Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4). Jork Steffen Negelen

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Название Vinus und das Auge der Zyklopen: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 4)
Автор произведения Jork Steffen Negelen
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783960083016



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Die Zeit drängt und dich erwartet noch eine große Aufgabe.“

      Ihlo hielt Orbin seinen mächtigen Dämonenspiegel vor die Nase und ließ ihn hineinschauen. Sofort verschwanden sie und kamen an dem von Ihlo gewählten Ort an.

      Dämonicon hörte ein Zischen und einen Knall. Im nächsten Augenblick stand Orbin vor ihm und der Mönchsdämon flatterte über ihnen. Mit finsterer Miene sah Dämonicon den untoten schwarzen Hexenmeister an. Er beugte sich ein Stück zudem kleineren Orbin herunter, und obwohl er leise sprach, erzitterte das Wasser im See der Grotte. „Nach so langer Zeit sehen wir uns wieder, mein alter Kampfgefährte Orbin. Die Elfen sind nicht gerade zimperlich mit dir umgegangen. Du siehst noch sehr schwach aus. Ich werde das ändern und du wirst erkennen, dass es auch seine Vorteile hat, mich zum Herrn zu haben.“

      Dämonicon sah zu dem Mönchsdämon, der vor ihm flatterte. „Du kehrst jetzt zu meinem Vater Imperos zurück. Sage ihm, das Orbin für mich das Auge der Zyklopen suchen wird. Ich werde ihn für seine Aufgabe vorbereiten. Wenn ich dich brauche, werde ich dich rufen.“

      Ihlo nickte nur und verschwand sofort. Jetzt war Dämonicon mit seinem alten Diener allein. Er betrachtete ihn genau und schüttelte den Kopf. Du bist der einzige Iht-Dag, der seine äußere Gestalt behalten durfte. Doch du hast zu viel von der schwarzen Magie genutzt und dich in einen untoten schwarzen Hexenmeister verwandelt. Jetzt kann dich die Sonne töten. Das ist nicht gut. Ich muss dich in den Stand der Lebenden zurück versetzen. Damit muss ich aber auch dein Dasein als Iht-Dag beenden.“

      Verständnislos sah Orbin den viel größeren Dämonicon an. Er konnte sich noch immer nicht erinnern. „Ich weiß nicht, was du meist, Herr. Mein Gedächtnis spielt mir einen bösen Streich.“

      In Dämonicons Gesicht war ein hinterhältiges Grinsen zu erkennen. Er zog seinen Zauberstab aus seinem Gürtel und sprach zu Orbin. „Das ist nicht weiter tragisch. Schon bald wirst du dich an dein früheres Dasein als mein Diener erinnern. Ich werde dir dabei helfen und dir dein Leben wiedergeben. Zuerst werde ich den Fluch aufheben, der dich als Iht-Dag an mich bindet. Dann hauche ich dir deine Seele ein, und wenn alles vollbracht ist, erkläre ich dir deine neue Aufgabe. Du wirst deine alten Fähigkeiten für mich nutzen und mir einen großen Dienst erweisen. Wenn du erfolgreich bist, werde ich dich reich belohnen.“

      Orbin verneigte sich vor Dämonicon und sprach. „Es soll so sein, wie du es dir wünschst. Ich werde dir dienen.“

      Dämonicon lachte so laut, dass das Wasser im See seine Wellen an das Ufer warf. Er streckte die Arme aus und beschwor mit seinem Zauberstab einen schwarzen Geist herauf. Der bedeckte Orbin wie einen Schleier. Dämonicon sprach eine weitere Beschwörung aus und der Geist zog sich sofort zurück.

      Orbin sah erstaunt an sich herunter. In seinen Körper war das Leben zurückgekehrt und er spürte seit langer Zeit wieder seinen Herzschlag. Er reckte und streckte sich und einige seiner Erinnerungen kamen zurück. Wie ein kurzer Traum zog der Kampf mit den Schneeland-Elfen, den er vor Jahrhunderten verloren hatte, an ihm vorüber. Er sah vor sich, wie einer der Elfen ihn mit einem Blitzschlag niederstreckte und er in einen großen Tonkrug gesteckt wurde. Er hörte, wie der Elf den Bannspruch aufsagte. Der Deckel klapperte und eine Kette rasselte. Dann wurde es dunkel um ihn und seine Erinnerung erlosch, als hätte jemand eine Kerze in finsterer Nacht ausgeblasen.

      Dämonicon nickte zufrieden. Er berührte mit seinem Zauberstab Orbins zerschlissene Kutte und im nächsten Augenblick trug der Hexenmeister ein neues Gewand. „Mit diesem einfachen grauen Gewand solltest du in Bochea weniger auffallen. Du wirst dich an viele deiner einstigen Fähigkeiten erinnern. Das sollte dir bei deiner neuen Aufgabe helfen. Du musst für mich in die Stadt Bochea gehen und mir einen Gegenstand bringen. Er ist sehr gefährlich, doch ich brauche ihn. Solltest du versagen, oder mich sogar hintergehen, so werde ich dich finden und aus dir wieder einen untoten Hexenmeister machen. Dann werde ich dich der Sonne opfern und deine Seele wird nie in einem Seelenreich Einlass finden.“

      Dämonicon schlug Orbin mit seinem Zauberstab gegen die Brust. Von der Wucht dieses Schlages wurde Orbin einige Schritte weit weggeschleudert. Keuchend stand der Hexenmeister wieder auf und hielt Dämonicon seine Hände entgegen. „Ich habe dich verstanden, Herr. Du wirst mit mir zufrieden sein. Sag mir nur, wie der Gegenstand heißt und wie ich zu dieser Stadt gelangen kann.“

      Mit finsterer Mine sah Dämonicon Orbin an. „Du bist jetzt ein einfacher Hexenmeister und stehst in meinen Diensten. Gehe immer nach Osten und suche nördlich der Steppe die alte Straße der Händler. Sie bringt dich zur Stadt Bochea. Dort gibst du dich als Reisender aus den westlichen Ländern aus. Sage jedem, dass du ein alter Kräutersammler bist. Dann wird man dich in Ruhe lassen. Sieh dich in der Stadt um und achte auf die Gespräche in den Wirtshäusern und auf dem Markt. Das kann dir helfen. Vermeide es aber, jemanden nach dem Auge der Zyklopen zu fragen. Damit machst du dich schnell verdächtig. Dieses Auge der Zyklopen ist eine fünfeckige Altartafel. In der Mitte dieser Tafel ist ein Auge aus Gold zu sehen. Bring mir die Tafel und dein Lohn ist dir sicher.“

      Orbin war, als hätte er vor langer Zeit schon einmal etwas von der Stadt und der Tafel gehört. Doch eine genaue Erinnerung wollte sich in seinem Kopf nicht einstellen. Er verneigte sich vor Dämonicon und stellte noch eine letzte Frage. „Soll ich gleich aufbrechen, mein Herr?“

      Dämonicon hob seinen Zauberstab und sprach. „Ja Orbin, nachdem du dich bei einem guten Mal gestärkt hast, wirst du dich auf dem Weg machen. Doch vorher werde ich mir noch deine unbedingte Ergebenheit sichern. Du bekommst von mir ein besonderes Halsband. Dieses Schmuckstück wird verhindern, dass du mir untreu wirst.“

      Dämonicon streckte Orbin seinen Zauberstab entgegen. Mit einem hellen Blitz entfuhr dem Zauberstab ein lederndes Band. Es legte sich sofort um Orbins Hals und ein kleines schwarzes Wölkchen verschwand in seinem Mund.

      Der Hexenmeister fiel auf die Knie und Dämonicon belehrte ihn. „Solltest du mich verraten, so wird dich dieses Halsband sofort zu mir bringen und ich werde dich bestrafen.“

      Der Hexenmeister verbeugte sich dreimal vor seinem Herrn. Dann setzte er sich auf den Boden und aß, was ihn Dämonicon von seinem Erdtroll Tantara bringen ließ.

      Dämonicon sah ihm zu und hielt dabei eine schwarze Flasche in seinen Händen. Immer wieder ging von ihr ein leises Klopfen aus und Dämonicon flüsterte ganz leise. „Jetzt nicht, mein Freund. Erst muss er gegangen sein. Dann lasse ich dich frei.“

      Noch am selben Tag musste Orbin aufbrechen und von den Ruinen der alten Schlangenfestung nach Osten ziehen. Bewaffnet mit seinem Zauberstab und einem kleinen Beutel zum Sammeln von Kräutern, ging Orbin den alten Weg, den nur noch die Tiere des Waldes benutzten. Er sah sich noch einmal um und betrachtete von Weitem die Ruine.

      Orbin wusste nicht warum. Aber ihm kam die Festung aus irgendeinem Grund bekannt vor. War er schon einmal hier gewesen? Und warum sah er in seinem Geiste eine Gruppe von Männern vor sich, die sich selbst als Achanten bezeichneten? Orbin konnte keine Erklärung in seinen verworrenen Gedanken finden. Irgendwann gab er es auf und er beschloss, sich auf den Weg zu konzentrieren. Der Hexenmeister wusste nicht, wie weit Bochea noch von ihm weg war. Doch er wanderte bis zum Beginn des Abends.

      Nachdem er sich einen Platz für die Nacht gesucht hatte, entfachte er ein Feuer und trank einen Schluck Wasser von einem nahen Bächlein. Mit einem Messer schnitzte er sich einen Wanderstab. Der sollte ihm helfen, beim Wandern schneller voranzukommen.

      Orbin versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch immer wieder verschwanden die Bilder in seinem Kopf und er konnte sich nur an Bruchstücke seiner Vergangenheit erinnern. Da waren diese Männer, sie kamen auf ihm zu. Er schloss die Augen und sah sie vor sich. Einer von ihnen sagte ihm, dass sie Achanten seien. Doch dann war diese Erinnerung zu Ende und ein alter Mann mit einem gelben Mantel stand vor ihm. Er hob seine Arme in die Höhe und im nächsten Augenblick war auch diese Erinnerung zu Ende.

      Erschöpft legte sich Orbin in das feuchte Gras. Trotz des Feuers war ihm kalt. Kleine Steine und Holzstücken drückten ihm in den Rücken. So etwas hatte er schon lange nicht mehr gespürt. Der Zauberstab kam Orbin in den Sinn. Er betrachtete ihn und versuchte sich an seine Eigenschaften zu erinnern.