Название | Odyssee |
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Автор произведения | Ben B. Black |
Жанр | Зарубежные детективы |
Серия | |
Издательство | Зарубежные детективы |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783957770219 |
Sandra blickte ihm kurz hinterher, dann zog sie sich wieder an und überprüfte den Sitz ihres Gürtels. Es schien alles in Ordnung zu sein.
»Na prima«, murmelte sie zu sich selbst. »Und jetzt?«
Einem ersten Impuls folgend wollte sie darangehen, die Redundanzzentrale auf dieser Ebene aufzusuchen, überlegte es sich aber an der Tür der Messe anders. Van Hellsmann mochte wie ein irrer Wissenschaftler wirken, aber er war nicht dumm. Bis er ihr vertraute, würde er sie sicherlich überwachen lassen, und da wäre es äußerst dumm von ihr, ihn regelrecht mit der Nase auf ihren eigentlichen Plan zu stoßen.
»Da bist du ja wieder«, erklang in diesem Moment eine Stimme von der nächsten Gangbiegung her. »Hast denn den Obersten Lenker gefunden?«
Sandra erkannte den Seelsorge-Zombie wieder, dem sie bereits auf dem Herweg begegnet war. Irgendwie wirkte er noch aufgedunsener als zuvor, was ihn aber nicht zu stören schien. Konnte der Kerl sie nicht einfach in Ruhe lassen?
»Was willst du?« Sandra funkelte den anderen böse an. »Du weißt doch, dass du die Finger von mir lassen sollst.«
»Wer sagt denn, dass ich dich anfassen will? Wenn du das neuste Spielzeug des Obersten Lenkers bist, werde ich dich schön in Ruhe lassen, aber das hast du dir sicher schon gedacht, oder nicht?«
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Was willst du?«
»Ich möchte einfach nur ein wenig nett sein, das ist alles. Wenn du willst, zeige ich dir einen Platz, wo man immer ein paar Langsame finden kann.«
»Danke, kein Interesse.« Sandra hob abwehrend die Hand, um ihre Worte zu unterstreichen. »Wenn ich Hunger bekomme, werde ich mir schon zu helfen wissen.«
»Du musst wissen, was du tust, schließlich bist du erwachsen. Ich geh dann mal weiter, denn da hinten ist etwas. Und wenn du es dir anders überlegst ...«
»Werde ich nicht«, fuhr Sandra dem Untoten ins Wort. »Und jetzt beeil Dich, bevor dir einer der Kumpels das leckere Fresschen streitig macht. Husch, husch!«
Kurz sah es so aus, als wolle der andere noch etwas erwidern, dann wandte er sich ab und verschwand mit atemberaubender Geschwindigkeit in einem der Seitengänge.
***
Sandras Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Nach dem Gespräch mit dem Seelsorge-Zombie hatte sie sich wieder in die Messe zurückgezogen und dort auf van Hellsmann gewartet. Seither waren gut vier Stunden vergangen, wie sie der erstaunlicherweise immer noch funktionierenden Wanduhr entnahm, da geruhte der Professor endlich, sich wieder blicken zu lassen.
»Haben Sie ihren Rundgang schon beendet?«, fragte er gutgelaunt. »Eigentlich kennen Sie ja schon alles, nicht wahr? Nur die Wesensart der Bewohner hat sich seit ihrem letzten Besuch ein wenig gewandelt.« Van Hellsmann lachte meckernd. »Aber vielleicht konnten Sie ja die eine oder andere Bekanntschaft schließen.«
»In der Tat.« Sandra nickte. »Da rennt so ein Typ in der Kluft eines Militärpfarrers herum. Anstatt mir die Beichte abzunehmen, quatscht er mich lieber voll.«
»Das ist Pfarrer Braun.« Van Hellsmann lächelte, und mit Stolz in der Stimme fuhr er fort: »Ein aufgeweckter Bursche, wenn ich das einmal so sagen darf. Ist wesentlich beherrschter als die anderen, und mit ein wenig Glück wird er es einmal weit bringen. Von ihm brauche ich auch noch eine Gewebeprobe, denn er ist von allen meinen Versuchen bislang am ehesten so, wie es einmal sein soll. Feiner Bursche!«
»Zumindest hat er nicht versucht, mich zu begrabbeln, dafür wollte er mich unbedingt zum Essen einladen. Und das als Pfarrer! Sollte sich was schämen, finden Sie nicht?«
»Sie missverstehen da sicherlich etwas, Frau Sandra. Zum einen ist er wirklich ein umgänglicher Typ, zum anderen ist er Protestant und somit nicht dem Zölibat unterworfen. Da er nicht verheiratet ist und Sie ebenfalls nicht, begeht er also keine Sünde, wenn er Sie zum Essen einlädt. Einmal ganz davon abgesehen, dass wir diesen ganzen Zirkus um Gott, Sünde, Himmel und Hölle über kurz oder lang ohnehin hinter uns lassen werden.«
»Aha«, machte Sandra lahm, dann besann sie sich auf ihren Plan und fragte interessiert: »Das klingt, also ob Sie kurz vor dem entscheidenden Durchbruch stünden. Haben Ihnen meine Proben weitergeholfen?«
»Nicht direkt.« Van Hellsmann schüttelte den Kopf. »Der Virenstamm, der Ihnen das Totleben geschenkt hat, war mir zwar bislang unbekannt, scheint aber eine natürliche Mutation desselben zu sein. Genaueres kann ich erst sagen, wenn die Ergebnisse der langlaufenden Testreihe vorliegen, die ich eben damit angesetzt habe.«
»Normalerweise würde ich ›langlaufen‹ nicht so gerne hören.« Sandra grinste. »Aber wenn ich es richtig verstanden habe, verfügen wir Totlebenden über alle Zeit der Welt. Trotzdem bin ich neugierig. Wie lange ist denn ›langlaufend‹?«
»Die ersten Teilergebnisse werden vermutlich in drei oder vier Tagen vorliegen, aber das ist noch nicht alles.«
Damit erging sich der Professor in einem langwierigen wissenschaftlichen Vortrag, von dem Sandra nicht einmal annähernd die Hälfte verstand. Van Hellsmann schien froh darüber zu sein, endlich einen interessierten Zuhörer gefunden zu haben und war nicht zu bremsen.
Nach einer gefühlten Stunde kam er dann endlich zu einem Ende: »Sie sehen, das Ganze gestaltet sich äußerst spannend. Und wir können noch mehr tun, denn auch in der Forschung ist Parallelität von großem Nutzen, wo immer sie möglich ist. Der Wert neuer Erkenntnisse kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, deshalb werde ich Sie jetzt von der Nährstoffzufuhr Ihres Gürtels abklemmen, um zu sehen, wie Sie auf Hunger reagieren. Ich habe das Gefühl, dass die Sandra-Form des Virus – ja, ich habe mir erlaubt, diesen Stamm nach Ihnen zu benennen – auch diesbezüglich erstaunliche Resultate zutage fördern wird.«
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