Ein Herz für Tiere und für Menschen die Tiere mögen. Adalbert Ludwig Balling

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Название Ein Herz für Tiere und für Menschen die Tiere mögen
Автор произведения Adalbert Ludwig Balling
Жанр Домашние Животные
Серия
Издательство Домашние Животные
Год выпуска 0
isbn 9783961450589



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hatte diesmal mehr Glück. Seine Mühen wurden anerkannt, und der Falke trat seinen Heimflug zur Erde an mit dem Versprechen, sobald wie er unten ankomme, werde es regnen. Er hatte seinen Horst noch nicht ganz erreicht, da begann es auch schon in Strömen zu regnen. Später musste er noch an den guten Rat des Himmelskönigs denken: »Wisse, flinker Chef der Lüfte, Erfolg kostet Mühe, setzt Leidensbereitschaft voraus – und: Nimm nie etwas für dich in Anspruch, für das du dich nicht hast plagen müssen!«

      (Mythen aus Simbabwe: Adalbert Ludwig Balling, »Sie standen am Ufer der Zeit«, Verlag Mariannhill Würzburg, 1981)

       Zur Zeit der großen Hungersnot

      Vor langer, langer Zeit, als es noch keine Menschen auf dieser Erde gab, herrschten Frieden, Eintracht und Freundschaft unter allen Tieren. Alle – Vögel, Kriechtiere und Vierfüßler – regierten gemeinsam das Land. Und weil niemand den anderen unterdrückte oder übervorteilte, waren alle zufrieden. Das älteste und weiseste Tier war eine Riesenschlange, eine uralte Python. Niemand kannte ihr genaues Alter; aber ihr waren alle Namen der Tiere, Bäume, Sträucher, Gräser und Früchte sehr geläufig. Sie wusste auch, welche Früchte essbar waren und welche nicht. Ihren mächtigen Körper hatte sie gewöhnlich in vielen Windungen um einen Busch gewickelt. So brauchte sie ihren Stammplatz nur selten zu verlassen, denn sie lebte meistens von den vielen roten und weißen Beeren, die das Jahr über an den buschigen Ästen ihres Wohn-Baumes wuchsen und reiften.

      Eines Tagen verursachte eine schreckliche Trockenheit eine landweite Hungersnot. Die Früchte fielen vorzeitig und unreif von den Bäumen, das Gras verdorrte und wurde strohhart. Im gesamten Land gab es nur noch einen Baum, der grüne Blätter trug und köstliche Früchte reifen ließ. Das war der Baum der Pythonschlange. Da sie groß und mächtig war, wagte keines der anderen Tiere, sie darum zu bitten, diese Früchte mit ihnen zu teilen.

      Die Hungersnot wurde aber immer schlimmer; es starben viele ältere Leute, aber auch Kinder und Jugendliche sowie viele Tiere. Und die Hungersnot und das Elend breiteten sich noch weiter aus; da beschlossen die Tiere, einen Boten zur großen Schlange zu schicken und sie zu bitten, ihre Früchte mit ihnen zu teilen. Die flinke Ratte wurde zur Botschafterin bestimmt: »Bitte, erlauchte Freundin aller Tiere, gib uns bitte die Erlaubnis, unseren Hunger von deinen Früchten zu stillen, sonst sterben wir allesamt!« Die Schlange hörte freundlich zu, hatte Mitleid und antwortete: »Alle Tiere sind herzlich eingeladen von meinen Früchten zu essen, aber nur, wenn du dir meine Adresse so lange merken kannst, bis du es allen mitgeteilt hast. Dies ist meine Adresse: Mein Heim ist der Qunube-Baum!«

      Die flotte Ratte eilte voller Freude zurück zur Versammlung der Tiere, aber, o weh, dort musste sie feststellen, dass sie den Namen des Baumes, wo die Python wohnte, vergessen hatte. Unterwegs hatte sie den Namen mit dem Klicks-Laut mehrmals wiederholt: Qunube, Qunube! Aber jetzt war er weg; sie hatte ihn glatt vergessen. Die Tiere waren darüber sehr erbost und jagten sie davon mit den Worten: »Nur einem Schwachkopf kann das passieren! Hau ab!«

      Jetzt entsandten sie die Ziege. Die Python zischte unwillig, als sie hörte, was geschehen war: »Was für Dummköpfe, diese Ratten; Qunube ist der Name meines Baums, hast du verstanden!?« – Die Ziege bedankte sich und eilte davon, immer wieder »Qunube, Qunube« murmelnd. Eine Zeitlang ging alles gut, doch dann erblickte das ausgehungerte Tier ein paar grüne Blätter, lief hin und verzehrte sie. Und schon erging es ihr wie der Ratte; auch sie hatte den Namen des Schlangenbaums vergessen, und wurde ebenfalls von den anderen Tieren ausgeschimpft.

      Nun wandten sie sich an ihren König, den Löwen höchstpersönlich: »Großer Herr, bitte, erweise uns diesen Dienst und rette uns vom Hungertod! Dein Hirn ist größer als das aller anderen Tiere …« – Da blieb dem Löwen nichts anderes übrig, und er beeilte sich. Von der Python wurde er königlich begrüßt: »Majestät, Sie höchstpersönlich!? Welche Ehre Sie mir antun!« Während sie noch dem Löwen huldigte, pflückte sie ein paar saftige Früchte von ihrem Baum, sodass dem Löwen das Wasser im Mund zusammenlief. »Qunube, Qunube!« heißt der Baum, zischelte die Schlange mit spöttischem Unterton; »merk dir das!« Beschämt bedankte sich der Löwe und machte sich auf den Heimweg. Schläfrig und müde vom langen Marsch schlummerte er ein, und als er wieder erwachte, konnte auch er sich nicht mehr an den exotischen Namen des Baumes erinnern. Traurig und mit eingezogenem Schwanz schlich er weiter zum Versammlungsort der Tiere. Die brauchten ihn erst gar nicht zu fragen, sie sahen es ihm an, dass auch er den Namen vergessen hatte, doch niemand wagte es, ihn zu tadeln.

      Stumm und traurig schauten alle auf den Boden und dachten bei sich: »Nun ist alles aus. Wir müssen verhungern, weil niemand von uns fähig ist, sich den Namen des Wunderbaums der Python zu merken …

      Schließlich brach Fuda, die Schildkröte, die bisher noch kein Wort gesagt hatte, das Schweigen und sagte »Verzeiht mir, Freunde, aber so schnell dürfen wir nicht aufgeben. Ich bin bereit, mein Glück zu probieren. Gewiss, meine Beine sind kurz und der Hunger quält mich noch viel mehr als euch, denn ich kann manches Essen nicht erreichen, das ihr, weil ihr größer seid, noch erreichen könnt …« Die Tiere waren baff erstaunt; sie hielten die Schildkröte für naiv und unbeholfen. Wie sollte sie etwas erreichen, Was selbst für den Löwen zu schwierig war!? Nach langem, schier tödlichem Schweigen ließen sie die Schildkröte doch zur Python gehen. Die Schlange verlor diesmal ihre Geduld völlig: »Sssss… Sssss … Sssss! Was seid ihr doch alle für Dummköpfe! Hat also auch euer König, der Löwe, den Namen vergessen?! Bei so wenig Verstand solltet ihr eigentlich alle Hungers sterben; ihr habt nichts anderes verdient. Nicht einmal Qunube könnt ihr euch merken«, und dann, direkt zur Schildkröte gewandt, fuhr sie fort: »Verschwinde aus meinem Blickfeld, geh heim und sage es den andern!«

      Fuda hatte zwar einen kleinen Kopf, aber sie konnte sehr schnell denken. Auf dem ganzen Heimweg wiederholte sie, meist kichernd: »Qunube, heißt er, Qunube – und immerfort sang sie immer lauter kichernd: »Qunube, Qunube, Qunube!« Und sie gönnte sich keine halbe Minute Ruhe, sondern wiederholte eins ums andere Mal: »Qunube, Qunube, Qunube…«

      Erstaunt hörten die anderen Tiere schon von weitem die Schildkröte singen – und wussten sofort, dass die als langsam und träg verschriene Schildkröte sich den Namen des Wunderbaums gemerkt hatte. Gerne wären sofort alle auf einmal zur Python gerannt, aber der Löwe bat sie zu warten, bis die schnellfüßige Antilope die langsame Schildkröte auf den Rücken genommen hatte und damit davonlief. Die Schlange war noch immer verärgert, als die beiden ankamen; sie ließ beide Tiere lange warten, ehe sie sagte: »Fuda hat euch das Leben gerettet, deshalb soll sie sich auch als erste an meinen Früchten laben dürfen.«

      Inzwischen hatten sich alle Tiere um den Früchtebaum versammelt. Der Elefant hob die Schildkröte in die obersten Äste, wo sie sich nach Herzenslust sattessen konnte. So wurden die Früchte des Schlangenbaums schon bald bekannt als »Nahrung für alle Tiere«.

      Die Python tauchte in einen tiefen See und ward fortan nie mehr zu sehen. Kurze Zeit später fiel reichlich Regen. Das blieb so für lange Zeit. Doch als nach vielen Jahrzehnten die ersten Menschen ins Land kamen, begannen sie Fleisch zu essen; sie töteten viele Tiere. Und schon bald fingen auch einige Tiere an, ihre früheren Freunde zu verzehren…

      Sogar ein Teil der Vögel und Kriechtiere folgten dem schlechten Beispiel der Menschen.

      So kam große Furcht auf voreinander in aller Welt, bei Menschen und Tieren. Und keiner traute mehr dem anderen…

      (Aus: Adalbert L. Balling, »Sie standen am Ufer der Zeit«, Verlag Mariannhill Würzburg, 1981)

      II.

      Tier-Mythen- und Legenden aus alten und neueren Zeiten

      Menschen und Tiere waren Freunde, schon im Paradies;

      doch die Schlange hatte sich vom Bösen benützen lassen,

      um Adam und Eva zu überlisten.

      Noah wurde von Gott gebeten,

      je ein Pärchen aller Arten