Название | Wenig Work, viel Travel |
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Автор произведения | Desirée Tischner |
Жанр | Книги о Путешествиях |
Серия | |
Издательство | Книги о Путешествиях |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783944921525 |
Die Stimmung zwischen Daniel und mir ist etwas angespannt. Wir wollen noch in einen Park laufen, den Jenna empfohlen hat, der Weg stellt sich aber als viel zu weit per Fuß heraus. Schließlich müssen wir heute noch etwa sechseinhalb Stunden fahren. Kaum, dass wir dann endlich im Auto sitzen und wieder auf der Straße sind, entspannen wir merklich und freuen uns auf unser nächstes Ziel: die 590 Kilometer entfernte Stadt Québec in der gleichnamigen Provinz. Heute durchfahren wir auch die erste Zeitzone unseres Auslandsjahres – wie aufregend! Québec ist die Provinz Kanadas, in der Französisch als Hauptsprache gilt. Obwohl das Französisch, was hier gesprochen wird, nicht viel mit dem zu tun hat, was wir Europäer, oder gar die Franzosen, kennen. Dennoch gibt es eine Gemeinsamkeit: Ähnlich wie unsere westlichen Nachbarn sind die Québécois sehr stolz auf ihre Sprache und mögen gar nicht so gerne Englisch sprechen, zumindest sagt man ihnen dies nach. Als wir das westliche New Brunswick durchfahren, gehen die Ortsnamen langsam ins Französische über und auch die englischen Radiosender gehen einer nach dem anderen im Rauschen unter. Irgendwie strange. In Québec versuchen wir uns an einer neuen Übernachtungsmöglichkeit: Über die Internetplattform AirBnB, auf der Privatleute einzelne Räume oder ihre komplette Wohnung vermieten, haben wir ein Zimmer bei der Frankokanadierin Sandrine und ihrem mexikanischen Freund Enrique gebucht. Die beiden leben in einem ehemaligen Arbeiterviertel am Rande der Innenstadt. Dank unseres Navigationsgeräts, das wir in Nova Scotia gekauft haben, finden wir die Wohnung relativ schnell und verfahren uns lediglich einmal.
Notre maison
Auch hier kommen wir wieder zu früh an und haben noch zwei Stunden, bis Sandrine vom Arbeiten nach Hause kommt. Wir sind gespannt, was uns erwartet, insbesondere nach unserer letzten Nacht, und spazieren erst einmal auf gut Glück in Richtung Innenstadt. Québec City gefällt uns sehr gut. Man könnte sich tatsächlich in Frankreich wähnen. Alles wirkt sehr europäisch und vor allem übersichtlich. Schnell erreichen wir die Rue Saint Jean, die bekannt ist für ihre leckeren Restaurants und kleinen Läden und gleichzeitig als das Herz des Künstlerviertels St. Jean Baptiste gilt. Eher zufällig passieren wir das Restaurant L’Hobbit, welches uns von Daniels Cousin Rob, der in Boston lebt, empfohlen wurde. Kurzentschlossen entscheiden wir, dort am Abend zu essen und gehen hinein, um eine Reservierung vorzunehmen. Hier lerne ich nicht zum letzten Mal dieses Jahr eine weitere Facette meines Ehemanns kennen, denn er hat sich scheinbar in den letzten, eher schweigsamen, Minuten ein paar Worte auf Französisch zurecht gelegt und arrangiert nun souverän die Reservierung. Der Restaurantmitarbeiter stellt nicht auf Unverständnis oder wechselt ungeduldig ins Englische, so wie wir es erwartet hatten, sondern freut sich sichtlich über den gelungenen Versuch und führt die Konversation auf Französisch fort. Dazu muss man erwähnen, dass wir jeweils nur über ein paar wenige Jahre Schulfranzösisch verfügen. Wir sind also davon ausgegangen, dass wir uns hier ausschließlich auf Englisch durchschlagen und dabei auf wenig verständnisvolle Ohren stoßen, aber diese Aktion macht uns Mut.
Wir kehren zurück zu unserem Auto und somit auch zu unserem Übernachtungsplatz und werden herzlichst von der kleinen und quirligen Sandrine willkommen geheißen. Was für ein Unterschied zu dem Empfang von gestern! Wir sind glücklich, Sandrine wohl auch, zeigt uns gleich unser Zimmer, hat auf dem Stadtplan bereits Restaurants (unter anderem jenes, für das wir bereits eine Reservierung für den selbigen Abend haben) und Sehenswertes vermerkt, und da es so warm ist (kaum zu glauben, dass wir noch vor ein paar Tagen Wintertemperaturen in Nova Scotia hatten), bietet sie uns selbstgemachtes Wassereis mit Schuss an. Wie schön das Travellerleben doch sein kann! Wir unterhalten uns ein bisschen (sie spricht mit uns gerne Englisch) und machen uns dann fertig zum Abendessen. Hier halte ich mich gleich weiter an mein Vorhaben, dieses Jahr so viel wie möglich Neues zu probieren und bestelle eines der kanadischen Nationalgerichte: Poutine. Eine Poutine besteht aus Pommes, Bratensauce (auf Wunsch auch mit Fleischstückchen) und Käsebruch. Gewöhnungsbedürftig und leider gar nicht mein Fall, obwohl doch „ein Beilagenschälchen Pommes mit Sauce“ in den letzten Jahren oft mein Ausweichessen in der Betriebskantine war. Tapfer bearbeite ich meine Portion und hake es als Erfahrung ab. Später „daheim“ in der Wohnung lernen wir Sandrines Freund Enrique kennen. Wie gesagt, er ist Mexikaner, somit natürlich ein ebensolcher Fußballfanatiker wie Daniel, die WM steht vor der Tür, mehr muss man zum Thema „gebrochenes Eis“ nicht sagen. Ein schöner erster Tag in Québec neigt sich dem Ende zu.
Le Château Frontenac
Da wir während unserer Hochzeitsreise vor einigen Jahren schon in Québec City Halt gemacht haben, schenken wir uns am folgenden Tag zunächst das typische Touristenprogramm und fahren mit unserem Auto zur Île d’Orléans, einer Insel im Sankt-Lorenz-Strom vor den Toren der Stadt, die für ihre (Eis-)Weingüter bekannt ist und, ähnlich wie die Stadt Québec, sehr europäisch anmuten soll. Zunächst genießen wir aber das von Sandrine liebevoll bereitgestellte Frühstück. Auch wenn es heute wieder etwas frisch und bewölkt ist, werden wir auf der Île d’Orléans nicht enttäuscht. Wir fahren auf der gemütlichen Hauptstraße einmal um die