Название | Museumsschiff |
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Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783943795929 |
»Zehn Sekunden«, verkündete Frankel.
Dann zählte er den Countdown. Als er bei Null angekommen war, geschah überhaupt nichts. Schmerzhafte Stille wuchs auf der Brücke, während irgendwo ein paar Instrumente klickten und das Brummen der Feldgeneratoren, das man für gewöhnlich nicht wahrnahm, hörbar wurde. Wir starrten in den Abgrund von Leere. Ein Lichtsignal hätte vor dem Auftreten der ersten Hominiden ausgesandt werden müssen, um uns hier und heute zu erreichen, und wenn wir jetzt einen Funkspruch losschickten, würde er auf eine Erde treffen, auf der die Kontinente nicht mehr die uns bekannte Form und Lage hätten.
Noch hielten alle den Atem an. Nicht einmal ein Fluch oder Stöhnen der Enttäuschung wurde laut. Die Zeit schien dadurch still zu stehen. Aber tatsächlich eilte sie weiter und vernichtete unsere Hoffnung auf einen baldigen Abschluss der Erprobungsphase.
Plötzlich, als sei der Sternenraum nur eine Spiegelung in einem flachen Weiher, in den eben ein Regentropfen gefallen war, lief eine konzentrische Störung über das Bild. Der Anblick der Galaxien wellte sich. Aus der punktförmigen Mitte der Erscheinung brach eine Explosion von Licht. Die Scheiben verstärkten selbsttätig die Polarisation, wodurch alle Sterne unsichtbar wurden außer dem einen, der selbst durch die Abschirmung hindurch blendete. Impulsiv hatten wir alle die Hände vors Gesicht gehoben und waren einen Schritt zurückgetreten. Ich hörte, wie die Feldgeneratoren aufdröhnten. Dann taumelte das Schiff, wie von einer gewaltigen Breitseite getroffen. Ein Energieausbruch von unvorstellbarer Heftigkeit warf den Zwölf-Kilometer-Titan-Corpus der MARQUIS DE LAPLACE auf die Seite wie ein schwerer Brecher eine Nussschale. Ionenentladungen brannten vor den verdunkelten Scheiben auf und spannten Strahlungsschnüre von den Antennen des Schiffes zu auskragenden Aufbauten. Ein rosafarbenes, von blaugrünen Höfen durchsetztes Halo detonierte am Generatorschild der MARQUIS DE LAPLACE. Die künstliche Schwerkraft ließ uns in die Knie gehen, als sie verhinderte, dass wir im Raum herumgeschleudert wurden. Die virtuellen Gyroskope schrien bei dem Versuch, das sich windende Schiff zu stabilisieren.
»Verdammt«, knurrte Reynolds.
»Heilige Scheiße«, fluchte Dr. Rogers. »Können Sie Ihre Fehlversuche nicht wenigstens durchführen, ohne uns alle um Kopf und Kragen zu bringen?!«
Wir kämpften den Schwindel nieder und kniffen die Augen zu, auf denen noch die Nachglut der Explosion tanzte. Das Schiff rollte selbstständig in die ursprüngliche Position zurück, während die Automatik die Polarisation der Scheiben wieder aufhob. Plasmatische Entladungen zeichneten noch den für gewöhnlich unsichtbaren Cocon des Generatorfeldes nach, das das Schiff umgab und es gegen kosmische Strahlung abschirmte.
»Was ist passiert?«, fragte Jennifer.
Sie hatte den Schock als erste abgeschüttelt und ging zur Schadensanalyse über. Während Rogers sich von seinen Adjutanten über den Zustand des Schiffes informieren ließ und dann sämtliche Stationen rief, um sich zu vergewissern, dass die MARQUIS DE LAPLACE den Vorfall unbeschadet überstanden hatte, scharten wir uns um Reynolds und Frankel, die sich über ihre Konsolen beugten, wo das Ereignis in die Sprache der Mathematik übersetzt wurde.
»Um Himmels Willen«, stieß Jennifer nach einer Weile aus. »Sie haben eine instabile Singularität geöffnet.«
Frankel nickte in grimmigem Schweigen, aus dem ich so etwas wie hybriden Stolz herauszuhören glaubte. Auch ein Gott kann einmal danebenhauen, schien seine gefasste Miene zu sagen.
»Der Warpkorridor war nicht phasenkonstant«, stellte Reynolds fest. »Dadurch ist die Sonde zu Strahlung verglüht.«
Eine Stunde später trafen wir uns zur Besprechung in der Großen Messe. Wir hatten uns inzwischen vergewissert, dass die externen Strahlungswerte wieder auf normal heruntergegangen waren und dass das Schiff keine Schäden davongetragen hatte. Dennoch war es knapp gewesen. Den Gedanken, was geschehen wäre, wenn die MARQUIS DE LAPLACE in Mitleidenschaft gezogen worden wäre, ließ keiner in sich aufkommen. Wir waren auf Gedeih und Verderb auf dieses Schiff angewiesen. Wie eine Arche barg es in seinen Spanten aus Titanstahl alles, was wir zum Leben benötigten. Und um uns herum gab es buchstäblich nichts. In diesem Nichts aber hatte sich für Sekundenbruchteile ein Korridor geöffnet und eine Monstrosität aus reiner Energie ausgespien. Jetzt hatte sich dieser Schlund wieder geschlossen. Die Gleichförmigkeit des Vakuums war wiederhergestellt. Die Finsternis, die uns umflutete, war nur von pulsierender Röntgenstrahlung und polarisierten Gammawellen erfüllt. Es gab zwei oder drei Wasserstoffatome pro Kubikmeile, aber auf Billiarden Kilometer keine Massenansammlung, die schwerer gewesen wäre als hundert Wasserstoffatome, und auf Millionen Lichtjahre nichts, woran wir im Notfall hätten festmachen können. Wir trieben auf einem Meer, in dem es nicht Inseln noch Kontinente gab, dessen Wasser untrinkbar war und über dem sich ein luftleerer Himmel wölbte. Die Taube, die wir ausgesandt hatten, war vor unseren Augen vom Blitz zerrissen worden, der aus dem schwarzen Firmament geschleudert kam.
»War die Sonde denn im Inneren der Milchstraße?«, erkundigte sich Laertes.
Er rührte in seinem Jadetee und nickte der Ordonnanz freundlich und zerstreut zu, als sie ihm ein Schälchen Diamantzucker reichte.
»Das wissen wir nicht«, gab Reynolds gereizt zurück. »Wie Sie vielleicht gesehen haben, ist sie vor unseren Augen zu Strahlung verglüht. Einige Milliarden Terawatt in hochionisierten Partikeln.«
Er zündete sich eine Qat-Zigarette an und inhalierte den Rauch in einem tiefen Lungenzug. Ich überlegte, wann ich ihn das letzte Mal rauchen gesehen hatte.
»Ihre Masse muss vollständig in Energie umgewandelt worden sein«, fiel Dr. Frankel ein. »Immerhin zwanzig Tonnen ...«
Laertes ließ sich nicht irremachen. Er blies den hellgrünen Dampf von der Tasse, trank einen Schluck und fasste dann die beiden Wissenschaftler ins Auge.
»Sie scheint sich doch auf dem Rückweg befunden zu haben ...«
Reynolds schüttelte nur den Kopf und überließ es Frankel, darauf zu antworten.
»Dieser Eindruck drängt sich einem auf«, sagte der Stellvertretende Leiter der Planetarischen Abteilung, »aber er könnte trügen. Der Warpkorridor könnte auch von einer Gravitationsanomalie gespiegelt worden sein.«
»Immerhin«, warf Jennifer ein, »wurde der vorausberechnete Termin bis auf einige Sekunden eingehalten. Das deutete doch darauf hin, dass die Sonde ihr Ziel erreichte und nur bei der Rückkehr nicht funktionierte.«
Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen, die Lehne des gravimetrischen Sessels zurückgefahren und nippte an ihrer Brokkolimilch.
»Wir verstehen diese Vorgänge noch viel zu wenig«, seufzte Reynolds. »Dass an Bord dieses Schiffes ungefähr die vorausberechnete Zeit verstrichen ist, hat nichts zu heißen. Wir werden den Strahlungsblitz nach allen Regeln der Kunst analysieren, aber ich erwarte davon nicht, dass wir erfahren, ob der Warpantrieb wenigstens in einer Richtung funktioniert hat und ob die Sonde der Erde nahe gekommen ist.«
Svetlana, die auf der Armlehne von Wiszewskys Sessel hockte und sich an seine Seite schmiegte, wurde zusehends unruhig. Sie flüsterte dem Commodore etwas ins Ohr, aber dessen einzige Reaktion bestand darin, zur Runde hin zu nicken. Das schien sie als Aufforderung zu verstehen, ihr Anliegen der Allgemeinheit vorzutragen.
»Verstehen Sie mich nicht falsch«, wandte sie sich daraufhin an die beiden federführenden Wissenschaftler. »Aber was ist denn daran so schwierig? Ich meine – die MARQUIS DE LAPLACE hat diese Strecke ja auch zurückgelegt und unsere Explorer wurden erfolgreich auf Warpantrieb umgerüstet ...«
Reynolds