Die drei Klosterkids. Karla Schniering

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Название Die drei Klosterkids
Автор произведения Karla Schniering
Жанр Детские детективы
Серия
Издательство Детские детективы
Год выпуска 0
isbn 9783865066435



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über den Span.

      „Genau, oben ist Norden. Und die Rechtecke sind wahrscheinlich Gebäude. Aber wo soll das sein? Ist das hier in Malgarten? Wir brauchen einen Lageplan vom Kloster, dann können wir das vergleichen. Siehst du irgendwo ein Kreuz?“

      „Wozu denn ein Kreuz?“, fragte Josie, „glaubst du etwa wirklich an einen Schatz?“

      „Keine Ahnung.“ Er drehte den Span um. Auf der Rückseite befand sich die Zeichnung eines kleinen fliegenden Vogels. Die Zwillinge sahen sich an.

      „Könnte das ein Hinweis sein? Aber das ist doch Blödsinn, hier gibt es doch überall Vögel.“

      Da hörten sie ihre Mutter nach Hause kommen. Sie rief: „Jo, Josie, ihr könnt gleich runterkommen, es gibt Pizza.“

      Vorsichtig legten sie den Span wieder in das Papiertaschentuch. Josie ging zum Bücherregal und legte es unter ein Buch. „Morgen sehen wir uns das nochmal bei Tageslicht an, vielleicht haben wir dann eine Idee“, schlug ihr Bruder vor.

      „Na hoffentlich, bis jetzt bin ich etwas ratlos.“

      „Und ich hungrig“, lachte ihr Bruder.

      3. Dezember

      EIN VOGEL???

      Am Morgen gingen Jo und Josie, bevor sie sich zur Schule aufmachten, noch schnell zu der Schautafel des Klosters, um einen Blick auf den Lageplan zu werfen. Die Tafel stand direkt am Torhaus. Einige Bewohner des Klosters hatten dort ihre Hinweise angebracht, was sie auf dem Klostergelände so machten. Hier lebten und arbeiteten schon seit mehr als zweihundert Jahren keine Nonnen mehr. Aber einige Künstler hatten sich hier angesiedelt. Außer der Kirche, dem Äbtissinnenhaus, dem Konventflügel, der Propstei, dem Torhaus und einer Gaststätte gab es auch eine Musikscheune, eine alte Tischlerei, ein leerstehendes Backhaus, mehrere Mehrzweckgebäude und die beiden Friedhöfe.

      „Da ist Norden, und hier wohnen wir“, sagte Josie und zeigte auf das Torhaus. „Aber so viel ist doch auf dem Span gar nicht zu sehen. Welche Gebäude sind denn eigentlich neu?“

      „Pfft, was weiß ich. Wir wissen auch gar nicht, von wann der Span ist, vielleicht ist der schon seit fünfhundert Jahren in der Krippenfigur.“

      „Quatsch!“ Josie lachte. „So alt ist die Krippe bestimmt nicht. Weißt du, was ich glaube? Wir müssen erstmal rausfinden, seit wann die Krippe hier ist, dann können wir eingrenzen, wann der Span ungefähr da reingesteckt wurde …“

      „ … und vergleichen, welche Gebäude es damals hier gab“, vollendete Jo den Satz. Er sah auf die Uhr.

      „Mensch, wir müssen …“ Sie schnappten sich ihre Schulrucksäcke und rannten los. Nick kam ihnen schon entgegen.

      „Na? Habt ihr gestern was entdeckt?“

      „Ja, aber später, wir schreiben doch heute Mathe.“

      Nick ließ die Schultern hängen. „Mist! Das habe ich total vergessen.“

      Josie lachte: „Das machst du doch mit links.“

      Später, auf dem Weg nach Hause, erzählten sie Nick endlich von ihrer Entdeckung. Zuerst wollten sie nicht so recht, aber Nick war wegen der Mathearbeit ziemlich niedergeschlagen. „Die habe ich in den Sand gesetzt!“, meinte er bloß. Da erzählten sie ihm alles. Im Nachhinein erwies sich das als hilfreich, denn Nick sprudelte sofort los: „Cool, wir haben ein Buch über die letzten Jahrhunderte hier in Malgarten und Umgebung. Das suche ich nachher raus und komme heute Nachmittag zu euch. Nach den Hausaufgaben. Ist das spannend! Glaubt ihr wirklich, das ist ein Hinweis auf irgendwas?“

      „Das wissen wir doch gar nicht. Halt bloß die Klappe, Nick, zu keinem ein Wort.“

      „Klar, kein Ton, ich simse, wenn ich das Buch habe, und komme dann. Wisst ihr eigentlich, wo der Ausdruck, die Klappe halten’ herkommt? Hat mir meine Tante in der Kirche erklärt.“

      Jo und Josie schüttelten die Köpfe. „Nö, keine Ahnung.“

      „Dachte ich mir. Zeige ich euch später, in der Kirche, bis dahin.“ Und weg war er.

      „Der ist ja drauf“, meinte Jo. „Hoffentlich hält er auch dicht.“

      „Bestimmt. Meinst du nicht doch, wir sollten den Span jemandem zeigen?“

      Jo blieb stehen. „Nein“, sagte er ernst. „Noch nicht. Das hat Zeit, bis wir mehr wissen.“

      Nick kam am Nachmittag ins Kinderzimmer gestürmt, als Josie gerade die Linien und Rechtecke, die auf einer Seite des Spans zu sehen waren, abzeichnete.

      „Was machst du da?“, fragte Nick, legte das mitgebrachte Buch auf den Schreibtisch und beugte sich über die Zeichnung.

      Josie zeigte auf den Holzspan. „Den haben wir in der Maria gefunden. Damit er nicht kaputtgeht, zeichne ich das alles hier ab. Sieh mal, auf der Rückseite …“ Sie drehte den Span um. „ … da ist ein Vogel.“

      „Der Heilige Geist“, meinte Nick.

      „Was?“, fragte Jo.

      „Na, das ist doch das Symbol für den Heiligen Geist, die Taube. Wisst ihr doch. Irgendwo in der Kirche habe ich die Taube gesehen. Da müssen wir nachher mal nachschauen. Oder jetzt sofort.“

      „Gute Idee, jetzt muss ich den Vogel auch nicht mehr abzeichnen, wir wissen ja, was er bedeutet.“

      Josie legte den Span wieder ins Taschentuch und verstaute alles im Regal. Sie sah auf das Buch, das Nick mitgebracht hatte. „Und? Hast du schon was nachgelesen?“

      Der schüttelte den Kopf. „Wann denn? Ich wollte doch so schnell wie möglich herkommen. Lesen überlasse ich euch.“

      Er grinste schief. Nick las nicht gern, das wussten sie beide. Er spielte lieber am Computer. Aber das hier, das interessierte ihn doch mehr. Sie gingen die Treppe ins Erdgeschoss hinunter und schnappten sich ihre Winterjacken.

      „Wir gehen nochmal los!“, riefen sie ihrer Mutter zu, die gerade über einer Übersetzung brütete.

      „Ist gut“, rief sie zurück. „Aber vor dem Dunkelwerden seid ihr wieder zu Hause.“

      „Was übersetzt sie denn diesmal?“, fragte Nick, der total spannend fand, dass die Mutter von Jo und Josie für einen großen Verlag englische Bücher ins Deutsche übersetzen musste.

      Josie grinste. „Einen historischen Schinken aus der Zeit von Heinrich dem Achten. Sechshundert Seiten Mord und Totschlag.“

      „Da lobe ich mir doch unser beschauliches Malgarten“, sagte Jo.

      „Von wegen, hier war früher auch was los. Die Nonnen untereinander waren auch nicht ohne. Meine Tante, die mit der Klappe, hat mir da ein paar Sachen erzählt …“

      Josie blieb stehen. „Also, das sind ja ganz neue Töne. Ich dachte immer, du sitzt jetzt im Winter am Computer. Wie oft hattest du keine Zeit, weil du irgendein neues Spiel ausprobieren wolltest.“

      Nick sah verlegen Richtung Kirche. „Ja nun, es gibt auch noch ein Leben neben dem Computer. Ist auch egal, aber meine Tante, die hat es echt drauf, die weiß eine ganze Menge total spannender Geschichten von damals. Die Nonnen hier hatten es nämlich gar nicht leicht, besonders wenn sie eine knochenharte Äbtissin hatten.“

      „Ja, wenn die Chefin blöd ist …“, sagte Josie.

      „ … kann sie einem das ganze Leben vermiesen“, vollendete Jo den Satz. „Deshalb ist meine Mutter Freiberufler. Sie hat da auch so ihre Erfahrungen.“ Sie hatten inzwischen die Kirche