Название | Süßer die Schellen nie klingen! |
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Автор произведения | Michael Schlinck |
Жанр | Ужасы и Мистика |
Серия | |
Издательство | Ужасы и Мистика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783961455799 |
„Na das, was dort unter der Brücke nicht gestimmt hat. Ich habe es gefunden. Ich weiß nun, wonach du suchen musst.“
„Muss ich nun auch »bitte mein lieber Dieter« sagen oder klärst du mich freiwillig auf?“
„Es ist der Rauch. Bei der zweiten Leiche ist kein Dampf aufgestiegen, obwohl es saukalt war. Genau der hat gefehlt. Bei dem Toten am Tag zuvor haben die Eingeweide gedampft, egal wie weit sie auch verstreut waren. Aus jedem Fetzen ist der Nebel aufgestiegen und das war unter der Brücke nicht so. Ich sage dir, der war schon kalt. Der wurde schon tot dort hinuntergeworfen.“
„Das könnte ja schon sein. Lass mich mal etwas überprüfen. Ich rufe dich wieder an“, und schon hat Hansi das Gespräch beendet.
Ein Rundgang durchs Haus
Um mich nicht schon wieder in die Berichte einarbeiten zu müssen, beschließe ich kurzerhand mal nach meinen anderen Abteilungen zu schauen. Immerhin bin ich hier ja Chef von einhundertachtunddreißig Menschen.
Zuerst schau ich einmal ins Büro von Yasmin Kalt und Helmut Glaser. Yasmin wird von jedem im Haus Yasi genannt und sie lebt in, sagen wir einmal, seltsamen Umständen. Yasi führt eine lesbische Beziehung mit vier Frauen zugleich und lebt mit diesen wiederum zusammen in einer Wohngemeinschaft. »Survival Kätz« nennt sich das Ganze und die Mädels verbindet eine grausame Kindheit, in der sie alle häuslicher Gewalt ausgesetzt waren. Yasi ist eine attraktive, junge Frau mit langem, schwarzem Haar und einem leichten asiatischen Touch, sehr quirlig und stets ein klein wenig übermotiviert.
Glaser hingegen ist das Gegenteil, also nicht so ganz, denn auch er ist motiviert, aber ansonsten besonnen und ein ruhender Pol, so wie es sich für einen Familienvater gehört.
In ihrem Büro angekommen, sitzen die beiden vor ihren Monitoren und erstellen Berichte vom Streifendienst. Auch sie haben einige von den Raubüberfällen aufgenommen, weshalb Yasi auch gleich zu erzählen beginnt.
„Ach Scheffe“, ein Wort, welches ich gar nicht mag, allerdings habe ich mich auch nie getraut, es ihr zu verbieten, „Sie wollen sicher Bescheid wissen, was uns bei der Überfallserie so alles aufgefallen ist. Also, da es alle reiche Säcke waren, die es erwischt hat, hatten die auch dementsprechend fette Anwesen. Alles mit großen Gärten und hohen Sichtschutzhecken. Da war es für die Täter ein leichtes, sich zu verstecken, um dann ungesehen zuzuschlagen. Ich persönlich glaube, dass die beiden Kleinen einen Sprachfehler haben oder einen Dialekt sprechen, der auffällig ist. Warum sonst sollen sie so verschwiegen sein? Auf jeden Fall werden ich und der Helmut uns weiter damit beschäftigen, sofern es unser Streifendienst zulässt.“
Das war nun eine Menge Information auf einmal, aber so ist sie eben, die Yasi. Kaum hat sie ihren Monolog beendet, meldet sich auch schon der Piepser an ihrem Gürtel, woraufhin sie auch schon nach ihrem Telefon greift und bei der Zentrale anruft. Ein paar »jajas« und »okays« später sagt sie zu Glaser: „Helmut, wir müssen los, da brennt ein Auto in der Sandgrube“, und schon sind die beiden verschwunden.
Ich hatte immerhin »Hallo« und »Tschüss« gesagt, soweit ist Helmut Glaser gar nicht gekommen, von ihm konnte ich keinen Laut vernehmen.
Ich gehe dann mal runter in unser Pressebüro, eine Einrichtung, für die ich viel Lob bekommen habe. Selbst der Innenminister war schon hier, um es zu besichtigen. Dabei habe ich nur zwei Streithähne, die mit der »Optimierung der inneren Abläufe« beschäftigt waren, mit einer neuen Aufgabe betraut. Die beiden haben sich aufgerafft und eine Presseabteilung aus dem Boden gestampft, um die mich andere Dienststellenleiter beneiden.
Im Büro treiben sich auch erwartungsgemäß einige Reporter herum und warten auf die nächsten brandheißen News, um sie dann gleich in ihr Notebook zu tippen, um diese dann anschließend an die jeweilige Redaktion zu schicken.
Kim Yang, unser chinesischer Fachmann für die neusten »asiatischen Studien«, sitzt an seinem Rechner und bearbeitet sämtliche Berichte, die aus den verschiedensten Abteilungen eingehen und Gerhard Treiber unterhält sich angeregt mit den Presseleuten.
Nun haben die Pressefuzzis auch mich bemerkt und lenken ihre gesamte Aufmerksamkeit auf mich.
„Herr Schlempert, welche Neuigkeiten gibt es zu den Überfällen? Was können Sie aktuell über die Täter sagen?“, fragt der Erste.
„Was ist an den Gerüchten dran, dass Sie in den letzten Tagen zwei Leichen aufgefunden haben?“, der Nächste.
Das lässt mich aufhorchen, woher beziehen diese Geier nur ihre Informationen?
„Eins nach dem anderen“, besänftige ich die Menge, „zu den Raubüberfällen kann ich nur sagen, dass wir jede gesicherte Information unmittelbar zur Pressestelle weiterleiten. Ich versichere Ihnen, wir werden weiterhin alles, was wir wissen, hierher weiterleiten.“
„Und was hat es mit den Leichen auf sich? Weshalb wurden wir darüber nicht informiert?“, bohrt der andere weiter nach.
„Das hat auch eine ganz einfache Erklärung“, gebe ich ruhig zurück. „Dass ich an den Fundorten anwesend war, ist reiner Zufall. Beide Fälle fallen aber nicht in unseren Zuständigkeitsbereich.“
„Was soll das heißen?“, lässt der Typ immer noch nicht locker.
„Das heißt, dass Sie Ihre Informationen bei den Dienststellen in Landau und Pirmasens einholen müssen.“
„Aber Sie waren doch vor Ort, da können Sie uns doch sicher auch davon berichten“, nervt der Pressefritze langsam aber sicher.
Dann lass ich ihn eben an meinem Wissen teilhaben: „Nach meinen Beobachtungen handelte es sich in beiden Fällen um einen Suizid, mehr weiß ich auch nicht. Wie Sie bereits sagten, habe ich die Leichen nur aufgefunden, mehr auch nicht.“
Bevor denen noch mehr blöde Fragen einfallen, dreh ich mich schnell um und eile die Treppe zum Keller hinab.
Auch unser Technikexperte Klaus Reuter hat es sich in seiner Werkstatt etwas weihnachtlich gemacht. In einer Ecke steht ein gezierter Weihnachtsbaum. Allerdings ist das kein üblicher Baum, so wie man ihn in diesen Tagen in jedem Schaufenster sieht, an dem von Klaus hängen anstatt Kugeln und Lametta, Schraubenschlüssel, Ersatzteile und Einbauanleitungen. Die letzteren hat er liebevoll zu Papiersternen gefaltet. An der Decke entlang baumeln Lichterketten, die ein ganz besonderes Licht auf unseren Rennwagen, den Fiat 128 3p Berlinetta werfen. Und den hat der Torben, ein Junge der uns im Herbst bei einer Amoklage ins Netzt gegangen ist, blitzblank poliert. Der Torben macht bei uns eine Art Praktikum, so als Resozialisierung kann man sagen. Sein Vater ist schon vor seiner Geburt abgehauen und seine Mutter sitzt mit ihrem Lebensgefährten in Haft. Die haben irgendwelche verbotene Videos gedreht und ins Netzt gestellt. Nun lebt der Junge in der jugendpsychologischen Abteilung des Pfalzinstituts und wurde von meinem Freund, dem Richter Eberhard Palanowski, sozusagen als Enkelsohn adoptiert. Heute ist er nicht hier, sicherlich wegen therapeutischer Maßnahmen in der Klinik.
Der Klaus dagegen ist wie immer schwer am Schuften. Seine Beine schauen wie so oft aus dem Fußraum von einem Zuffenhausener Sportwagen heraus.
Um ihn nicht wieder zu erschrecken, gehe ich zur Eingangstür zurück und klopfe an.
„Komm nur her, Dieter!“, höre ich seine Stimme aus dem Fußraum. „Heut hab ich dich kommen gehört.“
„Okay, und was macht mein Lieblingsschrauber denn heute?“ Ich will ja auch wissen, was in meinem Laden so läuft.
„Na, ich verpasse der Mühle das Standardprogramm. Steuergeräteoptimierung, Nebel- und Öl-Werfer, eine Fahrgastzellenpanzerung und eine dicke Bremse. Den bekommen die in Berlin bei der Regierung, weißt du?“
Jetzt weiß ich es. Eigentlich sollte ich diese Dienstleistung denen in Rechnung stellen, jeder nutzt aus, dass ich den besten Mechatroniker habe und das alles nur, weil mein Vorgänger, der Heuler, überall mit seiner Werkstatt geprahlt hat.
Der Klaus hat aber echt was