Название | Mordsmäßig heiter |
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Автор произведения | Gisela Prouza |
Жанр | Домашние Животные |
Серия | |
Издательство | Домашние Животные |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957448118 |
Während seiner Beschattung war ihm aufgefallen, dass sie nur am Freitag zur Bank fuhr und die Einnahmen einzahlte. Also hortete sie die Kohle tagelang hier im Haus. Die Klunker, die sie immer trug, waren auch nicht zu verachten. Davon lag bestimmt noch mehr im Safe herum. Achtlos warf Kalle den Zigarettenstummel auf die Erde. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es bald soweit war. Eng an die mannshohe Hecke gedrängt, schlich er vorsichtig zur Villa hinüber. Sein Ziel war die Terrasse. Als erstes wird sie, wie jeden Abend, die Katze zur Terrassentür raus lassen. Bei dieser Gelegenheit wird es für ihn ein Kinderspiel sein sie zu überrumpeln. Die Angst in ihren Augen zu sehen, bereitete ihm schon jetzt eine höllische Freude. Sein Gesicht verzog sich zu einer grinsenden Grimasse.
Um ihn herum herrschte absolute Ruhe. Doch dann durchdrang das Geräusch eines näher kommenden Autos die Stille. Er hörte, wie der Wagen auf das Haus zufuhr und das leise Summen des elektrischen Garagentores. Eine kribbelnde Unruhe überkam ihn. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Schnell stülpte er eine Strumpfmaske über den Kopf, denn jeden Moment war es soweit.
Nach einer Weile ging im Wohnzimmer das Licht an. Er hörte sie sprechen. Fest umklammerte seine Hand den Pistolengriff.
Die Waffe hatte er sich in einem Spielwarengeschäft besorgt. Den Unterschied, ob echt oder nicht, wird sie nicht bemerken, dafür aber, ohne herumzuzicken ratzefatz den Safe öffnen. Ihre Schritte näherten sich der Tür. Sie war noch immer am Quatschen, er konnte aber nur Satzfetzen verstehen. „… Katze benimmt sich seltsam … nee, nur bei Fremden versteckt sie sich … ja, es ist soweit!“
„Verdammte Scheiße, mit wem quasselte die Alte mitten in der Nacht über ihr blödes Katzenvieh?“ Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Vorsichtig riskierte er einen Blick in den Raum. Sie stand neben dem Tisch und legte gerade das Handy aus der Hand. Wie immer trug sie einen eleganten Hosenanzug und ihre blonden Haare schimmerten seidig unter der gedämpften Beleuchtung. Sie war eine kühle Schönheit; in der Szene unter dem Namen „Schöne Helena“ bekannt. Doch davon ließ er sich nicht beeindrucken. Er sah, mit Gier in den Augen, die mit Brillanten besetzten Ohrringe aufblitzen.
Unschlüssig blieb sie im Raum stehen. Es schien, als würde sie auf etwas warten. Kalle fluchte leise vor sich hin. Sein schöner Zeitplan geriet ins Wanken. Hastig zog er sich in den dunkleren Teil zurück. In Gedanken überflog er noch mal die Möglichkeiten, auf einem anderen Weg ins Haus zu gelangen. Nein, die Terrassentür war der sicherste Weg. Endlos lange Minuten verstrichen, ohne dass die Frau Anstalten machte, die Terrassentür zu öffnen. Kalle wollte schon die Aktion abbrechen, weil eine innere Stimme ihm zuflüsterte, dass hier etwas nicht stimmen konnte, da kamen wieder ihre Schritte auf die Tür zu. Jetzt, das warnende Gefühl vergessend, war er mit gespannten Muskeln zum Sprung bereit. Rien ne va plus, die Kugel rollt. Er hörte, wie sich die Verriegelung öffnete. Mit einem blitzschnellen Satz nach vorn drückte er mit der linken Hand die Tür nach innen. Die rechte richtete den Revolver auf die Frau. Erschrocken taumelte Helena ein paar Schritte zurück. Voller Hohn krächzte Kalle: „Na, dann darf ich mal zur Kasse bitten, los mach den Safe …!“ Weiter kam er nicht, das Wort blieb ihm im Hals stecken. Keine Panik, aber ein breites Grinsen in Helenas Gesicht. Ihr Blick fixierte einen Punkt hinter ihm. Gleichzeitig spürte er den kalten Lauf einer Waffe im Nacken. Eine Stimme zischte in sein Ohr: „Na, dann darf ich jetzt mal bitten. Los, die Waffe fallen lassen und die Flossen hoch!“
Kalle lief ein kalter Schauer über den Rücken. Er war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Eine Hand zog mit einem Ruck seine Maske vom Kopf. Wie ein Tier, das in die Enge getrieben war, spürte er die Gefahr auf sich zukommen. „He, das ist der Typ, den ich aus dem Kasino rausgeschmissen hab’!“, fauchte Helena. Die Stimme hinter ihm gab ein schnodderiges Lachen von sich. „Na, mein Freund, wie du siehst, haben wir schon auf dich gewartet. Damit haste wohl nicht gerechnet!“
„Aber wieso … woher wusstet ihr?“, stammelte Kalle mit kalkweißem Gesicht. Mit einem schnellen Blick zur Seite sah er einen gedrungenen Typen im maßgeschneiderten Anzug neben sich. „Hääh?“ Mit ungutem Gefühl erkannte er Alfonso den Buchmacher, bekannt unter dem Spitzname Al Capone. „Verdammt, die beiden?“ Seine Augen wanderten zwischen Helena und Alfonso hin und her.
„Haste das gehört? Der Blödmann lässt haufenweise seine Kippen unter den Tannen rumliegen und glaubt doch tatsächlich, das bemerkt niemand!“, höhnte Al. Unruhig lief Helena hin und her. „Nun mach schon endlich und lass das Gequatsche mit dem Kerl. Du kennst doch unseren Plan. Wir müssen es jetzt hinter uns bringen!“
„Welchen Plan?“ Kalles Stimme bekam einen schrillen Unterton. Fieberhaft überlegte er, wie er Alfonso überrumpeln könnte, doch die Waffe in seinem Nacken war überzeugend genug den Gedanken sofort wieder zu verwerfen.
„Maul halten, das wirst du schon noch merken … oder auch nicht!“
Wieder ertönte das schnodderige Lachen. „Für deinen Einbruch kassieren wir ein schönes Sümmchen von der Versicherung. Morgen früh wird die Putzfrau den Einbruch bemerken und die Polizei rufen, während wir völlig ahnungslos bei mir zu Hause frühstücken!“
Kalle riss die Augen weit auf. „Aber ich hab’ doch gar nicht …“ Blitzartig erkannte er, dass er aus diesem Schlamassel nicht mehr raus kam. Mit einer verzweifelten Bewegung versuchte er, die Waffe wegzudrücken. Er war sich sicher, dass sich das Blatt im Nahkampf zu seinem Gunsten wenden würde. Doch vergebens. Er spürte einen dumpfen Schlag am Hinterkopf, dann wurde ihm schwarz vor den Augen. Den Aufprall auf den Fußboden nahm er schon nicht mehr wahr.
Helena saß im Wohnzimmer ihres Partners und las mit zufriedener Miene die Schlagzeile im Abendblatt.
„RÄTSELHAFTER MORD IM STADTPARK“
In den frühen Morgenstunden stolperte ein Jogger wortwörtlich über eine Leiche im Park. Erste Ermittlungen ergaben, dass es sich bei dem Toten um einen kleinen Ganoven aus dem Spieler-Milieu handelt. Der Polizei kein Unbekannter und unter dem Spitznamen „Zocker-Kalle“ registriert. Die Spuren am Tatort deuten auf einen Kampf hin. Laut Aussage der Polizei besteht ein Zusammenhang zwischen dem dreisten Einbruch letzte Nacht in dem vornehmen Villenviertel und dem Toten im Stadtpark. In Tatortnähe wurde ein wertvolles Schmuckstück aus dem Einbruch in der Helenen Villa gefunden. Zum jetzigen Stand der Ermittlungen vermutet die Polizei einen Streit zwischen Komplizen. Wer in der letzten Nacht etwas Verdächtiges in der Nähe des Stadtpark beobachtet hat, wende sich bitte an die hiesige Polizeidienststelle.“ „Rien ne va plus, das Haus gewinnt.“ Lächelnd faltete Helena die Zeitung zusammen und reichte sie rüber zu Alfonso.
Kurzkrimi
ANRUF EINES TOTEN
Mit keuchendem Atem kam Karl Lenzen am Bahnhof an. Zu spät … Verärgert sah er den rasch kleiner werdenden Schlusslichtern des Zuges nach Hamburg hinterher. „So ’n Schiet“, fluchte er leise vor sich hin. Automatisch griff er nach der Zigarettenschachtel in der Jackentasche und zündete sich hastig eine Zigarette an. Dann ging er zur Anzeigentafel mit den Fahrplänen. „Scheiße, Scheiße, Scheiße“, stieß er immer lauter werdend, wütend hervor. Der nächste Zug fährt erst in einer Stunde. Jetzt war es 13.10 Uhr. Der Tippzettel für das Pferderennen um 15.00 Uhr brannte ihm unter den Nägeln. Er spürte Angst in sich hochsteigen, es nicht rechtzeitig zu schaffen. „Es muss, es muss, es muss klappen.“, murmelte er immer wieder vor sich hin. Er hatte nur noch den einen Gedanken im Kopf, am Ankunftsbahnhof musste er sofort ein Taxi finden, dann ist er gerade noch rechtzeitig am Rennplatz. Es durfte nicht schief gehen, schließlich wollte er heute mit seinem Insider-Tipp endlich den großen Gewinn absahnen.
Missmutig steuerte er das kleine Bahnhofcafé an. In dem menschenleeren Raum mit seinen schmucklosen Plastikstühlen und Tischen roch es nach Schweiß und kaltem, abgestandenen Rauch. Mit müdem Gesichtsausdruck hing die Bedienung gelangweilt am Tresen. Karl Lenzen setzte sich an einen Tisch und rief der Kellnerin seine Bestellung zu: „Ein Kännchen Kaffee!“
Aus dem Lautsprecher erklang leise Fahrstuhlmusik.