Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni

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Название Der Hüter der Sphären
Автор произведения Chris Vandoni
Жанр Научная фантастика
Серия
Издательство Научная фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783939043737



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wie es sein sollte. Es dauerte nicht lange, bis er den Grund dafür erkannte.

      Es war totenstill.

      Langsam ging er den Gang entlang, an den anderen Zimmertüren vorbei, die alle offen standen. Aber es war niemand da. Auch die geräumige Wohnküche fand er verlassen vor. Der Tisch war leer und sauber. Das Spülbecken wirkte unbenutzt, als wäre es eben erst eingebaut worden.

      Als er den Glaserker betrat und nach draußen blickte, bot sich ihm dasselbe Bild wie vorher. Doch dann erkannte er, dass sich das Loch in der Whiting Bay vergrößert hatte.

      »Michelle? Neha? Ernest? Keyna?«, rief er in Richtung Wohnzimmer. Aber als er es betrat, fand er es ebenso leer vor, wie alle anderen Räume. »Wo sind die alle hin?«

      Er verließ das Wohnzimmer und öffnete die Tür nach draußen. Kühle Luft schlug ihm entgegen. Aber auch hier war etwas nicht so, wie es sein sollte.

      Für gewöhnlich wehte der Wind von der Whiting Bay hinauf zum Cabin Point. Doch jetzt spürte er kühle Luft am Rücken. Die Luft schien von dem schwarzen Loch angezogen zu werden. Und das Loch selbst wurde größer und größer.

      Christopher spürte Panik in sich aufsteigen. Was passierte hier? Wo waren seine Freunde?

      Ein weiterer Blick hinunter in die Whiting Bay ließ ihn frösteln. Seine schlimmste Vermutung schien sich zu bestätigen. Am Rand des dunklen Lochs, auf dem Geröll des Strands, erkannte er ein ihm vertrautes Phänomen. Ein Phänomen des Grauens.

      Jeder Stein, jeder Felsbrocken, sogar der feine Sand dazwischen, wurde nach und nach von einer grauen Substanz überzogen und umgeformt. Zurück blieb eine hässliche Brühe, die sich langsam und zähflüssig auf das dunkle Loch zubewegte und darin verschwand.

      Die aggressiven Partikel!, schoss es Christopher durch den Kopf. Sie sind hier!

      »Was machst du denn hier draußen? Und was soll das Laken?«

      Erschrocken drehte sich Christopher um und sah Michelle unter der Tür stehen, in der Hand ihr Kommunikator.

      »Ich hab dich mehrmals angerufen, aber du hast nicht geantwortet.«

      Christopher wandte sich kurz der Bucht zu, um sich zu vergewissern, dass dort unten noch immer dasselbe geschah wie vor ein paar Sekunden. Und für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er tatsächlich, die Whiting Bay in völlig normalem Zustand zu sehen. Doch gleich darauf änderte sich das Bild wieder. Das dunkle Loch hatte sich weiter vergrößert.

      Als er sich wieder dem Haus zuwandte, war Michelle verschwunden. Eben, als er sie unter der Tür gesehen hatte, war diese vollständig geöffnet gewesen. Doch nun stand sie nur noch so weit offen, wie er sie vor einer Minute verlassen hatte.

      »Michelle?«, rief er. Doch er erhielt keine Antwort.

      Verzweifelt kehrte er ins Haus zurück und durchsuchte sämtliche Räume. Aber er fand niemanden. Überall herrschte Ordnung. Er fand auch keine persönlichen Gegenstände seiner Freunde. Der ganze Bungalow erweckte den Eindruck, als wäre er unbewohnt.

      Christopher verstand überhaupt nichts mehr. War dies ebenfalls nur ein Traum? Aber er war doch vorhin aus einem anderen Traum aufgewacht. Dann müsste er sich nun in der Wirklichkeit befinden.

      Hastig verließ er das Haus wieder.

      Als er ins Freie trat, standen Michelle, Neha, Ernest und Keyna vor der Tür und starrten ihn verblüfft an.

      »Warum läufst du in einem Laken in der Gegend herum?«, fragte Ernest erstaunt.

      Christopher blieb stehen und blickte seine Freunde erstaunt an. »Was geschieht hier?«

      »Was soll Besonderes geschehen?«

      Christopher blickte zwischen ihnen hindurch zur Bucht und konnte kaum glauben, was er sah. Die Whiting Bay zeigte sich ihm in völlig normalem Zustand. Die üblichen Wellen bedeckten in regelmäßigen Abständen Steine und Felsen. Nirgendwo waren graue Partikel zu sehen und nirgendwo ein riesiges, schwarzes Loch.

      Er begann, an seinem Verstand zu zweifeln. Langsam trat er zwischen seinen Freunden hindurch bis zum Holzgeländer und starrte gebannt in die Bucht hinunter.

      »All das hat vor ein paar Sekunden noch völlig anders ausgesehen«, murmelte er vor sich hin.

      Doch er bekam keine Antwort.

      Als er sich erneut umdrehte, musste er zu seinem Schrecken feststellen, dass er wieder alleine war. Ein weiterer schneller Blick in die Bucht hinunter zeigte ihm abermals das Schreckensszenario mit den grauen Partikeln und dem schwarzen Loch.

      Langsam ließ er sich auf die Knie nieder und presste seine Hände an den Kopf. Er schloss die Augen, in der Hoffnung, es wäre alles in Ordnung, wenn er sie wieder öffnete. Doch er spürte den kühlen Wind in seinem Rücken, was ihm bestätigte, dass die Luft weiterhin vom dunklen Loch angezogen wurde.

      Sich am Geländer festhaltend rappelte er sich wieder hoch und öffnete die Augen. Zu beiden Seiten, sich ebenfalls am Geländer festhaltend, standen seine Freunde und starrten entsetzt in die Whiting Bay hinunter.

      »Seht ihr es auch?«, rief er ihnen zu. Aber sie beachteten ihn nicht.

      Er machte eine Drehung und wollte Michelles Handgelenk umfassen. Doch der Griff ging ins Leere, worauf er beinahe das Gleichgewicht verlor hätte und zu Boden gefallen wäre. Im letzten Moment konnte er sich mit der anderen Hand am Geländer festhalten und den Sturz verhindern. Dabei hätte er unweigerlich mit Michelle zusammenstoßen müssen. Aber er war durch sie hindurchgedrungen, als wäre sie nur eine Projektion.

      Christopher war nun nahe daran, den Verstand wirklich zu verlieren. Wie konnte das alles sein? Vorhin hatte sie noch mit ihm gesprochen. Aber da war die Umgebung auch in Ordnung gewesen.

      Kurz darauf sah er, wie sich seine Freunde umdrehten und ohne ihn zu beachten zum Haus zurückgingen. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich das blanke Entsetzen. Anscheinend konnten sie nun auch sehen, was sich unten in der Bucht abspielte.

      Plötzlich streckte Michelle ihre Hand aus und zeigte mit dem Finger in Richtung des Geschehens.

      Christopher drehte sich um und erkannte den Grund dafür. Die grauen Partikel bedeckten mittlerweile die Steilküste und breiteten sich auf der kargen Wiese immer weiter in ihre Richtung aus. Das Loch hatte sich weiter vergrößert. Zudem konnte er an dessen Rand erkennen, wie die grauen Partikel hineingezogen wurden. Der ganze Vorgang beschleunigte sich zusehends.

      Sie mussten sofort von hier verschwinden! Es fragte sich lediglich, ob sie sich schnell genug entfernen konnten, um von dem sich ausbreitenden Loch nicht eingeholt zu werden.

      »Wir müssen abhauen!«, schrie er seinen Freunden zu, obwohl er vermutete, dass sie ihn weder sehen noch hören konnten.

      Doch als ob es diesen Aufruf nicht gebraucht hätte, wandten sich seine Freunde nach Osten und rannten über den Vorplatz, anschließend den Weg hinauf zur Hochebene und von dort aus weiter ins Landesinnere. Christopher folgte ihnen umgehend.

      Als er sich nach einigen Metern umdrehte, musste er mit Entsetzen feststellen, dass das Dach des Bungalows bereits mit grauen Partikeln überzogen war. Die Oberfläche begann sich zu verformen. Wenig später stürzte der Bungalow in sich zusammen und verschwand vollständig von der Bildfläche. Als nächstes erging es der Böschung hinter dem Bungalow ebenso. Die grauen Partikel hatten die Hochebene erreicht und breiteten sich immer schneller aus.

      Christopher drehte sich um und rannte weiter. Seine Freunde hatten in der Zwischenzeit einen beträchtlichen Vorsprung herausgeholt. Er beschleunigte und holte sie nach kurzer Zeit ein.

      Ernest bekundete am meisten Probleme. Sein Atem ging schwer. Als er den Anschein erweckte stehenzubleiben, wurde er von Michelle und Keyna an den Oberarmen gepackt und weitergezogen.

      Christopher rannte nun gleichauf mit seinen Freunden, obwohl sie ihn nicht wahrnahmen. Es sah aus, als lebten sie in zwei verschiedenen Welten.

      Ein erneuter Blick zurück ließ ihn zusammenfahren. Von der Bucht, ja sogar