Название | Eva langt zu |
---|---|
Автор произведения | Liza Cody |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783867548885 |
»Hörf«, sagte Milo todtraurig. Er ist noch jung. Seine Muskeln sind schlaff. Aber er ist zu groß, um sich die Toilettentreppe rauftragen zu lassen. Und er ist so dumm, dass er eine Verschnaufpause einlegt, wo die Luft so verpestet ist, dass man sich mit jedem Atemzug vergiften kann.
»Los, weiter«, sagte ich. Endlich kamen wir auf den offenen Außenkorridor raus, wo einem der Wind die Ohren abreißt. Es war ein Tag für unangenehme Überraschungen. Meine Ma steckte mitten im Umzug. Sie wollte sich verkrümeln, ohne mir etwas davon zu sagen. Mir, ihrer eigenen Tochter. Sehen Sie? Sehen Sie, was für eine Ma ich habe? Wenn man mit einem Backstein schmust und Ma zu ihm sagt, hat man mehr davon.
»Wo willst du denn hin?«, sagte ich, als ich wieder bei Puste war.
»Hier, halte mal«, sagte meine Ma und drückte mir eine Kiste mit Klamotten und Geschirr in den Arm. »Du musst die Treppe nehmen. Der Lift ist voll. Da ist mein Bett drin.«
Sie verschwand in der Wohnung, und ich stand blöd da, mit ihrem Krempel im Arm. Als sie wieder rauskam, brachte sie noch eine Ladung bunten Plunder mit.
»Los, beeil dich«, sagte sie. »Ich muss das in den Wagen packen. Der Mieteintreiber kann jeden Augenblick hier sein.«
»Wohin gehst du?«, fragte ich. »Wieso weiß ich nichts davon, dass du umziehst?«
»Steh dir nicht die Beine in den Bauch«, schrie sie. »Wir müssen uns ranhalten. Der Mieteintreiber kommt gleich.«
»Du wolltest die Fliege machen«, sagte ich. »Ohne mir Bescheid zu geben.«
»Von mir aus bleib doch da stehen und schrei dir die Lunge aus dem Hals. Zu mehr taugst du ja sowieso nicht. Ich verschwinde jedenfalls. Der Mieteintreiber kommt, der will mich vor Gericht zerren.«
»Dir ist wirklich alles egal, was?«, sagte ich. »Wie sollen Simone und ich uns je wiederfinden, wenn du dich einfach aus dem Staub machst, ohne uns was zu sagen? Wie soll man eine Familie sein, wenn einen die eigene Mutter einfach im Stich lässt? Kannst du mir das mal verraten?«
»Halte endlich die Klappe«, schrie sie. »Der Mieteintreiber kommt.«
»Du wolltest mir nichts davon sagen. Wenn ich das nächste Mal vorbeigekommen wäre, wärst du einfach nicht mehr da gewesen, du kotzgrüne Schabracke.«
»Das war auch längst fällig«, sagte sie. »Ich habe die Schnauze gestrichen voll davon, dass du mir wegen Simone Löcher in den Bauch fragst. Wieso kriegst du das nicht in deinen dicken Schädel? Simone will nichts von dir wissen.«
Was sagen Sie dazu? Ist das etwa die feine mütterliche Art? Davon kann man Zahnfleischbluten kriegen.
»Scheiße!«, sagte Ma. »Siehst du, was du angerichtet hast? Jetzt ist er da.«
Als ich mich umdrehte, sah ich einen großen Kerl, ganz blau im Gesicht vom Treppensteigen, der über der Brüstung hing und japsend nach Luft schnappte. Er hatte einen Baseballschläger in der Hand.
Er kam zu uns rübergewankt und sagte: »Wollten Sie uns verlassen?«
»Wieso?«, sagte Ma. »Ich habe nur ein bisschen aufgeräumt.«
Ma und aufräumen! Das würde ihr nicht mal ein Kleinkind abnehmen, das noch an den Weihnachtsmann glaubt. Der Mieteintreiber kaufte es ihr auch nicht ab. Er sagte: »Ich will mein Geld, Mrs. Smith.«
Mrs. Smith! Noch so eine Schote.
»Gut«, sagte Ma mit den Nuttenfetzen auf dem Arm. »Gehen Sie doch schon mal rein und setzen Sie sich. Sie sehen ganz erschöpft aus. Ich bin gleich bei Ihnen und mache uns eine schöne Tasse Tee.«
Und worauf sollte er sich setzen? Ihre Couch hatte sie bestimmt schon längst auf den Wagen geladen. Mut hat sie, meine Ma, das muss man ihr lassen. Aber der Mann ließ sich nicht beeindrucken. Er zeigte ihr seinen Baseballschläger und sagte: »Ich will nur das Geld, Mrs. Smith. Und zwar dalli.«
»Hörf!«, sagte Milo. Er sträubte das Fell. Obwohl er nach Hundejahren noch ein Kind war, erkannte er schon, wenn die Lage brenzlig wurde. Genau wie ich.
»Die Miete!«, brüllte der Mann. Er schlug sich mit dem Baseballschläger in die offene Hand. Klatsch! Wenn er Ma das Ding über die blond gefärbte Matte gezogen hätte, wäre sie eine Etage tiefer wieder zu sich gekommen. Ich grinste. Das hätte sie verdient.
Ma sagte: »Sie wollten mir doch bis nächste Woche Zeit geben. Ich habe das Geld noch nicht ganz zusammen. Bis nächste Woche, haben Sie gesagt.«
»Bis heute, habe ich gesagt.«
»Nächste Woche!«
»Jetzt!«, schrie er. »Diesmal kriegst du mich nicht rum. Wenn du wenigstens eine billige Nummer wärst. Aber ich habe mal einen Blick in die Bücher geworfen. Du bist vier Monate mit der Miete im Rückstand. Vier Monate! Du wirst mir zu teuer.«
Jetzt wissen Sie, womit eine Frau, die keine Kohle hat, die Miete bezahlt.
Mir wurde schlecht.
Ich sagte: »He, Klötenkopf.«
»Was ist?« Er zeigte mit dem Baseballschläger in meine Richtung.
»Du hast gehört, was sie gesagt hat. Sie hat das Geld nicht. Komm morgen wieder.«
»Ich komme nicht morgen wieder«, sagte er. »Weil ich heute erst gar nicht weggehe. Nicht, bevor ich mein Geld habe.«
Er holte nach mir aus. Ich duckte mich weg. Er schlug nach Ma. Sie war zu lahm. Er traf ihre Flossen. Kleider und Unterwäsche flogen im hohen Bogen über die Brüstung. Sie segelten wie schreckliches Konfetti im Wind.
»Wuu-huu-huu«, machte Ma und lutschte an ihren Knöcheln.
»Hörf«, machte Milo, ging auf den Mann los und schnappte nach seinen Klunkern.
Ich ließ die Kiste mit dem Krempel fallen und ging in die Hocke.
Der Mann briet Milo eins über. Ich sprang ihn an. Er briet mir eins über. Ich ging zu Boden. So einfach war das.
»Wau-wau-wau!«, heulte Milo.
»Wuu-huu-huu!«, heulte Ma.
Wie die Waschweiber.
Ich gab keinen Ton von mir. Mir fiel fast der Arm ab, und meine Zähne taten weh, weil ich sie so fest zusammengebissen hatte.
»Ich will mein Geld!«, sagte der Mann. Ich hätte mich auf ihn stürzen können. Ich hätte ihn erledigen können. Wenn ich mich nicht in Mas Strapsen verheddert hätte. Niemand schlägt ungestraft meinen Hund. Keiner. Aber was sollte ich machen? Ich lag platt wie eine Flunder auf der Erde, mein Arm war taub, meine Ma und Milo heulten mir die Ohren voll. Und der beknackte Mieteintreiber hatte sich dick und fett vor mir aufgepflanzt und klatschte sich mit dem Baseballschläger in die Hand. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Es hätte nie passieren dürfen. Ich sagte: »Du willst deine Kohle, hm?«
»Was soll ich denn sonst wollen?«, sagte er. »Tangounterricht vielleicht?«
»Kannst du das nicht ein bisschen höflicher sagen?«, fragte ich. »Wo bleibt zum Beispiel das kleine Wörtchen bitte?«
»Meinst du, das hat mir schon mal mehr eingebracht als einen Trockenfurz?«, fragte er. Dann beugte er sich über meine flennende Ma, krallte sich in ihre Haare und brüllte: »Ich will mein Geld, du billiges Flittchen. BITTE.«
»Warum nicht gleich so?«, sagte ich, weil mir nichts anderes übrig blieb. Ich steckte die Hand in die Tasche. Ich musste die linke Hand nehmen, weil die andere streikte. Ich gab dem Mistkerl einen Packen Zwanziger.
»Der Rest ist für Sie, guter Mann«, sagte ich. Was sollte ich auch sonst sagen, platt wie eine Flunder? »Und beim nächsten Mal bringen Sie verflucht noch mal Ihre Manieren mit!«
Er zog ein Gesicht, das mir fast das schöne Geld wert war.
»Hä?«, sagte er.
»Verpiss dich«, sagte ich. »Und