Neues aus Neuschwabenland. Alex Jahnke

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Название Neues aus Neuschwabenland
Автор произведения Alex Jahnke
Жанр Юмористическое фэнтези
Серия
Издательство Юмористическое фэнтези
Год выпуска 0
isbn 9783944180465



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einen Sitzsack im Besprechungszimmer gesetzt. Von dort ist auch noch nie jemand entkommen.

      Neuschwabenland 8. 1. 5013

      Es ist zu einem Unfall bei den Bauarbeiten in der Nudistenkolonie gekommen. Eines der Clubmitglieder hat die Klappe der Ladefläche des Lastwagen unachtsam zufallen lassen und sich dabei etwas eingeklemmt. Ab jetzt werde ich auf komplette Sicherheitskleidung bestehen. Nudisten hin oder her. Die Fruchtbarkeit für das Reich zu erhalten ist die oberste Pflicht eines Neuschwabenländers.

      Neuschwabenland 9. 1. 5013

      Wir haben heute neue Kameraden aus der alten Heimat bekommen. Nur wenn sie fest an unsere Ziele glauben, werden sie zu uns eingeladen und auf die Basis gebracht. Von ihren Akten her waren einige ganz aussichtsreiche Kandidaten darunter, aber als sie ankamen, entpuppten sie sich natürlich wieder als Fußvolk. Jemand mit Intelligenz würde diesen Unsinn auch nicht glauben. Wir befinden uns da in einem Teufelskreis.

      Neuschwabenland 10. 1. 5013

      Ich wurde überraschend zu einem Drogentest geladen, konnte aber fünf von sieben am Geschmack erkennen.

      Neuschwabenland 11. 1. 5013

      Konnte auch die zweite Nacht nicht schlafen. Neben den bekannten Nachteilen der Schlaflosigkeit habe ich aber auch einige Vorteile entdeckt. Zum Beispiel kann ich jetzt die Fax-Maschine verstehen und haben sie heute Abend mit Scrreeee Shooo-Weweweeee verabschiedet. Sie scheint ganz gerührt von dieser plötzlichen Nähe zu sein. Jetzt muss ich aber den Rasen vor dem Haus noch gründlich aussaugen.

      Neuschwabenland 12. 1. 5013

      Ich musste heute länger mit unserer Rechtsabteilung telefonieren. Nach dieser Unterhaltung weiß ich: Juristen reden wie Ärzte schreiben. Insgesamt sind diese Juristen auf der Basis merkwürdig. Man sollte glauben, sie hätten auf einer abgelegenen Basis in der Antarktis keine Aufgabe, aber auf eine wundersame Weise schaffen sie es, sich ganz mit sich selber zu beschäftigen und dabei auch noch den Rest des Stabes auf Trab zu halten. Mein Vater erzählte mir damals, dass die Juristen eher zufällig hier gelandet sind und mit die Letzten waren, die aus der alten Heimat flüchten konnten. Es handelte sich bei ihnen eher um die Unfähigen im System, denn die wirklich Guten in ihrem Fach wurden direkt nach dem Krieg wieder in den Staatsdienst aufgenommen oder machten Karriere in einer der Parteien. Das war natürlich niemandem aufgefallen, so gut waren sie.

      Neuschwabenland 13. 1. 5013

      Ich möchte mein gestriges Selbst, das meinte „Fünf Stunden Schlaf reichen völlig aus.“ heute des Hochverrats anklagen.

      Neuschwabenland 14. 1. 5013

      Die Nudistenkolonie macht mir Sorgen. Es wird immer häufiger von sexuellen Übergriffen durch Pinguine berichtet.

      Neuschwabenland 14. 1. 5013

      Bericht korrigiert: Übergriffe AUF Pinguine.

      Neuschwabenland 15. 1. 5013

      Ich habe heute auf die unangenehme Art lernen müssen, dass den Innenraum des Dienstwagen gründlich zu saugen eine Aneinanderreihung von sexuell aufreizenden Positionen ist. Die Unruhe in der Pinguin-Kolonie war deutlich spürbar.

      Neuschwabenland 16. 1. 5013

      Diana rief mich heute an, ich solle dringend in die Kantine kommen. Einer der Kameraden wurde tot am Tisch gefunden. Sie vermutet eine natürliche Todesursache, sofern man das in unserer Kantine sagen kann. Ich wollte aber keine vorschnellen Schlüsse ziehen und mir die Leiche lieber persönlich anschauen. Als ich eintraf, war die Bestatterin Paula bereits dabei die Maße zu nehmen. Obwohl es hier in der Antarktis völlig unpraktisch war, bestand die Alte weiterhin darauf, die gefallenen Soldaten zu begraben. Bisher war dies noch kein wirkliches Problem, aber sollte die Klimaerwärmung weiter so schnell fortschreiten, sehe ich in ein paar Jahren einige der Kameraden an uns vorbei schwimmen.

      Ein Blick auf die Tageskarte unterstützte Dianas Theorie eines „natürlichen“ Todes. Die Fettdosis der Kässpätzle hätte auch den stärksten Elefanten mit hervorragenden Cholesterinwerten direkt in den Hades gestürzt. Aber sein Herz war förmlich in der Brust explodiert und hatte einen deutlich sichtbaren Krater hinterlassen. Fettspiegel hin oder her, selbst der Koch schafft das nicht. Ansonsten wäre diese Technik schon lange in unser Waffenarsenal aufgenommen worden. Wir haben einige Experimente in diese Richtung unternommen und die Erfolge waren auch nicht schlecht. Aber es dauert einfach zu lange. Trotz extrem fettiger Burger ist die USA immer noch einer der Global Player auf der Weltkarte.

      Es muss sich um Mord handeln. Etwas, was es noch nie auf der Basis gegeben hat und auf das wir auch überhaupt nicht vorbereitet sind. Es gibt keine Kriminalpolizei und die einzige Aufgabe der Feldjäger besteht darin, die Soldaten nach einem Kameradschaftsabend zu ihren Kojen zu begleiten. Glücklicherweise habe ich genügend Kriminalfilme gesehen, um die Ermittlungen direkt aufnehmen zu können. Als Erstes habe ich die Leiche ins Kühlhaus bringen lassen, damit sie später untersucht werden kann. Dann begann ich, Beweise zu sichern. Leider war der Tatort schon ziemlich verwüstet. Der Tote war mehrfach bewegt worden, damit mehr Soldaten an dem Tisch Platz hatten und sie war mit Penissymbolen bemalt worden. Wirklich brauchbares Material konnte ich nicht finden. Aber der Täter kann nicht von der Basis entkommen. Es wird also nur eine Frage der Zeit sein, bis ich ihn dingfest machen werde. Durch meine intensiven Derrik-Studien weiß ich: Ich brauche ein Motiv, eine Tatwaffe und eine Leiche. Die Leiche habe ich, daran besteht kein Zweifel. Die Tatwaffe ist schon schwieriger. Was lässt ein Herz in der Brust explodieren? Das Motiv liegt allerdings noch viel tiefer im Dunkeln als die Tatwaffe. Wir sind doch glücklich hier! Warum so eine Störung des Friedens?

      Neuschwabenland 17. 1. 5013

      Es war ein regnerischer Tag, ich schlürfte kalten Kaffee, als diese Blondine in mein Büro kam. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen.

      „Sie leiten die Ermittlungen?“

      Ihre Stimme war sanft wie ein Seidentuch auf nackter Haut.

      „Und wenn es so wäre?“, fragte ich ruhig, ohne den Blick von meinem Kaffee zu nehmen.

      „Dann sind Sie der Nächste!“, rief sie und ich blickten in den kalten Lauf einer 38er.

      „Lady! So beginnt man doch keine Unterhaltung“, sagte ich und nahm die Füße langsam vom Schreibtisch.

      Sie schluchzte, setzte sich auf den einzig freien Stuhl in meinem Büro und brach weinend zusammen. Ich nahm ein Taschentuch aus meinem Jackett, prüfte kurz, ob es noch sauber war und reichte es ihr.

      „Jetzt erzählen Sie mal in Ruhe.“

      Ich ging zu ihr hinüber und legte ihr meine Hand auf die Schulter.

      „Alle werden glauben, dass ich es war“, schluchzte sie unter Tränen, „Alle!“

      „Dann hat er es bestimmt verdient.“

      „Kurt war mein Verlobter!“ Wieder brach sie weinend zusammen.

      „Lady, Sie schlafen sich jetzt erst einmal gründlich aus. Ihre Augenringe machen dem Führer Konkurrenz und Sie wissen: Konkurrenz mag er gar nicht. Dann kommen Sie wieder und wir werden das Ganze in Ruhe durchbesprechen.“

      „Ja“, flüsterte sie und tupfte sich die Tränen mit meinem Taschentuch ab.

      Ich verstehe einfach nicht, warum der Kommandant meinen Bericht zu den Ermittlungen abgelehnt hat. Ich habe ihn mit so viel Herzblut geschrieben und mich an alle großen Meister der Kriminaltechnik gehalten. Dashiell, Hammett, alle wären stolz auf mich. Mit der Dialogform hoffte ich, eine größere Eindringlichkeit meines Berichtes bei meinen Vorgesetzten zu erreichen. Es ist ja nicht so, dass ich gelogen hätte. Vielleicht die Realität etwas extrapoliert, denn wer wäre denn von der Dramatik der Realität beeindruckt gewesen. Die Verlobte von Kurt war es sicher nicht. Sie kam auch nicht zu mir, sondern wurde von mir per Rohrpost benachrichtigt. Zugegeben, das war nicht wirklich einfühlsam, aber ich heule immer so schnell mit und das kann ich mir in meiner Position nicht leisten. Laut ihren Kameradinnen hätte sie die Nachricht nur überflogen und dann achtlos in den