Juana - Vom Pech verfolgt. Lee Kojek

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Название Juana - Vom Pech verfolgt
Автор произведения Lee Kojek
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783946127413



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fragte die Mechanikerin fassungslos.

      »Sie hatte mich darum gebeten, ihr etwas zu Essen zu bringen. Ich habe mich auch wirklich beeilt. Sie war vielleicht zehn Minuten alleine. Es tut mir so leid, ich hätte einfach bei ihr bleiben sollen.«

      »Jetzt atme einmal tief durch.«

      Die Zahlmeisterin tat, was ihr gesagt wurde. Dabei schloss sie die Augen.

      »Rachel hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Ich habe sie zu Charlotte gebracht. Es tut mir so leid. Ich wollte doch auf sie aufpassen.«

      Geschockt sah Almyra die größere Frau an.

      »Rachel hat versucht, sich umzubringen?«

      »Ja.«

      Die Navigatorin stimmte wortlos zu.

      »Kein Problem.«

      »Sarah, ich will, dass du dich wäschst und dir dann von Isabella einen Tee machen lässt, ja?«

      Die Angesprochene blickte weiterhin zu Boden und schwieg.

      »Es ist nicht deine Schuld. Du musst dir deswegen keine Vorwürfe machen. Wirklich nicht. Jetzt ruh dich etwas aus.«

      »Arme Rachel. Sie muss ihre Schwester wirklich sehr vermissen.«

      »Sie hat ziemlich viel Blut verloren, oder?«

      »Ja, sie braucht eine Bluttransfusion. Blutgruppe AB negativ. Wir brauchen das Blut direkt von einem Crewmitglied. Es gibt im Moment keine Reserven. Ich habe aber leider keine passende Blutgruppe.«

      Es wäre Almyra ohnehin nicht recht gewesen, wenn Charlotte spenden würde. Die Ärztin war so dürr, wahrscheinlich würde sie dabei ohnmächtig werden.

      »Welche Blutgruppe hat Becky?«

      »Becky hat Blutgruppe B negativ. Das würde gehen.«

      »Dann hol sie schnell her.«

      »Sofort.«

      »Was ist passiert?«

      Es war eine gute Idee gewesen, nach Becky zu fragen. Sie hatte sicher mit einem Schäferstündchen mit der Ärztin gerechnet und sich deshalb extra beeilt. Manchmal hatte ihre Beziehung mit Charlotte auch etwas Gutes. Almyra sah sie an.

      »Natürlich! Aber was ist denn passiert?«

      »Kannst du dir doch sicher denken.«

      »Ach, Rachel, was machst du nur für Sachen?«

      Charlotte hatte in der Zeit, in der Almyra zurückdenken musste, alles zusammengesucht, was sie brauchte.

      »Becky, ich fange dann an«, sagte die Ärztin ruhig.

      »In Ordnung.«

      Almyra sah zu Rachel.

      »Tut mir den Gefallen und sagt niemandem etwas davon. Ich werde es denjenigen, die es wissen müssen, schon selbst berichten.«

      Es würde die Situation für Rachel sonst noch schwerer machen, als sie ohnehin schon war. Einen missglückten Selbstmordversuch zu überstehen war so schon schlimm genug. Die Blicke derjenigen, die davon wussten, zu ertragen, würde es nicht leichter machen.

      Becky und Charlotte stimmten beide zu. Almyra stand auf und ging zur Tür.

      »Ja.«

      »Gut.«

      Wenigstens musste sie nicht lange nach Clara und Clair suchen. Die beiden standen am Oberdeck an der Reling. Man merkte, dass sie Spanien näherkamen; es war schon deutlich wärmer als am Vortag. Almyra wurde sofort von den beiden entdeckt. Clair wendete den Blick ab, doch Clara sah sie fragend an.

      »Was gibt’s, Käpt’n?«

      »Wir sollten das nicht hier besprechen. Clair, wir gehen in deine Kajüte.«

      »Was ist passiert?«

      Almyra seufzte.

      »Rachel liegt auf der Krankenstation. Sie hat versucht, sich umzubringen.«

      Clara sah sie ernst an.

      »Du meinst eher, wir sollen sie gar nicht alleine lassen?«, hakte die Rothaarige nach. Aber Almyra musste ihr da widersprechen.

      »Wenn ich es mir so überlege, schaffe ich das auch sicher alleine. Du kannst gehen, wenn du willst.«

      »Nein, ist schon okay.«

      Clair deutete auf Mollys Bett – es war das untere des Stockbettes. Das Laken war blutgetränkt.

      »Rachel hat sich in Mollys Bett die Pulsadern aufgeschnitten?«

      Almyra setzte sich auf das Bett und nahm das kleine Messer an sich, das darauf lag.

      »Sieht ganz so aus. Sie wird noch mehr Messer irgendwo versteckt haben. Machen wir uns an die Arbeit. Wir müssen nur ihre Sachen durchsuchen. Ich denke nicht, dass sie etwas unter Mollys Klamotten versteckt hat.«

      »In Ordnung.«

      »Warum hat sie das alles hier versteckt?«, fragte sie entsetzt und starrte auf das Messer.

      »Du meinst, Rachel macht das schon länger?«

      »Du warst so oft mit ihr und Molly unterwegs. Hast wohl nur auf Molly geachtet, mh?«

      Hatte sie das gerade laut gesagt? Almyra blickte zu Clair, die sie fassungslos anstarrte. Ja, sie hatte es laut gesagt. Vielleicht sollte Almyra irgendwann doch mal anfangen, zu denken, bevor sie sprach.

      »Schon okay.«

      »Ich denke, das war’s. Mollys Bett sollte aber auf jeden Fall neu bezogen werden.«

      »Es tut mir so leid. Du wolltest nur helfen und ich danke es dir, indem ich dich schlage.«

      Verwirrt sah Almyra die Größere an. Doch dann lächelte sie und drehte das Gesicht weg.

      »Schon okay. Wahrscheinlich habe ich es mal verdient, für meine große Klappe eine reingehauen zu bekommen.«

      Clair nahm die Hand runter und lächelte ebenfalls leicht.

      »Vielleicht.«

      »Wenn wir uns da einig sind, können wir ja jetzt endlich gehen.«

      »Eine Sache noch.«

      »Die wäre?«, fragte Almyra skeptisch.

      Peinlich berührt sah Almyra Clair an.

      »Sie hat herausgefunden, was mal zwischen uns war.«

      Mehr musste sie auch gar nicht sagen, damit Clair verstand.

      »Du kannst dich wieder zurückziehen, wenn du willst. Molly hat dir viel bedeutet – du hast ein Recht darauf, zu trauern.«

      »Aye Käpt’n.«

      »Rachel ist wach.«

      Abschied

      »Seit wann ist Rachel wach?«, erkundigte sie sich flüsternd. Rachel musste sie nicht unbedingt hören.

      »Vor zehn Minuten ist sie zu sich gekommen.«

      »Ist in der Zeit irgendetwas Auffälliges passiert?«

      Charlotte schüttelte den Kopf.

      »Nein. Sie sitzt seitdem in ihrem Bett und spricht nicht.«

      »Verstehe«, murmelte die Mechanikern und sah zu Becky, die ihr in den Krankenraum gefolgt war, »kümmere dich darum, dass Mollys Bett neu bezogen wird. Mir egal, ob du es selbst machst oder jemanden findest, der es macht. Aber in fünf Minuten soll das Bett neu bezogen sein.«

      »Aye.«

      Becky verließ eilig die Krankenstation. Almyra überlegte derweil, wen sie jetzt dazu animieren konnte,