Somatische Intelligenz. Thomas Frankenbach

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Название Somatische Intelligenz
Автор произведения Thomas Frankenbach
Жанр Сделай Сам
Серия
Издательство Сделай Сам
Год выпуска 0
isbn 9783867287357



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Orangen, Pflaumen, Tomaten, NüsseKontraktion von glatter Muskulatur, Effekt z.B. BlutdrucksteigerungCyanogeneRüben, Fruchtkerne, Hülsenfrüchte, Leinsamen, Holunder, GräserEinschränkung des Sauerstofftransports im BlutOxalsäureSpinat, Rote Beete, Mangold, RhabarberVerstärkte Neigung zu Störungen der Blutgerinnung und HarnsteinbildungDurch Blanchieren, Erhitzen, Kochen zum Teil abbaubarCucurbitacine (Tetrazyklische Triterpene)Zier- und Wildkürbisse, selten auch andere Kürbisgewächse wie Melonen, Gurken, Kürbisse, ZucchiniZelltoxisch; Reizung der Mundschleimhaut, vermehrte Speichelbildung, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, bis hin zu KreislaufversagenAußer bei Zier- und Wildkürbissen sind neuere Züchtungen frei von Belastung, selten aber dennoch Toxizität aufgrund von Kreuzungen oder Rückmutation (bei Bittergeschmack nicht essen!)CumarinderivateWaldmeister, Datteln, Erdbeeren, Brombeeren, Aprikosen, Kirschen, Sellerie, CassavaHemmung von Blutgerinnungsfaktoren in der Leber, gesteigerte LichtempfindlichkeitGlukosinolateKohl- und Krautarten, Rüben, Senfkörner, Meerrettich, Raps, Kresse, ZwiebelnFörderung von Schilddrüsenvergrößerung, dadurch Förderung von Stoffwechsel- und WachstumsstörungenBlanchieren und Kochen vermindert den Glukosinolatgehalt durch Übergang ins Zubereitungswasser; zum Teil glukosinolatfreie Züchtungen (z.B. bei Raps)AntivitamineSojabohnen, Rosenkohl, Rüben, Mungobohnen, Nierenbohnen, Zitrusfrüchte, LeinsamenKönnen Aufnahme von Vitaminen in den Stoffwechsel erschweren oder den Grad ihrer Verwertung hemmenMeist hitzelabil; durch Blanchieren, Erhitzen, Kochen zum Teil abbaubarphenoleKaffeebohnen, Kartoffeln, Heidelbeeren, Äpfel, Karotten, GetreideZum Teil: Antivitamincharakter, Förderung der Salzsäuresekretion im Magen sowie LebertoxizitätÄtherische öleMuskatnuss, Dill, Petersilie, Estragon, Fenchel, Basilikum, Lorbeer, Ingwer, Anis u.v.a.Zum Teil leber- und nierentoxischFavismus verursachende SubstanzenSaubohnen (Vicia faba)Bei angeborenem, speziellem Enzymmangel: Destabilisierung der Zellmembran, Hämolytische Anämie, Veränderung der Blutgerinnung, Milz- und LeberschwellungKochen vermindert KomplikationsrisikoLathyrismus verursachende SubstanzenLathyrus-Arten: Wicken, Kicher- und PlatterbsenNervöse StörungenKochen der geschälten Früchte eliminiert das Toxin fast vollständig

      Nach Elmadfa und Leitzmann, 2008

      Antinutritiva in vielen weiteren Früchten

      Pflanzen und Früchte sind mit sogenannten Antinutritiva bis aufs Äußerste bewaffnet. Da sie nicht wie Tiere vor Bedrohungen flüchten, mit Muskelkraft oder technischen Hilfsmitteln kämpfen können, verteidigen sie sich von Natur aus mit eigens hierfür produzierten Giften gegen Fraßfeinde. Dabei handelt es sich um Stoffe, die oberhalb sehr individueller Konzentrationen im menschlichen Körper zu vorübergehenden Einschränkungen, dauerhaften Schädigungen und sogar bis zum Tod führen können.

      Wir Menschen sind verschieden, auch hinsichtlich unserer Empfindlichkeit gegenüber solchen Stoffen. So bewirkt konstitutionsund situationsbedingt nicht jeder der in der Tabelle aufgeführten Stoffe bei jedem Menschen unbedingt das Gleiche.

      Bei manchen Menschen kommt es beim Einstieg in die Vollwertkost aufgrund der aufgenommenen Antinutritiva zu unangenehmen, jedoch meist harmlosen Blähungen. Über einen längeren Zeitraum konsumiert, können Antinutritiva, je nach Konstitution des betreffenden Menschen, allerdings auch regelrechte Selbstvergiftungszustände des Magen-Darm-Traktes hervorrufen. Ein Grund hierfür ist, dass die Amylase-Inhibitoren aus dem Vollkorn die körpereigenen Enzyme an der Stärkeverdauung hindern. Diese Aufgabe müssen in diesem Fall die Darmbakterien übernehmen. Im Darm führt dann die nun einsetzende Aufspaltung der Stärke zu einer stark erhöhten Zuckerkonzentration. Diese wiederum löst die Bildung giftiger und stark riechender Stoffe aus, zum Beispiel Gärungsalkohole, Fuselöle und Fäulnisstoffe. Je nach Konstitution des betreffenden Menschen können diese Stoffe Schleimhaut, Drüsen, Muskeln, Nerven und das Immunsystem des Darms schädigen. Nach Angaben von Professor Dr. Karl Pirlet, dem ehemaligen Ordinarius für Internistische Medizin und Diätetik an der Universitätsklinik Frankfurt, der jahrzehntelang über die naturgemäße Ernährung des Menschen forschte, begünstigt diese toxische Wirkung nicht nur Erkrankungen der Verdauungsorgane, sondern auch chronische Katarrh- und Infektionszustände, Gefäßerkrankungen sowie entzündliche und degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates und führt darüber hinaus zu einer allgemeinen Beschleunigung von Alterungsprozessen.

      Wenn also bereits gesunde Menschen Probleme mit der Bekömmlichkeit naturbelassener Nahrung haben, sollten kranke Menschen erst recht auf die Reaktionen achten, die ihnen ihr Körper in Bezug auf ihre Kost hin vermittelt.

      So sagte Pirlet: »Eine Ernährungsweise, die sich monoman an der Vollwertigkeit, an der Nährstoffdichte der Nahrungsmittel orientiert, aber die jeweilige Besonderheit des Nahrungskonsumenten, die Not des Patienten, übersieht oder vernachlässigt – eine solche Ernährungsweise kann aus wissenschaftlicher und ärztlicher Sicht nicht als vernünftig bezeichnet werden.«

      Das Maß aller Diätetik ist letztlich der Mensch und nicht das Nahrungsmittel. Eine Ernährungsform, so Pirlet, sei folglich nur dann naturgemäß, wenn sie der Natur des Einzelnen und seiner Verdauung entspricht.

      Eine dogmenhaft betriebene Naturkost, wie sie von vielen Seiten propagiert und praktiziert wird, birgt die Gefahr, mehr zu schaden als zu nützen.

      Wie reagiere ich?

      Ein wichtiges Kriterium, die eigene, individuelle Verträglichkeit gegenüber antinutritiven Stoffen oder anderweitig unverträglichen Stoffen herauszufinden, bietet uns die Beschäftigung mit unserer Somatischen Intelligenz und den Signalen, die sie uns zukommen lässt: Wie reagiere ich auf bestimmte Speisen? Warum fühle ich mich von manchen Nahrungsmitteln lustvoll angezogen, während ich anderen regelrecht aus dem Weg gehe und sie meide? Und nicht zuletzt: Wie bekommt mir das, was ich esse? Fühle ich mich mit meiner Nahrung gut, oder kommt es vor, dass ich mich nach bestimmten Nahrungsmitteln unmittelbar, mittel- oder langfristig in meiner Stimmung oder körperlich beeinträchtigt fühle?

      Rätselhafte Sternfruchtvergiftung

      Dank des weltweiten Handels werden immer mehr exotische Früchte bei uns angeboten. So auch die meist aus den Tropen oder den Subtropen stammende Karambole, die bei uns gewöhnlich als Sternfrucht verkauft wird. Sie wird landläufig als Obstrohkost uneingeschränkt empfohlen. Ihr leicht säuerliches bis süßes Fruchtfleisch bereitet gesunden Menschen meist keine größeren Probleme: Bei Menschen mit Niereninsuffizienz führt ihr Genuss jedoch oft zu fatalen Vergiftungserscheinungen, die von Erbrechen und einer Eintrübung des Bewusstseins über Muskelschwäche und Taubheit der Extremitäten bis hin zu Lähmungen und Krampfanfällen reichen können. Eine unverzügliche Dialyse (»Blutwäsche«) kann hier Leben retten. Patienten, bei denen nicht dialysiert wird, versterben häufig. Das für die Vergiftungswirkung zuständige Gift in der Karambole konnte von Forschern bisher nicht identifiziert werden.

      Die Wirkung vermeintlich harmloser Nahrungsmittel

      Die sogenannte Weintrauben-Vergiftung gilt als ein veterinärmedizinisch gesichertes Krankheitsbild: Bereits eine verabreichte Menge von etwa 10 Gramm Trauben pro Kilogramm Körpergewicht oder vergleichbar knapp 3 Gramm Rosinen führt bei manchen Hunden zu Bauchschmerzen, Abgeschlagenheit und in schweren Fällen sogar zum Tod des Tieres durch Nierenversagen. Die dafür verantwortlichen Substanzen konnten bislang nicht gefunden werden. Als sicher gilt jedoch, dass es sich um Stoffe handelt, die sowohl in den Weintrauben selbst als auch im bei der Traubenpressung anfallenden Trester vorhanden sind. Auch reagieren nicht alle Hunde gleich auf Weintrauben. Offenbar besteht bei den Vierbeinern