Die Prätorianer. Ritchie Pogorzelski

Читать онлайн.
Название Die Prätorianer
Автор произведения Ritchie Pogorzelski
Жанр История
Серия
Издательство История
Год выпуска 0
isbn 9783943904529



Скачать книгу

nur einer einzigen Kohorte. Die Tribunen bekamen auch vom caesar die Parole für den Tag.

       „ … und als der Tribun nach des Dienstes Brauch um die Parole bat, gab Nero die Losung: ‚Der besten Mutter.‘“

      (Tacitus, Buch XIII, 2)

      vice praefectorum

      Dieser war der Stellvertreter des Prätorianerpräfekten.

      Abb. 24: Prätorianer der Gruppe Cohors I. Praetoria in Paradeausrüstung (siehe auch www.cohors-praetoria.eu).

      Präfekt

      Aus der Rede des Maecenas an Augustus ist überliefert:

       „ …, von den Rittern aber sollen die zwei besten deine Leibgarde befehligen; denn es bringt Gefahren mit sich, sie nur einem einzigen Manne anzuvertrauen, während eine größere Zahl als zwei Verwirrung stiftet. Zwei soll es daher von diesen Präfekten geben, damit du, wenn einer von ihnen sich unpäßlich fühlt, keineswegs ohne Beschützer bleibst. Männer sollen zu diesem Amt genommen werden, die schon wiederholt Feldzüge mitgemacht und zahreiche sonstige Verwaltungsposten versehen haben! Und befehlen sollen sie natürlich die Prätorianer als auch sämtliche in Italien stehenden Truppen und dabei das Recht haben, Übeltäter unter ihnen sogar mit dem Tode zu bestrafen, ausgenommen die Centurionen und jene anderen, die den Amtsträgern senatorischen Rangs zugeteilt sind. Denn über diese Soldaten sollen die senatorischen Beamten selbst Gerichtsbarkeit besitzen, damit sie dank der Möglichkeit, jene strafen und auszeichnen zu dürfen, ihrer unbedingten Hilfe sicher sein können. Über die restlichen Soldaten in Italien aber sollen die erwähnten Präfekten, unterstützt von nachgeordneten Offizieren, den Oberbefehl führen und außerdem noch die Caesarianer, sowohl diejeniegen, die sich in deinem Gefolge befinden, als auch die anderen, soweit sie gewisse Bedeutung haben. Und diese Präfekten sollen ebenso wie der Stadtpräfekt und Untercensor ihr Amt auf Lebenszeit haben! Bestelle noch einen anderen Beamten als praefectus vigilum und einen weiteren als verantwortlich für die Getreideversorgung und den Markt im Allgemeinen, beide aus dem Ritterstand, und zwar die besten Männer nach den Präfekten!“

      (Cassius Dio, Buch 52, 24)

      Die Präfekten (praefectus praetoriae) der Prätorianer wurden immer vom Kaiser ernannt. Diese hatten zunächst in erster Linie den Truppenbefehl über die Garde inne. Doch im Laufe der Zeit vergrößerte sich ihr Kompetenzbereich und weitete sich auf richterliche Aufgaben aus, die zunächst in Vertretung des Kaisers ausgeübt wurden, im 3. Jh. n. Chr. jedoch die Form einer selbständigen Gerichtsbarkeit annahmen. Neben den Kohorten unterstanden den Befehlshabern der Prätorianergarde, den praefecti, von denen es in der Regel jeweils zwei gab, weitere Truppenteile. Dies waren die speculatores und die statores (Polizei), die durch die Kaiser vor allem als politische Polizei, aber auch für Kurierdienste eingesetzt wurden, sowie die durch Traian geschaffene persönliche Kavallerie des Kaisers, die equites singulares augusti. Als Standeszeichen trugen die Präfekten, da sie Ritter waren, einen Goldring (anulus aureus) und einen vom Kaiser überreichten Dolch.

       „ … als er (Traian) ihm (Suburanus) als Zeichen seiner Befehlsgewalt, wie üblich, einen Dolch überreichte, …“

      (Aurelius Victor, Die römischen Kaiser, 13, 9)

      Alexander Severus verlieh seinen Prätorianerpräfekten den senatorischen Rang und das Prädikat viri clarissimi, was zuvor nur selten oder nie der Fall gewesen war. In der Regel übersandte der Kaiser dem Nachfolger des Prätorianerpräfekten die mit einem Purpurstreifen besetzte Tunika durch einen Freigelassenen. Alexander Severus wollte die Prätorianerpräfekten deshalb im Stand der Senatoren sehen, damit nicht ein Nichtsenator über einen römischen Senator zu Gericht sitze. Vor ihm wurde die Senatorenwürde den Prätorianerpräfekten erst bei ihrem Ausscheiden aus dem Amt verliehen.

      Führende Ritter bekamen zwar in ihren Häusern von Familienmitgliedern, Freunden und Klienten ebenso Ehrenstatuen wie Senatoren. Ihre Ehrung in der Öffentlichkeit war dagegen höchstens insoweit vorgesehen, als diese z. B. am Forum Boarium oder im Hafengebiet aufgestellt wurden. Auf dem Forum Romanum, den Kaiserforen oder in den Tempeln der Kaiser suchte man sie vergeblich. Als Inhaber der höchsten ritterlichen Dienststellung bildeten die Prätorianerpräfekten eine Ausnahme. Es ist kaum eine Überraschung, dass jene Präfekten, die den Kaisern ganz besonders nahe standen und eventuell sogar in deren Familie aufgenommen wurden, in der Öffentlichkeit zahlreiche Ehrenmonumente erhielten. Das Ansehen, das ein Prätorianerpräfekt als Inhaber des höchsten ritterlichen Amtes besaß, entsprach vielfach dem eines Senators in hohem prätorischen oder konsularem Rang. Jedoch waren diese den Spitzensenatoren nicht gleichgestellt. Fast alle Prätorianerpräfekten, die eine Ehrenstatue in der Öffentlichkeit besaßen, hatten eine Sonderstellung, die sie aus dem Kreis ihrer Kollegen deutlich heraushob. Sie hatten entweder senatorischen Rang oder einen Status, der dem eines Senators entsprach. Dies konnte die Verleihung der ornamenta triumphalia oder consularia sein, wie sie z. B. der Präfekt Tigellinus bzw. Seianus erhielt. Hierdurch wurden sie den Senatoren gleichgestellt.

      Der praefectus praetorio von Augustus bis Diokletian

      Seit dem Jahr 2 v. Chr. war der Prätorianerpräfekt Kommandeur der römischen Gardetruppen, die den Kaiser beschützten. Ursprünglich ein Amt mit nur geringer Macht, änderte sich dies unter Tiberius. Mehrmals kam es zu Umsturzversuchen gegen den Kaiser. In späterer Zeit vereinigte das Amt mehrere Befugnisse (Verwaltung, Heer, Finanzen), insbesondere waren um 200 n. Chr. die Prätorianerpräfekten Papinian, Ulpian und Iulius Paulus bedeutende römische Juristen, die gleichsam als Justizminister tätig waren und Wesentliches zur Weiterentwicklung des römischen Rechtes beitrugen. Im Laufe der Zeit erhielten sie von den Kaisern weitgehende richterliche Befugnisse in Straf- und Zivilsachen und übten bereits im 3. Jh. n. Chr. eine selbstständige Gerichtsbarkeit in Stellvertretung des Kaisers aus. Die Zahl der praefecti schwankte. Urspünglich waren es zwei, später konnte es jedoch vorkommen, dass drei oder mehr Personen dieses Amt bekleideten, gerade weil sie im Laufe der Zeit so viele (auch zivile) Kompetenzen erhalten hatten.

      Der praefectus praetorio seit der Zeit Konstantins des Großen

      In der Spätantike änderte sich die Funktion des Amtes grundlegend. Die praefecti wurden im Jahr 312 n. Chr., in der Regierungszeit Konstantins des Großen, im Hinblick auf ihren militärischen Einfluss entmachtet. Zu oft hatten sie sich mit der Hilfe der Garde in die Politik eingemischt. Daher entband Konstantin sie von ihren militärischen Aufgaben – die Prätorianergarde, die Konstantins Rivalen Maxentius loyal gedient hatte, wurde aufgelöst – und wies ihnen stattdessen rein zivile Aufgaben zu. Die Prätorianerpräfektur wurde somit zum zentralen Verwaltungsorgan des Reiches und entwickelte sich schließlich zur ersten Verwaltungsebene unterhalb des Kaisers.

      Im Verlauf des 4. Jhs. n. Chr. entstanden drei Prätorianerpräfekturen, die von jeweils einem Prätorianerpräfekten verwaltet wurden:

       praefectus praetorio per Orientem (für Thrakien, Kleinasien, Syrien und Ägypten)

       praefectus praetorio Illyrici, Italiae et Africae und

       praefectus praetorio Galliarum (für Britannien, Gallien und Hispanien).

      Abb. 25: Münze des Nero. Gezeigt ist hier eine Ansprache (adlocutio) vor den germanischen Leibwachen (corporis custodes). Es handelt sich um eine der wenigen Abbildungen dieser Kohorte. Sie tragen außer ihren Feldzeichen eine paenula, darunter eine kurze Tunika, ein cingulum mit Schurzstreifen sowie ein gladius an der rechten Seite. (Fundort unbekannt, Privatbesitz). Aufnahme: Andreas Pangerl, www.romancoins.info

      Die Aufteilung