Auch unser letztes Gespräch vor der Feier über den Beitritt am 1. Juli fand zu diesem Thema statt. Ich sagte bei dieser Gelegenheit, dass die EU zwar nicht perfekt, aber für diesen Teil der Welt, der so durch Kriege und Konflikte erschöpft ist, tatsächlich der einzige Weg zu Frieden, Stabilität sowie gegenseitigem Respekt und internationaler Anerkennung sei. Ich persönlich habe diesen Kraftakt als die letzte Schlacht der Operation „Oluja“ gesehen, der großen Militäraktion, mit der das Land befreit wurde. Wir haben aber mit unserem EU-Beitritt gezeigt, dass sich Reformen und schwere Arbeit auszahlen. Auf dem Weg nach Europa können wir nun unseren Nachbarn helfen.
Ich bin Christian Wehrschütz auch dankbar für das Verständnis für meine persönliche Lage, die mir die Politik eingebracht hat. Auch das zeichnet ihn als guten Journalisten aus, was freilich alles über die Qualität des vorliegenden Buches, aussagt: Ein immens wichtiger Lesestoff und eine wertvolle Quelle für (künftige) Historiker, weil hier ein aufmerksamer Zeitzeuge wichtige Details der Gegenwart auch für die Zukunft aufgezeichnet hat.
Jadranka Kosor, Premierministerin Kroatiens von 2009 bis 2011
Borut Pahor
Das vorliegende Buch führt in einen außerordentlich interessanten und vielfältigen Landstrich, der bis in den Gegenwart stets eine wichtige Rolle zur Bildung der Identität Europas gespielt hat. Wegen ihrer geografischen Lage wurde diese Region, die von der EU die Bezeichnung „Westbalkan“ erhalten hat, durch kulturelle und gesellschaftliche Einflüsse aus Mitteleuropa, aber auch durch die prägende Denkweise des Nahen Ostens bestimmt, verlief doch im Lauf der Geschichte durch ihre Mitte die Grenze zweier Weltmächte. Diese Grenze beeinflusste den Charakter des gesamten Gebiets und kennzeichnete vor allem die kulturellen Merkmale seiner Bewohner. Die erwähnte Vielfalt war aber auch mehrfach der Grund für Konflikte, was bei den heutigen Bewohnern tiefe Narben hinterlassen hat, für deren Heilung noch viel Zeit nötig sein wird.
Persönlich bin ich ein großer Befürworter des europäischen Engagements auf dem Westbalkan, weil dieser Teil Europas nur mit Hilfe der EU auch politisch in die Obhut der europäischen Völker zurückkehren wird. Daher werde ich auch stets für die europäische Zukunft des Westbalkans eintreten. Aus diesem Grund habe ich gemeinsam mit dem kroatischen Präsidenten Ivo Josipović den sogenannten Brdo-Prozess wiederbelebt, der das Ziel hat, den Dialog zwischen den Präsidenten des Westbalkans und der EU über die drängendsten Fragen zu stärken. Ich denke, dass jetzt die Zeit ist, mit der Lösung aller offenen Fragen zu beginnen, damit sich die Balkanstaaten von der Last der Vergangenheit befreien können. Dann wird es viel leichter sein, die gemeinsame europäische Zukunft mitzugestalten. Ich bin überzeugt, dass Europa nur dann erfolgreich sein wird, wenn es alle Völker umfasst, die kulturell und historisch dessen integralen Bestandteil bilden – und dazu zählen ohne Zweifel die Völker des Westbalkans.
Borut Pahor, Präsident Sloweniens
Vesna Pusić
Der Balkan hat leider immer noch ein schlechtes Image. Ich glaube aber, dass wir auf dem besten Weg sind, das zu ändern. Dazu ist es aber wichtig, die Region wirklich gut zu kennen, um Vorurteile abzubauen, ja sie zum Verschwinden zu bringen. Das vorliegende Buch von Christian Wehrschütz ist daher ein wichtiger Beitrag zu einem besseren Verständnis dessen, was sich auf dem Balkan ereignet und ereignet hat. Denn der Blick des Autors ist nicht nur auf die Vergangenheit gerichtet, sondern gibt auch einen Einblick in aktuelle Ereignisse, die zeigen, dass eine Entwicklung möglich ist, wenn man sich ein klares Ziel steckt, hinter dem die Gesellschaft auch steht.
Das vereinte Europa ist eines dieser Ziele, weil es Sicherheit und Ordnung in jedem Bereich von Staat und Gesellschaft bietet, wobei ich betonen möchte, dass die gemeinsame Perspektive aller Staaten des Balkans ein Garant für dessen Stabilität ist.
Vesna Pusić, Außenministerin Kroatiens
Boris Tadić
Wenn ich über die politische Lage auf dem Balkan spreche, dann vor allem im Zusammenhang mit dem aktuellen Prozess der EU-Integration des Westbalkans. Die Balkanstaaten haben nun einen Punkt erreicht, an dem die EU-Integration dominiert, doch die Besonderheit ihrer Geschichte beeinflusst auch entscheidend ihren besonderen europäischen Weg. Damit sie die EU-Mitgliedschaft als ihr zentrales poltisches Ziel annehmen und dieser Prozess unumkehrbar werden kann, war es nötig, an einer Änderung des Bewusstseins zu arbeiten. Darunter verstehe ich die Annahme der politischen Kultur und des Systems der EU an sich. Es war notwendig, dass die Länder auf dem Balkan mit ihrem eigenen, einzigartigen Prozess der Aussöhnung begannen, ehe sie Teil des größten Friedensprojekts der Welt, der EU, werden können. Einer der größten politischen Erfolge meiner Amtszeit war das Erreichen des nationalen Konsenses über den EU-Beitritt als politisches Hauptziel. Solange Serbien trotz aller Schwierigkeiten, mit denen es konfrontiert ist, an diesem damals begonnenen Weg festhält und solange Serbien und der gesamte Westbalkan von diesem europäischen Weg nicht abgehen, sehe ich optimistisch in die Zukunft.
Nach all den Schwierigkeiten seit den 1990er Jahren steht nun Serbien an der Schwelle zum Beginn der EU-Beitrittsverhandlungen. Damit Serbien und der Balkan ein Teil Europas werden können, ist es nötig, dass Europa ein Teil des Balkans wird. Das erfordert am Balkan eine Änderung der politischen Ziele und des politischen Bewusstseins, aber auch eine Änderung der Außenwahrnehmung des Balkans. Diese beiden Prozesse sind untrennbar und verlaufen parallel. Der Balkan muss an Europa angenähert werden, damit sich Europa ihm annähern kann. Dazu muss man sich aber der schwierigen Ausgangslage bewusst sein: Das Bild des Balkans in der EU und in der Welt war negativ, und die Beziehungen zwischen den Balkanstaaten standen unter extrem negativen Vorzeichen. Somit muss klar gemacht werden, wie viel soziale und politische Energie erforderlich war, um eine Veränderung herbeiführen zu können. Die Lösung, die ich als Präsident Serbiens sah, bestand vor allem in einer Politik der Aussöhnung auf dem Westbalkan, der damit von einer Konfliktregion zu einer Friedenszone wurde. Das war die Basis für alle anderen Prozesse. Heute blicken die Länder des Balkans nicht nur auf eine gemeinsame stürmische Geschichte, sondern auch auf gemeinsame politische Ziele. Daher ist es unumgänglich notwendig, alles zu tun, dass dieser Weg der Aussöhnung durch nichts gestört wird. Dabei hängt vieles von den Spitzenpolitikern der Balkanländer und ihren Beziehungen und Zielen zueinander und zu allen anderen Ländern Europas ab.
Damit die Balkan-Staaten zu einem wertvollen Teil der EU werden können, sind nicht nur grundlegende innenpolitische Veränderungen vonnöten, sondern auf der anderen Seite dieser Partnerschaft auch das Verständnis für die Besonderheiten der Volkscharaktere auf dem Balkan. Dabei ist die Rolle ausländischer Korrespondenten und ausländischer Medien entscheidend. Christian Wehrschütz ist ein Journalist, der es mit seinen Berichten aus Serbien und aus dem Balkan vermocht hat, das Wesen der Politik in dieser Region zu durchdringen und auf angemessene Weise ein objektives Bild nach außen zu tragen. Mit seinem professionellen Einsatz hat er dieses Bild nicht nur unter dem Aspekt eines Journalisten gezeichnet, der ein großer Kenner der hiesigen Gegebenheiten ist; vielmehr ist es ihm mit Hilfe seiner reichen Berufserfahrung in diesem Raum gelungen, an den Kern der politischen Ereignisse vorzudringen und sie in einen breiten Rahmen zu stellen. Derartige mediale Experten haben in vielerlei Hinsicht die Annäherung des Balkans an Europa erleichtert, und das gilt auch für Europas Annäherung an den Balkan.
Die Politik der Aussöhnung auf dem Westbalkan hängt unter anderem gerade vom erfolgreichen Aufbau derartiger Kommunikationskanäle ab. Journalisten wie Wehrschütz