Название | Jakob |
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Автор произведения | Stephan |
Жанр | Исторические любовные романы |
Серия | |
Издательство | Исторические любовные романы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957447111 |
Drei langhaarige Typen vom Bauhof, die mit Jakob in dieselbe Klasse gingen, stürmten ganz plötzlich das Zimmer der Jungen rigoros und schlugen – aus Sensationslust, Langeweile oder vermeintlicher Überlegenheit – wie verrückt auf Jakob ein, der nichts ahnend im oberen Doppelstockbett lag. Es geschah aus heiterem Himmel. Sie hatten es so beschlossen, wollten sich die Krämpfe gerne mal live ansehen. Jakob seinerseits versuchte, so gut es ihm auf der kleinen Fläche da oben gelang, sich zur Wehr zu setzen.
Und wie er zurückschlug …
Doch unter diesen Umständen – einer gegen drei – das war wie Jakob gegen den Rest der Welt. Er konnte machen, was er wollte, zu gewinnen war der Kampf für ihn nicht. Aber es gab noch die Lehrer.
Ach ja, die. Der eine, der das mitbekommen haben musste und auch bemerkt hatte, der schaffte Klärung, durchaus.
Kam aber erst nachträglich hinzu. Später, viel später, nämlich dann, als die drei Angreifer das Zimmer bereits verlassen und sich verkrümelt hatten. Und dieser Lehrer war auch noch Boxer, war das zu fassen; aber Jakob hatte ihn durchschaut. Er dachte noch: ‚Was bist du bloß für eine miese Ratte von Mensch?’, als sich der andere gerade genau vor ihm aufbaute. An Zuspruch war hier nicht zu denken. ‚Der war wohl blind?’ Stattdessen gar schrie der Lehrer Jakob an: „Randalieren Sie hier mal nicht so rum, lassen Sie die anderen gefälligst in Ruhe! Sie richten jetzt Ihr Bett her, räumen das verwüstete Zimmer wieder auf und finden sich auf der Stelle beim Lagerkommandanten ein. Aber ein bisschen plötzlich! In zwei Minuten will ich Sie dort sehen!“
Jakob sprang wie wild aus dem Bett und schrie seinerseits: „Du Holzhirsch, bist total blind auf den Augen! Du Idiot, du kapierst ja überhaupt nicht, worum es geht! Und ein fieser Drecksack bist du obendrein! Wie kannst du dir anmaßen, mich, den Geschädigten, abzumahnen, anstatt die Angreifer?“
Im Büro des Lagerkommandanten traf Jakob erneut auf diesen Holzhirsch, auf noch zwei weitere Männer und, oh Wunder, sogar auf den Schuldirektor der „Querbreite“. Alles stand wartend da. Auf ihn.
In GST-Uniformen mit Dutzenden von Abzeichen an den Jacken.
Kaum hatte Jakob einen Fuß in den Raum gesetzt, ergriff der Lagerkommandant das Wort: „Ich erteile Ihnen hiermit einen Verweis. Einen Verweis, der sich auch in Ihrer Personalakte und im polizeilichen Führungszeugnis niederschlägt.“
‚Unauslöschlich wie ein Brandmal!’, dachte Jakob.
Der Verweis lautete dann: „… wegen Angriffs gegen uniformierte Bürger der DDR und Verbreitens von imperialistischer Hetze.“
Als Jakob das hörte, war er entrüstet und flippte nun völlig aus. War das zu fassen? Verbal konnte er sie auch bedrohen.
„Ihr Verleumder, passt bloß auf, ihr verliert gleich eure Männlichkeit und alle eure Weichteile! Da kann dann selbst dieser Rummelboxer von Drecksack nichts mehr gegen mich unternehmen.“
Jakob geriet in Rage. Machte eine perfekte Verbeugung, die er vom Judo her kannte und sagte: „Haschime!“
Und siehe, einer der Uniformierten versuchte den wirklich zum Kampf entschlossenen Jakob zu beschwichtigen. Tat es, indem er zugestand: „Wir wissen doch über deinen gesundheitlichen Zustand Bescheid und wollen darum den Sachverhalt noch einmal prüfen.“
Jakob hatte aber nie ausmachen können, ob das je in irgendeiner Weise geschehen war. Der Eintrag jedenfalls wurde in sämtlichen Akten vorgenommen. Selbst beim MfS wurde daraufhin noch eine Akte angelegt mit eben diesem falschen Sachverhalt.
Auf solche Weise also war der ursprüngliche, erste Eintrag entstanden, dem viele weitere folgen sollten.
Als Jakob, der immer noch voller Wut war, schließlich auf sein Zimmer zurückkehrte, sah er die anderen, die wie gehabt immer noch auf ihren Betten lungerten. Ihm konnte speiübel werden, wenn er daran dachte, wie schön genüsslich sie der Aktion vorhin zugesehen hatten. Und er bedankte sich sehr scharf bei den Kollegen, die nicht einmal diese Bezeichnung verdienten, für ihre ach so große Unterstützung. Aber die grinsten ihm nur frech ins Gesicht.
‚Doch im Gegensatz zu euch Fratzen’, dachte Jakob, ‚bin ich jetzt ein Mann der Tat!’
Und er packte seine Sachen. ‚Weg hier, so schnell wie möglich, hier kann man nur noch abhauen. Die Grenze zum Westen ist nicht weit’, ging es ihm durch den Kopf. Ja, er war ein Mann großen Schrittes. Immer über die Felder. In der Dämmerung dann tauchte das Zonenrandgebiet vor ihm auf. Die Polizei allerdings auch.
Man brachte ihn – wie milde – zurück ins GST-Lager. Von da ab wurde er von sämtlichen vormilitärischen Ausbildungsschwerpunkten ausgeschlossen. Jakob setzte sein hämisches Grinsen auf: ‚ Mann, ist das für mich schade …’
Erfreulicherweise war auch die GST-Ausbildung zeitlich begrenzt und als Jakob endlich in den Betrieb zurückkam, ging alles wieder seinen normalen Gang. Damit konnte man schon eher leben und er fühlte sich wohl und gebraucht dabei.
Nach einigen Wochen Arbeit auf dem Dach aber bekam er hohes Fieber. Ein Fieber, das nicht abklingen wollte, was er auch versuchte.
Um es medizinisch abzuklären, fuhr er ins Sankt Georg Krankenhaus, wo man ihn unverzüglich auf die Quarantänestation legte.
Drei Monate lang.
Er musste dort bleiben, ob er wollte oder nicht und erfuhr, dass ein Virus in seinem Körper ausgebrochen war. Ein Virus, den 80 Prozent der Weltbevölkerung in sich trüge, der aber nur äußerst selten zum Ausbruch käme.
Ein Taubenvirus.
Anschließend, also am ersten Tag nach der Entlassung aus dem Sankt Georg sollte er gleich in die neurologische Abteilung der Uni-Klinik Leipzig nach Dösen eingewiesen werden, um die Folgeschäden des Ausbruches klassifizieren zu lassen und die gebliebene Höhentauglichkeit zu prüfen. Der Virus hatte ganze Arbeit geleistet. Seine Höhentauglichkeit war futsch.
‚Also ist’s Essig mit dem Dachdecker’, sagte sich Jakob, ‚kann ich vergessen.’
Der Betrieb setzte Jakob vorübergehend als Lageristen auf dem Hof ein. Und stellte ihm einen frisch aus dem Knast Gekommenen an die Seite, der bei schweren Lasten helfen sollte. Wie auch immer, den Lehrabschluss hatte Jakob bereits abgeschrieben.
Und nach eineinhalb Jahren wurde der Lehrvertrag nun vom Betrieb aufgelöst.
Dann kam der letzte Tag in der „Querbreite“.
Jakob machte ihn für alle Anwesenden zu einem Erlebnis.
Wie immer besetzte er die letzte Bank.
Nur, dass er diesmal nicht saß, sondern beinahe auf seinem Stuhl lag. Und trank.
Während des EDV-Unterrichts. Schluck für Schluck und direkt aus der Schnapsflasche. Es war ein guter, ein Wodka aus dem „Delikat“. Das ging solange, bis ihn die EDV-Lehrerin des Schulgebäudes verwies.
Den Rest des Tages verbrachte er dann in irgendeiner Kneipe der Stadt. Er konnte trinken, wie er wollte, er hatte sich trotzdem nicht mehr genau merken können, wo das eigentlich gewesen war. Warum auch. Volltrunken kam er immerhin bei seinen Eltern, seinem zu Hause, an.
Hier brachte man ihn verständnisvoll zu Bett. Darüber wurde nie wieder ein Wort verloren. Vielleicht hätten sie es getan …
Aber Jakob redet nicht.
Ein Mann, der drei Mal kräftig schluckt: Virus. Verweis. Wodka
Wenn Jakob reden würde,
stünden seine große Klappe, Ellenbogen und Hervorstechendes an
Denn das setzte Jakob wie ein Komplettprogramm ein, wie einer in etwas sein Siegel eindrückt. Warum und wem auch immer Jakob damit etwas zu beweisen suchte.
Oktober war es, da ging er, ohne irgendjemand – nicht mal die Eltern