Название | Kampf mit den Tloxi |
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Автор произведения | Matthias Falke |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957770561 |
Unter den Attacken der Scytherstaffeln schmolz die Flotte der Laya zusammen. Es war nicht mehr nötig, dass die Hauptmasse unserer Streitmacht in das Geschehen eingriff.
Langsam nur schoben sich die drei schweren Schlachtkreuzer vom Typ Amboss nach vorne. Misslaunig lugten sie aus dem Schutz der Dunkelwolke, gaben einige Salven aus ihren Maserbatterien ab und feuerten aus weit geöffneten Torpedoschächten Cluster von KI-Detonatoren in die gegnerischen Reihen. Fliegende Gebirge aus Stahl. Die Feuerkraft jedes einzelnen hätte ausgereicht, den Planeten zu vernichten. Seit wir die Arsenale der Kaiserlichen Sinesischen Flotte übernommen und weiterentwickelt hatten, verfügten wir über strategische Waffen der schwersten Kaliber. Mit ihnen konnten ganze Sonnensysteme per Knopfdruck zum Verschwinden gebracht werden. Aber wir setzten sie nicht ein. Stattdessen lieferten wir uns minutiöse Gemetzel auf der Basis konventioneller Waffen: Röntgenlaser, thermonukleare Granaten, Antimateriecluster. Warum?
Jennifer behauptete, wir dürften unsere Überlegenheit nicht allzu deutlich ausspielen. Das war Politik.
Aber wurde es uns als Milde angerechnet, wenn wir die strategischen Gefechtsköpfe in den Silos ließen und unsere Gegner stattdessen auf herkömmliche Weise massakrierten? Natürlich nicht. Die Union, die angetreten war, die Galaxis in Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung zu regieren, war in den Ruf geraten, ein gnadenloser Schlächter zu sein, der sich allmonatlich in einem anderen Winkel unserer Milchstraße an einem Gefecht wie dem aktuellen weidete. Wir banden uns die eine Hand auf den Rücken und erledigten den Feind kalt lächelnd mit der anderen. All diese Schlachten waren asymmetrisch. Wir waren überlegen, hielten uns jedoch zurück. Die Aufständischen und Freiheitskrieger, die ihre Unabhängigkeitsfeldzüge vortrugen, liefen uns ins Messer, chancenlos, und trugen doch jedes Mal den propagandistischen Gewinn davon. Statt anzuerkennen, dass wir noch viel härter hätten reagieren können, schalt man uns grausam und aggressiv. Und kaum dass die Nachricht von einem solchen Treffen die Runde durch die Galaxie gemacht hatte, brach irgendwo der nächste Aufstand los.
Die Amboss-Schiffe hatten die Überreste der Laya-Flotte regelrecht zu Klump geschossen. Noch monatelang würde der Ruß abstürzender und verglühender Wracks als schwarzer Schnee über der tropischen Wasserwelt niedergehen. Wir sahen Sin Pur verschwommen und leicht getrübt, da wir tief in den unstofflichen Filamenten Dunkler Materie verborgen waren. Der Planet wirkte unförmig und zerdunsen. Wie ein naturbelassener Brocken Türkis, in den einige oxidierte Silberadern eingesprengt waren. Das waren die Reflexe des Sonnenlichts. Einst war es das ganze Kapital dieser friedlichen Welt, die zu 99 Prozent von warmem Wasser bedeckt war. In den wenigen Jahren des friedlichen Miteinanders hatte der Tourismus geblüht und Sin Pur dabei zu stattlichem Wohlstand verholfen. Dann hatten sie beschlossen, sich an die Sineser anzulehnen. Bei offizieller Neutralität hatten sie nie einen Hehl aus ihrer tiefen Verbundenheit zu diesem machtvollen Imperium gemacht. Und nun waren sie alle zu Feinden geworden, die wir aus dem brutalen Machtsystem des Sinesischen Imperiums befreit zu haben glaubten. Weit entfernt davon, es uns zu danken, sahen sie uns als Unterdrücker an. Larmoyanz half wenig. Wir hatten gewusst, was auf uns zukommen werde. Strategische Köpfe wie Laertes und – Jahrzehnte zuvor – der ältere Ash, Jennifers Vater, hatten stets davor gewarnt. Wir luden uns eine Last auf, für die unsere Schultern zu schmal waren. Aber es hatte keine Alternative gegeben.
»Wir gehen runter.« Rogers nickte uns zu. Eine Bewegung wie ein Handkantenschlag. Mehr war nicht zu sagen.
Ich übergab die Brücke an Reynolds, der mich schon öfter als Kommandant vertreten hatte. Jennifer ließ einen letzten Blick in den Raum hinausgehen. Es schien ihr schwerzufallen, sich von der schrecklichen Schönheit der Geschehnisse loszureißen. Wir legten den Gefechtskanal auf unsere Handkommunikatoren und gingen los. Rogers stiefelte schon ungeduldig vorneweg.
Wir nahmen einen viersitzigen Scooter. Die Entfernungen auf der Marquis de Laplace waren zu gewaltig, um sie zu Fuß zu überwinden. Früher, in Friedenszeiten, hatten wir uns den Luxus gegönnt, die kilometerlangen Wege zu Spaziergängen, Wanderungen und Geschwindmärschen zu nutzen. Doch dafür hatten wir jetzt nicht die Zeit. Es war fraglich, ob eine solche Phase der Muße jemals wiederkehren würde.
Rogers hatte natürlich vorne Platz genommen. Er schäkerte mit der Fahrerin, einer jungen Kadettin. Ob sie wusste, wer er war?
Jennifer und ich saßen im Fond. Wir jagten einen der Tunnels entlang, die in den riesigen Leib der Marquis de Laplace eingelassen waren. Mehrere Segmente waren zu überwinden, jedes so groß wie eine ganze Stadt. Rogers’ Adjutanten folgten uns in gebührendem Abstand in zwei weiteren Scootern.
Eine Erschütterung arbeitete sich durch den zwölf Kilometer langen Stahlkoloss. Vorne blinkten Warnmeldungen auf. Die Automatik des Scooters nahm daraufhin eine leichte Kurskorrektur vor, da wir andernfalls die seitliche Begrenzung des Tunnels tangiert hätten.
»Entschuldigung!« Die Offiziersanwärterin riss im Reflex das Steuer herum. Die Automatik musste abermals eingreifen und das Manöver dämpfen. Der Scooter nahm selbsttätig Vortrieb weg. Nach ein paar Sekunden lagen wir wieder gerade auf der von Magnetfeldern geführten Piste.
»Nicht Ihre Schuld«, sagte General Rogers.
»Was war das?« Die junge Frau hatte rote Flecken im Gesicht bekommen. Sie drückte hektisch ein paar Meldungen auf ihren holografischen Bedienfeldern weg, um die Kontrolle über das Fahrzeug zurückzuerlangen. Dann beschleunigte sie wieder auf Transitgeschwindigkeit.
»Nichts, weswegen Sie sich Sorgen machen müssten«, brummte Rogers jovial.
Jennifer hatte ihren Kommunikator an die Unterarmmanschette ihres integrierten Anzugs geheftet und die Anzeige auf volle Breitbandübertragung geschaltet.
»Eine Laya-Staffel ist durchgedrungen«, teilte sie mit. »Sie bombardieren unsere Deflektorschilde!«
»Das letzte Aufgebot!« Rogers lachte verächtlich.
Ich verfolgte auf Jennifers interaktivem Display, was da vorne los war. Dann aktivierte ich den Gefechtskanal auf meinem eigenen Handkommunikator.
»Reynolds«, rief ich. »Bekomme ich eine Schadensmeldung?«
»Kurzzeitiger Energieabfall in den Sektoren I und II«, sagte mein Stellvertreter. »Kein Grund zur Beunruhigung, Frank!«
»Unser Schiff wurde angegriffen!«, knurrte ich.
»Keine bleibenden Schäden«, erwiderte Reynolds. »Die Bastarde werden bereits zur Rechenschaft gezogen!«
Während ich auf meinem Gerät direkt mit der Brücke verbunden blieb, hatte Jennifer das volle Panorama des Geschehens im Überblick. Es war tatsächlich noch nicht vorbei. Die schweren Großkampfschiffe der Laya waren zwar manövrierunfähig. Sie dümpelten auf ihrem Orbit dahin und leiteten umständlich Notmaßnahmen ein, um nicht in die Atmosphäre zu stürzen. Aber die kleinen Einheiten, darunter etliche Geschwader schneller Jäger, machten unseren Kommandeuren zu schaffen. Sie zerstreuten sich, zogen die Front weit auseinander, zerrieselten ins Nichts der riesigen Entfernungen, über die die Schlacht sich ausdehnte. Dann sammelten sie sich plötzlich wieder, klumpten sich zusammen, bildeten Formationen von drei oder fünf Maschinen und warfen sich den unseren entgegen. Wir verloren mehrere Jäger unserer eigenen Staffeln. Ein Kamikazeangriff setzte den Geschützturm eines Amboss-Kreuzers außer Gefecht. Und eine ganz besonders verwegene Einheit hatte es sogar geschafft, bis zum Flaggschiff durchzudringen und ein paar thermische Torpedos auf die Bugschilde der Marquis de Laplace zu feuern.
»Schweinerei!«, grollte ich.
Aus dem Augenwinkel merkte ich, wie Rogers mich über die Schulter hinweg musterte. Die Sache machte ihm wie immer ungeheuren Spaß, und dass ich persönlich beleidigt war, weil mein Schiff ins Feuer gekommen war, schien ihm ein nicht enden wollendes Amüsement zu bereiten.
Jennifer nahm die Augen nicht