Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n). Hartmut Finger

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Название Dahlen - Kleine Stadt mit Geschichte(n)
Автор произведения Hartmut Finger
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783961451975



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nebeneinander gelebt haben, zeigen auch solche Orte wie Luppa, wo noch heute zwei Ortskerne erkennbar sind. Die Kirche bildete das Zentrum für Deutsch-Luppa, während sich der Mittelpunkt von Wendisch-Luppa (wendisch=sorbisch) an der heutigen Bundesstraße befindet. Diese Bezeichnungen verwenden auch gegenwärtig noch einige Luppaer.

      Wenngleich der amtliche Gebrauch der sorbischen/wendischen Sprache verboten wurde, so war diese Sprache längst nicht aus dem Alltag verschwunden. Noch heute sind zahlreiche Vokabeln mit sorbischer Herkunft in Anwendung. So hört man hier und da noch den Begriff Buwerzche für ein schlechtes Bett oder Lager. Einen miesen Rock nennt man Kittel (sorbisch kitel), ein paar schlechte Schuhe Latschen (von hlačiče = Strümpfe) und einen ungeschickten Menschen Platsch. Ein altes Weib wird auch heute noch oft als Bäbe (baba) bezeichnet. Wenn jemand schlecht Luft bekommt, sagt er häufig, dass er es auf der Plauze hat und meint damit die Lunge (pluco). Die meisten noch verwendeten sorbischen Begriffe finden wir heute im landwirtschaftlichen Bereich.

       Quelle: Topographischer Atlas des Königreiches Sachsen 1847, Reproduktion E. Lange

      So haben wir Tierbezeichnungen wie Basch für Schwein, Kunz für Eber, Mutsche für Kuh (muča), Putte für Huhn, Bielchen für Gänschen (pilo) oder auch Husche für Gans (huso). Das, was die Tiere hinterlassen, die Jauche, ist ebenso slawischen Ursprungs. Die in der Dreifelderwirtschaft übliche Brache hat ihren Ursprung im sorbischen Wort prahnu für trocken. Der zweite Grasschnitt, das Grummt, wurde in der Regel am Hieronymustag (wendisch growmus) gemacht. Auch die Peitsche (bič), Krietschel oder Krietscher für schlechtes Obst sowie der Plinsen (blinč) haben slawischen Ursprung. In der Milchwirtschaft kommen die Begriffe wie Schlickermilch und Quark, mundartlich bei uns „Quarch“ gesprochen, zu uns. Aus Quarch entwickelte sich der Querchel für einen langen Käse. Ist der Hausfrau beim Backen etwas misslungen, so ist daraus Kluntsch geworden. Zu essen gab es oft Mauke (muka = Mehlbrei). Beim Hausrat sollen hier der Bähnert für den Flechtkorb und die Hitsche für eine niedrige Bank genannt werden. Kleine Kinder legt man auch heute noch in die Haia schlafen und gibt ihnen zur Beruhigung einen Lutsch, Nuppel oder Zulp, nachdem man sie gründlich verhätschelt (hejčkam) hat. Wenn das Kind etwas größer ist, darf es sein Patschhändchen geben, während es schon einige Worte nuschelt. Sind die Sprößlinge noch größer und treiben Unfug, so wird ihnen gedroht: „Euch soll gleich der Popanz (popodač = Räuber) holen!“ In manchem Haus poltert auch heute noch ein Kobold (kubolčik) herum. Abends trafen sich die Männer öfter mal beim „Kretschmer“. So nannten die Sorben einen Schankwirt, und man kann davon ausgehen, dass die vielen Familien in unserer Gegend mit diesem Nachnamen sorbische Vorfahren mit eben diesem Beruf haben. Es gibt in unserem heutigen Sprachgebrauch noch wesentlich mehr Begriffe, die auf sorbischen bzw. slawischen Ursprung zurückgehen. Die vorgenommene Aufzählung nennt nur einige Beispiele.

      Quellen und Literaturverzeichnis

      1. Radig, Werner: „Der Burgberg Meißen und der Slawengau Daleminzien“, erschienen 1929 bei Bruno Filser, Augsburg.

      2. Näther, A.: „Der Collm. Kurze Beschreibung des Berges und seiner Aussicht“, erschienen 1901 bei Fr. Oldesop´s Erben, Oschatz.

      3. Lippert, Waldemar: „Meißnisch-Sächsische Forschungen“, erschienen 1929 bei W. und B. v. Baeusch Stiftung.

      4. Ruppel, H. Gotthelf: „Aus Strehlas vergangenen Tagen“, erschienen 1936 bei Georg Luck Nachfahren, Strehla.

      5. Kleber, Julius: „Chronik der Stadt Strehla und Umgegend“, erschienen 1909 bei Robert Noske, Borna und Leipzig.

      6. Eichler, Dr. Ernst: „Historisches Ortsnamensbuch von Sachsen“, Akademie Verlag Berlin, 2002.

      7. Landesamt für Archäologie: „archäologie aktuell im Freistaat Sachsen“, 1/1993.

      8. 8. Mutzsch-Reichenbach, Carl v.: „Die interessanten alten Schlösser und Burgen Sachsens“, erschienen 1940 bei Wilhelm Baeusch, Dresden.

      9. Buchwald, D. Georg: „Neue sächsische Kirchengalerie. Ephorie Oschatz“, erschienen 1901 bei Arved Strauch, Leipzig.

      10. Festschrift zur 700-Jahrfeier der Stadt Dahlen, erschienen 1928 bei F. Irrgang, Dahlen.

      11. Lepsius, C. P.: „Geschichte der Bischöfe des Hochadels Naumburg“, erschienen 1846 bei Franz Littfas, Naumburg.

      12. Ericson, Cecilia, Cand. Phil.: Landesamt für Archäologie Dresden / Die Ausgrabung auf dem Weinberg.

      13. Ericson, Cecilia (Landesamt für Archäologie Sachsen): „Häuser der Lausitzer Kultur in Dahlen“, „archäologie aktuell“, 5/1997.

      14. Publius Cornelius Tacitus: „Germania“, Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig, 1982.

      15. Reinhardt Butz / Werner Folde: „Mein Sachsen lob` ich mir“, Volk und Wissen Verlag GmbH 1993.

      16. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen: „Historische Bauforschung in Sachsen“, Arbeitsheft 4, Dresden 2000.

      17. Ruth Pfeiffer/Peter Haferstroh: „Das Rätsel der Hügelgräber“, Die Dahlener Heide – Ein kulturhistorischer Touristenführer; Verein „Dörfliche Kulturentwicklung in Sachsen e. V.“.

      18. Ruth Pfeifer/Peter Haferstroh: „Die Dahlener Heide“ Kulturgeschichtliche Streifzüge, Passage-Verlag, 1994.

      19. Museum für Ur- und Frühgeschichte Potsdam: „Von der Eiszeit bis zum Mittelalter“, Führer durch die Ausstellung, 1989.

      20. „Das erste Reich der Deutschen“, Zeitschrift „G/Geschichte“ 8/2010, Bayard Media GmbH & Co. KG, Augsburg.

      21. Ralf-Peter Märtin: „Die Varusschlacht“, Fischer Verlag GmbH Frankfurt am Main, 2008.

      22. Harry D. Schrudel: „Viele Stämme, ein Volk? – Die deutsche Nation im Werden“, Zeitschrift „G/Geschichte“ 8/2010, Bayard Media GmbH & Co. KG, Augsburg.

      23. Sächsische Heimatblätter, 5/82.

      24. Reinhard Spehr: „Gana – Paltzschen – Zehren / Eine archäologischhistorische Wanderung durch das Lommatzscher Land“.

      25. Joachim Herrmann: „Die Germanen / Geschichte und Kultur der germanischen Stämme in Mitteleuropa“, Band 1 u. 2, Akademie-Verlag Berlin, 1978/1983.

      26. „Die Jagd nach einer Fiktion -Indogermanen-“, Zeitschrift „G/Geschichte“ 2/2000, Sailer Verlag & Co. KG Nürnberg.

      27. „Kaiser des Abendlandes – Karl der Große“, Zeitschrift „G/Geschichte“ 9/2003, Sailer Verlag & Co. KG Nürnberg.

      28. M. Carl Samuel Hoffman: „Historische Beschreibung der Stadt, des Amtes und der Dioces Oschatz“, Verlagsbuchhandlung Oschatz, 1813.

      Internetquellen

      1. http://de.wikipedia.org/​wiki/​Fredegar#Zur_Person

      2. http://www.mdr.de/​geschichte-mitteldeutschlands/​reise/​personen/​artikel12578.html

      3. www.weissandt-goelzau.de

      Archivalien

      1. „Heimatbuch der Stadt Dahlen /Band I“, Heimatmuseum Dahlen.

      Bildquellen

      1. Bandkeramik: http://www.landschaftsmuseum.de

      2. Schuhleistenkeil: Heimatmuseum Dahlen (Foto: Hartmut Finger).