Fußschlingen versehen, damit sie nicht fortlaufen. Wenn nun ein Lärm entsteht, so muß der Perser sein Pferd satteln und zäumen, sich den Harnisch anlegen und dann erst kann er aufsitzen. Dies Alles macht bei Nacht, zumal im kriegerischen Getümmel, nicht geringe Schwierigkeit, und deshalb lagerten sie sich so weit von den Griechen.
Diese merkten jetzt an den Rufen der Feinde, daß sie sich zum Abzuge anschickten, und nun gaben auch sie, im Angesicht der Perser, das Zeichen zum Aufbruch. Die Letzteren verzögerten hierauf noch eine Weile ihren Marsch, endlich aber, als es schon spät wurde, zogen sie ab: denn sie hielten es ihrem Vortheile nicht angemessen, in der Nacht zu marschiren und ein Lager aufzuschlagen. Als nun die Griechen ihren wirklichen Abmarsch sahen, brachen auch sie auf und legten ungefähr sechzig Stadien zurück. Dadurch gewannen sie einen solchen Vorsprung, daß am zweiten und dritten Tage kein Feind zu sehen war. Am vierten Tage aber nahmen die Perser, nachdem sie in der Nacht den Griechen einen Marsch abgewonnen hatten, ihre Stellung sehr vortheilhaft auf der Höhe eines Berges, den die Griechen passiren mußten, und über den der Weg in die Ebene führte. Sobald Chirisophus dies bemerkte, ließ er den Xenophon vom Nachzuge herbeirufen, mit dem Befehl, die Peltasten zugleich hervorzuführen. Xenophon, ohne die Peltasten mitzubringen, denn er hatte den Tissaphernes schon mit seiner ganzen Macht erblickt, kam hervorgeritten und fragte nach der Ursache des Abrufs. »Die kannst du sehen,« sagte Chirisophus, »die Anhöhe, die unsern Marsch in die Ebene beherrscht, ist vom Feinde weggenommen, und wir können nicht weiter, ohne ihn zuvor hinunterzutreiben; aber warum bringst du nicht die Peltasten mit?« »Ich hielt es nicht für gut,« erwiederte Xenophon, »den Nachzug zu entblößen, wenn der Feind sich sehen läßt. Doch es ist Zeit, zu berathschlagen, wie man den Feind von der Anhöhe vertreibt.« Da Xenophon jetzt bemerkte, daß gerade über der griechischen Armee der Berg am höchsten emporragte, und daß von dem Gipfel aus ein Weg auf die vom Feinde besetzte Anhöhe führte, so sagte er: »Das beste Mittel, Chirisophus, ist hier, so schnell als möglich die Bergspitze zu ersteigen, denn haben wir diese, so können sie ihre Stellung auf jener Anhöhe nicht behaupten. Bestimme nun selbst, wer von uns Beiden die Ausführung übernehmen und wer bei der Armee bleiben soll.« – »Ich überlasse dir die Wahl,« sagte Chirisophus. »Nun, da ich jünger bin,« erwiederte Xenophon, »so will ich marschiren,« und zugleich verlangte er Mannschaft aus dem Vordertreffen, weil der Weg vom Nachtrabe her zu lang war. Chirisophus gab ihm die Peltasten von der Front und aus der Mitte der Phalanx, nebst dem auserlesenen Corps von dreihundert Mann, welches er selbst bei dem Vortreffen hatte. Nun eilten sie, so schnell sie konnten, hinan. Sobald dies die Feinde auf dem Hügel bemerkten, liefen auch sie, um die Bergspitze noch eher zu erreichen. Das griechische Heer und die Armee des Tissaphernes riefen nun den Ihrigen zu, um sie anzufeuern, und das Geschrei von beiden Seiten war groß. Xenophon rief im Vorüberreiten den Truppen zu: »Jetzt, Waffenbrüder, wetteifert, als wäre Griechenland das Ziel, als winkte euch die Umarmung eurer Weiber und Kinder; bald, nach kurzer Anstrengung werden wir den übrigen Marsch ohne Schwertschlag vollbringen.« Der Soldat Soteridas ans Sicyon sagte hierauf: »Du, Xenophon, hast gut reden: dich trägt dein Pferd, und ich erliege fast unter der Last des Schildes.« Auf diese Aeußerung sprang Xenophon vom Pferde, stieß den Soldaten aus dem Gliede, nahm ihm den Schild und marschirte, so schnell er nur konnte, vorwärts. Obwol ihn überdies noch seine Reiterrüstung drückte, so rief er doch den vordersten Reihen zu, fortzueilen, und den letzten, die kaum folgen konnten, nachzurücken. Die andern Soldaten schlugen, warfen und schimpften den Soteridas so lange, bis er wieder mit dem Schilde marschirte. Xenophon aber führte nun wieder zu Pferde an, so lange es der Weg erlaubte; dann stieg er ab und eilte zu Fuß so schnell hinan, daß die Griechen dem Feinde auf dem Gipfel zuvorkamen.
5.
Die Feinde flohen nun, wie Jeder konnte, und die Griechen behaupteten den Gipfel. Die Armee des Tissaphernes und Ariäus schlug einen andern Weg ein; Chirisophus aber zog mit seinen Truppen in die Ebene hinab und schlug das Lager in einem Dorfe auf, wo man einen Ueberfluß an Lebensmitteln fand. Auch noch andere Dörfer, mit Gütern mancherlei Art gesegnet, lagen in dieser Ebene am Tigris. Abends ließen sich auf einmal die Feinde im Felde sehen, und mehrere von den Griechen, die sich auf der Ebene der Plünderung wegen zerstreut hatten und viele Heerden erbeuteten, die über den Fluß getrieben waren, wurden niedergehauen. Die nächste Handlung des Tissaphernes und seiner Truppen war, die Dörfer in Brand zu stecken; der Gedanke, daß unter diesen Umständen keine Lebensmittel mehr zu bekommen sein würden, machte manche Griechen muthlos. Xenophon war nun in die Ebene herabgezogen, und da das Corps, das unter Chirisophus Anführung jenen bedrängten Griechen zu Hilfe gekommen war, jetzt eben zurückkehrte, ritt er zu ihm hinan und sagte: »Da seht ihr, Griechen, daß die Feinde diese Landschaft schon als die eurige betrachten, denn beim Abschluß des Bündnisses machten sie zur Bedingung, daß wir auf königlichem Gebiete nicht sengen und brennen sollten, und jetzt thun sie es selbst, als stünden sie auf fremdem Boden. Doch, lassen sie irgendwo noch Lebensmittel für sich übrig, so sollen sie sehen, daß wir den Weg dahin zu finden wissen. Ich rathe, Chirisophus, den Mordbrennern Einhalt zu thun, da es unser Eigenthum gilt.« – »Nicht so,« erwiederte dieser, »laßt uns vielmehr auch Feuer anlegen, desto eher werden Jene aufhören.«
Als sie im Lager angekommen waren, beschäftigten sich die andern Griechen mit den Lebensmitteln, die Heerführer und Hauptleute aber versammelten sich. Die damalige Lage war sehr schwierig: auf der einen Seite waren Berge von der äußersten Höhe, auf der andern war der Fluß von einer Tiefe, daß man ihn mit Lanzen nicht ergründen konnte. Während der Berathschlagung über diese Verlegenheit kam ein Rhodier und sagte: »Griechen, ich verspreche euch, immer viertausend Hopliten auf einmal überzusetzen, wenn ihr mir das Nöthige darreicht und ein Talent zur Belohnung gebt.« Auf die Frage, was er dazu bedürfe, erwiederte er: »Zweitausend Schläuche; wenn wir nun einer Menge von Schafen, Ziegen, Ochsen und Eseln, deren ich hier so viele sehe, die Häute abziehen und sie aufblähen,