Passagier auf einem Frachtschiff. Ingo Schulze

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Название Passagier auf einem Frachtschiff
Автор произведения Ingo Schulze
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783954889754



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entlang der Brasilianischen Küste

       11. Mai (33.Tag) Der 2. Ingenieur schmeißt ein Grillfest

       12. Mai (34.Tag) Großer „Kammer-Check“

       13. Mai (35.Tag) Wieder auf der nördlichen Halbkugel

       14. Mai (36.Tag) Das Oberdeck wird auf Vordermann gebracht

       15. Mai (37.Tag) Wieder an den Kapverdischen Inseln vorbei

       16. Mai (38.Tag) Wale im Nordatlantik

       17. Mai (39.Tag) An den Kanarischen Inseln vorbei

       18. Mai (40.Tag) Die Afrikanische Küste

       19. Mai (41.Tag) Pfingsten in Tanger - MA

       20. Mai (42.Tag) Tschüss Tanger, ab nach Rotterdam - NL

       21. Mai (43.Tag) Biskaya

       22. Mai (44.Tag) Im „Englischen Kanal“

       23. Mai (45.Tag) Rotterdam - NL

       24. Mai (46.Tag) Tilbury - GB, letzter Landgang

       25. Mai (47.Tag) Über die Nordsee in Richtung Heimat

       26. Mai (48.Tag) Hamburg und wieder daheim!

       Liegezeiten und meine Landgänge im Überblick

       Bezeichnungen bei der Seefahrt und deren Bedeutungen

       Schlusswort

      Vorwort

      Warum macht man eine Seereise auf einem Handelsschiff? Ein Kreuzfahrtschiff bietet doch viel mehr! Vor meiner Abreise wurden immer wieder folgende Fragen an mich gestellt: „Ist es auf so einem Schiff nicht langweilig? Was macht man den ganzen Tag? Container zählen? Was wird einem definitiv geboten?“ Es wird einem im Prinzip nichts, aber auch beinahe gar nichts geboten! Es gibt keine Animation oder sonstige Unterhaltung. Man muss sich darüber im Klaren sein, auf was man sich einlässt. Es ist eine Abenteuerreise für Individualisten.

      Vom 24. Mai 1966 bis zum 6. Juni 1969 fuhr ich als Bäcker und Koch selbst zur See. Ich war auf der „Al Amin“ der Midsura Shipping Compagnie (London) eingesetzt. Diese fuhr unter der Flagge Libanons, der Heimathafen war Beirut. Das Schiff wurde, nachdem wir einige Zeit vor Hongkong auf Reede lagen, nach Vietnam verkauft. Die Mannschaft, bestehend aus Deutschen, Spaniern und Portugiesen, flog auf Reedereikosten in ihre Heimatländer zurück. Kurz darauf heuerte ich auf der „Cap Domingo“ der Hamburg-Süd an (Hamburg-Südamerikanische-Dampfschifffahrts-Gesellschaft) Kurz: HSDG. Bei dieser Reederei blieb ich bis zum Ende meiner Seefahrt. Es folgten dabei die „Cap Delgado“, die „Cap San Augustin“ und die „Damaskus“. Es war eine schöne Zeit und sie ließ mich beinahe 45 Jahre nicht los. Im Herzen war ich, obwohl nach über 12 Jahren als Soldat und vielen Jahren im Sicherheitsdienst bei Mercedes und nun in Rente, immer noch Seemann.

      Im Herbst 2012 besuchte ich meine Schwägerin Maria und Schwager Volker in Hamburg und wie immer meldete ich mich für meine „Erkundungsmärsche“ durch Hamburg ab. Ein Bummel durch die Mönckebergstraße, über den Rödingsmarkt zum Baumwall und zu den Landungsbrücken stand auch diesmal auf meinem Programm. Noch einmal über die Reeperbahn und dann zurück zum Hauptbahnhof. Von dort aus ging es dann noch dorthin, wo ich gerade Lust und Zeit hatte.

      An einem dieser wenigen Tage in Hamburg zog es mich nach Wedel zum „Willkommenshöft“. Nach einem oder zwei Brötchen mit Bismarckhering und vielen Zwiebeln ging ich zur Verabschiedungs- und Begrüßungsanlage, um dort ein- oder auslaufende Schiffe zu sehen. Just in diesem Moment fuhr ein italienischer Massengutfrachter aus und wurde mit „Muss i denn zum Städtele hinaus“ verabschiedet. Dann gab es durch einen Lautsprecher Einzelinformationen über das Schiff. Der Italiener antwortete mit einem Hupkonzert und die Besatzung winkte von der Reling aus. Das hat mich so ergriffen, dass ich feuchte Augen bekam.

      Es wurde auch nach dem zweiten und dritten Schiff nicht viel besser. Es war für mich einfach ergreifend und ich erzählte es am Abend im Familienkreis.

      Dass daraus die Planung für eine Seereise entstehen würde, hätte ich nicht für möglich gehalten. Nun denn, jetzt bin ich mit der „MV Santa Rosa“ (MV steht für Motor Vessel.) auf dem Weg nach Südamerika. Ich werde meinen lang gehegten Traum leben. Muss i denn, …!

      Der „Willkommenshöft“ ist eine Einrichtung des „Schulauer Fährhauses“ im Wedeler Ortsteil Schulau an der Unterelbe. Begrüßt und verabschiedet werden Schiffe ab 1.000 BRT in der Zeit von 8 Uhr bis 20 Uhr. Beim Einlaufen eines Schiffes wird dieses mit der passenden Nationalhymne begrüßt. Es stehen 152 Hymnen von seefahrenden Nationen zur Verfügung und es existiert eine Datei mit über 17.000 Schiffen. Beim Auslaufen wird meistens „Muss i denn zum Städtele hinaus“ gespielt. Die Schiffe antworten in der Regel mit einem Hupton oder einem kurzen Herunterlassen und wieder Hochziehen der Flagge. Im seemännischen Sprachgebrauch nennt man es dippen. Der „Hupton“ erfolgt durch das Typhon.

      Hamburg

      Im Jahr 2012 wurden im Hamburger Hafen 140,4 Millionen Tonnen Seegüter umgeschlagen. Zwei Drittel davon in 9,7 Millionen Standardcontainern. Würde man die Container, die in Hamburg zuletzt umgeschlagen wurden, hintereinander aufgereiht stellen, so käme man auf eine Länge von 60.000 km. Hamburg ist der größte Seehafen Deutschlands und der zweitgrößte in Europa. Er bietet 143.000 Arbeitsplätze und ist somit der größte Arbeitgeber der Hansestadt. Der Hafen ist daher nicht nur für Deutschland von großer Bedeutung, sondern er ist die Logistikdrehscheibe für den gesamten Norden Europas.

      Auch wenn ein großer Teil der Güter in Containern umgeschlagen wird, so muss doch noch weiterhin viel an Massen- und Stückgut bewegt werden. Etliches wird auch mehr und mehr durch Spezialfirmen übernommen. Dadurch, dass der Hamburger Hafen weit im Binnenland gelegen ist, ermöglicht er eine leistungsfähige Verkehrsanbindung und einen kostengünstigen schnellen Transport, insbesondere über das Straßen- und das Schienennetz in alle Richtungen.

      Mit der Fahrrinnenanpassung von Unter- und Außenelbe soll sichergestellt werden, dass auch zukünftig Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 14,50 m auch voll beladen den Hamburger Hafen erreichen und wieder verlassen können.

      08. April (00.Tag) HH-Burchardkai und Abschied

      Die „MV Santa Rosa“ sollte ursprünglich bereits am 7. April um 10 Uhr in Hamburg sein. Die Ankunft