Der Zthronmische Krieg. Matthias Falke

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Название Der Zthronmische Krieg
Автор произведения Matthias Falke
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783957770417



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      »Wir lassen uns nicht wehrlos abschlachten!«, rief ben Guron.

      »Was wollt ihr?«, fragte der Pater zum vierten Mal.

      »Sie müssen das Zeughaus aufschließen«, sagte ben Guron bestimmt.

      Der Pater taumelte. Im Zeughaus lagerten die Waffen des Kibbuz. Was sie gegen Scythergeschwader ausrichten konnten, blieb dahingestellt. Aber es waren immerhin Strahlenwaffen und Feldwerfer, auch Minen und sogar einige Detonatoren, mit denen man eine kleine Armee ausrüsten konnte. Ihre Freigabe blieb dem Votum des Rates vorbehalten. Der Rat musste einberufen werden. Cyrill würde den Vorsitz führen müssen, doch er weilte auf jenem Kongress am anderen Ende der Galaxis.

      »Die Amish waren seit Jahrhunderten …«, begann der Pater zögernd.

      »Dem Ethos der Gewaltfreiheit verzichtet«, beendete Shorena seinen Satz im leiernden Tonfall einer Halbwüchsigen, die eine auswendig gelernte Stelle wiedergibt. »Und was hat es ihnen gebracht? Terror und Verfolgung über ein Dutzend kolonisierter Welten. Die Hälfte davon mussten sie wieder aufgeben, da sie nicht in der Lage waren, sie zu verteidigen. Endloses Leid, endlose Opfer und alles war immer wieder umsonst gewesen.«

      »Sie müssen uns ins Zeughaus lassen«, insistierte ben Guron mit seinem schweren Bass. »Wir könnten es auch aufbrechen, aber wir dachten, es wäre – ehrlicher, wenn Sie uns den Schlüssel geben würden, Pater!«

      Der Pater musste wider Willen lächeln. In der Sicht dieses Bären von einem Mann hatte diese Argumentation einen geradezu dialektischen Charme.

      »Wir müssen den Rat einberufen«, beharrte er. »Der Rat wird entscheiden. Die Waffen dürfen nur im Kriegsfall herausgegeben werden und nur der Rat kann über Krieg und Frieden befinden.«

      Shorena warf sich mit verächtlichem Lachen herum.

      »Und was ist das!«, rief sie und ließ die ausgebreiteten Arme über die verkohlen Überreste der Schulbänke gleiten. »Was war das heute Morgen wenn nicht Krieg? Haben Sie schon vergessen, wo wir gerade herkommen? Sieht so der Frieden aus?«

      »Die Amish sind jetzt Mitglied der Union«, unternahm der Pater einen letzten, verzweifelten Versuch. »Die Charta der Union …«

      Weiter kam er nicht.

      »Der Krieg ist geächtet«, brummte ben Guron. »Alle Konflikte werden auf dem Verhandlungsweg gelöst.« Er hatte das massige Haupt stolz erhoben und sah kühl auf Pater Bel herab. Offensichtlich war es nicht notwendig, noch mehr zu sagen.

      »Wir werden eine Petition einbringen«, sagte der Pater leise.

      »Eine Petition«, äffte Shorena aufgebracht. »Sind wir denn Bittsteller?« Sie wandte sich in aufpeitschender Gebärde an die anderen. »Sind die Amish Bittsteller? Müssen wir um das Leben unserer Kinder bitten?!«

      Der Pater erinnerte sich, dass sie im Schulchor immer die Soli gesungen hatte. Ihr reiner, klarer Mädchensopran hallte ihm noch im Ohr. Er zwang sich wieder ins Hier und Jetzt zurück. Die Männer und Frauen waren dichter zusammengerückt. Zugleich drängten sie gegen ihn an. Er wusste, dass seine Person mit der höchsten Autorität ausgestattet war, die zu empfinden sie alle fähig waren. Dennoch schien ihm an diesem Abend alles möglich zu sein. Sie würden über Leichen gehen. Sie würden sogar ihn, den Pater, lynchen, wenn er sich ihnen in den Weg stellte.

      Shorena hatte sich jetzt neben ihn geschoben. Sie sprach nicht mehr aus der Gruppe der Verschwörer auf ihn ein, sondern an seiner statt zur Gruppe.

      »Cyrill hat heute Morgen auf dem Kongress eine Protestnote eingereicht«, berichtete sie. »Ich habe seither noch keine Nachricht von ihm. Aber ich weiß, dass man sie zu den Akten genommen hat, ohne dass etwas geschehen wird.«

      Pater Bel versuchte, sie am Arm zu fassen. Sie schüttelte ihn ab.

      »Von diesem Kongress dürfen wir uns nichts erhoffen«, rief sie aus. »Von der Union dürfen wir uns nichts erhoffen. Das haben wir immer wieder erlebt!«

      »Die Union denkt politisch«, pflichtete ben Guron bei. »Sie sucht den Ausgleich mit den Zthronmic, denn diese vertreiben das Zthrontat.«

      »Aber es ist doch unser Zthrontat«, rief eine der Frauen. »Unsere Männer gewinnen es unter Lebensgefahr in unseren Minen!«

      »Wir sollten ihnen das Zthrontat verweigern«, sagte ein Mann mit kahlem Schädel und rotem Gesicht. »Wir vertreiben es selbst, das hätten wir schon längst tun sollen!«

      »Das werden die Zthronmic nicht hinnehmen«, wandte ben Guron ein. »Sie werden ihre Angriffe verstärken!«

      »Deshalb sollten wir ihnen hier und heute einige empfindliche Nadelstiche beibringen«, sagte Shorena. »Wir können nicht länger warten! Schon morgen früh, in wenigen Stunden, werden sie wieder angreifen, ob wir ihnen dafür einen Vorwand liefern oder nicht. Die Scyther fliegen sowieso.«

      »Aber diesmal werden wir sie gebührend empfangen«, rief Ari ben Guron laut, dass der niedrige Bau des Gemeindesaals von seiner tiefen Stimme dröhnte.

      »Geben Sie uns den Schlüssel!«, sagte Shorena.

      Der Pater begriff, dass es die letzte Möglichkeit war, die Sache noch zu steuern. Er durfte sie nicht weiter in die Enge treiben. Am Ende führte er sie nur in die Versuchung, sich der Waffen über seiner Leiche zu bemächtigen.

      Die zwölf Männer und Frauen spürten, dass er seine Meinung geändert hatte. Nachdem sie sich gegenseitig aufgeputscht hatten, verstummten sie plötzlich und sahen ihn voller Spannung an. Der Pater nestelte an seinem Talar. Dann hielt er den schweren Schüsselbund in der Hand. Ihm war bewusst, dass es ein Anachronismus war: Im Zeitalter interstellarer Raumfahrt, intelligenter Systeme, gravimetrischer Türen hielt er einen Bund mit zahllosen schweren Eisenschlüsseln in der Hand. Aber dieser Anachronismus – das waren die Amish selbst! Sie würden ihre Seele verkaufen, wenn sie dieses Prinzip aufgaben.

      Er ließ den Blick prüfend von einem zum anderen schweifen. Sie öffneten eine Büchse der Pandora. Aber die Gesichter der Verschwörer glänzten wie die von Kindern am Weihnachtsabend, wenn das Bescherungszimmer aufgeschlossen wird. Wussten sie, worauf sie sich da einließen? Mit einer Handvoll Feldwerfern und Strahlenpistolen würden sie die zthronmischen Geschwader nicht in Schach halten können. Gewalt würde Gegengewalt provozieren. Die Spirale endloser Vergeltungsmaßnahmen würde sich schneller und immer schneller drehen. Dennoch begriff er, dass es keine Alternative mehr gab. An diesem Morgen war eine Schwelle überschritten worden. Die Duldsamkeit der Amish, in Jahrhunderten erprobt, war überstrapaziert worden, das Fass war übergelaufen. Er konnte sich dem Gang der Dinge nicht länger entgegenstellen. Hieße das nicht auch, Gott in den Arm fallen wollen? Hier waren Mächte im Spiel, die stärker waren als er oder irgendein anderer Einzelner. Er musste den Weg frei machen und sie passieren lassen. Gott allein wusste, was daraus folgen würde. Er sammelte sich innerlich und empfahl seine Seele in aller Demut dem Höchsten.

      Dann wand er mit einer raschen Bewegung den Schlüssel aus dem Bund und drückte ihn Ari ben Guron in die Hand.

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