Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038. Alexander Merow

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Название Beutewelt V. Bürgerkrieg 2038
Автор произведения Alexander Merow
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783954888139



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wird Japan tun, wenn die Feuer des Krieges ganz Russland erfassen?“, fragten sich die Mitglieder der weißrussischen Regierung in diesen Tagen wieder und wieder.

      Ohne die Unterstützung des mächtigen Inselstaates waren sie gegen die vereinte Macht der schwarz-roten Milizen und GCF-Soldaten auf Dauer chancenlos. Der Kapitalismus und der Kollektivismus, diese angeblichen Todfeinde, begannen sich in diesen Tagen wie zwei alte Freunde zu einer bizarren Front zusammenzuschließen, um ihren gemeinsamen Gegner zu vernichten. Würde Matsumoto seine Bündnispflicht gegenüber Weißrussland und den baltischen Staaten erfüllen? Artur Tschistokjow und seine Getreuen zerbrachen sich darüber die Köpfe und hofften auf eine positive Reaktion aus dem fernen Osten. Erst hatten sie Franks Tod beweinen müssen und jetzt wartete ein schrecklicher Bürgerkrieg gegen einen immer mächtiger werdenden Feind auf sie.

      Prof. Hammer war stolz auf seine wissenschaftlichen Leistungen. Er hatte den neuartigen Plasmawerfer nach intensiven Forschungen in den letzten Wochen noch erheblich verbessern können und die Gefahr, dass die hochmoderne Waffe überhitzte und explodierte, war merklich verringert worden.

      Demnächst sollte sie in Produktion gehen, damit sie im Ernstfall wenigstens einigen Volksarmisten dienen konnte. Herr Wilden hatte vorgeschlagen, zunächst 500 dieser fortschrittlichen Infanteriewaffen herstellen zu lassen. Schließlich gab Artur Tschistokjow grünes Licht für diesen Auftrag.

      In mehreren umgerüsteten Industrieanlagen in Weißrussland und im Baltikum wurde zügig mit der Produktion der wirkungsvollen Kriegsgeräte begonnen. Heute war eine kleine Delegation aus Minsk erneut zum unterirdischen Forschungslabor von Prof. Hammer im Baltikum aufgebrochen, darunter auch der Präsident, sein Außenminister und einige Militärs.

      „Look at this!“, sagte der ergraute Wissenschaftler, setzte sich eine Schutzbrille auf und postierte sich hinter einem Plasmawerfer, den er auf eine Halterung montiert hatte. Die Gäste gingen einen Schritt zurück und warteten ab.

      Kurz darauf zischten gleißende Blitze durch den Raum und ein unheimliches Knistern breitete sich aus. Der Professor gab nicht weniger als 20 Schüsse auf eine dicke Platte aus Stahl ab, die schließlich qualmend und teilweise zerschmolzen mit einem lauten Krachen nach vorne kippte.

      „Great!“, stieß Wilden aus und klatschte. Die anderen taten es ihm gleich. Auch Artur Tschistokjow staunte nicht schlecht. Er ging zu Prof. Hammer herüber.

      „If you shoot too often, the plasmagun overheats!“, warnte er, während sich ihm der Wissenschaftler zuwandte.

      „Ich habe einen verbesserten Kühlmechanismus eingebaut, damit ist die Überhitzungswahrscheinlichkeit des Plasmawerfers deutlich gesunken“, entgegnete der Erfinder auf Deutsch und lächelte stolz.

      „Das ist ein sehr gut Idee!“, antwortete Tschistokjow.

      Die übrigen russischen Gäste verstanden nichts und schauten sich fragend an.

      „I have invented a new cooling mechanism for this weapon!”, erläuterte ihnen Prof. Hammer, den Zeigefinger hebend. Die anderen Besucher nickten und schienen ebenfalls beeindruckt zu sein.

      „Er kann wirklich bis zu 20 Schüsse hintereinander abgeben, ohne zu überhitzen?“, erkundigte sich Wilden noch einmal.

      „Ja, aber das ist die höchste Frequenz. Danach sollte man ihn erst einmal für mindestens eine halbe Stunde nicht mehr abfeuern“, erklärte Prof. Hammer seinem deutschen Landsmann.

      „Aber immerhin!“, gab der Außenminister zurück. „Ein deutlicher Fortschritt im Vergleich zum letzten Mal.“

      „Ich werde weiter an der Verbesserung der Waffe arbeiten. Sie soll irgendwann gar nicht mehr überhitzen können“, sagte der Wissenschaftler und schraubte an dem Gerät herum.

      „Wir müsse so viele Plasmawerfer wie möglich lassen herstellen, Thorsten!“, betonte Artur Tschistokjow und sah seinen Freund freudestrahlend an.

      Wilden grinste: „Damit können wir eine ganze Phalanx aus Panzern zerstören, das ist besser als jede PAK. Gott segne diesen Mann!“

      Der ergraute Erfinder nickte zufrieden, um Wilden dann zu antworten: „Vielen Dank! Es ehrt mich, wenn ich einen so großen Beitrag leisten kann. Und glauben Sie mir, ich habe noch einige andere Konstruktionspläne in der Schublade, an deren Nachbau ich demnächst arbeiten werde!“

      Es war Weihnachten. Zumindest war sich Frank, der in seinem dunklen Zellenloch vor sich hin fror, diesbezüglich relativ sicher. Jedenfalls neigte sich der Dezember des Jahres 2038 seinem Ende zu, wenn er sich beim Zählen der Tage nicht vertan hatte. Kohlhaas war für einige Zeit in seiner halbdunklen Zelle zurückgelassen worden und hatte nur ab und zu ein wenig Wasser und einige Scheiben Brot hineingeworfen bekommen. Ansonsten hatten sie ihn „schmoren“ lassen, wie es der vorgesetzte KKG-Offizier ausdrückte. Heute war er noch einmal verhört worden und sie hatten ihm mit einem Hammer den kleinen Zeh zerschlagen, als er ihnen erneut keine brauchbaren Informationen geben wollte. Nach einigen Schlägen ins Gesicht war er wieder in die Zelle gebracht worden, um ihn dort seinen Ängsten und Qualen zu überlassen. Der stechende Schmerz in seinem Zeh übertönte jenen in seinem angeschwollenen Gesicht allerdings um ein Vielfaches. Wieder und wieder kroch Frank durch die Zelle, von einer schmutzigen Wand zur anderen, und jammerte wie ein verwundetes Tier vor sich hin.

      „Das nächste Mal wirst du richtig mit dem Skalpell bearbeitet, du Pisser!“, hatte ihm der verhörende Offizier noch mit auf den Weg gegeben, bevor er schreiend zurück in die Zelle geschleift worden war.

      Nun verharrte Frank wieder in dem kalten Betonraum, sich für endlos erscheinende Stunden in eine verdreckte, graue Decke einhüllend. Gegen Mittag holten sie ihn schließlich wieder aus dem dunklen Loch heraus und verhörten ihn noch einmal. Wie Nadelstiche klangen die Fragen des hässlichen KKG-Mannes in seinen Ohren und für jede unbefriedigende Antwort ritzte ihm ein kollektivistischer Soldat mit dem Skalpell in die Hautoberfläche seiner Arme.

      Anschließend verpassten sie ihm wieder Stromstöße und schnitten ihm dann den kleinen Finger seiner linken Hand mit einer Geflügelschere ab. Doch Frank, halb verhungert und fast ohnmächtig vor Schmerzen, gab nichts außer gequälten Schreien von sich. In Wahrheit wusste er auch nicht sonderlich viel von den militärischen Vorbereitungen Tschistokjows. Kohlhaas hatte keine Ahnung von der mittlerweile erreichten Heeresstärke der Volksarmee der Rus oder der Anzahl ihrer Panzer.

      „Bringt ihn zurück. Ich muss mir überlegen, ob der Kerl überhaupt noch brauchbar ist!“, erklärte der Offizier mit dem schwarzen Schnauzbart seinen Gehilfen und betrachtete die von Frank stammenden kleinen Blutspritzer an seiner Uniform.

      „Ich kann euch nichts sagen! Ich weiß nichts über die genaue Heeresstärke der Volksarmee. Ich habe nur 1.000 Waräger angeführt, sonst nichts!“, stöhnte der General und hielt sich seine blutende Hand.

      „Halt die Schnauze!“, brummte der KKG-Funktionär zurück und ließ Frank wieder in seine Zelle werfen.

      Der Inhaftierte lag auf dem Rücken und schnaufte leise. Wo früher der kleine Finger seiner linken Hand gewesen war, klaffte jetzt eine mit Blut verkrustete Wunde. Seinen zerschmetterten Zeh hatte er sich nicht mehr angesehen, was nichts daran änderte, dass er nur noch durch die dunkle Zelle humpeln oder kriechen konnte.

      Sieben Mal war die Sonne seit dem letzten Verhör vor seinem kleinen Dachfenster auf- und niedergestiegen. Sieben Nächte voller Ängste und unruhigem Schlaf waren vergangen. Einmal hatten ihn die Kollektivisten mitten in der Nacht mit kaltem Wasser übergossen und dann liegen lassen. Jetzt, wo der Winter mit voller Härte über Russland hereinzubrechen drohte, hätte das seinen Tod bedeuten können.

      Frank pinkelte in einen schäbigen Plastikeimer und stellte ihn wieder neben die Stahltür des Betonraumes. Es stank in seiner Zelle inzwischen wie in einem Kuhstall und er konnte manchmal vor Ekel und Abscheu kaum noch atmen.

      Mit jedem verstreichenden Tag wurden seine Ängste schlimmer und die furchtbaren Erinnerungen an seine Zeit in der Holozelle nagten