Название | Advent, Advent, die Alster brennt |
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Автор произведения | Kai Riedemann |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783937881225 |
KaroKrimiPreis 2015
Die besten Dreizehn
Advent, Advent, die Alster brennt
Hamburger Weihnachtskrimis
edition ♦ karo 2015
Inhalt
1. Preis Kai Riedemann FRAG NICHT NACH STEFAN
2. Preis Jürgen Rath PATERNOSTER, DU IM HIMMEL
3. Preis Sarah Fiona Gahlen ENGEL UND WEIHNACHTSMANN
Katharina Joanowitsch HAUPTBAHNHOFBLUES
Brigitte Karin Becker WEIHNACHTSSCHNEE
Frauke Angel HAMBURG , MEIN LAMETTA!
Stephanie Fleischer EIN LICHT GEHT AN
Heidi Ramlow GEIHT NICH, GIVT NICH
Marika Bergmann GROSSE FREIHEIT NACHTS UM HALB EINS
Michael Johannes B. Lange TOD EINES GEISTLICHEN VORSTEHERS
Sabine LaBe PFEFFERKUCHEN MIT FILMRISS
Jacqueline Reese GEFALLENER ENGEL
Kurzbiografien der Autorinnen und Autoren
Vorwort
Den KaroKrimiPreis für Weihnachtskrimis haben wir 2015 zum 3. Mal ausgelobt. Diesmal haben wir als Tatort Hamburg gewählt.
Die besten Einsendungen einschließlich der drei Preisträger präsentieren wir in diesem Buch.
Zur hochkarätig besetzten Jury gehörten Angela Temming, Autorin; Regine Kölpin, Autorin; Patrizia Klee, Musikerin, und Monika Richter, Bildende Künstlerin.
Aus den anonym weitergeleiteten Kriminalgeschichten wählten die Jurymitglieder nach den in der Ausschreibung veröffentlichten Kriterien die 13 besten Kurzkrimis aus, und hiervon die drei PREISTRÄGER.
So führen dreizehn spannende und völlig unterschiedliche Kriminalgeschichten durch das weihnachtliche Hamburg. Doch statt Fried’ und Freud’ gibt es rätselhafte Weihnachtsmänner mit schaurigen Plänen, eine kräftige Sturmflut am Fischmarkt und Mord und Totschlag im Hamburger Hafen.
Ihre Josefine Rosalski
1. PREIS
Kai Riedemann
Frag nicht nach Stefan
Er verfolgt mich. Gestern fuhr sein Wagen im Schritttempo an meiner Wohnung vorbei, heute parkt der grüne Toyota an der Ecke Lerchenstraße, wo ich ihn deutlich durchs Schaufenster von Günys Fischimbiss sehen kann. Michael lehnt an der Beifahrertür, den Kragen der Lederjacke hochgeschlagen, einen Pappbecher mit Coffee-to-go in der Hand, um sich bei dem eisigen Dezemberwind zu wärmen. Er macht nicht den geringsten Versuch, sich zu verstecken. Warum auch? Michael will Antworten auf seine Fragen. Aber ich will sie ihm nicht geben. Ich will nicht und ich darf nicht.
Während draußen immer mehr dicke Flocken durch die Luft wirbeln, stochere ich in meiner Forelle herum. Mir ist der Appetit vergangen. Nicht mal die chipsartigen Bratkartoffeln können mich vom Blick aus dem Fenster abhalten. Was soll das, Michael? Irgendwie muss er herausgefunden haben, dass ich hier am Schulterblatt arbeite. Ob er überhaupt ahnt, welche Gefahren er mit dieser Neugier heraufbeschwört? Welche Folgen sein Herumschnüffeln haben kann? Ich hoffe nur, dass Annekatrin nichts davon bemerkt.
Meine Forelle ist längst kalt, der Tee schmeckt schal. Das Gewirr der Stimmen nehme ich kaum wahr, so als hätte mich auch hier drinnen eine dichte Schneedecke eingehüllt. Vor dem Schaufenster stehen jetzt zwei Frauen und betrachten neugierig meinen halb leeren Teller. Mit ihren Pelzmützen, dicken Steppjacken und Geschenketüten versperren sie mir den Blick auf Michael. Ich weiß trotzdem, dass er noch da ist. Also stehe ich auf, lege Güny das Geld für Forelle und Tee auf den Glastresen und trete hinaus in die Kälte.
Durch den unerwarteten Wintereinbruch sieht es sogar in dem sonst so bunten und hektischen Schanzenviertel ein wenig besinnlich aus. Auch ohne die Weihnachtsbeleuchtung der Innenstadtstraßen und die goldüberladenen Fenster der Luxusläden. Ich schließe mich einer türkischen Großfamilie an, um unauffällig in Richtung Rote Flora zu gehen. Ein reines Ablenkungsmanöver. Die Praxis von Dr. Young liegt in entgegengesetzter Richtung. Ich sehe gerade noch, wie Michael den Schnee von seiner Lederjacke klopft, den Coffee-to-go-Becher auf die Eingangsstufen des Telefonshops stellt und mir folgt. Er ist hartnäckig. Lass es endlich sein, mir aufzulauern, Mails zu schicken oder beschwörende Worte auf dem Anrufbeantworter zu hinterlassen. Stefan lebt nicht mehr. Jedenfalls jener Stefan, den du 20 Jahre lang gekannt hast.
Ein Polizeiwagen rast mit Blaulicht über das holperige Pflaster. Ich nutze die Aufregung, um die Straßenseite zu wechseln und in einem Schuhgeschäft zu verschwinden. Der frische Schnee klebt unter meinen Sohlen und hinterlässt weiße Flecken auf dem Teppichboden. Weihnachtlich klingt die Musik im Laden nicht, aber immerhin flackert auf dem Kassentresen eine Kerze zwischen kümmerlichen Tannenzweigen.
Irgendwie spüre ich, dass Michael hinter mir steht. Im blank polierten Werbeschild auf dem Schuhregal spiegelt sich jetzt auch sein Gesicht. Er lächelt. Sein Haar ist noch etwas spärlicher geworden, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Vor fast zwei Jahren am Strand von St. Peter Ording.
»Hallo, Stefan, was ist los mit dir?«, fragt er. Von diplomatischen Einleitungen hat er noch nie viel gehalten.
»Was soll schon los sein? Alles in Ordnung.« Ich drehe mich nicht um, aber versuche ebenfalls zu lächeln.
»In Ordnung? Du brichst den Kontakt mit sämtlichen Freunden ab, schmeißt Job und Studium hin und dann sagst du, alles ist in Ordnung?«
Seine sonst so tiefe Stimme klingt schrill. Die linke Hand hält etwas umklammert. Ich weiß, dass es ein herzförmiger Stein ist. Michael brauchte das schon immer, um Mut für unangenehme Begegnungen zu sammeln.
»Es gab halt viel zu tun in der letzten