Geschichten und Geschichte an der Mulde mit den Flussperlmuscheln Milda und Mulda. Edeltraut Schlange

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Название Geschichten und Geschichte an der Mulde mit den Flussperlmuscheln Milda und Mulda
Автор произведения Edeltraut Schlange
Жанр Учебная литература
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Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9783961458011



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und Geröll aus dem Erzgebirge mit. Das alles setzt sie entweder ab und bildet Flachufer und Sandbänke oder sie schleift mit Wucht die Ufer ab und lässt so Steilufer entstehen. Auf diese Weise verändert sich ständig das Bild der Muldenlandschaft.

      Als es noch kälter war, gab es an den Ufern nur Grassteppen, auf denen Herden von Mammut und Moschusochsen weideten. Später gab es große Herden von Wildpferden. Und als die ersten Menschen hierher kamen, zogen sie den Herden hinterher. Es waren Jäger und Sammler, die vom Fleisch dieser Herdentiere lebten sowie von Pflanzen, Pflanzenwurzeln, Beeren und Nüssen.

      Als das Klima sich etwas erwärmte, konnten diese Menschen ihre Lagerplätze für längere Zeit an einem Ort aufschlagen. Am Muldenufer wuchsen die essbaren Pflanzen üppiger und am sonnigen Waldrand konnte man Beeren und Nüsse ernten.

      Im klaren Wasser der Mulde gab es viele Fischarten, Krebse, Schildkröten und große Flussmuscheln. Rechts und links der Mulde wuchs ein dichter Urwald mit zahlreichen Tierarten, die man mit viel Geschick jagen oder mit Fallen fangen konnte. Doch am leichtesten war das Fischen. Deshalb wurden aus Jägern und Sammlern auch Fischer.

      Zu dieser Zeit an einem schönen Sommertag machte sich Margarita, die Flussperlmuschel, zu ihrer Hochzeitsreise auf den Weg. Sie begab sich in einen klaren, kiesigen, von Laubbäumen beschatteten Bach. Dort traf sie ihren Bräutigam, der seine Samen ins Wasser entließ. Die Samen nahm Margarita zur Befruchtung der Eizellen in ihren Kiemen auf und bis zum Sommerende wuchsen in ihren Kiementaschen Millionen Kinder heran, die Glochidien. Margarita entließ sie in das fließende Wasser des klaren Baches.

      Weil sich die Kleinen noch nicht allein ernähren konnten, mussten sie schnell eine Amme finden, denn es gab viele Wassertierchen, die nur auf diese kleinen Larven lauerten, um sie zu fressen. Nur die Bachforelle Selma stellte sich als Amme zur Verfügung und nahm die Schnellsten in ihren Kiemen auf. Milda und Mulda hatten es mit einigen anderen Geschwisterchen geschafft, sich fix in das Maul von Selma zu retten. Gut behütet und genährt mit Selmas Blut, wuchsen sie 10 Monate lang zu klitzekleinen Muscheln heran. Doch dann mussten sie selbst für sich sorgen.

      Erst einmal versteckten sie sich im Kiesbett des klaren Baches und beobachteten ihre neue Umgebung. Zehn Jahre lang rührten sie sich nicht von der Stelle. Es schien ihnen nicht langweilig zu sein. Viele kleine Tierchen und Fische tummelten sich im Bach. Bakterien und Pflanzenreste schwammen ihnen direkt ins Maul. Und so wuchsen sie heran und begaben sich schließlich an die Bachoberfläche, um mit der munteren Strömung in die Mulde zu schwimmen.

      Flussperlmuscheln versammeln sich im Wasser eines gut durchströmten Flussbettes zu Kolonien, um dort ihr ganzes Leben zu verbringen. Sie können bis zu 280 Jahre alt werden. Wenn sie mal aus Versehen ein Sandkorn verschlucken, bildet sich manchmal um dieses Korn Perlmutt und es entsteht eine schöne glänzende Perle. Aber meist wird daraus nur ein kleiner brauner Krümel.

      So erging es auch den beiden Muschel-Schwestern. Milda trug in sich eine schöne runde Perle und Mulda einen kleinen braunen Krümel. Aber das war ihnen nicht so wichtig, denn sie wollten jetzt endlich etwas erleben! Obwohl sie von den Geschwistern und Mutter Margarita gewarnt wurden, nutzten sie die Strömung des nächsten Hochwassers, rissen sich los und machten sich auf zu einer langen Abenteuerreise.

       Milda und Mulda bei den Jägern, Sammlern und Fischern der Mittelsteinzeit

       Jäger, Sammler und Fischer durchstreifen das Muldengebiet Milda und Mulda werden Amulette

      Ihre erste schlimme und verlustreiche Erfahrung ließ auch nicht lange auf sich warten: Die Muldenströmung nahm sie ein Stück flussabwärts mit und spülte sie in einen der vielen Muldenarme. Dort hefteten sie sich mit ihren Saugfüßen an das Kiesbett, um erst einmal zu verschnaufen und sich etwas Essbares in die Kiemen schwimmen zu lassen.

      Doch was war das? Plötzlich wurden sie zusammen mit vielen großen und kleinen Fischen, wie Hecht, Barsch, Zander und kleinen Gründlingen, gefangen in einem Korb durch die Luft geschleudert. Schwupps – ‘landeten sie in einem Boot.

      „Das ist ein Fang!“ freuten sich Großvater Benno und Enkel Hanno. Seit dem Morgen fischten sie mit Großvaters selbst geflochtener Reuse aus Weidenruten. Und nun dieser großartige Fang, von dem ihre ganze Sippe satt werden sollte!

      Mutter wird stolz auf Hanno sein. Schon von weitem konnte seine Schwester Hilma sehen, wie voll beladen das ankommende Boot war. Freudig lief sie zu Mutter und Großmutter ins Lager. Schnell kleideten sie die Kochgrube mit dem Hirschlederbeutel aus, holten Wasser von der Quelle und befüllten damit den Beutel. Während die Großmutter runde Kochsteine in der Feuerstelle erhitzte, begannen Mutter und Hilma Fische, gesammelte Kräuter, Wurzeln und Pilze zu putzen. Alles kam in die Kochgrube und zum Schluss taten sie noch die heißen Steine hinein.

      Inzwischen waren auch die Jäger zurück. Ihr erlegtes Wildschwein, der Elch, die Wildenten und Rebhühner würden die Ernährung die Sippe noch einige Wochen absichern. Bevor die Sippenmitglieder gemeinsam ans Häuten, Rupfen und Zerlegen der Jagdbeute gingen, wollten sie sich erst einmal alle an der Fischsuppe stärken. Durch die Steine in der Kochgrube wurde gerade alles gargekocht.

      Aber oh weh! Aua! Oh je! Auch Milda und Mulda landeten in der kochenden Suppe! Ruck zuck war auch ihr Fleisch gargekocht!

      Hanno durfte heute zur Belohnung die Muscheln allein auslöffeln.

      Milda und Mulda hatten nun gar kein Fleisch mehr. Aber jetzt konnte man ihre schöne Perlmuttschicht im Inneren ihrer Schalen bewundern. Hanno wollte später Löcher in die Schalen bohren und ein schönes Lederband hindurchziehen, an dem er die Muscheln um den Hals tragen konnte und immer bei sich hatte.

      Bald stand das nächste Opferdankfest an, bei dem sich die ganze Sippe bei den Tiergeistern für die erjagten Tiere bedanken und für die Tötung um Verzeihung bitten konnte. Dann konnte Hanno den Priester bitten, die Muscheln über Räucherwerk aus Beifuß zu halten und sie zu segnen. Auf diese Weise würden Milda und Mulda richtige Amulette werden, die Hanno vor bösen Geistern, vor Unfällen und Jagdverletzungen schützen würden oder ihn vor Verletzungen vom scharfen Feuerstein bewahren, aus denen man Werkzeuge herstellte.

      Vielleicht würde er auch eine der Muscheln seiner Schwester Hilma zu ihrer Hochzeit schenken.

      Aber so weit war es noch nicht.

      Für Milda und Mulda begann eine schöne, aufregende Zeit. Sie gingen mit Hanno zum Fischen und später zur Jagd, als er groß genug dazu war. Oft tanzte er mit ihnen bei den Opfer- und Dankfesten zu Gesang, Flötenspiel und Trommelwirbel.

      Doch bald gab es eine neue Schicksalswendung für Milda und Mulda.

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